Review: REAL STEEL - Rostfreier Edelkitsch



Fakten:
Real Steel
USA, 2011. Regie: Shawn Levy. Buch: John Gatins, Dan Gilroy, Jeremy Leven, Richard Matheson (Vorlage). Mit: Hugh Jackman, Evangeline Lilly, Dakota Goyo, Anthony Mackie, Kevin Durand, Hope Davis, James Rebhorn, Karl Yune, Olga Fonda, John Gatins u.a. Länge: 127 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
In der nahen Zukunft sind Boxkämpfe zwischen menschlichen Gegnern Vergangenheit, nun treten Roboter gegeneinander an. Der abgehalfterte Ex-Boxer Charlie Kenton hält sich mit schrottreifen Kampfmaschinen und billigen Kirmes-Fights mehr schlecht als recht über Wasser. Dann erfährt er, dass er einen 11jährigen Sohn hat, Max. Auf die Vaterrolle hat Charlie keine große Lust und schließt einen Deal ab mit dem wohlhabenden Mann von Max‘ Tante Debra. Für 100.000 Dollar tritt er das Sorgerecht an sie ab, muss Max allerdings für einige Wochen zu sich nehmen, damit das Paar die geplante Urlaubsreise noch antreten kann. Die angespannte Situation zwischen Vater und Sohn bessert sich, als sie auf einem Schrottplatz einen ausrangierten Roboter finden. Charlie hält nicht viel von dem Auslaufmodell, doch Max sieht das ganz anders. Mit Recht, denn gegen alle Erwartungen erweist sich „Atom“ als echter Champion, die Chance für Charlie, wieder auf die große Bühne zurückzukehren.







Meinung:
„Real Steel“, das ist Hollywood-Effekt-Kino mit süßlichem Coming-Together-Pathos aus dem Lehrbuch. Eine reizvolle Ausgangslage um eine Zukunft, in der sich nicht mehr Menschen, sondern gewaltige Roboter im Boxring auf die Omme hauen, technisch wie zu erwarten absolut zeitgemäß und durchaus sehenswert, inhaltlich vorhersehbarer als Sonnenschein in der Wüste und sich munter bei unzähligen von Zero-to-Hero-Storys bedienend, insbesondere bei der Sly Stallone 80er Trash-Bombe „Over the Top“.


Großer Junge, großes Spielzeug.
Hugh Jackman als der runtergekommene Rumtreiber, der sich notgedrungen seines neunmalklugen (und UNFASSBAR nervigen!) Sohnemanns annehmen muss und im Laufe der Zeit nicht nur wieder in die Erfolgsspur zurückfindet, sondern – natürlich – auch die Liebe für sein eigen Fleisch und Blut entdeckt. Herzerwärmend. Regisseur Shawn Levy setzt wie gewohnt auf massiven CGI-Einsatz, sonst nur auf altbekanntes Gesülze von vorgestern. Aufdringlich, unverblümt, zuweilen fast sogar schon komisch und nicht selten eher ätzend, eigentlich ist „Real Steel“ so ein Film, der mit seinem platten Emotions-Geschleime direkt auf den Schrottplatz gehört. Eigentlich, aber irgendwo schrappt das Ganze dann doch noch an der totalen Bruchlandung vorbei. Es ist wohl dieses Kleine-Jungen-Herz, das immer noch in der Brust der meisten erwachsenen Männern schlägt. Da prügeln sich große Roboter in einem Ring und ja, das ist doch irgendwie cool. Was da abseits der Seile abgeht mag noch so dusselig und spießig-familientauglich sein, einen gewissen Charme kann man dem halt nicht absprechen.


"Are you talking to me?"
Gerade weil das alles so berechenbar und verkitscht bis zum Gehtnichtmehr ist, kann man sich getrost zurücklehnen, hier und da mal grinsen oder lächelnd den Kopf schütteln und sich ganz einfach berieseln lassen. Kurzweilig ist der Eintopf aus tollen Effekten und den Spielberg-typischen Zutaten für einen braven Eventfilm mit der Extra-Portion Zuckerguss ehrlich gesagt schon. Eine ganz einfach gestrickte Rummelplatz-Sensation, die ab und an sogar mal einen Treffer landet und nie ernsthaft langweilt. Nimmt natürlich viel zu oft die Deckung runter und fängt sich dann einen verheerenden Treffer nach dem anderen ein, taumelt, wird mehr als einmal angezählt, wenn am Ende der Gong erklingt, haben es alle ohne bleibende Schäden überstanden und könne sich sportlich fair die Hand schütteln.


Gehört in die Kategorie 'unwichtiger, erprobt-manipulativer Unterhaltung', bei der sich ganz gelungene und nervige Momente mehr oder weniger grob die Waage halten. Mal relativ nett, mal furchtbar daneben (nochmal: Dieser Bengel, dafür müssten Babyklappen in Übergröße eingebaut werden), unterm Strich gut verdaulicher Hochglanz-Schrott, den der Papa mit dem kleinen Sohn an einem Sonntagnachmittag gucken kann. Der Kleine freut sich und staunt Bauklötze, Papa kommt um SpongeBob  herum, muss man auch mal so sehen. Eine Win-Win-Situation.

5 von 10 Schattenboxern.

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