Review: THE GAME - Alles nur ein Spiel?


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Fakten:
The Game
USA, 1997. Regie: David Fincher. Buch: John D. Brancato, Michael Ferris. Mit: Michael Douglas, Deborah Kara Unger, Sean Penn, James Rebhorn, Peter Donat, Carroll Baker, Anna Katarina, Armin Müller-Stahl u.a. Länge: 123 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Multimillionär Nicholas Van Orten ist ein abgebrühter, aber ebenso verbitterter und einsamer Geschäftsmann. Sein Geburtstag ist für ihn jedes Jahr wieder eine lästige Tatsache, doch seinen 48. Ehrentag wird er nie wieder vergessen. Sein Bruder Conrad schenkt ihm die Teilnahme an einem Spiel. Mehr aus Neugier als echtem Interesse begibt sich Nicholas zum Sitz der Firma CRS. Was genau das Spiel sein soll, wird nicht verraten. Nicholas muss einige physische wie psychische Tests über sich ergehen lassen, mehr erfährt er nicht und lebt sein Leben weiter. Bis es plötzlich komplett aus den Fugen gerät. Merkwürdige Dinge häufen sich, sein Alltag wird vollkommen auf den Kopf gestellt, sogar in Lebensgefahr gerät er. Ist das alles Teil des Spiels? Ist es noch ein Spiel, oder war es überhaupt jemals eins? Nicholas gerät in einen Alptraum, der ihn an seine Grenzen führt.






                                                                                   





Meinung:
Mit kühler Eleganz führt uns David Fincher in die Welt von Nicholas Van Orten ein. Einem zynischen Unsympathen, der in seinem selbst gewählten goldenen Käfig hockt, sich von seinen lästigen Mitmenschen abschottet – zumindest auf emotionaler Ebene – so weit es ihm möglich ist. So elegant zieht Fincher diesem Ekelpaket dann zunächst auch den Perserteppich unter den 2000-Dollar-Schuhen weg, bricht den goldenen Käfig auf und zerstört mit sichtlicher Freude die kalte, heile Arschloch-Welt. Ja, „The Game“ ist durchgehend sehr stimmungsvolles, enorm stylisches Paranoia-Kino, welches in seinen besten Momenten wie ein moderner Hitchcock wirkt und seine grandiose Grundidee gelegentlich sehr geschickt auslotet. Leider nicht konstant, mit sichtbaren Schwächen und sie am Ende gnadenlos verpuffen lässt.


Er hat gar nicht gebohrt...
Bedacht entwickelt „The Game“ einen kribbeligen Spannungsbogen, baut nicht auf urplötzlich herbeigeführte Tempo-Thrills, sondern lässt seinen zunächst so unnahbaren Protagonisten langsam in seine persönliche Hölle schlittern, die in erster Linie aus dem Verlust der totalen Kontrolle besteht. Wenn ihm bewusst wird, wie hilflos er dem Treiben ausgeliefert ist, wie sehr er als Marionette in einem unberechenbaren Real-Life-Theater gefangen ist und ihm zusehends seine als selbstverständlich erachtete Dominanz aus den Händen gleitet, bröckelt die steinharte Fassade des Alphamännchens nicht nur, sie gleicht bald einem Trümmerfeld. Van Orten – hervorragend von Michael Douglas verkörpert – wird vom Raub –zum Fluchttier und der Zuschauer darf sich wie er immer wieder die Frage stellen, wann er sich in einem „sicheren“ Spiel befindet, wann nicht (mehr) oder ob er von vornherein in etwas hinein geraten ist, was nichts damit zu tun hat. Lässt man sich darauf ein, kann „The Game“ enorm fesseln, auch wenn die Spannung manchmal etwas zu sehr auf leisen Sohlen schleicht. Worauf das Ganze hinaus laufen könnte deutet sich immer mal wieder an, doch bis kurz vor Schluss scheint jede Option noch möglich. Nur gerade und tragischerweise in seinem Finale lässt „The Game“ so unbefriedigend die Hosen runter, dass es einen leider die vorher aufgebaute Stimmung rückwirkend leicht zerstört.


Ein Bonze sieht rot.
Man kann es mit der Show einen Magiers vergleichen. Der entwickelt über fast 2 Stunden eine Illusion, baut sie geschickt auf, schafft es sogar, den eher skeptischen und immer hinterfragenden Zuschauer ab einen gewissen Punkt voll mitzunehmen, um ihn schlussendlich dann mit seiner verpatzten Pointe wieder ruckartig auf den Boden der Realität knallen zu lassen. Viel mehr noch, als wenn er am Ende seine Tricks sogar selbst entlarfen und erklären würde, statt das Publikum in dem wohligen Gefühl zurückzulassen, gerade so was wie Magie erlebt zu haben. Das ist das Ding. So gut die Nummer mal funktioniert hat, ein zweites Mal klappt das nicht mehr und selbst die Uraufführung verliert enorm an Wirkung. So ähnlich ist das bei „The Game“. Egal, wie hervorragend er zwischendurch wirken mag, wie knisternd spannend er es schafft sich zu verkaufen, am Ende plumpst man voll in ein banales Simsalabim, mit Löchern wie ein schweizer Käse und dem müden Kaninchen aus dem Zylinder. Das beschert ihm reichlich Abzug in der B-Note und macht ihn eigentlich nur einmalig vernünftig konsumierbar.


Doch zugegeben, dieses einmalige Erlebnis ist zeitweise verdammt gelungen, solange es noch den Anschein macht, dass es der ganz große Clou und nicht nur ein schicker Taschenspielertrick ist. Wer sich im Idealfall überhaupt nicht über den Film informiert und einfach mit ihm treiben lässt, wird mindestens über ¾ der Zeit gekonnt unterhalten. Nur wenn am Ende der Show das Licht angeht, ist der Zauber aus und riecht doch etwas faul. Schade...


6,5 von 10 extravaganten Geburtstagsgeschenken.

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