Fakten:
Hexensabbat (The Sentinel)
USA, 1977. Regie: Michael Winner. Buch: Michael Winner, Jeffrey Konvitz (Buchvorlage). Mit: Cristina Raines, Chris Sarandon, Burgess Meredith, Arthur Kennedy, Ava Gardner, John Carradine, Sylvia Miles, Eli Wallach, Christopher Walken, Martin Balsam, Beverly D’Angelo, Jeff Goldblum, José Ferrer, William Hickey, Jerry Orbach, Tom Berenger u.a. Länge: 92 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Fotomodell Alison Parker bezieht
eine schicke Wohnung in einem viktorianischen Appartmenthaus in New York. Ihre
Nachbarschaft stellt sich als zwar gastfreundlich, dabei aber eher sehr seltsam
heraus. Zudem wird Alison seit ihrem Einzug von Alpträumen und Halluzinationen
geplagt, auch ihr Jahre zurück liegende Selbstmordversuch ist wieder
allgegenwärtig in ihrem Kopf. Als sie ihre Maklerin auf die merkwürdige
Nachbarschaft anspricht, zeigt die sich verdutzt: Außer Alison soll der alte,
blinde Priester im Dachgeschoss er einzige Mieter sein. Alison verliert immer
mehr den Blick für die Realität, droht dem Wahnsinn zu verfallen, ihre Visionen
nehmen beängstigende Formen an. Ihr Freund, der Anwalt Michael Lerman, forscht
nach und stößt auf etwas Unglaubliches...
Meinung:
Der britische Regisseur Michael
Winner – durchaus ein schon damals gestandener Mann im Business – schrieb und
verfilmte 1977, also nach den großen Horrorfilm-Studio-Erfolgen „Der Exorzist“
und „Das Omen“, das Buch "The Sentinel" von Autor Jeffrey Konvitz. Winner war zuvor
besonders durch einige Charles Bronson Filme bekannt geworden (u.a. „The
Mechanic“, „Death Wish“) und engagierte einen Cast, der heute mehr als
prominent klingt. Wobei das in Relation zum Entstehungsjahr gesehen werden
muss. Bis auf Chris Sarandon, zwei Jahre vorher in „Hundstage“ zu sehen und für
den Oscar nominiert, hatte der Rest seine besten Zeiten entweder
hinter oder erst vor sich. Zu der alten Garde zählen u.a. Filmlegende Ava
Gardner („Mogambo“), Eli Wallach („Zwei glorreiche Halunken“), Burgess Meredith
(„Rocky“) oder Martin Balsam („Psycho“), unter den Frischlingen tummeln sich
Gesichter wie Christopher Walken, Jeff Goldblum, Beverly D’Angelo (in ihrem
Spielfilmdebüt) oder Tom Berenger (ganz kurz vor dem Abspann). Trotzdem, das
klingt schon nach was.
Konsequente Problemlösung. |
„Hexensabbat“ war seiner Zeit ein
Flop und schafft es auch objektiv gesehen nicht, an die großen Klassiker seiner
Zeit anzuknüpfen. Doch so durchwachsen wie sein Erfolg oder sein Ruf auch heute
noch ist er keineswegs. Es ist zwar mehr als deutlich, wie sehr sich Winner bei
großen Vorbildern – in erster Linie Roman Polanskis „Rosemary’s Baby“ – bedient
und dabei nicht an diese Klasse anknüpfen kann, schafft dennoch einen
Genre-Beitrag, der auch nach so vielen Jahren noch über einen gewissen Reiz und
Qualität verfügt. Gerade das wohl unbekannteste Gesicht im Cast (aus heutiger
Sicht), Hauptdarstellerin Cristina Raines, liefert eine gelungene Darbietung
ab. Aufgrund dieser Leistung hätte man ihr doch glatt eine größere Karriere
gegönnt. Von den prominente Namen stechen sonst am ehesten Burgess Meredith als
schrulliger, verstörend gut gelaunter Katzenfreund und Eli Wallach als rauer
Ermittler (mit einem wortkargen, da aber schon irre charismatischen Christopher
Walken im Schlepptau) hervor. Der Rest erledigt seinen Job im angemessenen
Rahmen, bis auf Chris Sarandon haben die auch nicht so viele Szenen. Beverly
D’Angelo darf mal lassiv die Pflaume streicheln, interessanter Einstieg ins
Filmgeschäft.
Ein Job bei der Kirche ist kein Zuckerschlecken. |
Sonst, wie erwähnt, kopiert Winner
ganz ordentlich bei Polanski, nur in einer anderen Liga. Subtil wird es ab und
an schon, manchmal schön bizarr und durchaus stimmungsvoll, teilweise surreal
und unheimlich. Niemals hochspannend, trotzdem wird der Film von seiner gelungenen
Stimmung bis zu einem Finale getragen, dass mit Sicherheit hängen bleibt. Etwas
schräg, etwas trashig, etwas skandalös (zumindest damals, kann an der Stelle
nicht näher drauf eingegangen werden), weiß insgesamt dem geneigten Genre-Fan
aber sicher zu gefallen. Subtiler Feinschliff wird durch einige überraschend
explizite Gore-Effekte aufgefangen, die so allerdings nicht unbedingt hätten
sein müssen, aber nun gut, wenn es anders nicht machbar war, immerhin. Die
sehen für ihre Zeit auch gar nicht so schlecht aus und mal ehrlich: Nach den Sternen
greift „Hexensabbat“ wirklich niemals, dann doch direkt auf ein bestimmtes
Publikum abzielen. Diese Mischung ist sicher nicht großartig, macht dabei
jedoch durchaus Spaß.
Am Ende ist „Hexensabbat“ so ein
Film, den niemand gesehen haben muss und auch ausbaufähig gewesen wäre, dafür
sich stellenweise respektabel und insgesamt gar nicht schlecht verkauft.
Natürlich nur was für Genre-Fans auf Nostalgie-Tour, die dürfen sich den mal
geben und werden mit einigen gelungenen Momenten belohnt. Allein die Geburtstags-Party
und dieser Schlussspurt haben was.
6,5 von 10 Katzen mit Hut.
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