Fakten:
Identität (Identity)
Identität (Identity)
USA, 2003. Regie: James Mangold.
Buch: Michael Cooney. Mit: John Cusack, Ray Liotta, Amanda Peet, John Hawkes,
Alfred Molina, Clea DuVall, John C. McGinley, William Lee Scott, Jake Busey,
Pruitt Taylor Vince, Rebecca De Mornay u.a. Länge: 90 Minuten. FSK: Freigegeben
ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Während ein Psychiater versucht, in
letzter Sekunde die Hinrichtung seines Patienten zu verhindern, geht in einem
einsamen Motel ein Killer um. Zehn Menschen müssen wegen einem Unwetter dort
Zuflucht suchen und werden einer nach dem anderen von einem Unbekannten
ermordet. Der Täter muss einer von ihnen sein.
Meinung:
Zu dem relativ überschaubaren Kreis
der kreativen Thriller aus den letzten 10-15 Jahren gehört definitiv auch
„Identität“ von James Mangold, da er doch sehr geschickt mit der Wahrnehmung
und den Sehgewohnheiten des Zuschauers spielt und eine Waffe effektiv nutzt,
die das Medium Film bietet: Das Offensichtlich, das wir, das Publikum, als
gegeben hinnehmen (müssen), da wir es sehen. Film kann uns etwas vorgaukeln,
die Realität massiv verschieben und sie
uns als etwas augenscheinlich Glasklares verkaufen, bis er sein wahres Gesicht
zeigt. Bei „Identität“ funktioniert dieser Effekt beim ersten Mal ganz
hervorragend, da ein altbekanntes (Film)Szenario scheinbar seinen klassischen
Lauf nimmt, um sich schlagartig die Maske herunterzureißen. Mit Twists
hantieren viele Filme, viele arbeiten gezielt darauf hin und schaffen ihren
großen Reiz eigentlich nur durch diese vorbereitete Pointe, die wie bei einem
guten Witz unverhofft zündet, bei Wiederholung dann aber an Glanz verliert.
Davon lässt sich auch „Identität“ nicht gänzlich freisprechen, dennoch kann er
auch bei mehrfacher Sichtung immer wieder überzeugen.
Das geht ja gut los... |
Die feine Grundidee und das
fingerfertige Spiel mit dessen Umsetzung sind der ausschlaggebende Punkt. Mag
das psychologisch alles auf recht wackeligen Beinen stehen und schon recht grob
gezeichnet sein, das ist hier weniger relevant. Hinterfragt man das Ganze
tiefer, ist es halt ein B-Thriller im A-Movie-Look, allerdings da weit über dem
Durchschnitt. Die Prämisse der (diesmal sogar exakt) zehn kleinen Negerlein,
die sich zufällig in einem entlegenen Motel zusammenfinden und rapide dezimiert
werden, alles das Gerüst eines gewöhnlichen Whodunit-Thrillers, bald schon
Slashers. Dann jedoch schon handwerklich sauber umgesetzt und (im ersten
Moment) erstaunlich prominent besetzt. Gerade ein John Cusack stand damals noch
für Qualität bei der Wahl seiner Rollen, warum spielt er ausgerechnet in so
einem beliebigen Genre-Streifen? Das fragt man sich und ahnt schon, da kommt
noch was.
Wetter, Motel, Situation: Alles scheiße. |
Mangold deutet hier und da etwas
an, ohne den Zuschauer zu sehr zu verunsichern oder zu hastig die Katze aus dem
Sack zu lassen. Langsam lässt er die Fassade bröckeln, wählt dabei genau das
richtige Tempo und überschlägt sich auch im Schlussspurt nicht. Er lässt einen
nicht mit einem plötzlichen Paukenschlag alleine, sondern zündet seine
Knallkörper früh genug, um seinen Film nicht als einmaligen Knüppel zwischen
die Beine zu verheizen. Klar knallt es nie wieder so laut und überraschend wie
bei der Premiere, dafür lässt sich dann erkennen, wie detailiert und überlegt
alles arangiert wurde. Das ist nicht super intelligent, dafür sehr intelligent
gemacht und inszeniert. Waschküchen-Psychologie hin oder her. Hier geht es um
die Visualisierung, in mehrerer Hinsicht. Um eine interessante Darstellung von
etwas, das uns im ersten Moment auf sehr konservative Weise präsentiert wird.
Das ist der Clou und das ist es, was „Identität“ so gelungen macht. Hier ist
der Weg das Ziel und gerade in seiner Gewöhnlichkeit und Austauschbarkeit so
treffend gewählt. Was heute so gerne mit Meta-Ebene bei jedem dritten Film
tituliert wird, wirkt hier schon wirklich gut, ohne einem Geniestreich
gleichzukommen.
„Identität“ ist nicht nur für dem
Genre zugeneigte Leute gedacht und funktionabel. Ein klare Empfehlung für die
natürlich ohnehin. Hier dürfen sich auch die angesprochen fühlen, die es
genießen können wenn ihnen in den ersten zwei Gängen etwas ganz anderes
serviert wird als zum Nachtisch. Guten Appetit.
7,5 von 10 Schlüssel-Momenten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen