Review: WASSER FÜR DIE ELEFANTEN - Zirkusliebe mit Hindernissen



Fakten:
Wasser für die Elefanten (Water for Elephants)
USA. 2011. Regie: Francis Lawrence. Buch: Richard LaGravenese, Sara Gruen (Roman). Mit: Robert Pattinson, Reese Witherspoon, Christoph Waltz, James Frain, Hal Holbrook, Paul Schneider, Ken Foree, Tim Guinee, Jim Norton u.a. Länge: 120 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
USA, 1930er Jahre. Die Zeit der großen Depression. Der junge Einwanderer Jacob steht vor seinem Universitätsabschluss als Tierarzt. Doch nach einem tödlichen Unfall seiner Eltern lässt er den Abschluss sausen und steht ohne Geld oder Bleibe da. Desillusioniert und alleine schließt er sich einem Zirkus an, bei dem er aufgrund seiner tiermedizinischen Kenntnisse als Arzt angestellt wird. Dabei verliebt sich Jacob ausgerechnet in Marlena, die Frau des charismatischen aber auch jähzornigen und brutalen Zirkusdirektor August Rosenbluth – eine gefährliche Situation für Jacob und Marlena.




Meinung:
Francis Lawrence war lange ein sehr gefragter Regisseur für Videoclips und Werbespots. Britney Spears, Pink und Aerosmith gehörten genauso zu seinem „Kundenkreis“ wie die beiden bekanntesten Cola-Marken oder die Fastfoodkette mit einem Clown mit Latzhosen. Und das Thema „Clowns“ ließ ihn wohl nicht mehr los, den nach seinen ersten beiden Spielfilmen „Constantine“ und „I Am Legend“ hat sich Lawrence, der nun auch für den zweiten Teil der „Die Tribute von Panem“-Franchise verantortlich ist, mit einem Film beschäftigt, der sich thematisch in der Welt von Akrobaten, Tänzern, wilden Tieren und Artisten bewegt. Und gerade diese Zirkuswelt macht „Wasser für die Elefanten“ von einer altbekannten Liebesgeschichte zu einer schönen und besonderen Erfahrung.


Jacob und sein großer Schützling
Denn diese Konstellation, dass sich ein junger, mittelloser Mann in eine (zumindest theoretisch) höhergestellte Frau oder Dame verliebt, die aber mit einem anderen Mann zusammen oder diesem wenigstens versprochen ist, die hat man schon oft in dieser Form gesehen. Am bekanntesten dürfte wohl „Titanic“ sein. Eine weitere auffällige Parallele zwischen James Camerons Liebesdrama und „Wasser für die Elefanten“ ist auch die Rahmenhandlung. In beiden Filmen erinnert sich, einmal die alte Rose, im anderen Fall der in die Jahre gekommene Zirkusarzt Jacob, an eine alte Liebe zurück und fängt ausführlich an zu erzählen. Und in beiden Filmen hat dies zur Folge, dass man sofort in der eigentlichen Handlung drin ist. Die Handlung selbst, die ist nicht besonders spektakulär. Vielleicht sogar ein bisschen angestaubt und altmodisch. Aber sie ist auch schön, einfach nur schön. Es macht den ganzen Film über große Freude, eben jenen anzusehen. Als Zuschauer kann man wunderbar mitzittern, mitleiden, mithoffen. Man kann sich ebenfalls in die Zirkusartistin verlieben, man lernt ebenfalls den Direktor zu hassen und man bangt mit der Hauptfigur, ob er seine Ziele auch erreichen wird. Und das liegt auch an den tollen Darstellungen aller Beteiligten.


Champagner macht August und Marlena glücklich
Der Cast spielt richtig groß auf. Natürlich haben wir hier Reese Witherspoon, die, wie eigentlich immer, schon allein durch ihr Lächeln einen Film sehenswert machen kann, schafft dies auch durch ihre wunderbare Darstellung der Direktorengattin Marlena Rosenbluth. Der Zirkusdirektor selbst wird von Christoph Waltz verkörpert, der ihn, einerseits charmant, andererseits grausam und böse, mit einigen Facetten „seines“ Hans Landa verkörpert. Das macht er sehr gut, allerdings fehlen ein bisschen die neuen Facetten, die ihn dann von der alten, fast schon routinierten Leistung abheben. Aber beide, Waltz und Witherspoon, spielen gut, wie auch zu erwarten war. Viel interessanter erscheint da die Hauptperson Jacob Jankowski, ein Sohn polnischer Einwanderer. Dargestellt wird er von Robert Pattinson, dem von vielen wegen seiner Twilight-Rolle als schauspielerische Nullnummer abgestempelte Glitzer-Vampir. Nicht so in diesem Film. Er schafft nicht nur die Naivität und jugendliche Frische von Jacob wunderbar zu vermitteln, mit großer Leichtigkeit und Natürlichkeit schafft er auch eine tolle Mischung aus Verzweiflung, Liebe, Freude und Hass, sodass er sogar die beiden Oscarpreisträger Waltz und Witherspoon in den Schatten stellen kann.


Gedreht in Tennessee, Kalifornien und Georgia kann der Film mit den unterschiedlichsten und ziemlich beeindruckenden Naturaufnahmen aufwarten, die ihm ein ansprechendes Äußeres geben und wunderbar zur jeweiligen Stimmung des Films beitragen. Ähnliches gilt auch für die schönen Zirkuskostüme, die Kulissen, die wunderbaren Tiere, wo besonders die bildschöne Elefantendame Rosie zu nennen ist, und für die Filmmusik von James Newton Howard, auch wenn sie mehrmals gefährlich nahe am Kitsch entlangschrammt und manchmal auch darüber hinaus. Kamera, Schnitt, Licht – die komplette technische Seite des Films ist relativ unspektakulär, was nicht heißt, dass sie schlecht wäre. Solide inszeniert mit teilweise sehr intensiv wirkenden Farben runden diese Elemente den Film angenehm ab.


Alles in allem ist „Wasser für die Elefanten“ sicher kein Film, der besonders großen Einfluss auf die Filmgeschichte haben wird. Er ist nicht einmal besonders originell. Der Film erzählt seine Geschichte, mit Ausnahme der sympathischen Rahmenhandlung, absolut linear, ohne Ausreißer nach links oder rechts. Er ist eigentlich fast schon vorhersehbar und manchmal ist er auch kurz davor, wegen zu viel Kitsch unterzugehen. Aber der Einblick in die Zirkuswelt der 30er Jahre, die guten Darsteller und vor allem die liebens- und hassenswürdigen Figuren machen den Film zu einem Erlebnis, das durchaus in Erinnerung bleiben kann. Einfach schön


7 von 10 Whiskey trinkende Elefanten

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