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Review: KALTER HAUCH - Die Feinmechanik des Tötens

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Fakten:
Kalter Hauch (The Mechanic)
USA, 1972. Regie: Michael Winner. Buch: Lewis John Carlino. Mit: Charles Bronson, Jan-Michael Vincent, Keenan Wynn, Jill Ireland, Frank DeKova, James Davidson, Linda Ridgeway u.a. Länge: 100 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Arthur Bishop ist zwar nicht mehr der jüngste, aber immer noch einer der besten Auftragskiller. Mit absoluter Perfektion erledigt er seine Jobs, von seinen Gefühlen lässt er sich nicht leiten. Der Sohn seines letzten Opfers, der offenbar ähnlich skrupellose Steve, will von ihm das Geschäft erlernen. Nach anfänglicher Skepsis nimmt ihn Bishop unter seine Fittiche, was seine Auftraggeber nicht gerne sehen. Und als wenn das nicht schon problematisch genug wäre, hat Bishop bald guten Grund zu der Annahme, dass er Steve nicht bedingungslos trauen kann.

                                                                                                                                                    
Meinung:
Zwei wie Pech und Schwefel: Insgesamt 5 Filme dreht Michael Winner mit seinem Lieblingsdarsteller Charles Bronson, am berühmtesten davon wohl die ersten drei Teile der berüchtigten Death-Wish-Reihe, die vom harten Selbstjustiz-Reißer irgendwann (in den Fingern von CANNON) zur absurden Trash-Orgie wurde. Ihre zweite Zusammenarbeit aus dem Jahr 1972 ist Kalter Hauch, dem 2011 mit The Mechanic (so auch hier der weitaus treffendere Original-Titel) ein Remake beschert wurde (inklusive dem im letzten Jahr erschienenen Sequel Mechanic: Resurrection) , das mit der Vorlage aber nur noch die grobe Handlung gemein hat und eigentlich auch nur ein weiteres, ganz auf das Image seines Stars zugeschnittenes Jason-Statham-Action-Vehikel darstellt.


Könnten beide mal wieder zum Friseur...
Charles Bronson spielt das, was er idealerweise meistens gespielt hat, da er das wohl auch am besten konnte: Einen stoisch-wortkargen, harten Hund. In dem Fall den „Mechaniker“ Arthur Bishop. Der schraubt nichts zusammen oder auseinander, höchstens mal eine Herdplatte um die Gasleitung zu manipulieren. Bishop ist Auftragskiller. Keiner der stürmischen Sorte, sondern ein präziser Profi, der sein nächstes Opfer studiert, beobachtet, sich einen Plan zusammenlegt und auf den richtigen Moment wartet, den Job so sauber, so diskret (was bedeutet, das Dahinscheiden „zufällig“ oder „unglücklich“ aussehen zu lassen) wie nur irgend möglich zu erledigen. Das erfordert Geduld, Disziplin, perfektes Timing und Akribie. Nichts scheint den sich bereits im goldenen Herbst seiner Karriere befindenden Hitman aus der Ruhe zu bringen, was seine auf wenig Aufsehen wertlegende Auftraggeber zu schätzen wissen. Ganz gegen seine Natur lässt er sich nach hartnäckiger Begattung vom Jungspund Steve weichkochen, ihn in sein Business einzuführen und zu seinem Partner zu machen. Der Beginn einer Schüler-Lehrer- und beinah schon Vater-Sohn-Beziehung, obwohl der angehende Kronprinz mehr Probleme als erwünscht mit sich bringt und neben einer ausgeprägt soziopathischen Ader grundsätzlich niemand ist, dem man nur für fünf Pfennig über den Weg trauen sollte.


...aber in dem Job hat man für so was keine Zeit.
Mehr als 15 Minuten dauert es, bis in Kalter Hauch die ersten Worte gesprochen werden. Der Anfang gehört ganz Charly Bronson, dem wir bei der Arbeit zusehen dürfen und sofort einen Eindruck bekommen, warum der alte Herr immer noch die Nummer 1 im Geschäft ist. Statt das Ziel einfach durchs offene Fenster ins Sniper-Visier zu nehmen, wird ein deutlich aufwändigerer und komplizierterer Weg gewählt. Das sorgt zwar im Endeffekt für mehr Chaos, dafür werden hinterher wahrscheinlich keine lästigen Fragen gestellt. Ein markanter, ein stilistisch aufregender Auftakt, mit dem Michael Winner gekonnt die Grundstimmung des Films prägt und ansatzweise an Klassiker wie Rififi oder Der eiskalte Engel erinnert. Über die Protagonisten erfährt man nur das Nötigste, wenn überhaupt. Es werden keine detaillierten Charakterprofile erschaffen, besonders der später dazu stoßende Steve (Jan-Michael Vincent) lässt sich niemals in die Karten gucken, was der Figur eine enorme Eiseskälte und Unberechenbarkeit verleiht. Das passt zum allgemeinen Ton, in dem Gewalt und Mord als rein geschäftliche Sachen abgetan werden, allerdings auch eine gewisse Passion unter der Oberfläche schimmert, deren Ursprung sich – zumindest bei Bishop – vielleicht grob erahnen lässt.


Ganz im Stil des ruppig-direkten Kinos der frühen 70er läuft Kalter Hauch in seinen besten Momenten wie eine gut geölte Maschine. Weiß seine Actionmomente gut dosiert zu servieren, geballt natürlich im bleihaltigen Showdown. Dazwischen wird mehr Wert auf die nihilistische Wirkung seiner nur mit (maximal) Anti-Helden ausgestatteten Geschichte gelegt, die leider zwischendrin deutlich Dynamik vermissen lässt und mit einem teilweise grobschlächtigen Skript zu kämpfen hat. Was erstaunlich elegant beginnt und zünftig-roh seinen Abschluss findet streckt sich im Mittelteil etwas zu ausgiebig, lässt gewisse Plausibilitätsfragen im Raum verenden, während eher nebensächliche Momente bald unnütz in die Länge gezogen werden. Kalter Hauch hat eindeutigen Pacing- und Feinschliffprobleme, die ihn nicht nur aus heutiger Sicht leicht wackelig dastehen lassen, kann allerdings das in Schlüsselszenen noch relativ gut auffangen. Nicht unbedingt der große Klassiker schlechthin, trotz seiner Ungereimtheiten aber noch ein ordentlicher Streifen, der sowohl bei Winner und Bronson (der natürlich einen überlebensgroßen Spiel mir das Lied vom Tod in seiner Vita stehen hat) im oberen Drittel gelistet werden muss. 

6,5 von 10 Nachrichten am Rückspiegel

Review: THE MECHANIC - Breitbeinig in den Strampelmann gehüpft

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Fakten:
The Mechanic
USA. 2011. Regie: Simon West.
Buch: Lewis John Carlino, Richard Wenk. Mit: Jason Statham, Ben Foster, Tony Goldwyn, Donald Sutherland, Jeff Chase, Christa Campbell, James Logan, Stuart Greer, Mini Anden u.a. Länge: 100 Minuten. FSK: freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Arthur Bishop ist ein Mechanic, ein Profikiller der seine Morde wie Unfälle aussehen lässt. Widerwillig bringt er für einen Auftraggeber sogar seinen alten Freund Harry um. Harrys Sohn, Steve, der nichts von Arthur Involvierung wusste, will daraufhin bei ihm in die Lehre gehen. Steve erweist sich als guter wie aber auch gefährlicher Schüler.





Meinung:
„Töte nie jemanden, wenn Du ein Motiv hast“, erklärt Arthur Bishop (Jason Statham) seinem Gesellen und Schützling Steve McKenna (Ben Foster). Ein echter Profikiller, oder, noch verwegener ausgedrückt, ein echter Mechanic, funktioniert nur dann, wenn er sein Handwerk losgelöst von jedem emotionalen Strang ausführen kann. Ja, diese Branche entledigt sich ihrer Menschlichkeit von vornherein, gewissenhafte Instanzen scheinen nur hemmender Ballast, jedenfalls ist das auf dem Papier so gelagert. Dieser „The Mechanic“ von 2011, entstanden unter der Regie von Simon West, ein relativ freies Remake des Charles-Bronson-Klassikers „Kalter Hauch“, aber geht einen irritierenden Weg, um sein pedantisch zur Tat schreitendes Hauptgespann in ihrer Berufung zu moralisieren. Anstatt auf beißenden Nihilismus zu plädieren, wie Michael Winner es 1972 tat, bügeln die Drehbuchautoren Lewis John Carlino und Richard Wenk das gesamte Sujet mit dem Bulldozer platt, um einem Taschentrick in der Gewaltlegitimation zu folgen: Es sind prinzipiell immer echte Drecksäcke, die Bishop und McKenna vor die Büchse stolpern.


Jason Stathams don't look into Explosions
Ohnehin reicht der modernisierte Blick des Films auf seine beide Akteure immer nur soweit, wie abtörnende Sympathieflächen erbaut werden können, nie aber wird Bishop oder McKenna die Möglichkeit verliehen, aus ihren sturen Charaktermodellen auszubrechen und darüber hinaus zu fungieren. Arthur Bishop ist ein Meister in seinem Fach, Aufträge erledigt er ohne Komplikationen, unsichtbar, antizipierend und im höchsten Maße effektiv. Dass sich hinter der eiskalten Killermaske aber auch ein einsamer Mensch verbirgt, der sich gerne in sein stilvolles Haus in den Sümpfen von Louisiana zurückzieht, klassische Musik auf Vinyl konsumiert und in Gedanken versunken am Rotweinglas nippt, bringt nicht nur den despektierlichen Effekt mit sich, dass Bishop zum albernen Klischeeknäuel heranwächst, sondern auch, dass einem Schauspieler wie Jason Statham diese Klischees überhaupt nicht zu Gesicht stehen. Ein muskulöser Pitbull, der sich in seiner Freizeit von den melancholischen Klängen Franz Schubert berieseln lässt, damit auch der letzte debile Zuschauer versteht, dass dieser Job nicht nur von trampelnden Kulturverächtern praktiziert wird.


Ben Foster ist selbstverständlich aus einem anderen schauspielerischen Holz geschnitzt und verleiht seinem Steve McKenna immerhin partiell Profil, wenn er ihn als herrenlosen Köter einfängt, der um das Grab seines Vaters streunt und nach Rache giert, um seinem alten Herrn endlich den Respekt abzuverlangen (respektive sich diesen einzureden), den er von ihm zu Lebzeiten nie einfordern konnte. Dass er damit irgendwann auch ein Motiv zum Töten besitzt, stellt die Weichen für sein Schicksal relativ deutlich und all die auf menschliche Impulse bedachten Zwischenstellen wirken in ihrer Repetition wie ein Parodie auf das garstige Original – Oder eine heftig unterdrückte Schwulensaga, die aufgrund des mainstreamigen Usus einfach nicht entfesselt werden kann und darf. Deswegen ist McKennas erstes Opfer auf direkt mal ein Schwuler, mit dem er sich durch das ganze Appartement kloppt, bis beide blutverschmiert und keuchend übereinander hängen. Bronzierte Einstellungen ästhetisierten die peinlichen Kleine-Jungs-Posen zunehmend, während selbige sich vor der Mattscheibe in ihrem Gebaren ob der breitbeinigen Attitüde maßlos bestätigt fühlen dürfen. Glückwunsch.


3 von 10 CGI-Blutspritzer