Fakten:
Im Zeichen des Bösen (Touch of
Evil)
USA, 1958. Regie & Buch: Orson
Welles. Mit: Charlton Heston, Janet Leigh, Orson Welles, Joseph Calleia, Akim
Tamiroff, Ray Collins, Dennis Weaver, Mort Mills, Marlene Dietrich, Harry
Shannon, Zsa Zsa Gabor u.a. Länge: 95/111 Minuten (Kinofassung/Directors Cut).
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Im Grenzgebiet zwischen den USA und
Mexiko explodiert eine Autobombe und tötet den Bauunternehmer Linnekar. Deponiert
in Mexiko, gezündet in den USA. Ein, im wahrsten Sinne des Wortes,
grenzwertiger Fall. Sowohl der mexikanische Ermittler Vargas und sein
amerikanischer Kollege Quinlan, ein äußerst harter Hund, sind an dem Fall dran.
Daraus entwickelt sich zunächst eine Partnerschaft wider Willen, die bald in
das komplette Gegenteil umschlägt.
Meinung:
Allein die Entstehungsgeschichte um
dieses Meisterwerk könnte mehrere Seiten füllen. Es ist eine Schande, wie mit
Orson Welles seiner Zeit umgegangen wurde und mehr als erstaunlich, wie sehr
die damaligen Verantwortlichen von Universal das vorliegende Material
verkannten, verstümmelten, abänderten und als Krönung das „fertige“ (eher
vergewaltigte) Endprodukt lediglich als Teil eines Double-Features in den Kinos
verheizte. Welles hatte danach endgültig die Schnauze voll von Hollywood
(nachdem er vorher schon ins europäische Exzil geflüchtet war, diese Demontage
seiner Kunst war dann der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte). Heute
kann man darüber nur den Kopf schütteln und müsste jeden schwer ohrfeigen, der
daran beteilgt war. Die Review bezieht sich auf den „Directors Cut“, wenn man
es denn so nennen kann. Er entstand 1998, auf Grundlage des 58seitigen (!)
Memos, das Welles damals an Universal schickte, nachdem er (bei einem
Test-Screening!) geschockt war, was aus seinem Werk gemacht wurde. Es wurde
ignoriert, der Film kam nach dem Gusto des Studios raus (mit zum Teil
nachgedrehten Szenen ohne Welles), eine Unverschämtheit, mal abgesehen davon,
wie brillant die „aktuelle“ Version ist, die wohl am ehesten dem entspricht,
was sich Welles gedacht hatte.
Grenzenlose Liebe. |
Das Setting ist maßgebend zur
Geschichte, zum Konflikt der beiden Protagonisten, Vargas (Charlton Heston) und
Quinlan (Orson Welles). Durch ein übergreifendes Attentat zur Zusammenarbeit
gezwungen, werden sie nicht zu Partnern, sondern Gegnern. Dabei verkörpert der
„Mexikaner“ Vargas nicht den „Bösewicht“, sondern sein US-Pendant Quinlan, ein
rassistischer, selbstgerechter und unfassbar widerwärtiger Großkotz, von Welles
famos verkörpert. Als Hüter des Gesetzes auftretend, ist er eigentlich das Böse
auf drei Beinen. Vargas entdeckt schnell, dass sein gottesgleicher Kollege
richtig Dreck am Stecken hat und beschwört dessen Zorn herauf. Aus dieser
spannenden Gundkonstellation macht Welles einen großartigen Film Noir, besetzt
ihn bis in kleinste Rollen erstaunlich prominent (Marlene Dietrich, Zsa Zsa
Gabor), verlässt sich nicht nur auf seine ohnehin spannende Grundprämisse,
sondern kitzelt jedes erdenkliche Detail aus ihr heraus.
The Good and the Bad Ugly. |
Packend bis in Letzte, düster, durchtrieben
und seiner Zeit meilenweit voraus, das ist „Im Zeichen des Bösen“, nicht
weniger als ein Meisterwerk der Filmgeschichte, in allen Belangen. Große Kunst,
seinerzeit brutal gedemütigt, heute in seinem Status anerkannt, Gott sei Dank.
Viel besser geht es kaum, auch heute noch.
9 von 10 Autobomben.
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