Review: ALLES EINE FRAGE DER ZEIT – Durch Zeitsprünge zurück ins Leben



Fakten:
Alles eine Frage der Zeit (About Time)
UK. 2013. Regie und Buch: Richard Curtis.
Mit: Domhnall Gleeson, Rachel McAdams, Bill Nighy, Lindsay Duncan, Tom Hollander, Margot Robbie, Lydia Wilson, Will Merrick, Richard Cordery, Joshua McGuire, Tom Hughes, Lisa Eichhorn u.a. Länge: 123 Minuten. FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung. Ab 6. Februar 2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Zu seinem 21. Geburtstag wird Tim von seinem Vater in ein Familiengeheimnis eingeweiht. Alle Männer der Familie können in der Zeit zurückreisen. Was nach Humbug klingt erweist sich für Tim als wunderbare Möglichkeit die Vergangenheit zu ändern und für Liebesangelegenheiten ist so eine Zeitreise auch äußerst praktisch.





Meinung:
Eigentlich ist Richard Curtis ein Garant dafür, die Herzen des Publikums im Sturm zu erobern und in romantische Hochgefühle zu versetzen. Nicht nur sein wunderbares Debüt auf dem Regiestuhl „Tatsächlich...Liebe“ ist längst zum festen Bestandteil in der emotional aufgeladenen Weihnachtszeit avanciert, auch seine Drehbücher zu „Vier Hochzeit und ein Todesfall“, „Notting Hill“ und „Bridget Jones“ bildeten die Vorlagen für Kassenknüller. Mit seiner neusten Regiearbeit „Alles eine Frage der Zeit“ gerät der künstlerische Status von Richard Curtis zwar nicht in Verruf, die larmoyante Ebene, die Curtis in der Vergangenheit so gekonnt ausschöpfte, bleibt in dieses Fall aber nahezu unberührt. Sympathisch und irgendwie süß ist „Alles eine Frage der Zeit“ dennoch, er hat nur offenkundig Angst davor, wirklich Mut im Umgang mit seiner eigentlich innovativen Thematik zu beweisen und entscheidet sich letzten Endes für den sicheren respektive moralinsauren Weg. Das klingt nun schlimmer als es eigentlich ist, denn obgleich Curtis wenig bis gar nichts wagt, weiß er zu gefallen und stellt von Beginn an die artikulierten Weichen für das lockere Vergnügen.


Mary und Tim genießen ihre gemeinsame Zeit
Der Hybrid aus Lovestory und Zeitreise ist an und für sich nichts Neues, er bietet aber eine fundierte Projektionsfläche für existenzialistische Fragen, die dem Sinn des Lebens wie auch den wahren Wert der Liebe entwirren. Seiner philosophischen Note, wie sie auf dem Papier durchaus erkennbar schien, wird „Alles eine Frage der Zeit“ nicht gerecht, Curtis hingegen setzt das Konventionelle, das Alltägliche in das Zentrum des Szenarios und schildert gekonnt durch seine geerdeter Narration wie Konstellation die Höhen und Tiefen, die Irrungen und Wirrungen im Dasein des Tim Lake (Domhnall Gleeson). Und dieser Tim Lake ist einer dieser unauffälligen Typen, die dir an jeder Straßenecke begegnen dürfen, die klare Erwartungen an ihre Zukunft stellen und immer auf Ordnung und Sicherheit in ihrem Vorhaben setzen. Da kommt es ihm natürlich gerade recht, dass ihm sein lakonischer Vater (Bill Nighy) an seinem 21. Geburtstag in das große Familiengeheimnis einweiht und ihm offenbart, dass er – wie alle männlichen Mitglieder der Familie Lake - in der Lage dazu ist, durch die Zeit zu reisen. Dass solche Zeitsprünge ihre Vorteile mit sich bringen und sämtliche Peinlichkeiten ausradieren, erscheint äußerst reizvoll und ist hier abermals relativ amüsant dargestellt.


Tim wird von seinem Vater "aufgeklärt"
Ein Zeitsprung kann jedoch auch Probleme verursachen, die nicht nur das eigene Leben betreffen, sondern auch das Leben anderer Personen nachteilig beeinflussen. Tim springt zwar nicht immer aus eigennützigen, egoistischen Antrieben zurück in die Vergangenheit, doch sein primäres Ziel ist es, die große Liebe zu finden und schließlich immer den besten Weg für sich zu finden – Kann man ihm ja auch nicht verdenken. Tim wagt es nur nicht, mal ein Extrem einzugehen und genau wie Curtis es als Rahmen angelegt hat, gibt er sich immerzu mit den kleinen Freuden zufrieden, wenngleich die Eroberung seiner Frau Mary (Rachel McAdams) und das gemeinsame Kind wohl nicht als belangloses Ereignis deklariert werden darf, aber als durchaus gewöhnliches. Und gewöhnlich ist in „Alles eine Frage der Zeit“ prinzipiell alles, bis auf den ungenutzten und irgendwann nur noch rudimentär betrachteten Effekt der Zeitreise. Schlussendlich tritt die Erkenntnis dahingehend ein, das eigene Schicksal doch besser nicht zu beeinflussen und dem Lauf der Dinge freie Bahn zu gewährleisten, denn irgendwann kommt für jeden der Punkt, an dem man akzeptieren muss, dass es unmöglich ist, jedem Schmerz und jeder Trauer permanent zu entfliehen.


Die Botschaft ist klar definiert und mit Sicherheit auch richtig, im Kontext der enormen Perspektiven des Skripts dann aber doch ziemlich enttäuschend und für eine Welt, in der die Fähigkeit besteht, die Gegenwart zu torpedieren und jedes logische oder metaphysische Gesetz zu ignorieren, viel zu zahm. Man kann sich dennoch gut unterhalten lassen und sich über die etwas zu ausufernde Laufzeit von 120 Minuten angenehm berieseln lassen. Richard Curtis weiß, welche Hebel er bedienen muss um den Zuschauer mitgehen zu lassen und die passend gewählten Schauspieler tun ihr Übriges. Domhnall Gleeson pendelt zwischen der blassen Austauschbarkeit und dem treffenden Inbegriff eines Jedermanns mit dem Herzen am rechten Fleck. Rachel McAdams als Mary passt sich ihrem Partner Gleeson an und bewegt sich fortwährend in einem schauspielerischen Radius, den man eigentlich nur gern haben kann: Niedlichkeit und Durchschnittlichkeit sind oftmals nicht mehr zu differenzieren. Ihnen allen überlegen ist wenig überraschend Billy Nighy als Tims Vater. Die verschrobene Attitüde, durch die Nighy seinen unglaublichen Charme versprüht, funktioniert einfach immer und seine Präsenz wertet jeden Film im Endeffekt noch ein Stück weit auf.


5 von 10 gefeierten Theaterstücken


von souli

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