Fakten:
The Last House on the Left
USA, 1972. Regie & Buch: Wes
Craven. Mit: Sandra Cassell (Sandra Peabody), Lucy Grantham, David A. Hess,
Fred Lincoln, Jeramie Rain, Marc Sheffler, Richard Towers, Cynthia Carr u.a.
Länge: 85 Minuten. FSK: Keine Freigabe. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Mari und ihre Freundin Phyllis
wollen ein Rock-Konzert besuchen. Als sie sich vorher etwas Gras zulegen
wollen, geraten sie in die Fänge eines sadistischen Quintetts. Während Maris
Eltern zu Hause eine Party für sie vorbereiten und sich langsam beginnen Sorgen
zu machen, werden die Mädchen brutal vergewaltigt und misshandelt. Phyllis wird
getötet, Mari geht von einer Kugel getroffen im Fluss unter. Die Täter kommen
auf dem Heimweg bei einem gastfreundlichen Ehepaar unter. Ohne zu ahnen, dass
es sich um Maris Eltern handelt. Auch die wissen nicht, wen sie da vor sich
haben. Bis Mari mitten in der Nacht in ihr Elternhaus zurückkehrt...
Meinung:
„And the road leads to nowhere...“
Mit seinem Spielfilmdebüt gelang
Wes Craven gleich einer seiner besten Filme bis heute. Zu seiner Zeit skandalös
und zum Teil verteufelt, selbst heute noch in Deutschland indiziert. Kein
Wunder, denn obwohl wir in der heutigen Zeit schon eine sehr drastische (und deutlich
explizitere) Gewaltdarstellung gewohnt sind, „The Last House on the Left“ geht
rein von seiner Wirkung und seiner zynischen Botschaft noch unter die Haut. Das
Remake von 2009 war zwar von der plakativen Gewaltdarstellung noch direkter
(ebenfalls indiziert), kann dabei aber nicht diese Wirkung erzeugen, wie es
Cravens Original noch heute gelingt.
Nicht hübsch, aber aufdringlich. |
Love & Peace no more. |
Ein so radikales, mutiges und
damals enorm grenzüberschreitendes Werk ist selten und versprüht selbst heute
noch eine Energie, die sich kaum kopieren lässt. Hat man 37 Jahre später ja
deutlich gesehen. Ein Klassiker seines (Sub)Genres und enorm stilbildend.
8 von 10 Motorsägen aus dem
Werkzeugkeller.
Fakten:
The Last House on the Left
USA, 2009. Regie: Dennis Iliadis.
Buch: Adam Alleca, Carl Ellsworth. Mit: Tony Goldwyn, Monica Potter, Sara
Paxton, Garret Dillahunt, Spencer Treat Clark, Martha MacIsaac, Riki Lindhome,
Michael Bowen, Josh Cox, Aaron Paul u.a. Länge: 109 Minuten. FSK: Keine
Freigabe. Auf DVD und Blue-ray erhältlich.
Story:
Bis auf kleine Abweichungen zu
Beginn, identisch mit dem Original (siehe oben).
Meinung:
2006 bewies Wes Craven ein goldenes
Händchen, als er zuasammen mit Alexandre Aja seinen Klassiker „Hügel der
blutigen Augen“ neu inszenierte (als Produzent). Ajas „The Hills Have Eyes“ war
eine würdevolle Neuauflage, die sich der Stärken des Originals bediente, sie
erneut umsetzte und dem Ganzen einen effektvollen Neuanstrich schenkte. 2009
nahm sich Craven seinen zweiten (eigentlich den ersten) Genre-Klassiker der
70er vor, seinen Debütfilm „The Last House on the Left“. Was drei Jahre zuvor
so gekonnt gelang, scheitert hier eigentlich auf kompletter Linie. Der neuen
Version gelingt es nicht mal annährend, die Kraft, Energie, Wirkung und
Methodik des Originals zu erreichen und wird zur reinen Gore-Veranstalltung,
die wenig Herz und Seele besitzt.
Das hat man nun vom Drogenkonsum. |
Dabei ist der Handlungsablauf
relativ identisch. An der Grundstory wird kaum etwas verändert, lediglich zu
Beginn, was letzten Endes aber überhaupt keine Rolle spielt. Wo ist denn dann
das Problem? Es ist die Inszenierung, die ganze Herangehensweise und grobe
Fehler in Details. Entscheidenden Details, die Cravens altes Haus links zu dem
gemacht haben, was es bis heute unter Denkmalschutz stellt. Statt einer
beschaulichen Ausgangslage, die sich im weiteren Verlauf zur puren Horror-Show
entwickelt und dabei immer noch einen befremdlich lässigen Ton anschlägt, ist die
Version von Dennis Iliadis von Anfang an auf harten, neu-modernen
Horror-Streifen gebürstet. Hier wird nicht die heile Welt infiltriert und ad
absurdum geführt, sie ist gleich als trist gekennzeichnet. Gut, die 70er sind
vorbei, da muss man Kompromisse eingehen, doch das ist nur ein wichtiger
Aspekt. Denn so glatt und berechnend geht es durchgehend weiter. Man schaue
sich nur die Bösewichte an: Einst waren das durchgeknallte Sadisten, verrückt,
unberechenbar, „lebensfroh“ und „heiter“ bei dem, was sie da grausames
veranstalten. Diese Arschlöcher hier sind grimmige Standard-Figuren,
uncharismatisch und weit weniger beängstigend, gerade weil sie so platt
gezeichnet sind. Gutes Beispiel ist da auch die Figur des Justin. Im Original
ein abgefuckter Junkie-Sohn, hier von Beginn an der viel zu weiche Bubi im
Softi-Grunge-Look, bei dem man sich fragt, warum ihn seine Familie nicht
gleich nach der Geburt aufgefressen hat. Die Bedeutung der Figur ist
schlussendlich die gleiche für die Handlung wie im Vorbild, wirkt hier
allerdings ganz anders.
(K)Eine Familie zum Knutschen. |
Mutti schlägt zurück. |
Die Story ist an und für sich immer
noch gut und sicher kann „The Last House on the Left“ als reiner
Hau-Drauf-Schocker mal zünden, doch insgesamt ein verunglücktes Remake, das
niemals aus dem übermächtigen Schatten des kleinen, großen Brüderchens mit den
Schlaghosen treten kann. In dem Punkt klar gescheitert und selbst als
eigenständiges Werk betrachtet nur ein harter Knochen, der ausschließlich physisch unter
die Haut geht, nie psychisch.
4,5 von 10 kaputten Mikrowellen.
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