Review: DER BOXER - Punktsieg gegen Hass und Terror

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Fakten:
Der Boxer (The Boxer)
IE, USA, 1997. Regie: Jim Sheridan. Buch: Jim Sheridan, Terry George. Mit: Daniel Day-Lewis, Emily Watson, Brian Cox, Gerard McSorley, Ken Stott, Ciarán Fitzgerald, Kenneth Cranham u.a. Länge: 114 Minuten. FSK: Freigegeben an 12 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Nach 14 Jahren wird IRA-Aktivist Danny Flynn aus dem Gefängnis entlassen. Die Zeit hat ihn geläutert, sein altes Leben will er hinter sich lassen. Wieder in Freiheit nimmt der einst talentierte Boxer das Training wieder auf und ruft zusammen mit seinem ehemaligen Coach Ike den alten Box-Club wieder ins Leben. Deren Ideologie, keinen Unterschied zwischen Protestanten und Katholiken zu machen, ist einigen seiner alten Weggefährten ein Dorn im Auge. Speziell Harry, einem extrem radikalen IRA-Soldat, der sich innerhalb der Organisation einen Machtkampf mit dem eigentlichen Anführer Joe liefert. Joe ruft zum Waffenstillstand auf, will durch Diplomatie die Ziele durchsetzen, Harry kennt nur die Sprache des Terrors. Zusätzlicher Sprengstoff: Danny und Maggie, die Tochter von Joe, waren vor 14 Jahren ein Paar. Nun ist sie mit Danny ehemals besten Freund verheiratet, der jedoch noch inhaftiert ist. Die Liebe zwischen Danny und Maggie flammt wieder auf, doch für die Ehefrau eines IRA-Mitglieds ist so was eine Todsünde.


                     

                                                                                 
Meinung:
Nach "Mein linker Fuss" und "Im Namen des Vaters" die dritte Zusammenarbeit des irischen Regisseurs Jim Sheridan und seinem Landsmann Daniel Day-Lewis. Wie schon bei "Im Namen des Vaters" widmet sich Sheridan dem allesbeherrschenden Themas seiner Heimat, dem jahrzehntelang tobenden, blutigen Terror-Kriegs der IRA gegen die britische Regierung. 



Aus dem einen Käfig in den nächsten...
Im Mittelpunkt des Geschehens steht allerdings nicht die Darstellung dieses Konflikts, wobei er natürlich eine entscheidende Rolle spielt. Sheridan vermischt verschiedene Zutaten aus Polit-Thriller, Sportdrama und tragischer Lovestory zu einem leider nicht immer homogenen, im grossen und ganzen dennoch gelungenen Film, dem das Herzblut des Regisseurs jede Sekunde anzusehen und zu spüren ist. Mit seinem Liebling Day-Lewis ist er im Besitz eines leistungsstarken Zugpferds, der sich diesmal jedoch etwas zurückhaltender präsentiert als oft gewohnt. Das soll keine Kritik an seiner Leistung bedeuten, die Rolle erfordert schlicht kein so extrovertiertes Spiel. Ausgenommen die Box-Szenen, in denen mal wieder zu sehen ist, wie sehr sich der Perfektionist auf seine Rollen vorbereitet. Es macht den Anschein, als wenn Day-Lewis schon jahrelang im Ring stehen würde, bemerkenswert. Die Sportszenen sind dabei aber, wie der IRA-Konflikt, nur eine Facette der Geschichte, letztendlich ist es eventuell das, was sich an "Der Boxer" kritisieren lässt. Irgendwie ist der Film nie so richtig greifbar, schwer einzuordnen, eine etwas deutlichere Festlegung hätte ihm vielleicht gut getan. Aber wirklich nur vielleicht.


Seltene Momente des Glücks
Denn Sheridan geht es nicht um die Bedienung von Genre, die Message sowie die Millieu- und Zeitcharakterisierung stehen im Vordergrund. Er zeigt Belfast, zumindest dessen Problemviertel, als zerrüttetes Schlachtfeld im Krieg zwischen Untergrundrebellen, Militär und Polizei, als sozial-religiös gespalteten Brennpunkt. Die deprimierende Stimmung vermittelt Sheridan grandios und präsentiert besonders an einer Stelle auf schockierend-bedrückende Weise, wie aufgeladen die Situation ist und der fragile, vorrübergehend ausgerufenen Waffenstillstand jederzeit in purem Chaos und blanker Gewalt eskalieren kann. In diesen Momenten ist "Der Boxer" unglaublich stark und kann es mühelos mit den ganz Grossen aufnehmen. Am Ende hinterlässt er ein unbehagliches Gefühl, da er die Hilflosigkeit aufzeigt, welche sich aus Jahrzehnten von Hass und Gewalt ergibt. Allein deshalb sollte Sheridans Werk unbedingt gesehen werden, auch wenn es nicht an seinen "Vorgänger" "Im Namen des Vaters" herankommt. Und bevor ich es vergesse: Der Cast, neben Day-Lewis, ist richtig stark. Besonders Gerard McSorley als verblendeter Hassprediger hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

 
7 von 10 Knockouts

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