Review: THE VENGEANCE OF SHE - Keine Rache, nicht mal kalt serviert



Fakten:
The Vengeance of She
GB, 1968. Regie: Cliff Owen. Buch: Peter O'Donnell. Mit: John Richardson, Olga Schoberová (Olinka Berova), Edward Judd, Colin Blakely, Derek Godfrey, André Morell, Jill Melford, George Sewell, Noel Willman u.a. Länge: 97 Minuten. FSK: ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.


Story:
Die bildhübsche Carol landet als blinde Passagierin auf einer Jacht. Sie leidet an Amnesie und wird von merkwürdigen Visionen geplagt, in denen jemand nach ihr ruft, sie irgendwo hinlocken will. Psychiater Philip ist nicht nur wegen dieser Geschichte sehr interessiert an der Augenweide. Carol und Philip verschlägt es nach Afrika, wo sie auf den Ursprung des Lockrufes stossen: Das verborgene Königreich Kuma, beherrscht vom unsterblichen Killikrates. Er glaubt, in Carol die Reinkarnation seiner geliebten Ayesha gefunden zu haben. Als Herr über die Flamme der Unsterblichkeit will er sie für immer an sich binden.






Meinung:
"She" ("Herrscherin der Wüste") war 1965 einer der aufwendigsten und gleichzeitig erfolgreichsten Filme der Hammer-Studios, weshalb eine Fortsetzung unter rein kommerziellen Gesichtspunkten eigentlich nur logisch war. Zwei Jahre später folgte dann "The Vengeance of She", dessen Erfolg jedoch weitesgehend ausblieb und eher mässige Kritiken bekam. Verwunderlich ist das nicht, mit diesem extrem unnötigen (jetzt rein aus künstlerischer Sicht) Sequel hat das Studio sich und seinen Fans keinen Gefallen getan.


Kuma-Dart für echte Männer
War der Vorgänger mit den Hammer-Grössen Peter Cushing und Christoper Lee, sowie Beauty-Queen Ursula Andress noch recht prominent besetzt, hat der Nachleger aus dem alten Cast nur noch den schon damals eher unauffällig bis leicht nervigen John Richardson zu bieten. Cushing und Lee wären in ihren Rollen auch nicht mehr möglich gewesen, Andress hätten die Verantwortlichen gerne wieder verpflichtet, die hatte aber keine Lust. Als Ersatz wurde die junge Tschechin Olga Schoberová (umgetauft in Olinka Berova) engagiert. Optisch definitv eine gute Wahl, mein lieber Mann, da konnte auch die Andress gegen einpacken. Viel zu sagen hat sie allerdings nicht, selten habe ich eine Hauptdarstellerin mit so wenig Text gesehen. Vielleicht lag es an mangelnden Englischkenntnissen, aber in Anbetracht der Dinge, die der Rest vom Cast in der zweiten Filmhälfte so von sich gibt, ist es nicht schade um jedes nichtgesprochene Wort.


Links wird geschmachtet, rechts verschwört
Um von vorne anzufangen: "The Vengeance of She" beginnt eigentlich ganz charmant und zumindest grob interessant. Während der Erstling zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielte, ist dieser Teil in der (damaligen) Gegenwart angesiedelt, also in den Swinging Sixties. Die hübsche Olga, pardon, Olinka, darf zu einem launigen Titelsong ihre heissen Kurven durchs Bild schwingen, wird vom hässlichsten Trucker aller Zeiten aufgesammelt, der sie erst unsittlich begrabbeln will, dann aber vom eigenen "Baby" überrollt wird, und landet im Anschluss auf einer Jacht mit wohlsituierten, feierfreudigen Briten. Bis dahin ist das alles irgendwie nett, weil für Hammer auch etwas ungewohnt. Alles so hell und entspannt, Sommer, Sonne, schickes Mädel und da kommt sogar etwas gewollter Humor rein, warum nicht? Sobald sich die Story dann nach Afrika und später in die verborgene Stadt Kuma verlagert, wird es nur noch öde, einfallslos und manchmal sogar extrem nervig. Autor Peter O`Donnell scheint an totaler Sendepause gelitten zu haben. Das orientiert sich grob an den Abläufen des Vorgängers (der trotz des Erfolges jetzt sooo toll auch nicht war und ist), nur in ganz langweilig und ohne jede Höhepunkte.


Genau genommen passiert bis zum Finale fast gar nichts, ausser das die Herrschaften (Olg..äh, Olinka, hat ja Sprechverbot), in erster Linie der furchtbar gestellzte John Richardson, sülzig vor sich her schwafelnd, ewiges Leben, ewige Liebe, bla bla, grauenvoll. Die im Original schon manchmal etwas unausgewogene, insgesamt aber noch charmante Mixtur aus Abenteuer, Fantasy und Romanze geht hier gar nicht auf, das hat was von einer Seifenoper mit schmachtenden Herrschern, hinterfotzigen Schurken und hübschen Frauen zum hübsch rumstehen. Langweilig, erneut aufgekocht und nicht mal warm geworden. Der reisserische Titel ist darüberhinaus die absolute Mogelpakung, von "Vengeance" kann überhaupt nicht die Rede sein, wie auch? Etwas unverschämt.


Selbst Freunde von "She" sollten darum einen Bogen machen. Ausser es reicht, dass die Hauptdarstellerin waffenscheinpflichtig ist.

4 von 10 Hammer-Novelas

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