GB. 1986.
Regie: Roland Joffé. Buch: Robert Bolt. Mit:
Jeremy Irons, Robert De Niro, Ray McAnally, Aidan Quinn, Cherie Lunghi, Ronald
Pickup, Liam Neeson u.a. Länge: 126 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD
und Blu-Ray erhältlich.
Story:
Im 18. Jahrhundert im Dschungel Südamerikas: Eine Gruppe um den Jesuitenpater
Gabriel (Jeremy Irons) sind als Missionare bei den Indianerstämmen unterwegs.
Sie versuchen ihnen auf menschliche Weise ihre Religion näher zu bringen, sie im Einklang
mit den Traditionen der Ureinwohner zu vermitteln. Dabei müssen sie gegen die
spanischen und portugiesischen Kolonialherren kämpfen, die das Land nicht den
Ureinwohnern überlassen, sondern selbst Herrscher dieser wunderbaren
Landstriche sein wollen. Aber trotz aller Widerstände lassen sich die Missionare nicht unterkriegen...
Meinung:
„Wenn Macht Recht ist, dann hat die Liebe keinen
Platz auf dieser Welt.“
Mendoza (De Niro) zwischen Qualen und Erlösung
„The Mission“ ist wirklich nicht leicht zu erklären. Wenn man es kurz machen
will, dann zeigt dieser Film die Geschichte zweier Männer. Der eine ein
Jesuitenpater (Jeremy Irons), der versucht, den christlichen Glauben an die
Indianer in Südamerika zu vermitteln. Und das tut dieser Pater Gabriel auf so
wunderbare Weise, tief von seinem Glauben überzeugt und mit so viel Liebe und
Sympathie, dass man sich solch einen Mann auf jeden Fall zum Freund wünscht.
Der andere Mann ein Söldner, der große Schuld auf sich geladen hat und sich, um
Buße zu tun, den Jesuiten anschließt und sich für seine neue Überzeugung
einsetzt. Robert De Niro gibt seiner Figur Rodrigo Mendoza so viel, so
Unterschiedliches. Erst ein tiefer Fall, dann die Läuterung und der unbändige
Einsatz. Selten hat man den überragenden Schauspieler De Niro so intensiv in
einer Rolle gespürt. Diese beiden Hauptakteure, deren Rollen, sie könnten unterschiedlicher nicht
sein, der eine ruhig, sanft und besonnen, der andere wild und ungestüm, und
doch sind sie gleich, haben Vertrauen, treten mit Herzblut für ihren Glauben
und, noch wichtiger, für ihre Überzeugungen ein und tragen den Film gleichsam auf ihre Weise. Dazu kommen wirklich gut
besetzte Nebenrollen. Sogar Liam Neeson ist dabei, der leider viel zu wenige
Rollen gespielt hat, in denen er zeigen konnte, was eigentlich in ihm steckt –
und zwar nicht nur der dumpfe Action-Hau-Drauf-Opi, sondern wie hier ein eher ruhiger, dafür aber tieferer Charakter.
„Der Garten Eden?“ – „Ja, eure Eminenz.
Er ist nur ein bisschen verwildert.“
Pater Gabriel (Jeremy Irons) und seine Oboe
Gefilmt im Urwald, in der unangetasteten Natur Südamerikas. Mit beeindruckenden
Bildern von grünen Landschaften, reißenden Flüssen und Wasserfällen, hohen
Bergen und steilen Klippen. Rau und wild, fremd und gleichzeitig so nah. Untermalt mit einem Score von Ennio Morricone, der
wohl zu den besten in der Filmgeschichte zählt – und damit würde man
wahrscheinlich noch untertreiben. Niemals mehr hat selbst Großmeister Morricone
solche wunderbare, gefühlvolle Melodien geschrieben. DieMusik lässt den zuschauer zittern, träumen,
fühlen. Ja, Morricone lässt einem die Bilder, diese Urgewalten im südamerikanischen
Dschungel lebendig vorkommen. Atemberaubend und hypnotisierend. „The Mission“ ist
aber nicht nur Darstellerkino und die Geschichte der beiden Männer, genauso ist
der Film nicht nur auf die traumhafte, unberührte Welt zu reduzieren, er ist
noch viel mehr. Hier werden Themen wie Religion, Liebe, Selbstzweifel, Macht,
Hass, Läuterung, Erlösung angesprochen. Und die Freiheit, die Selbstbestimmung
eines Volkes. Nicht nach anderen Regeln und Prämissen zu leben, sondern die
eigene Identität beizubehalten, sie über äußere Einflüsse zu stellen. Und dafür
kämpfen die Missionare, das ist ihre Mission, die sie, nicht für, sondern
gemeinsam mit den Ureinwohnern bestreiten. Nichts ist dabei oberflächlich,
alles nachhaltig und eindringlich. Wenn man versuchen würde, den ganzen Film in
Worte zu fassen – man würde ihm nicht annähernd gerecht werden.
Unter dem Strich steht ein Meisterwerk, denn nichts weniger ist „The Mission“.
Im Film ist große Kunst und großes Kino vereint. Er hat beeindruckende Bilder,
kraftvolle Darstellungen, eine fesselnde Geschichte und vor allem eine
Relevanz, wie es nur wenige Filme vorweisen können. Er ist der Ruf nach
Glauben, nach Sinn, nach Liebe und nach Freiheit. "The Mission" schreibt dabei aber nicht vor, er bietet nur an. Obwohl es hier um den katholischen Glauben geht, lässt Regisseur Roland Joffé überraschend unaufdringlich jeden Zuschauer selbst entscheiden, was er will und ob, an was und wie er glaubt. In allen Belangen ist "The Mission" ein Meisterwerk für Augen, Ohren und Herz. Wer das Kino liebt und diesen
Film gesehen hat, der weiß, wovon ich spreche.
10 von 10 Mal von einem Kunstwerk verzaubern lassen
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