Review: BOTSCHAFTER DER ANGST - Gehirnwäsche und die perfekte Waffe



Fakten:
Botschafter der Angst (The Manchurian Candidate)
USA. 1962. Regie: John Frankenheimer. Buch: George Axelrod. Mit: Frank Sinatra, Laurence Harvey, Angela Lansbury, Janet Leigh, Henry Silva, James Gregory, Leslie Parrish u.a. Länge: 126 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.


Story:
Eine Einheit amerikanischer Soldaten kommt nach Gefangennahme im Koreakrieg in die USA zurück. Einstimmig berichten die Soldaten, dass Raymond Shaw, Sohn einer machthungrigen Senatorengattin, die Truppe heldenhaft aus der Gefangenschaft befreien konnte. Shaw wird als Kriegsheld verehrt, seine Mutter will daraus politisch Kapital für ihren Ehemann schlagen. Nur Major Ben Marco bekommt nach und nach durch merkwürdige Alpträume Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser Heldengeschichte. In seinen Träumen sieht er nämlich, wie mit Shaw und allen anderen Soldaten durch Kommunisten eine Gehirnwäsche vollzogen wurde. Und Shaw zur willenlose Mordwaffe umfunktioniert wurde. Wahrheit oder nur Einbildung?




Meinung:
Gehirnmanipulation, Gedankenkontrolle, die Suche nach der perfekten Waffe.


Eine Mordmaschine sollte keinen Revolver haben.
In den 50ern bis in die 70er Jahre hinein war dies eine wichtige Aufgabe in der CIA. Im geheimen Projekt MK Ultra versuchten die Amerikaner mit verschiedensten Varianten, die Gedanken von Soldaten zu kontrollieren, feindlichen Gefangenen und Spionen im Kalten Krieg auch die letzten Informationen herauszuquetschen. Die CIA ging dabei mit sehr drastischen Mitteln vor, schreckte auch vor (wahrscheinlich! Letztlich wird es aber ungeklärt bleiben) Mord an eigenen Wissenschaftlern, die in diesem Projekt nicht mehr mitmachen wollten, nicht zurück. Die CIA wandte dabei Medikamenten- und Drogenexperimente an, Hypnose, Elektroschocktherapien und sogar Gehirnoperationen an. Auch Ärzte aus ehemaligen Konzentrationslagern wurden von der CIA angeworben. Und das alles für die Suche nach Kontrolle des menschlichen Willens, auf der Suche nach einer perfekten Tötungsmaschine. Und vor allem aus Angst, dass der Gegner, in der damaligen Zeit die UdSSR oder allgemein das kommunistische Lager, diese Waffe eher hatte als die USA.


Viele Filme haben sich mit diesem Thema direkt oder indirekt beschäftigt. „Shutter Island“, „Fletchers Visionen“ und natürlich auch „Einer flog über das Kuckucksnest“. „Botschafter der Angst“ oder im Original „The Manchurian Candidate“ greift ebenfalls dieses Thema auf. Er spielt mit der Angst der Amerikaner, dass Kommunisten, hier eben aus der Mandschurei, durch Gehirnmanipulation, schlussendlich durch Konditionierung, einen Killer in die USA schleusen, ohne dass dieser selbst weiß, dass er eine sehr gefährliche Mordwaffe ist.


Dies sind Hintergrund und Ausgangslage für John Frankenheimers spannenden Politthriller. Er greift diese Angst der Amerikaner und die gefährliche Grundsituation des Kalten Krieges geschickt auf, um diese Elemente für einen Thriller um Intrigen und Verschwörungen in der amerikanischen Politik umzufunktionieren. Dabei scheint der Film phasenweise schon satirischen Charakter zu erhalten. Dazu verwendet Frankenheimer zahlreiche Rückblenden und Traumsequenzen, die nach und nach immer mehr Licht in die verworrene und dunkle Geschichte bringen.


Eine Mutter, die nur das Beste für ihren Sohn will?
Die Geschichte alleine kann schon sehr gut fesseln, zu einem noch stärkeren Film wird sie aber durch die hervorragenden Darsteller. Laurence Harvey spielt den zurückhaltenden Raymond Shaw ausgezeichnet und auch Frank Sinatra mimt Major Marco klasse. Aber diese Leistungen werden von einer Frau in den Schatten gestellt: Angela Lansbury. Sie spielt die Mutter von Raymond und das mit einer Skrupellosigkeit, Machtbesessenheit, Bösartigkeit und Kälte, dass man diese Frau sofort hassen möchte. Hervorragend. Überragend. Selten etwas so perfekt Böses gesehen. Eine mehr als verdiente Oscar-Nominierung sprang dabei am Ende heraus. Das Ende ist leider nicht so gut umgesetzt, wie es in Richard Condons Roman beschrieben wurde. Mittlerweile gibt es übrigens eine Neuinterpretation des Stoffes von Regisseur Jonathan Demme („Das Schweigen der Lämmer“) mit Denzel Washington, Liev Schreiber und Meryl Streep, die aber nicht ganz bei der Frankenheimer-Verfilmung mithalten kann, durch eine interessante Umstrukturierung des Stoffes jedoch (Hintergrund des Irakkriegs statt Koreakrieg, Veränderung des großen Feindes von kommunistischen Staaten hin zum kapitalistischen Großunternehmen) ebenfalls ein durchaus sehenswerter Streifen.


Unterm Strich ein enorm spannender Politthriller mit sehr interessanter Geschichte (vor allem, wenn man die Hintergründe zu MK Ultra kennt) und hervorragenden Darstellern, der trotz seines Alters noch außerordentlich gut zu fesseln weiß.


8,5 von 10 Karo-Damen

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