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Review: HALLOWEEN H20 - 20 JAHRE SPÄTER - Zurück zu den Wurzeln

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Fakten:
Halloween H20 – 20 Jahre später (Halloween H20: 20 Years Later)
USA, 1998. Regie: Steve Miner. Buch: Robert Zappia, Matt Greenberg. Mit: Jamie Lee Curtis, Adam Arkin, Josh Hartnett, Michelle Williams, LL Cool J, Adam Hann-Byrd, Jodi Lyn O’Keefe, Janet Leigh, Joseph Gordon-Levitt, Branden Williams, Marion Chambers Whittington u.a. Länge: 83 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
20 Jahre ist es her, dass Laurie Strode die Halloween-Nacht überlebte, in der ihr Bruder Michael Myers die Jagd auf sie eröffnete und dabei etliche Menschenleben auslöschte. Inzwischen lebt sie unter falschen Namen und leitet als Direktorin eine abgelegene, elitäre Privatschule. Ihre Vergangenheit hat sie jedoch niemals losgelassen. Noch heute wird sie von Albträumen geplagt, sieht ihren Bruder an jeder Straßenecke. Mit Alkohol und Medikamente versucht sie das Trauma zu unterdrücken. An diesem Halloweenabend kann sie ihm direkt ins Gesicht blicken: Michael lebt tatsächlich noch und hat sie aufgespürt. Laurie muss sich ihrem Dämon stellen, denn ihr 17jährige Sohn John ist nicht wie geplant mit auf einen Schülerausflug gefahren, sondern will mit seinen Freunden eine geheime Party auf dem Gelände feiern. Ein Grund, zu kämpfen.






Meinung:
Totgesagte leben länger, besonders wenn sie Freddy Krueger, Jason Vorhees oder eben Michael Myers heißen. Mit dem sechsten Teil der Reihe – „Der Fluch des Michael Myers“ – schien die Serie endgültig an seinem (unrühmlichen) Ende angelangt. Nicht nur wegen des Todes von Darsteller Donald Pleasence, von Beginn an als hartnäckiger Widersacher Dr. Loomis mit an Bord, der kurz nach Ende der Dreharbeiten verstarb. Durch den unsäglichen Hokuspokus, der der Figur Michael Myers im ursprünglichen finalen Teil angedichtet wurde, entfernte man sich erheblich vom eigentlichen Geist der Serie, die Nummer war endgültig durch. Das berühmte Ende mit Schrecken, dachte man. Pünktlich zum zwanzigjährigen Jubiläum kam die Rolle rückwärts, Michael war wieder da und die Macher beschritten vom Ansatz den einzig richtigen Weg.


Geschwister beim Stadtbummel.
„H20“ erlaubt sich den Luxus, alle Filme nach dem zweiten völlig zu ignorieren, eigentlich als niemals existent zu verleugnen und baut seine Story einzig und allein auf der Basis der ersten beiden Teile auf. Kein Sterbenswort davon, dass es nach den Vorfällen um Laurie Strode in der Halloweennacht von 1978 noch dutzende andere Morde gab, Myers schien wirklich seit 20 Jahren von der Bildfläche verschwunden zu sein. Eine interessante, sicher gewagte, allerdings aufgrund des hanebüchenen letzten Teils eine vollkommen richtige Entscheidung. Im echten Leben lassen sich Fehler der Vergangenheit selten rückgängig machen, im Film durchaus, also warum nicht? Möglich macht das  Jamie Lee Curtis, die nach 17 Jahren wieder zu dem Franchise zurückkehrt, dass sie damals berühmt machte und den Beinamen Scream-Queen einbrachte. Als Laurie Strode, die sich nun Keri Tate nennt, hat sie an den Erlebnissen der damaligen Nacht noch hart zu knabbern. Sie versucht so gut es geht am täglichen Leben teilzuhaben, kann die Maskerade für Außenstehende halbwegs aufrecht erhalten, ist innerlich jedoch eine gebrochene Frau, die ohne Wein und Medikamente kaum den Tag überstehen würde. Michael Myers hat sie damals nicht getötet, aber ihr Leben zerstört. Es wird seitdem von ihm und der panischen Angst vor seiner Rückkehr dominiert, sein Antlitz verfolgt sie Tag für Tag, nicht nur in ihren Träumen.


"Magst du gerne Horrorfilme?"
Curtis nach so langer Zeit wieder in dieser Rolle zu sehen ist für Fans tatsächlich so was wie ein Klassentreffen und ihre Leistung aller Ehren wert. Während man anderen Darsteller(inne)n bei solchen Back-to-the-Roots-Veranstaltungen eher mal unterstellen muss, dass Karrieretief und leere Bankkonten die Unterschrift unter den Vertrag setzten, scheint sie wirklich Lust auf diesen Film zu haben. Sie ist als verstörtes Nervenbündel ebenso überzeugend wie als taffe Löwenmutter, wenn sie um ihr eigen Fleisch und Blut zu beschützen sich endgültig ihrer Nemesis stellen muss. Traumatherapie mit dem Küchenmesser, nach alter Familientradition. Das direkte Aufeinandertreffen der Geschwister stellt zweifelsohne das Highlight des siebten „Halloween“-Films dar, der sonst leider eher enttäuscht als befriedigt. Dabei hat er relativ gute Voraussetzungen wie Ansätze und mit Steve Miner einen fähigen, Genre-erfahrenen Regisseur (u.a. Teil 2 & 3 der „Freitag, der 13.“-Serie, „House – Das Horrorhaus“, „Warlock – Satans Sohn“ oder hiernach noch „Lake Placid“), an dessen grundsolider Inszenierung es auch wenig zu bemängeln gibt. Insgesamt orientiert sich der Film stilistisch deutlicher an dem grandiosen Original von John Carpenter als praktisch alle anderen Nachfolger, mit Ausnahme vielleicht des direkt anschließenden zweiten Teils, ohne dabei jemals dessen Klasse zu erreichen. Die Eröffnungssequenz – in der übrigens dem jungen Joseph Gordon-Levitt eine recht einschneidende Erfahrung zuteil wird – zählt klar zu den gelungensten Momenten, danach verschwindet Michael zu lange von der Bildfläche.


Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?
Zwar war dies bei Carpenter auch nicht anders, auch dort war Myers lange nur eine fast unsichtbare Bedrohung, die im Dunkeln oder hinter einer Hecke lauerte, die unheilvolle Grundspannung kommt dabei nur nicht auf. Interessanter wäre es wohl gewesen, die Paranoia von Laurie geschickter auszuspielen, dem Zuschauer zu suggerieren, dass ihr vielleicht wirklich nur die gestörte Psyche einen bösen Streich spielt. Durch den Auftakt und die unbestreitbare Existenz von Myers funktioniert das selbstverständlich nicht und schürt eher die Ungeduld, wann es denn endlich losgeht. Problematisch ist in der Hinsicht besonders die knappe Laufzeit von gerade mal 80 Minuten. Wenn Michael letztlich seiner Passion nachgeht, ist der Film schon zu zwei Dritteln vorbei und hat kaum noch Luft, um richtig Gas zu geben. Schnell müssen die verzichtbarsten Personen über den Jordan geschickt werden, das wirkt zu rasch und gehetzt, einfach unverhältnismäßig zur gesamten Länge. „H20“ steht klar sein gegen Ende einfallslos wirkendes Skript im Weg, welches das unbestreitbar vorhandene Potenzial wenig nutzt. Durch die geringe Anzahl der Figuren und den begrenzten zeitlichen Spielraum fällt der Bodycount für einen „Halloween“-Film sogar extrem gering aus und beschränkt sich auf ein kurzes Zeitfenster, der Showdown kommt zu plötzlich und wirkt knapp gehalten, der Film hätte locker 20 Minuten mehr vertragen können, um nicht so abrupt beendet und ungeschickt abgestimmt zu erscheinen.


Bemerkenswert ist allerdings der Cast, unter dem sich (heute) einige sehr klangvolle Namen finden: Neben Curtis treten nicht nur ihre Mutter – Filmlegende Janet Leigh – in einem Cameo als ihre Sekretärin und die bereits damals bekannten Gesichter Adam Arkin und LL Cool J in den Nebenrollen auf, gerade die Besetzung der Teenies ist interessant. Der bereits erwähnte Joseph Gordon-Levitt hat nur wenig Screentime, dafür gibt Josh Hartnett sein Leinwanddebüt als Laurie’s Sohn John und als seine Freundin ist die heutige A-Darstellerin Michelle Williams zu sehen. Macht den Film zwar nicht immens besser, nur ein Fakt am Rande. Letztlich ist „H20“ zwar ambitioniert und versteht sich wohl eher als Spannungsfilm denn als typischer Slasher, kann dafür aber eben kaum Spannung erzeugen. Bemüht wirkt er, hat seine Ideen und vereinzelte Momente, ist handwerklich stabil gemacht, wirkt aber irgendwie unfertig oder eher nicht engagiert zu Ende gedacht. Sehr bedauerlich, so bleibt es bei dem löblichen Versuch, das Resultat ist eher verzichtbar. Immerhin besser als Teil 5, 6 und natürlich  der furchtbare Nachfolger „Halloween: Resurrection“, was allerdings keine große Kunst ist. 

4,5 von 10 zweckentfremdeten Schlittschuhen

Review: THE FOG - NEBEL DES GRAUENS - Irgendwas ist in dem Nebel...

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http://ablogofhorror.files.wordpress.com/2012/01/the-fog-mid.jpg
                                                                          

Fakten:
The Fog – Nebel des Grauens (The Fog)
USA, 1980. Regie: John Carpenter. Buch: John Carpenter, Debra Hill. Mit: Adrienne Barbeau, Jamie Lee Curtis, Janet Leigh, John Houseman, Tom Atkins, James Canning, Charles Cyphers, Nancy Loomis, Hal Holbrook, Ty Mitchell u.a. Länge: 90 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Vor genau 100 Jahren lockten die Bewohner der kleinen, kalifornischen Insel Antonio Bay ein Schiff auf die Felsen und kosteten der Besatzung das Leben. Jetzt, zur hundertjährigen Feier der Gemeinde, zieht eine dichte Nebelbank auf die Insel zu. In diesem Nebel lauern die Geister der Vergangenheit, bereit zur Vergeltung.


                                                           


Meinung:
„Is all that we see or seen but a dream within a dream?“
- Edgar Allan Poe –


John Carpenter zitiert Edgar Allan Poe, zu der Zeit war das absolut gerechtfertigt. Auch wenn Carpenter hier noch in seinen Anfangsjahren war, es waren die Zeiten, die ihn zu den einflussreichsten Genre-Regisseuren seiner Zeit (und bis heute) gemacht haben. „The Fog“ ist wahrscheinlich sogar sein „schwächster“ Film in der unglaublichen Zeit zwischen 1976 („Assault – Anschlag bei Nacht“) und 1982 („Das Ding aus einer anderen Welt“) und zudem – man mag es rückblickend kaum glauben – sein einziger, klassischer „Geister-Film“. Das bei einem Regisseur, der den Horrorfilm geprägt hat und durch ihn groß geworden ist. Das Carpenter auch dieses „altbackene“ Sub-Genre mehr als nur versteht (oder verstand), sieht man bei „The Fog“...und daran, wie sehr die Neuauflage von 2005 an den Klippen den Sachverstandes zerschellte, ganz ohne Irrlichter und Nebel.


Sie kommen im Nebel...
Natürlich wirkt Carpenters Film nach so vielen Jahren an einigen Stellen angestaubt, lässt sich nicht leugnen. Dazu muss gesagt werden, dass auch „The Fog“ noch eine relativ kleine Produktion war, wie alle seine Filme bis dahin. Was er daraus macht, ist aussschlaggebend. Die Effekte sind nicht der Rede wert, aber effizient in Szene gesetzt. Speziell die Kamera von Dean Cundey sei erwähnt, der im dichten Nebel die schemenhaften Geister wundervoll einfängt. Viel besser, als es zu erwarten wäre. Dazu pumpt der gewohnte Carpenter-Score, sicher nicht so prägnant wie bei „Assault – Anschlag bei Nacht“ oder „Halloween – Die Nacht des Grauens“, dennoch punktgenau und enorm stimmig. Speziell zum Ende ist das eine Wucht. Der treibt, der peitscht, er schnürt dich ein. John Carpenter lädt zur Geisterstunde auf Antonio Bay und Genre-Freunde dürfte nach wie vor ein gewiss nostalgischer, dabei sehr angenehmer Schauer über den Rücken laufen. Was konsequenten Spannungsaufbau, Atmosphäre und Gefühl für die Materie angeht, macht(e) Carpenter so schnell keiner was vor.


 "Irgendwas ist in dem Nebel..."


...sie richten im Nebel.
Mit dem Nebel kommt die Angst, den Figuren wird so schleichend das Fürchten gelehrt wie dem Zuschauer. In der kürze der Laufzeit entstehen natürlich keinerlei Längen, jede Minute ist eine geschickt konstruierte Geisterbahn vor eigentlich idyllischer Kulisse...solange die Sicht klar ist. Die Angst vor dem Unbekannten, alten Legenden, dem Schicksal, der Erblast, dem Grauen aus dem nicht Sichtbaren...Carpenter spielt das alles aus, inszeniert es im Rahmen seiner Möglichkeiten außergewöhnlich, baut seine Bedrohung so geschickt auf, das können heute nur wenige (oder wer überhaupt?) Der Cast ist für so ein Projekt sogar mehr als beachtlich, wobei John im eigenen Teich angelt. Nancy Loomis und Charles Cyphers waren schon bei „Assault – Anschlag bei Nacht“, sowie bei „Halloween – Die Nacht des Grauens“ an Bord, Jamie Lee Curtis stieß dann dazu. Ihre Mutter und Film-Legende Janet Leigh („Im Zeichen des Bösen“, „Psycho“) mischt nun auch mit, der großartige Hal Holbrook spielt den Priester mit dem schlechten Gewissen und selbst der Meister himself hat einen kurzen Cameo-Auftritt (ganz am Anfang). Nur am Rande, denn letztendlich ist das gar nicht so relevant.


Viel wichtiger ist bei „The Fog“ seine Grundstimmung, seine unglaubliche Bedrohung, das Böse in Lauerstellung. Erstaunlich, dass sich dieser Regisseur nie wieder an typische Geistergeschichten wagte, denn er beherrscht das spielend und wahnsinnig geschickt. Das ist nicht immer auf dem Niveau eines unsterblichen Klassikers, aber auf dem Niveau eines kleinen Klassikers. Als solcher darf „The Fog“ ohne Frage bezeichnet werden. Low-Budget-Geisterstunde von einem damaligen Wunderkind. Kleine Schwächen sind verziehen, so was würde man sich heute händeringend wünschen. Warum John Carpenter einer der wichtigsten Regisseure des letzten Jahrhunderts war, ein weiterer (und nicht mal der wichtigste) Beweis. Gespenstisch, dicht wie Hechtsuppe, mit spitzen Haken. Wunderbar.

8 von 10 Leuchttürmen.

Review: IM ZEICHEN DES BÖSEN - Verstümmeltes Meisterwerk

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http://bloodymurder.files.wordpress.com/2012/02/touch_of_evil-2.jpg

Fakten:
Im Zeichen des Bösen (Touch of Evil)
USA, 1958. Regie & Buch: Orson Welles. Mit: Charlton Heston, Janet Leigh, Orson Welles, Joseph Calleia, Akim Tamiroff, Ray Collins, Dennis Weaver, Mort Mills, Marlene Dietrich, Harry Shannon, Zsa Zsa Gabor u.a. Länge: 95/111 Minuten (Kinofassung/Directors Cut). FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Im Grenzgebiet zwischen den USA und Mexiko explodiert eine Autobombe und tötet den Bauunternehmer Linnekar. Deponiert in Mexiko, gezündet in den USA. Ein, im wahrsten Sinne des Wortes, grenzwertiger Fall. Sowohl der mexikanische Ermittler Vargas und sein amerikanischer Kollege Quinlan, ein äußerst harter Hund, sind an dem Fall dran. Daraus entwickelt sich zunächst eine Partnerschaft wider Willen, die bald in das komplette Gegenteil umschlägt.


                                                                        


Meinung:
Allein die Entstehungsgeschichte um dieses Meisterwerk könnte mehrere Seiten füllen. Es ist eine Schande, wie mit Orson Welles seiner Zeit umgegangen wurde und mehr als erstaunlich, wie sehr die damaligen Verantwortlichen von Universal das vorliegende Material verkannten, verstümmelten, abänderten und als Krönung das „fertige“ (eher vergewaltigte) Endprodukt lediglich als Teil eines Double-Features in den Kinos verheizte. Welles hatte danach endgültig die Schnauze voll von Hollywood (nachdem er vorher schon ins europäische Exzil geflüchtet war, diese Demontage seiner Kunst war dann der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte). Heute kann man darüber nur den Kopf schütteln und müsste jeden schwer ohrfeigen, der daran beteilgt war. Die Review bezieht sich auf den „Directors Cut“, wenn man es denn so nennen kann. Er entstand 1998, auf Grundlage des 58seitigen (!) Memos, das Welles damals an Universal schickte, nachdem er (bei einem Test-Screening!) geschockt war, was aus seinem Werk gemacht wurde. Es wurde ignoriert, der Film kam nach dem Gusto des Studios raus (mit zum Teil nachgedrehten Szenen ohne Welles), eine Unverschämtheit, mal abgesehen davon, wie brillant die „aktuelle“ Version ist, die wohl am ehesten dem entspricht, was sich Welles gedacht hatte.


Grenzenlose Liebe.
Alles beginnt mit einer unglaublichen Plansequenz, die knapp vier Minuten umfasst und in dieser Zeit schon die wahnsinnige Akribie wie das visionäre Talent von Orson Welles eindrucksvoll zum Vorschein bringt. Wie  aufwendig und detailliert geplant diese wenigen Minuten sind, was letztendlich nicht zwingend erforderlich gewesen wäre, so aber einen großen Moment der Filmgeschichte darstellt. Es gibt natürlich noch längere, größere Sequenzen dieser Art, aber „Im Zeichen des Bösen“ war immer als reines B-Movie geplant. Welles schrieb nicht nur das ursprüngliche Skript um, er inszeniert den Stoff so meisterhaft, dass er tatsächlich einen Film für die Ewigkeit geschaffen hat. Entstanden nach der großen Blütezeit des Film Noir und vor dem Umbruch durch das New-Hollywood-Kinos Ende der 60er, ein Grenzgänger, passend zur Geschichte, nur wohl nicht als dieser geplant. Tragische Randnotiz. Sonst wäre ihm sicher die Ehre zu Teil geworden, die er schon damals verdient hätte.


Das Setting ist maßgebend zur Geschichte, zum Konflikt der beiden Protagonisten, Vargas (Charlton Heston) und Quinlan (Orson Welles). Durch ein übergreifendes Attentat zur Zusammenarbeit gezwungen, werden sie nicht zu Partnern, sondern Gegnern. Dabei verkörpert der „Mexikaner“ Vargas nicht den „Bösewicht“, sondern sein US-Pendant Quinlan, ein rassistischer, selbstgerechter und unfassbar widerwärtiger Großkotz, von Welles famos verkörpert. Als Hüter des Gesetzes auftretend, ist er eigentlich das Böse auf drei Beinen. Vargas entdeckt schnell, dass sein gottesgleicher Kollege richtig Dreck am Stecken hat und beschwört dessen Zorn herauf. Aus dieser spannenden Gundkonstellation macht Welles einen großartigen Film Noir, besetzt ihn bis in kleinste Rollen erstaunlich prominent (Marlene Dietrich, Zsa Zsa Gabor), verlässt sich nicht nur auf seine ohnehin spannende Grundprämisse, sondern kitzelt jedes erdenkliche Detail aus ihr heraus.


The Good and the Bad Ugly.
Der Kampf der beiden Alphamännchen, der „Gute“ gegen den (offiziell guten) „Bösen“, dazu kommt ein Sideplot, der entscheidend Einfluss nimmt und das eigentlich ausschlaggebende Verbrechen entpuppt sich als (nicht reiner) MacGuffin (muss man gesehen haben), Hitchcock war bestimmt neidisch. „Im Zeichen des Bösen“ ist so überlegt, in seiner Charakterisierung, Storyentwicklung wie Inszenierung, ein außergewöhnliche Leistung in allen Bereichen. Orson Welles untermauert seinen Status als prägender Filmemacher in jedem Moment, überlässt nichts dem Zufall und gibt selbst seine vielleicht besste darstellerische Performance ab. So grandios abartig, hässlich und dämonisch musst du dich erst mal zur Schau stellen. Damit zementiert er eine Rolle, die sich so schnell nicht einreißen lässt.

Packend bis in Letzte, düster, durchtrieben und seiner Zeit meilenweit voraus, das ist „Im Zeichen des Bösen“, nicht weniger als ein Meisterwerk der Filmgeschichte, in allen Belangen. Große Kunst, seinerzeit brutal gedemütigt, heute in seinem Status anerkannt, Gott sei Dank. Viel besser geht es kaum, auch heute noch.

9 von 10 Autobomben.


Review: BOTSCHAFTER DER ANGST - Gehirnwäsche und die perfekte Waffe

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Fakten:
Botschafter der Angst (The Manchurian Candidate)
USA. 1962. Regie: John Frankenheimer. Buch: George Axelrod. Mit: Frank Sinatra, Laurence Harvey, Angela Lansbury, Janet Leigh, Henry Silva, James Gregory, Leslie Parrish u.a. Länge: 126 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.


Story:
Eine Einheit amerikanischer Soldaten kommt nach Gefangennahme im Koreakrieg in die USA zurück. Einstimmig berichten die Soldaten, dass Raymond Shaw, Sohn einer machthungrigen Senatorengattin, die Truppe heldenhaft aus der Gefangenschaft befreien konnte. Shaw wird als Kriegsheld verehrt, seine Mutter will daraus politisch Kapital für ihren Ehemann schlagen. Nur Major Ben Marco bekommt nach und nach durch merkwürdige Alpträume Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser Heldengeschichte. In seinen Träumen sieht er nämlich, wie mit Shaw und allen anderen Soldaten durch Kommunisten eine Gehirnwäsche vollzogen wurde. Und Shaw zur willenlose Mordwaffe umfunktioniert wurde. Wahrheit oder nur Einbildung?




Meinung:
Gehirnmanipulation, Gedankenkontrolle, die Suche nach der perfekten Waffe.


Eine Mordmaschine sollte keinen Revolver haben.
In den 50ern bis in die 70er Jahre hinein war dies eine wichtige Aufgabe in der CIA. Im geheimen Projekt MK Ultra versuchten die Amerikaner mit verschiedensten Varianten, die Gedanken von Soldaten zu kontrollieren, feindlichen Gefangenen und Spionen im Kalten Krieg auch die letzten Informationen herauszuquetschen. Die CIA ging dabei mit sehr drastischen Mitteln vor, schreckte auch vor (wahrscheinlich! Letztlich wird es aber ungeklärt bleiben) Mord an eigenen Wissenschaftlern, die in diesem Projekt nicht mehr mitmachen wollten, nicht zurück. Die CIA wandte dabei Medikamenten- und Drogenexperimente an, Hypnose, Elektroschocktherapien und sogar Gehirnoperationen an. Auch Ärzte aus ehemaligen Konzentrationslagern wurden von der CIA angeworben. Und das alles für die Suche nach Kontrolle des menschlichen Willens, auf der Suche nach einer perfekten Tötungsmaschine. Und vor allem aus Angst, dass der Gegner, in der damaligen Zeit die UdSSR oder allgemein das kommunistische Lager, diese Waffe eher hatte als die USA.


Viele Filme haben sich mit diesem Thema direkt oder indirekt beschäftigt. „Shutter Island“, „Fletchers Visionen“ und natürlich auch „Einer flog über das Kuckucksnest“. „Botschafter der Angst“ oder im Original „The Manchurian Candidate“ greift ebenfalls dieses Thema auf. Er spielt mit der Angst der Amerikaner, dass Kommunisten, hier eben aus der Mandschurei, durch Gehirnmanipulation, schlussendlich durch Konditionierung, einen Killer in die USA schleusen, ohne dass dieser selbst weiß, dass er eine sehr gefährliche Mordwaffe ist.


Dies sind Hintergrund und Ausgangslage für John Frankenheimers spannenden Politthriller. Er greift diese Angst der Amerikaner und die gefährliche Grundsituation des Kalten Krieges geschickt auf, um diese Elemente für einen Thriller um Intrigen und Verschwörungen in der amerikanischen Politik umzufunktionieren. Dabei scheint der Film phasenweise schon satirischen Charakter zu erhalten. Dazu verwendet Frankenheimer zahlreiche Rückblenden und Traumsequenzen, die nach und nach immer mehr Licht in die verworrene und dunkle Geschichte bringen.


Eine Mutter, die nur das Beste für ihren Sohn will?
Die Geschichte alleine kann schon sehr gut fesseln, zu einem noch stärkeren Film wird sie aber durch die hervorragenden Darsteller. Laurence Harvey spielt den zurückhaltenden Raymond Shaw ausgezeichnet und auch Frank Sinatra mimt Major Marco klasse. Aber diese Leistungen werden von einer Frau in den Schatten gestellt: Angela Lansbury. Sie spielt die Mutter von Raymond und das mit einer Skrupellosigkeit, Machtbesessenheit, Bösartigkeit und Kälte, dass man diese Frau sofort hassen möchte. Hervorragend. Überragend. Selten etwas so perfekt Böses gesehen. Eine mehr als verdiente Oscar-Nominierung sprang dabei am Ende heraus. Das Ende ist leider nicht so gut umgesetzt, wie es in Richard Condons Roman beschrieben wurde. Mittlerweile gibt es übrigens eine Neuinterpretation des Stoffes von Regisseur Jonathan Demme („Das Schweigen der Lämmer“) mit Denzel Washington, Liev Schreiber und Meryl Streep, die aber nicht ganz bei der Frankenheimer-Verfilmung mithalten kann, durch eine interessante Umstrukturierung des Stoffes jedoch (Hintergrund des Irakkriegs statt Koreakrieg, Veränderung des großen Feindes von kommunistischen Staaten hin zum kapitalistischen Großunternehmen) ebenfalls ein durchaus sehenswerter Streifen.


Unterm Strich ein enorm spannender Politthriller mit sehr interessanter Geschichte (vor allem, wenn man die Hintergründe zu MK Ultra kennt) und hervorragenden Darstellern, der trotz seines Alters noch außerordentlich gut zu fesseln weiß.


8,5 von 10 Karo-Damen

Review: PSYCHO - Mutter hat Butterbrote geschmiert

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http://eatbrie.com/large_posters_files/PsychoLC8.jpg

Fakten:
Psycho
USA, 1960. Regie: Alfred Hitchcock. Buch: Joseph Stefano, Robert Bloch (Vorlage). Mit: Anthony Perkins, Vera Miles, John Gavin, Janet Leigh, Martin Balsam, John McIntire, Simon Oakland, Frank Albertson, Patricia Hitchcock, Vaughn Taylor, Lurene Tuttle, John Anderson u.a. Länge: 106 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
Die Sekretärin Marion Crane stiehlt 40.000 Dollar aus dem Tresor ihres Chefs und flüchtet aus der Stadt. Das Unwetter zwingt sie, in dem abgelegenen Bates-Motel einen ungeplanten Zwischenstop einzulegen. Der Rest ist Spoiler wie Geschichte...



Meinung:
Glück gehabt, Zimmer frei, Dusche warm...
Eine hübsche Blondine, 40.000 $, ein Platzregen, ein entlegenes Motel, das dunkle Haus auf dem Hügel, eine Silhouette am Fenster, 12 meist leere Zimmer, ausgestopfte Vögel, Butterbrote, ein Loch in der Wand, eine Dusche, ein Wischmopp, ein Sumpf,...
Eine Legende.



...die ist aber KALT...
"Psycho" ist für mich Hitchcocks bester Film, ein Meisterwerk vom Meister, ein Lehrstück für Spannung und Atmosphäre, ein Film für die Ewigkeit. So zeitlos sind ganz wenige Filme. Selbst wenn noch mal 50 Jahre ins Land ziehen, er wird auch dann noch das Publikum in seinen Bann ziehen. Hitchcock bewieß Mut und verfilmte eine Geschichte, an die sich zur damaligen Zeit wohl kaum jemand gewagt hätte. Zu sehr brach sie mit den damaligen Sehgewohnheiten, zu verstörend hätte sie für die Zuschauer sein können, speziell das Ende, dass selbst heute noch für nachhaltige Gänsehaut sorgt. Kaum vorzustellen, wie das 1960 gewirkt haben muss. Wie ich die unwissenden Leute beneide, die damals sicherlich vollkommen aufgelöst und wild diskutierend das Kino verlassen haben müssen. Hitchcocks Risikobereitschaft hat sich voll ausgezahlt, zu recht ist "Psycho" ein Klassiker und Pflichtprogramm für jeden Filmfreund.


...oh, sorry, Mutter kümmert sich darum.
Das liegt nicht ausschließlich an der Geschichte, ganz entscheidend ist die Art der Inszenierung. Die beklemmenden Sets, in erster Linie natürlich das unheimliche Bates-Haus, das geniale Spiel mit der Kamera, die cleveren Einstellungen, das brillante Gespür für Timing, die durch Mark und Bein gehende Musik. "Psycho" würde nie so wirken, wenn das alles nicht so unglaublich perfekt abgestimmt wäre. Die Stimmung saugt einen förmlich auf und lässt einen selbst nach dem Abspann lange nicht mehr los.


Nicht unschuldig daran: Anthony Perkins in der Rolle seines Lebens. Eine grandiose Vorstellung, bei der es ihm tatsächlich gelingt, diese schwierige Figur bis ins kleinste Detail von Mimik, Gestik und Körperhaltung perfekt zu erfassen. Allein seine letzte Einstellung...woha!


Einer der handwerklich besten Filme, die ich jemals gesehen habe, in der Hinsicht eigentlich perfekt. Selbst wenn man das Ende kennt oder es schon erahnt (heutzutage nicht mehr ganz so schwer, dafür hat der Film zu viele Filmemacher inspiriert und das Thema wird gerne immer wieder verwendet) verliert er nichts an seiner Magie.


Zudem ist "Psycho" ein Beispiel dafür, dass man so etwas nicht kopieren kann. Das Remake hat kopiert was zu kopieren ging, ist trotzdem ein kompletter Reinfall. Magie lässt sich nicht kopieren. 

10 von 10 Duschvorhängen