Review: THE BOOK OF ELI - Ein Buch für den Weltfrieden


                                                                            

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Fakten:
The Book of Eli
USA, 2010. Regie: Allen Hughes, Albert Hughes. Buch: Gary Whitta. Mit: Denzel Washington, Gary Oldman, Mila Kunis, Ray Stevenson, Jennifer Beals, Tom Waits, Malcolm McDowell, Evan Jones, Joe Pingue, Michael Gambon, Frances De La Tour u.a. Länge:  113 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Nach einem Atomkrieg ist die Erde verwüstet, Gewalt und Chaos bestimmt das Leben der wenigen Menschen, die das Inferno überlebt haben. Der schweigsame Eli zieht seit 30 Jahren durchs Land. Eine göttliche Stimme hat ihm aufgetragen, die letzte existierende Bibel an einen bestimmten Ort zu bringen. Dabei kreuzt er den Weg des Despoten Carnegie und seiner Männer. Der will das Buch um jeden Preis in seinen Besitz bringen.


                                                                  



Meinung:
Bei manchen Filmen stellt man sich die berechtigte Frage, ob die Macher – und jeder, der da sonst freiwillig mitmacht – noch ernsthaft alle Tassen im Schrank haben. Grundsätzlich könnte „The Book of Eli“ eine durchaus brauchbare Angelegenheit sein, doch was um Himmels Willen (wortwörtlich) soll das denn sein? So respektabel die Hughes Brothers vor gut 20 Jahren ihre Filmkarriere mit „Menace II Society“ und „Dead Presidents“ gestartet haben, so unfassbar erscheint es angesichts dieses Schwachsinns, wo sie gelandet sind. In erster Linie müsste natürlich Autor Gary Whitta auf seine Zurechnungsfähigkeit geprüft werden, doch wie gesagt, wer da mitmischt hat relativ wenig Gutmütigkeit verdient.


"Haben Sie etwas Zeit um über Gott zu sprechen?"
Im ersten Drittel könnte man noch leichte Hoffnung haben, das Szenario hat zweifelsfrei seinen Reiz. Wenn der stoisch-coole, dabei natürlich grenzenlos unterforderte Denzel Washington als post-apokalyptischer Wandervogel durch das Ödland streift, sich eine Frühstücks-Katze jagt und hungrige Kannibalen-Wegelagerer ohne große Anstrengung und minimalen Bewegungsaufwand zu Hackepeter verarbeitet schreit das zwar nicht nach einem richtig guten Film, aber immerhin nach etwas kurzweiliger Unterhaltung. Da hält der fromme Eli – der christliche Nächstenliebe im Zweifelsfall gerne mal mit dem Kampfmesser predigt – auch meistens noch die Klappe. Wenn sich dem Zuschauer später offenbart, was er eigentlich vorhat, was er wie einen kostbaren Schatz mit sich rumschleppt und wieso er das alles macht, wird’s peinlich. Aber nicht zu knapp. Nicht zu vergessen, dass natürlich auch der schurkige Ober-Schurke (vom Schurken-König Nummer 1 Gary Oldman zumindest stellenweise ganz ordentlich verkörpert, wenn man ihn noch ernst nehmen kann) wie der Teufel hinter diesem Artefakt her ist, denn NATÜRLICH ist DAS der Schlüssel zur unendlichen Macht und der Herrschaft über die Welt. Ja klar, was auch sonst...oh je, was für ein verblendeter, schwülstiger Religions-Propaganda-Unfug, der einem diesen Unsinn so ungeniert und bierernst-selbstverständlich auftischt, in gewissen Teilen der USA – wo Gottesdienste dreimal täglich in einem Zelt, inklusive Wunderheilungen von Krüppeln stattfinden – sind wohl die Leute vor Glückseligkeit auf die Knie gefallen. Grauenhaft.


Auge um Auge, sagt auch die Bibel.
Selbst mit ganz viel guten Willen lässt sich diese penetrant-alberne „Message“ nicht ausblenden, denn so viel tut „The Book of Eli“ im Gegenzug auch nicht, um durch andere Qualitäten zu punkten. Das Skript ist so aschgrau wie die durch den Farbfilter gejagten Bilder, bis auf den Mini-Showdown im (oder besser vor dem) Haus ist Langeweile trumpf, da wird zumindest mal etwas Action geboten. Sonst steigert sich die Lächerlichkeit kontinuierlich und mündet in einem Finale, das einem die Schamesröte ins Gesicht treibt. Eli, der Hüter des christlichen Glaubens und Heilsbringer der Menscheit, eingehüllt in ein schneeweißes Tuch, rettet die Welt, auf seine ganz eigene Weise. Auweia. Das ist wahrlich nicht zu übertreffen, außer vielleicht von Malcolm McDowells Haarpracht. „Mad Max“ als Gottesdienst, nicht zu fassen.


Jedem seinen Glauben und Weltanschauungen, aber doch bitte nicht in der Form dem geneigten Sci-Fi-Fan unter dem Deckmantel eines Endzeitszenarios so unverblümt und schmierig unterjubeln und sich dann noch wundern, dass es nicht gut angekommen ist. Von Symbolik lässt sich da nicht mehr sprechen, wenn das einem so absurd, höchst albern und dabei so verbissen, steif, bieder und unmissverständlich als einzig wahre „Erlösung“ um die Ohren geklatscht wird. Ganz großer Käse für biblische Fundamentalisten und die, die noch bekehrt werden können. Halleluja!

2,5 von 10 post-apokalyptischen Gottesdiensten.

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