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Review: KALTER HAUCH - Die Feinmechanik des Tötens

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Fakten:
Kalter Hauch (The Mechanic)
USA, 1972. Regie: Michael Winner. Buch: Lewis John Carlino. Mit: Charles Bronson, Jan-Michael Vincent, Keenan Wynn, Jill Ireland, Frank DeKova, James Davidson, Linda Ridgeway u.a. Länge: 100 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Arthur Bishop ist zwar nicht mehr der jüngste, aber immer noch einer der besten Auftragskiller. Mit absoluter Perfektion erledigt er seine Jobs, von seinen Gefühlen lässt er sich nicht leiten. Der Sohn seines letzten Opfers, der offenbar ähnlich skrupellose Steve, will von ihm das Geschäft erlernen. Nach anfänglicher Skepsis nimmt ihn Bishop unter seine Fittiche, was seine Auftraggeber nicht gerne sehen. Und als wenn das nicht schon problematisch genug wäre, hat Bishop bald guten Grund zu der Annahme, dass er Steve nicht bedingungslos trauen kann.

                                                                                                                                                    
Meinung:
Zwei wie Pech und Schwefel: Insgesamt 5 Filme dreht Michael Winner mit seinem Lieblingsdarsteller Charles Bronson, am berühmtesten davon wohl die ersten drei Teile der berüchtigten Death-Wish-Reihe, die vom harten Selbstjustiz-Reißer irgendwann (in den Fingern von CANNON) zur absurden Trash-Orgie wurde. Ihre zweite Zusammenarbeit aus dem Jahr 1972 ist Kalter Hauch, dem 2011 mit The Mechanic (so auch hier der weitaus treffendere Original-Titel) ein Remake beschert wurde (inklusive dem im letzten Jahr erschienenen Sequel Mechanic: Resurrection) , das mit der Vorlage aber nur noch die grobe Handlung gemein hat und eigentlich auch nur ein weiteres, ganz auf das Image seines Stars zugeschnittenes Jason-Statham-Action-Vehikel darstellt.


Könnten beide mal wieder zum Friseur...
Charles Bronson spielt das, was er idealerweise meistens gespielt hat, da er das wohl auch am besten konnte: Einen stoisch-wortkargen, harten Hund. In dem Fall den „Mechaniker“ Arthur Bishop. Der schraubt nichts zusammen oder auseinander, höchstens mal eine Herdplatte um die Gasleitung zu manipulieren. Bishop ist Auftragskiller. Keiner der stürmischen Sorte, sondern ein präziser Profi, der sein nächstes Opfer studiert, beobachtet, sich einen Plan zusammenlegt und auf den richtigen Moment wartet, den Job so sauber, so diskret (was bedeutet, das Dahinscheiden „zufällig“ oder „unglücklich“ aussehen zu lassen) wie nur irgend möglich zu erledigen. Das erfordert Geduld, Disziplin, perfektes Timing und Akribie. Nichts scheint den sich bereits im goldenen Herbst seiner Karriere befindenden Hitman aus der Ruhe zu bringen, was seine auf wenig Aufsehen wertlegende Auftraggeber zu schätzen wissen. Ganz gegen seine Natur lässt er sich nach hartnäckiger Begattung vom Jungspund Steve weichkochen, ihn in sein Business einzuführen und zu seinem Partner zu machen. Der Beginn einer Schüler-Lehrer- und beinah schon Vater-Sohn-Beziehung, obwohl der angehende Kronprinz mehr Probleme als erwünscht mit sich bringt und neben einer ausgeprägt soziopathischen Ader grundsätzlich niemand ist, dem man nur für fünf Pfennig über den Weg trauen sollte.


...aber in dem Job hat man für so was keine Zeit.
Mehr als 15 Minuten dauert es, bis in Kalter Hauch die ersten Worte gesprochen werden. Der Anfang gehört ganz Charly Bronson, dem wir bei der Arbeit zusehen dürfen und sofort einen Eindruck bekommen, warum der alte Herr immer noch die Nummer 1 im Geschäft ist. Statt das Ziel einfach durchs offene Fenster ins Sniper-Visier zu nehmen, wird ein deutlich aufwändigerer und komplizierterer Weg gewählt. Das sorgt zwar im Endeffekt für mehr Chaos, dafür werden hinterher wahrscheinlich keine lästigen Fragen gestellt. Ein markanter, ein stilistisch aufregender Auftakt, mit dem Michael Winner gekonnt die Grundstimmung des Films prägt und ansatzweise an Klassiker wie Rififi oder Der eiskalte Engel erinnert. Über die Protagonisten erfährt man nur das Nötigste, wenn überhaupt. Es werden keine detaillierten Charakterprofile erschaffen, besonders der später dazu stoßende Steve (Jan-Michael Vincent) lässt sich niemals in die Karten gucken, was der Figur eine enorme Eiseskälte und Unberechenbarkeit verleiht. Das passt zum allgemeinen Ton, in dem Gewalt und Mord als rein geschäftliche Sachen abgetan werden, allerdings auch eine gewisse Passion unter der Oberfläche schimmert, deren Ursprung sich – zumindest bei Bishop – vielleicht grob erahnen lässt.


Ganz im Stil des ruppig-direkten Kinos der frühen 70er läuft Kalter Hauch in seinen besten Momenten wie eine gut geölte Maschine. Weiß seine Actionmomente gut dosiert zu servieren, geballt natürlich im bleihaltigen Showdown. Dazwischen wird mehr Wert auf die nihilistische Wirkung seiner nur mit (maximal) Anti-Helden ausgestatteten Geschichte gelegt, die leider zwischendrin deutlich Dynamik vermissen lässt und mit einem teilweise grobschlächtigen Skript zu kämpfen hat. Was erstaunlich elegant beginnt und zünftig-roh seinen Abschluss findet streckt sich im Mittelteil etwas zu ausgiebig, lässt gewisse Plausibilitätsfragen im Raum verenden, während eher nebensächliche Momente bald unnütz in die Länge gezogen werden. Kalter Hauch hat eindeutigen Pacing- und Feinschliffprobleme, die ihn nicht nur aus heutiger Sicht leicht wackelig dastehen lassen, kann allerdings das in Schlüsselszenen noch relativ gut auffangen. Nicht unbedingt der große Klassiker schlechthin, trotz seiner Ungereimtheiten aber noch ein ordentlicher Streifen, der sowohl bei Winner und Bronson (der natürlich einen überlebensgroßen Spiel mir das Lied vom Tod in seiner Vita stehen hat) im oberen Drittel gelistet werden muss. 

6,5 von 10 Nachrichten am Rückspiegel

Review: SUICIDE SQUAD – Bühne frei für die Bösen

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Fakten:
Suicide Squad
US, 2016. Regie und Buch: David Ayer. Mit: Will Smith, Margot Robbie, Jared Leto, Cara Delevingne, Joel Kinnaman, Jai Courtney, Adewale Akinnouye-Agbaje, Karen Fukuhara, Jay Hernandez, Viola Davis, Ben Affleck, Scott Eastwood, Common u.a. Länge: 122 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Im Kino.


Story:
Um einer möglichen Bedrohung durch übermächtige Feinde entgegenzuwirken, hat die Geheimagentin Amanda Waller einen perfiden Plan ausgeheckt. Sie stellt eine Truppe aus Schwerverbrechen, Massenmördern und Psychopathen zusammen, die sie nach Belieben kontrollieren darf. Da die Mitglieder des sogenannten Suicide Squad selbst böse sind, lässt sich sämtliche Schuld leicht auf sie schieben und bei Versagen wird niemand um sie trauern. Bei ihrem ersten Einsatz wird das Team direkt darauf geprüft, ob sie gemeinsam funktionieren und ob es für sie selbst überhaupt Sinn macht, sich einem eventuellen Himmelfahrtskommando zu opfern...




Meinung:
Bislang steht das DC-Universe in Filmform immer noch im Schatten des mittlerweile riesigen Marvel Cinematic Universe (MCU), in dem jeder Superheld mehrere Einzelfilme bekommen hat und alle Figuren durch die "Avengers"–Filme bereits zweimal versammelt wurden oder im letzten "Captain America" erstmals in einem Konflikt aneinander gerieten. Doch auch die DC-Helden sollen nach und nach zur großen "Justice League" aufgebaut werden, auch wenn der Weg dahin aktuell von vielen Seiten kritisch beäugt wird. Nachdem Zack Snyder mit "Man of Steel" bereits versuchte, der Figur des Superman einen angemessenen Solo-Auftritt zu bescheren, wurde sein eigenwilliges, faszinierend chaotisches Crossover-Epos "Batman v Superman: Dawn of Justice" von Kritikern und Fans überwiegend äußerst negativ aufgenommen. Als nächster filmischer Baustein im DC-Universum bekommt nun der "Suicide Squad" seinen Auftritt, in dem sich hauptsächlich Psychopathen, Massenmörder und Schwerverbrecher tummeln. 


Bereit für das Gefecht 
Der interessanteste Aspekt im Voraus war sicherlich die Wahl des Regisseurs, wofür Warner David Ayer verpflichten konnte. Wer mit den Filmen von Ayer vertraut ist, weiß, dass dieser in erster Linie für kompromissloses, hartes Action-Kino steht, das in seinen letzten beiden Werken "Sabotage" und "Fury" gewalttechnisch fast schon in menschenverachtende Bereiche abrutschte, was dem Regisseur einen Status des abschreckenden Zynikers einbrachte, der dem Zuschauer am liebsten unsympathische Figuren und bestialische Brutalität serviert. Umso spannender war daher die Frage, wie sehr Ayer einem großen PG-13-Blockbuster für die Massen seinen eigenen Stempel aufdrücken könnte und wie seine Vision einer düsteren Comicverfilmung aussehen würde. Die Antwort fällt nicht eindeutig aus, denn wie auch schon bei Snyders "Batman v Superman: Dawn of Justice" wird in "Suicide Squad" schnell deutlich, dass das Studio eigenständigen Regisseuren, die ihre Filme mit einer ungewöhnlichen Ästhetik versehen wollen, keine allzu große Freiheiten einräumt und wahrscheinlich lieber genormte Filme wie aus dem MCU möchte, bei dem jeder Film einen originellen Stil völlig vermissen lässt.


Harley Quinn in wahnsinniger Hochform
In vielen Szenen mutiert "Suicide Squad" vor allem im ersten Drittel durch die stakkatoartige, unentschlossene Montage zu einem wüsten Wirbelsturm, bei dem Ayer ganz klar mit der Ambition zu kämpfen hat, dass er im Idealfall alle neun Mitglieder der Antihelden-Truppe einführen und mit ausreichend Hintergrundmaterial versorgen muss. Der Film gerät daher zunächst zu einer flippigen Aneinanderreihung einzelner Clips, die aufgrund des exzessiven Einsatzes von Songs wie Musikvideos wirken, in denen der Regisseur bei der Charakterisierung klare Schwerpunkte setzt. Während Harley Quinn und Deadshot eindeutig als "Stars" des Squad etabliert werden, erhalten andere Mitglieder wie Captain Boomerang, Killer Croc oder Katana nur spärliche Einführungen und werden regelrecht zu Randfiguren degradiert, wobei Ayer manchen Figuren wie beispielsweise El Diablo im späteren Verlauf noch tiefere Charakterfacetten verleiht. Vom reinen Verlauf der Handlung her ist "Suicide Squad" geradezu banal ausgefallen. Ist die Truppe erst einmal vereint, entpuppt sich ihr Einsatz als geradlinige Söldner-Mission, bei der sie sich durch die anrückenden Gegnerhorden kämpfen. Die kompromisslose Gangart Ayers wird dabei immer wieder durch offensichtliche Eingriffe des Studios unterwandert, bei der regelmäßige Auflockerungen mittels (oftmals durchaus gelungener) humorvoller Sprüche oder emotionaler Momente eingestreut werden.


Kommt eindeutig zu kurz: Der Joker
Eine reine Versammlung von unberechenbaren Geisteskranken und Killern ist diese Truppe also nicht, denn die Mitglieder des Suicide Squad erhalten durchaus menschliche, tragische Züge, was sich vor allem in Deadshot, Harley Quinn, El Diablo und dem Anführer der Truppe, Rick Flag, widerspiegelt. Etwas zweckmäßig eingestreut wirken allerdings die Auftritte des Jokers, der weitaus weniger Bedeutung für das Gesamtwerk hat, als viele vorher vermutet hatten. Die von Jared Leto als überdrehter Psycho-Zuhälter dargestellte Interpretation der Comicfigur kommt lediglich auf ungefähr 10 Minuten Screentime und wirkt so verschnitten und gekürzt, dass man auf ihn sogar ganz hätte verzichten können. Wesentlicher reizvoller und interessanter ist dagegen der Umgang mit dem Suicide Squad von Seiten der Regierung, bei dem Ayer seinen finsteren, zynischen Ton nach wie vor durchblitzen lässt. Die skrupellose Vorgesetzte Amanda Waller macht jederzeit klar, dass sie nur ein Haufen Abschaum sind, zur Vorsicht bekommen sämtliche Mitglieder Mikro-Sprengsätze in den Hals implantiert, die bei fahrlässigem Fehlverhalten zum sofortigen Tod führen und als "Belohnung" steht dem Team nur eine Reduzierung ihrer Haftstrafen um 10 Jahre in Aussicht.


Cara Delevingne als Bösewichtin - Keine gute Idee...
Auch wenn die eigentliche Handlung nicht gerade mit komplexem Anspruch besticht, ist der Tonfall des Streifens ein faszinierender, bei dem auch die humorvollen Einschübe nicht vom eigentlichen Kern ablenken, in dem es darum geht, dass ein paar Menschen, so schlecht sie sich auch verhalten haben mögen, wie Dreck behandelt und ausgenutzt sowie ohne Bedenken geopfert werden und eigentlich keinen richtigen Sinn hinter ihrer Mission sehen können. Der Film funktioniert trotz einiger Logiklücken und einem eher enttäuschenden, blassen Antagonisten in Form einer großzügig verschenkten Cara Delevingne aufgrund der großartigen Chemie zwischen den Darstellern. Den bislang zurecht übergangenen Jai Courtney hat man selten in derartiger Spielfreude gesehen, Will Smith lässt einen auf positive Weise an vergangene Zeiten zurückdenken, in denen der Schauspieler mit massivem Charisma Blockbuster im Alleingang stemmen konnte und Margot Robbie erweckt die Figur der Harley Quinn mit frechem Witz, psychotischer Unberechenbarkeit und lässigem Sexappeal zum Leben und spielt eine ihrer besten Rollen überhaupt bisher.


Letztendlich hat die finale Kinofassung von "Suicide Squad" aufgrund der Studio-Eingriffe wahrscheinlich einiges von dem einbüßen müssen, was Regisseur David Ayer ursprünglich erdacht hatte. Der ungestüme, mit etlichen Ecken und Kanten versehene Blockbuster ist aber trotzdem weitaus interessanter und gelungener als die letzten Auswürfe des MCU, dessen Filme alle gleich aussehen, einen individuellen Stil komplett vermissen lassen und sämtliche Konsequenzen umgehen. Ayers Geschichte wirft dem Zuschauer einige Ungereimtheiten, Logiklücken und Banalitäten vor die Füße, aber trotzdem hat man mit dieser Truppe, die man eben erst kennengelernt hat, mehr Spaß als gedacht und bekommt einige durchaus überraschende, faszinierende Elemente (Der Umgang mit der Figur des Slipknot könnte kaum typischer sein für Ayer), welche die Handschrift des Regisseurs nicht vermissen und den gewöhnlichen, massenkompatiblen Blockbuster-Comicfilm-Standard weit hinter sich lassen.


7 von 10 Espresso-Maschinen



von Pat

Review: CLOWN – Es hat sich ausgelacht!

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Fakten:
Clown
CA/US, 2014. Regie: Jon Watts. Buch: Christopher D. Ford, Jon Watts. Mit: Andy Powers, Laura Allen, Peter Stormare, Eli Roth, Elizabeth Whitmere, Christian Distefano, Chuck Shamata u.a. Länge: 100 Minuten.
FSK: Ungeprüft. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Als der Clown-Auftritt für den Kindergeburtstag seines Sohns kurzfristig abgesagt wird, schlüpft Familienvater Kent schnell selbst in das Kostüm, das er auf dem Dachboden findet. Am nächsten Tag wundert er sich hingegen, dass er Nase, Perücke und Anzug nicht mehr ausziehen kann. Von nun an beginnt für Kent eine grausame Metamorphose, bei der er sich immer mehr in ein Monstrum verwandelt, das einen großen Appetit gegenüber Kindern verspürt.






Meinung:
Die knalligen Haare. Eine rote Knollennase. Das breit geschminkte Lächeln. Der bunte Anzug. Clowns sind eigentlich schon immer dafür gedacht, vor allem die Kleinen zum Lachen zu bringen, für Spaß zu sorgen und gute Laune zu verbreiten. Trotzdem üben sie seit jeher auf sehr viele Menschen ein unangenehmes Gefühl bis hin zur puren Angst aus. Sogar eine eigene Phobie, die sogenannte Coulrophobie, findet sich in der Realität genauso wie in der Fiktion, vor allem in Horrorfilmen, immer wieder.


Mehr ein trauriger als ein glücklicher Clown: Vater Kent
"Clown" von Regisseur Jon Watts ist solch ein Film, welcher den Mythos des Clowns als uraltes, dämonisches Wesen nordeuropäischer Kulturen umfunktioniert. Nachdem Kent, ein Immobilienmakler und Familienvater, ein offensichtlich verfluchtes Clowns-Kostüm nicht mehr von seinem Körper abbekommt, muss er mit Entsetzen feststellen, dass er sich schleichend aber auf erschreckende Weise selbst in ein anderes Wesen transformiert. Wer nun fälschlicherweise annehmen könnte, bei dem von Torture-Porn-Legende Eli Roth produzierten Streifen würde man nach dieser Ausgangslage eine bizarre Tötungsorgie im makabren Gewand vorgesetzt bekommen, liegt teilweise stark daneben. Über die gesamten ersten zwei Drittel hinweg ist "Clown" nämlich gar kein wirklicher Horrorfilm, sondern eine recht gewaltfreie Verbindung von Drama und Thriller. Wenn Kent versucht, das Kostüm, welches mit seinem Körper wie verwachsen zu sein scheint, mit einem elektrischen Brot-Messer abzulösen, ihm nach und nach Zähne ausfallen, Finger sowie Zehen größer wachsen oder ein überlautes Magenknurren vor allem in der Gegenwart von kleinen Kindern überkommt, dringt der Streifen eher in Dimensionen vor, die an Body-Horror-Eskapaden des berüchtigten David Cronenberg erinnern. Auch bezüglich der Figurenkonstellation schlagen Watts und sein Co-Autor Christopher D. Ford vorwiegend ernste Töne an. Da Kent´s Ehefrau ihrer Freundin gleich zu Beginn eine Schwangerschaft offenbart und dieser selbst einen kleinen Sohn hat, lenken die Drehbuchautoren das Szenario immer wieder in dramaturgische Bahnen, in denen sie eine richtige Emotionalität anstreben.


Ronald McDonald sieht rot
Ziemlich genau nach einer Stunde zerfällt dieses Konzept allerdings zunehmend. Anscheinend wusste man mit dem dramaturgischen Potential einer Schilderung des qualvollen, körperlichen Zerfalls in bizarre Ausmaße sowie den Auswirkungen auf das nahe Umfeld nicht mehr allzu viel anzufangen. "Clown" mutiert in seinem letzten Drittel weitestgehend zu einem banalen Slasher, der ziemlich spannungsfrei und noch dazu sehr ungruselig daher kommt. Auffällig sind lediglich einige heftige Splatter-Effekte und der allgemein moralisch fragwürdige Tonfall, denn immerhin hat man es hier mit kleinen Kindern zu tun, die dem monströsen Clown-Dämon gnadenlos zum Opfer fallen und auch schon mal auf derbe Art und Weise in zwei Hälften zerrissen werden. Auch wenn die Make-Up-Abteilung gute Arbeit abgeliefert hat, wobei vor allem das Design des Clown-Mensch- Monster-Hybriden wirklich gelungen ist, und die Inszenierung allgemein grundsolide ausgefallen ist, täuscht das nicht über einige hanebüchene Story-Entscheidungen hinweg, die vor allem gegen Ende mehr als dämlich anmuten und keinen nachvollziehbaren Sinn ergeben.


Wer sich also durch das groß beworbene "produced by Eli Roth" vorschnell locken lässt, könnte von "Clown" durchaus enttäuscht werden. Der Film ist keineswegs die Splatter-Granate, die sich manch einer erhoffen wird und unterläuft die Erwartungshaltungen über die gesamte erste Stunde hinweg aufgrund des unerwartet ernsthaften Drama-Einschlags. Wirklich entschädigen kann allerdings auch der garstige Schluss-Akt nicht, denn außer heftigen Effekten und moralisch zweifelhaften Einlagen verläuft hier alles viel zu spannungs- und gruselfrei. Eine filmisch ebenso unausgegorene Mischung wie sein zentraler Mensch-Clown-Monster-Hybrid, der in keine Schublade so richtig passt und daher trotz guter Effekte und solider Inszenierung sehr enttäuscht.


4,5 von 10 Metzelorgien im Kinderparadies


von Pat

Review: BLUTIGE SCHATTEN - Venedig sehen...und sterben

2 Kommentare:


Fakten:
Blutige Schatten (Solamente nero)
IT, 1978. Regie: Antonio Bido. Buch: Marisa Andalò, Antonio Bido. Mit: Lino Capolicchio, Stefania Casini, Craig Hill, Massimo Serato, Juliette Mayniel, Laura Nucci, Attilio Duse, Gianfranco Bullo u.a. Länge: 109 Minuten. FSK: Keine Freigabe. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Der junge Kunstprofessor Stefano kehrt in seine Heimat zurück, eine kleine Vorinsel von Venedig. Sein ältere Bruder Don Paolo ist der Priester der verschlafenen Gemeinde, in der sich in den Jahren von Stefanos Abwesenheit scheinbar nicht viel verändert hat. Einzig ein Medium, das mit einigen prominenten Mitgliedern des Städtchens regelmäßig spirituelle Séancen abhält, ist dem Priester ein Dorn im Auge. Ausgerechnet Don Paolo wird in der nächsten Nacht Zeuge, wie das Medium von einem Unbekannten erwürgt wird. Daraufhin erhält er Drohbriefe des Mörders, der weitere Taten folgen lässt. Außerdem scheint es Bezüge zu einem älteren Mordfall aus der Gegend zu geben, sowie zu den beiden Brüdern. Hat Stefano etwas damit zu tun?



                                                                                


Meinung:
„Der beste Platz für einen Priester. Ein paar Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen, viel mehr gibt’s hier nicht.“

Der Schein trügt, sonst wäre das wohl auch kein Giallo. Eine nicht zu leugnende Idylle, um nicht zu sagen schläfrige Langeweile, strahlt die kleine Insel vor den Toren Venedigs auf den ersten Blick zweifellos aus. Doch hinter der Fassade lauert selbstverständlich mehr. Bereits die Eröffnungssequenz von „Solamente nero“ zeigt die trügerische Diskrepanz, die der gesamte Film beherbergt. Eine junge Frau wird erwürgt, auf einer grünen Wiese, am helllichten Tage und sinkt danieder. Ihr toter Körper wirkt wie auf einem Postkartenmotiv verewigt, ästhetisch positioniert im Vordergrund eines Schlosses. Ein bald malerischer Moment, was im weiteren Verlauf der Handlung sogar wörtlich zu nehmen ist.


Kaum zurück, geht der Ärger los...
Entstanden nach der Blütezeit der Gialli, die ihren Höhepunkt Mitte der 70er Jahre hatten, gelingt Antonio Bido einer der interessanteren Vertreter seiner speziellen Zunft, da er sowohl typische wie atypische Charakteristiken des Genres aufweist. Inspirationsquellen und womöglich sogar als direkte Querverweise gedachte Überschneidungen zu bekannten Vorgängern sind überdeutlich, wo zunächst natürlich unweigerlich Arbeiten von Dario Argento genannt werden müssen. Aufgrund der Genre-bedingten Ähnlichkeiten lassen sich zwar naturgemäß bald alle Gialli mehr oder weniger miteinander in Verbindung setzen und sich Parallelen finden, doch einige Motive und Plotdetails erinnern schon stark an diverse Filme aus den früheren Schaffens Argentos. Das ein Jahre zurückliegender Mord auf einem Gemälde verewigt wurde, kennt man aus seinem Debütfilm „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“, das der Film diesen Mord in seinem Opener präsentiert, die Handlung sich dann zunächst davon entfernt um am Ende die Geschichte nicht nur davon eingerahmt wird, sondern als Dreh- und Angelpunkt fungiert, ist auch das Prinzip von „Profondo Rosso  - Die Farbe des Todes“, dem vielleicht besten Argento-Giallo. Auch stilistisch lassen sich mühelos Anlehnungen an den jungen Argento finden, wobei diese nicht so prägend und überdeutlich sind, schließlich – wie bereits erwähnt – irgendwo sind da alle vernünftigen Gialli dicht beieinander, greifen auf die gleichen Methoden zurück.


Würde dich hier jemand schreien hören?
Interessanter sind eher die Vergleiche, die sich nicht auf Argento beziehen. Grob kann sogar Nicholas Roeg’s Meisterwerk „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ herbeigezogen werden, der sich außerhalb des Sub-Genres bewegt. Inhaltlich sind diese beiden Filme weit voneinander entfernt, atmosphärisch, besonders „räumlich“, lassen die Sets diese Verwandtschaft durchaus zu. Venedig selbst wird in „Solamente nero“ nur wenig gezeigt, der eigentliche Handlungsort ist nur der Umkreis, dennoch sind besonders die engen, verschlungenen Gassen, die alten Bauten, die Kanäle und besonders die immer wieder als Schauplatz verwendete Kirche gedankliche Fixpunkte, die mindestens unterbewusst Erinnerungen an dieses wage Vorbild wecken. Noch deutlicher sind die Ähnlichkeiten zu dem nur im weitesten Rahmen als Giallo zu bezeichnenden „Das Haus der lachenden Fenster“ von Pupi Avati aus dem Jahr 1976, also nur zwei Jahre vor „Solamente nero“. Hauptdarsteller hier wie dort ist Lino Capolicchio, sein Rollenname in beiden Fällen Stefano und er ein Kunstakademiker, der in eine rätselhafte Geschichte um Mord und die Geister der Vergangenheit verwickelt wird, in denen Bilder eine besondere Relevanz haben. Der Plot ist keinesfalls vergleichbar, nicht umsonst ist „Das Haus der lachenden Fenster“ eher ein Mystery-Horror-Thriller denn ein typischer Giallo, aber vielleicht ist es dieser Film, dem ein ganz direkter Tribut gezollt werden sollte.


Sucht das schwarze Schaf in der Herde: Don Paolo.
Mal abgesehen von den zahlreichen Referenzen, „Solamente nero“ ist an sich ein ganz klassischer Giallo, rein vom Inhalt und dem üblichen Muster. Ein unbekannter Mörder treibt sein Unwesen, seine Identität wird erst in den finalen Minuten gelüftet, davor werden etliche Verdachtsmomente gestreut, von denen im Idealfall (wie hier) nicht mal die Protagonisten gefeit sind. Gerade das betreibt Bido im fast exzessiven Ausmaß. Etwas, was man in der (auch nicht mehr ganz so) jüngeren Kinovergangenheit mit Wes Craven’s „Scream“ gleichsetzen könnte, um auch mal auf spätere Filme einzugehen. Im Minutentakt wird wieder eine Figur ins Rennen geworfen, die als potenzieller Täter in Frage kommen könnten und bewusst als solcher inszeniert wird. Das hat seinen Reiz, wobei nicht nur für erfahrenere Zuschauer sehr deutlich wird, das viele davon niemals ernsthaft in den engeren Kreis gehören dürften. Eine nur beiläufig eingeführte Randfigur kann in einem Giallo immer noch später mit einem fragwürdigem Motiv belegt werden, doch gerade hier deutet sich früh an, dass die Auflösung starken Bezug zu der Vergangenheit der Brüder haben wird, damit fallen diverse Figuren relativ schnell durch und werden als eingestreute Blender enttarnt. Zumindest, wenn man auf ein halbwegs brauchbares Ende hofft. Und das sei ruhig verraten, „Solamente nero“ bietet das, natürlich noch im Rahmen des Genres, das immer gewisse Detailfragen offen lässt und bei einer differenzierten Analyse leicht problematisch wirken kann.


Der Tod zeigt sein hässliches Gesicht.
Atypisch wird der Film durch seine Teils eigenwillige Inszenierung bzw. eher durch die Wahl seiner Schwerpunkte. Die Spannungsmomente werden altbewährt eingeläutet, aufgebaut und zunächst auch vorgetragen, sogar auf hohem Niveau. Zwei Dinge fallen dabei jedoch besonders abweichend auf: Bido spielt sehr gezielt mit der Erwartungshaltung des Zuschauers, lässt eine Bedrohungssituation entstehen mit den üblichen Mitteln wie Egoperspektiven des vermeidlich lauernden Killers, einem Aufbrausen des Scores (dringend zu erwähnen: Brillante Arbeit von Stelvio Cipriani, der seine Stücke von GOBLIN einspielen ließ, was kaum zu überhören ist), schnellen Zooms und radikalen Schnitte, die teilweise fast Gag-artig verpufft wird. Mal schnellt ein Akkordeonspieler statt des Killers um die Ecke, mal blitzt eine Klinge auf, die sich als Teil einer Statur herausstellt. Das mag im ersten Moment fast enttäuschen, ist in seinem Mut zur beinah-Frechheit schon wieder extrem gelungen. Die weitere Abweichung zu den meisten Gialli ist der bald radikale Verzicht auf explizite Gewaltdarstellung. Es gibt nur eine Szene, die als etwas härter bezeichnet werden kann (und dadurch sofort extrem auffällt), sonst zeigt sich Bido besonders im Gegensatz zu Dario Argento, Lucio Fulci oder Sergio Martino nicht sonderlich interessiert darin, den blutrünstigen Tötungsakt zum Highlight zu stilisieren. Selbst die phallische Klinge kommt nur ein einziges Mal zum Einsatz, da dann aber auch bewusst gewählt, diese Person hätte man nicht einfach erwürgen „dürfen“. Du erntest, was du säst…


„Solament nero“ hat erzählerische Mängel, das darf man nicht unter den Teppich kehren. Die Story zieht sich über 109 Minuten deutlich in die Länge, da auch zu offensichtlich ist, wie sehr man bewusst in die Irre gelenkt wird und nicht jeder lauwarmen Spur somit automatisch gespannt verfolgt. Das Tempo ist gemäßigt, der Fokus auf Figuren und Dialoge lässt zu, sich deutlicher an deren Macken zu stören (es ist wirklich egal, aber dieser potthässliche Rollkragenpulli den Stefano fast den ganzen Film über trägt, ist es da so kalt und warum hat der einen Koffer dabei, wenn er eh nur zwei Kleidungsstücke besitzt?) und die Auflösung ist ehrlich gesagt nicht so mega-überraschend, wie wohl angedacht. Trotzdem, noch deutlich über dem Genre-Durchschnitt und allein die letzte Sequenz im Angesicht der Wahrheit ist super. Kein Film für Blutjünger, für einen Giallo fast emanzipiert ohne misogyne Anleihen (das sich „Suspiria“-Darstellerin Stefania Casini Sellani mal kurz nackig machen darf, gehörte in den 70er schlicht zum guten Ton, wird dafür auch gut behandelt), nicht alles selbst ausgedacht, aber handwerklich astrein und mit seinen Eigenarten sogar individuell umgesetzt.

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