Jeder
erinnert sich an den attraktiven jungen Mann, der mit schwarzem Lockenkopf und einer
permanenten Ironie im Konterfei 1984 zum ersten Mal auf sich aufmerksam machen
konnte: Als Carey Mahoney schrieb Steve Guttenberg in „Police Academy“
Filmgeschichte. Nicht, weil er mit einer schauspielerischen Bravourleistung
glänzen konnte, sondern weil Hugh Wilsons Klamauk-Manifest zu einem der größten
kommerziellen Kinoerfolgen dieser Dekade wurde, an dem der gute Herr Guttenberg
durch seinen sympathischen Auftritt gewiss nicht unbeteiligt gewesen war. Noch
drei weitere, ebenfalls mit Erfolg verknüpfte Male durften wir Carey Mahoney
daraufhin mit der Kriminaldienstmarke im Portemonnaie in der Rolle seines
Lebens über die Leinwand spaßen sehen. Aber was wurde aus Steve Guttenberg,
nachdem er das Franchise verlassen hat? Und was macht der jüdische New Yorker
heute eigentlich?
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Guttenberg (l.) in einer seiner Paraderollen: Mahoney |
Sicher, Steve Guttenberg war selbst in seiner Hochphase in den 1980er Jahren
nie ein Superstar der Marke Michael J. Fox („Zurück in die Zukunft“) und ein
wohl nicht gerade unbeträchtlicher Teil der „Police Academy“-Anhänger weiß
nicht einmal, dass Carey Mahoney von einem Typen namens Steve Mahoney
verkörpert wurde. Doch der Familienfilm hatte mit ihm ein neues Mitglied
gefunden: Ob „Cocoon“, „Nummer 5 lebt!“, dem Remake eines französischen
Sommerhits „Noch drei Männer, noch ein Baby“, in dem Guttenberg unter der Regie
von Leonard Nimoy zusammen mit Tom Selleck und Ted Danson unerwartet in die
Vaterrolle rutschten – Der US-Amerikaner hatte seine Sparte in der Branche
gefunden und fühlte sich dort auch sichtlich pudelwohl. In den 1990er Jahren
jedoch kam die Karriere des Steve Guttenberg langsam ins Straucheln: „Drei
Männer und eine kleine Lady“ sorgte für kollektives Gähnen, „The Big Green“
wurde von der Kritik zerrissen und „Familienfest und andere Schwierigkeit“
durfte zwar das Lob des Feuilleton ernten, bleib aber trotz seiner Qualitäten unbekannt.
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Dazu sagen wir einfach mal gar nichts |
Der Abwärtstrend setzte sich immer vehementer fort: Steve Guttenberg war im
Fernsehfilm angelangt und schlug sich durch Produktionen wie „Casper – Wie
alles begann“ und „Im Jenseits sind noch Zimmer frei“, um parallel dazu
komplett im Family-Entertainment durch „Zeus & Roxanne – Eine tierische
Freundschaft“ und „Home Team – Ein treffsicheres Team“ zu versacken. Dass
Guttenberg auch immer für einen Auftritt in Serien gut ist, war schon vor
seinem Durchbruch mit „Police Academy“ Gang und Gäbe, doch es sollte einfach
nicht mehr klappen: „Veronica Mars“ wurde nach drei Staffeln abgesetzt,
„Criminal Intent“ gehörte Vincent D'Onofrio und „Immer wieder Jim“ bot
ebenfalls nur Platz für einen kleinen Cameo. Der Direct-to-DVD-Markt schüttelte
Guttenberg von dort an so richtig durch und spuckte ihn anschließend kaltherzig
auf die Straße. Von einem wirklich hochwertigen Angebot darf Steve Guttenberg
inzwischen wohl nur noch träumen, und selbst im Fernsehfilm würde es nicht mehr zu
einem Kleinod wie „The Day After – Der Tag danach“ von 1983 reichen.
Heute versucht sich Steve Guttenberg darin, der Öffentlichkeit einen Dienst zu
erweisen und setzt sich mit aufgeschwemmter Miene und grauem Ansatz verstärkt
gegen die aufkeimende Jugendkriminalität in den Vereinigten Staaten ein. Sein
Vater, ein Polizist, darf darauf stolz sein und wir, die wir Steve Guttenberg
immer noch im deutschen Fernsehn so gut wie jeden Monat in der zigsten
Wiederholung von einem seiner Filme begegnen, müssen mit einer nostalgisch
motivierten Wehmut feststellen, dass seine Laufbahn den Zenit nicht nur
überschritten, sondern, trotz Beteiligung an Theaterstück wie „The Boys Next
Door“ oder „Prelude to a Kiss“, am Boden angekommen ist. Immerhin aber
hat er mit seinen Präventivmaßnahmen einen Beschäftigung gefunden, von der die
Menschen gewiss mehr haben, als von Vehikeln wie „Der Poseidon-Anschlag“. Aber
man hat ja bekanntlich auch schon Tote auferstehen sehen und vielleicht, auch
wenn es ein dickes Vielleicht ist, treffen wir Steve Guttenberg ja auch mal in den Lichtspielhäusern wieder. Lars von Trier ist doch immer gut
für einen solchen Kracher.
von souli
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