Fakten:
John F. Kennedy – Tatort Dallas/JFK – Tatort Dallas (JFK)
John F. Kennedy – Tatort Dallas/JFK – Tatort Dallas (JFK)
USA. 1991. Regie: Oliver Stone.
Buch: Oliver Stone, Zachary Sklar. Mit: Kevin Costner, Tommy Lee Jones, Joe
Pesci, Sissy Spacek, Kevin Bacon, Gary Oldman, Jack Lemmon, Walter Matthau,
John Candy, Sally Kirkland, Michael Rooker, Dondald Sutherland, Vincent
D’Onofrio, Tony Plana, Wayne Knight u.a. Länge: 189 Minuten (Kinofassung), 206
Minuten (Director’s Cut). FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD erhältlich.
Handlung:
Zwei Jahre nach dem öffentlichen Mord an John F. Kennedy setzt sich Bezirksstaatsanwalt Jim Garrison mit dem wahren Ursprung des Verbrechens auseinander, denn für ihn ist die Einzeltätertheorie um den angeblichen Lee Harvey Oswald mehr als zweifelhaft. Zusammen mit seinem Team sucht er nach Hinweisen und Anhaltspunkten, die seine Vermutungen verfestigen könnten, doch je tiefer er gräbt, desto mehr Fragen kommen auf, genau wie er sich mehr Feinde, als Freunde dadurch macht.
Meinung:
Das Opening von „John F. Kennedy – Tatort Dallas“ ist bereits ein inszenatorischer Geniestreich: Originalaufnahmen von Kennedys Ankunft in Dallas, breitgrinsend verlässt er den Privatflieger und besteigt die für ihn vorgesehene Limousine, um sich der jubelnden Menschenmasse ohne Verdeck auf der linken und rechten Seite im Stadtkern zu widmen; Kennedy ist ein Superstar, ein politisches Vorbild, einige seiner aufgebrachten Anhänger fallen in Ohnmacht, während sich die riesige Uhr am Dealey Plaza mit bleierner Schwere unerbittlich auf 12 Uhr 31 vorkämpft. Die folgenden Bilder sind allseits bekannt, drei Schüsse ertönen, Kennedy sackt in seinem Sitz zusammen, heilloses Chaos und Panik auf den Straßen. Oliver Stone verleiht diesem Augenblick jedoch ein ganz neues, beängstigendes Klima, in dem er die Archivaufnahmen wie in einer Dokumentation als einen mechanischen Ablauf selektiert, dabei aber die Militärtrommeln eines John Williams unaufhörlich wabern lässt; jeder Schlag gleicht dem Hall des Gewehrschusses, jede neue Perspektive, jedes neue Stilmittel dient nicht nur der Illustration, sondern auch der Kombination.
Das Opening von „John F. Kennedy – Tatort Dallas“ ist bereits ein inszenatorischer Geniestreich: Originalaufnahmen von Kennedys Ankunft in Dallas, breitgrinsend verlässt er den Privatflieger und besteigt die für ihn vorgesehene Limousine, um sich der jubelnden Menschenmasse ohne Verdeck auf der linken und rechten Seite im Stadtkern zu widmen; Kennedy ist ein Superstar, ein politisches Vorbild, einige seiner aufgebrachten Anhänger fallen in Ohnmacht, während sich die riesige Uhr am Dealey Plaza mit bleierner Schwere unerbittlich auf 12 Uhr 31 vorkämpft. Die folgenden Bilder sind allseits bekannt, drei Schüsse ertönen, Kennedy sackt in seinem Sitz zusammen, heilloses Chaos und Panik auf den Straßen. Oliver Stone verleiht diesem Augenblick jedoch ein ganz neues, beängstigendes Klima, in dem er die Archivaufnahmen wie in einer Dokumentation als einen mechanischen Ablauf selektiert, dabei aber die Militärtrommeln eines John Williams unaufhörlich wabern lässt; jeder Schlag gleicht dem Hall des Gewehrschusses, jede neue Perspektive, jedes neue Stilmittel dient nicht nur der Illustration, sondern auch der Kombination.
Garrison kämpft um die Wahrheit. |
Mit der Figur des Jim Garrison möchte Oliver Stone seinem Publikum einen idealistischen Saubermann vorstellen; einen Bezirksstaatsanwalt aus New Orleans, der sich für Recht und Ordnung einsetzt und nach dem strengen Kodex der Gerechtigkeit agiert, ohne sich selber in so manches Schlagloch zu katapultieren. Verkörpert wird dieser engagierte Strahlemann von dem damals überaus beliebten Kevin Costner, ein Frauenschwarm und Kassenmagnet – Und frischgebackener Oscargewinner. Es liegt nun keinesfalls an Costners Darbietung, der macht seine Sache außerordentlich gut und weiß sein Charisma auf die Rolle des nach Wahrheit eifernden Anwalts problemlos zu übertragen, nur die weiße Weste, die Oliver Stone seinem Dreh- und Angelpunkt zusprechen möchte, die ist genauso heuchlerisch wie seine Medien-Kritik im drei Jahre später folgenden „Natural Born Killers“, schließlich war Garrison in Kontakten zum organisierten Verbrechen verstrickt und soll Zeugen reichlich indiskret bedroht haben. Ein kleiner Riss in dem ansonsten mehr als beeindruckenden Gesamtbilde.
Recherchieren, recherchieren, recherchieren… |
Kein Wunder also, dass die damalige Presse beinahe Amok gelaufen ist, dass Oliver Stone Drehbücher gestohlen wurden und er sich der Verachtung unzähliger Personen stellen musste: Die Wunden klafften auch noch 28 Jahre später, und sie werde auch weiterhin schmerzen, wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit. In „John F. Kennedy – Tatort Dallas“ geht es deshalb auch nicht nur allein darum, eine Verschwörungstheorie um den Tod des Präsidenten glaubwürdig zu chiffrieren, es ist auch ein Appell an die globale Bevölkerung, die nicht immer das fressen soll, was ihnen durch sogenannte „Respektspersonen“ und die Medien vorgegaukelt wird. Vor allem doch dann nicht, wenn die Ungereimtheiten in einem derart eklatanten Umfang auftreten und keinerlei analoge Aufklärung zulassen. Mit Lee Harvey Oswald hatte man dann einen Verantwortlichen, die Achse des Bösen und ein greifbares Bild des Attentates. Oliver Stone schüttelt entrüstet den Kopf, denn die Diskrepanz beginnt bereits bei der zeitlichen Schussfolge, in der in wenigen Sekunden drei Schüsse abgegeben wurden, die nie und nimmer nur von einer Person getätigt werden konnten.
Weiß der mysteriöse Mister X
mehr?
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„John F. Kennedy – Tatort Dallas“ lebt von seinen Thesen, von Theorien und Spekulationen, doch je tiefer Oliver Stone seinen Hauptdarsteller bohren lässt, desto größer werden die Schnittstellen und Hohlräume, desto größer die Fragen, auf die es keine Antworten zu geben scheint, irgendwo im stickigen Dickicht aus Krieg und dem elendigen Geld. Wenn Kevin Costner am Ende in einem Gerichtsaal explodiert, Lincoln-Zitate am laufenden Band abfeuert und das moralische Plädoyer auf den orgastischen Höhepunkt zusteuert, dann ist das überzogen, dann hat das nichts mit der Realität zu tun, doch es passt letztlich in das evozierte Bild, seinen eigenem Konzept ein Fundament zu verleihen, es wenigstens zu versuchen, auch wenn man scheitern muss. Dabei wird dem Film auch genau das Feeling zugesprochen, wie es sich lediglich die echten 70er-Jahre-Polit-Thriller aneignen durften. Oliver Stone ist mit „John F. Kennedy – Tatort Dallas“ auf der Höhe seines Schaffens angekommen, ein mutiges, hochspannendes und höchste Konzentration forderndes Mammutwerk. Da können die Amis auch heute noch gerne so viel Feuer spucken wie sie wollen, Stones Opus Magnum trifft genau die richtigen Töne, auch wenn sie das nicht wahrhaben wollen/können/dürfen.
9 von 10 Schüssen aus dem Hinterhalt
Von Souli
toller text
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