Review: LAUF UM DEIN LEBEN - VOM JUNKIE ZUM IRONMAN - Wie Sport Leben retten kann



Fakten:
Lauf um dein Leben – Vom Junkie zum Ironman
Deutschland. 2008. Regie: Adnan G. Köse. Buch: Adnan G. Köse, Fritjof Hohagen. Mit: Max Riemelt, Jasmin Schwiers, Uwe Ochsenknecht, Axel Stein, Robert Gwisdek, Ismail Deniz, Udo Schenk, Leslie Malton, Ingo Naujoks u.a. Länge: 102 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.


Story:
Der junge Andreas lebt in den Achtzigern irgendwo im Ruhrgebiet. Zusammen mit seinen Freunden ist er immer auf der Suche nach Drogen, nach dem nächsten Trip. Dafür lässt er sich immer mehr auch zu Gewalt und Diebstahl hinreißen. So versinkt er nach und nach Drogensumpf, steht bereits am Rande des Abgrunds und droht herunterzustürzen. Doch Liebe und Sport geben ihm einen kleinen Hoffnungsschimmer, sein Leben doch noch auf die Reihe zu kriegen.




Meinung:

Ein Film, den ich mir eigentlich nur angesehen habe, weil ich aus einer der triathlonverrücktesten Regionen Deutschlands komme und ich damals auch live dabei war, als Andreas Niedrig diesen Debütantenweltrekord (von dem im Film die Rede ist) aufgestellt hat. Quasi vor meiner Haustür. Beim Ironman Europe in Roth, der heute nur noch schlicht und einfach „Challenge Roth“ heißt, seit ewigen Jahren bereits die Weltrekordstrecke auf der Langdistanz ist und von den Teilnehmerzahlen und der Stimmung am Streckenrand der vielleicht größte und beste der ganzen Welt ist. Außerdem war Andreas Niedrig vor mittlerweile vielen Jahren schon höchstpersönlich in unserer Schule und hat einen Vortrag über, naja, über sein Leben gehalten. Das ging einem dann als damals 15- oder 16-jährigen schon ziemlich nahe.


Der Film selbst hat mich überrascht. Zwar sieht Max Riemelt völlig anders aus als der reale Triathlet, aber er spielt gut und schafft es, sowohl den Junkie als auch den Triathleten glaubwürdig zu verkörpern. Von den vielen bekannten Gesichtern, unter anderem Udo Schenk, Jasmin Schwiers, Uwe Ochsenknecht und Leslie Malton, blieb mir merkwürdigerweise Axel Stein sehr positiv im Gedächtnis hängen. Er zeigt in diesem Film stellenweise, dass er durchaus mehr kann als den verblödeten Proleten von nebenan zu spielen. So eine Art nicht ganz so verblödeter Prolet von nebenan, der aber auch Gefühle zeigt und Tiefgang besitzt.


Der Abstieg Niedrigs und seiner Freunde in den Drogensumpf, die zunehmende Gewalt, die Probleme mit Familie, Trainer, Mitmenschen, die bekommen viel Raum, auch wenn sich einige Aspekte manchmal wiederholen und so den Film nicht unbedingt weiterbringen. Gerade diese Phasen kommen stellenweise deswegen sehr zäh daher und ziehen sich doch recht stark. Trotzdem schafft es der Film, Emotionen beim Zuschauer zu wecken und gleichermaßen Symoathie wie Antipathie für Andreas Niedrig aufzubauen.


Der falsche und der echte (rechts) Andreas Niedrig
Leider wird mir der Triathlonaspekt in der Geschichte zu wenig und zu kurz dargestellt. Die Frage, warum denn ausgerechnet Triathlon als „Ersatz“ oder Kompensation für die Drogensucht herhalten muss, wird zwar kurz und durch manchmal sehr versteckte Anspielungen angedeutet, aber eben nicht mehr. Darauf hätte man sicher noch mehr eingehen können, ja vielleicht sogar müssen. Auch Niedrigs Trainer, der laut seinen persönlichen Erzählungen einen enormen Anteil am Ausstieg aus dem Drogensumpf hatte, wird meiner Meinung nach einfach zu wenig in den Film eingebunden. Die Leistung, einen Triathlon durchzustehen, die Qualen, die damit verbunden sind, die Anstrengungen, das alles wird einfach am Ende zu schnell, zu hastig, zu reibungslos abgearbeitet. Da hätten dem Film durchaus 15 bis 20 Minuten mehr nicht geschadet. Oder man hätte die Zeit bei der ein oder anderen Länge im ersten Teil nehmen sollen.


Insgesamt bleibt aber doch ein Film stehen, der die Drogen-Thematik und das Leben von Andreas Niedrig vielleicht etwas zu sehr im Schwarz-Weiß-Schema, aber doch glaubwürdig und gut darstellt und der somit, besonders bei Sympathien für den Triathlonsport und Gefallen an Storys mit gefallenen Menschen, die sich wieder aufrappeln können, durchaus sehenswert ist.


6,5 von 10 unmenschliche Ausdauerleistungen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen