Regisseur
Shawn Levy versammelt für den dritten Teil der „Nachts im Museum“-Reihe wieder
alle bekannten Schauspieler zusammen, so dass am 18. Dezember 2014 ein
waschechtes Staraufgebot in unsere Kinos kommt. Neu dabei sind Rebel Wilson („Pitch Perfect“), Dan Stevens („Downton Abbey“) sowie Ben Kingsley („Iron Man 3") und
Rachael Harris („Gregs Tagebuch“). Diesmal verschlägt es Museumswächter Larry (Ben
Stiller) ins British Museum von London. Da mit ihm auch die magische Goldtafel
geht, werden also auch in diesem Museum die Ausstellungsstücke über Nacht
lebendig. Der erste Trailer verspricht familienfreundliche Unterhaltung mit
Fantasy-Touch und Pipi-Gags. Für die Weihanchtsferien bietet "Nachts im Museum 3: Das geheimnisvolle Grabmal" bestimmt das passende Kinoprogramm für Jung und Alt.
Review: BLUTIGE SEIDE - Geburt eines Genres
Eingestellt von
JackoXL
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Fakten:
Blutige Seide (Sei donne per l’assassino)
IT, FR, MC, BRD, 1964. Regie: Mario
Bava. Buch: Marcello Fondato, Giuseppe Barilla, Mario Bava. Mit: Cameron
Mitchell, Eva Bartok, Thomas Reiner, Ariana Gorini, Dante DiPaolo, Mary Arden,
Franco Ressel, Claude Dantes, Luciano Pigozzi, Lea Krugher u.a. Länge: 86
Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.
Story:
Model Isabella wird brutal
ermordet. Kurz darauf fällt ihrer Kollegin Nicole ihr Tagebuch in die Hände.
Der Täter hat es darauf abgesehen, was zu weiteren Morden führt. Was versucht
er zu verbergen? Inspektor Silvestri vermutet den Killer im engsten Kreis der
Agentur von Contessa Cristina Como. Verdächtige und mögliche Motive gibt es
genug, nur die Beweise fehlen und je länger die Ermittlungen dauern, desto mehr
Leben stehen auf dem Spiel.
Meinung:
Mit „Blutige Seide“ hat Mario Bava
ein Stück Geschichte geschrieben, legte er doch den Grundstein für das
Giallo-Kino, welches die europäische – speziell die italienische – Filmlandschaft
in den Folgejahren maßgeblich prägen sollte. Im Schatten des anspruchsvollen
Autorenfilms entstand ein eigenes, ganz spezielles Sub-Genre, das in dieser
Form heute praktisch (mit wenigen Ausnahmen und wenn nur selten von guter
Qualität) ausgestorben ist. Dafür ebnete es einigen B-Movie-Glanzstücken und
deren Schöpfern den Weg, in erster Linie natürlich einem Dario Argento, der
Bava’s Stil wie kein Zweiter aufgriff und sogar perfektionierte. Allein als
dieser Eckpfeiler und Büchsenöffner ist „Blutige Seide“ schon ein ganz
besonderer Film, was ihn 50 Jahre nach seiner Entstehung jedoch nicht als
einziges Merkmal hervorheben soll.
Besser rot als tot. |
Das Model und der Freak. |
Noch kein perfekter Giallo, in
seinem selbstbewussten, riskanten und dann eben so grandiosen Bruch mit dem
Status Quo allerdings ein Meilenstein, zum Teil absolut famos, von seiner Relevanz
ganz zu schweigen.
7,5 von 10 roten Modelpuppen
Review: IM AUGUST IN OSAGE COUNTY – Familiäre Abgründe im Stakkato
Eingestellt von
stu
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Fakten:
Im August in Osage County (August: Osage County)
USA. 2013. Regie: John Wells. Buch: Tracy Letts (Vorlage). Mit: Meryl Streep, Julia Roberts, Ewan McGregor, Benedict Cumberbatch, Chris Cooper, Sam Shepard, Abigail Breslin, Juliette Lewis, Margo Martindale, Misty Upham, Juliette Nicholson, Dermot Mulroney, Dale Dye, Newell Alexander, Jerry Stahl u.a. Länge: 121 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 7. August auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Im August in Osage County (August: Osage County)
USA. 2013. Regie: John Wells. Buch: Tracy Letts (Vorlage). Mit: Meryl Streep, Julia Roberts, Ewan McGregor, Benedict Cumberbatch, Chris Cooper, Sam Shepard, Abigail Breslin, Juliette Lewis, Margo Martindale, Misty Upham, Juliette Nicholson, Dermot Mulroney, Dale Dye, Newell Alexander, Jerry Stahl u.a. Länge: 121 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 7. August auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Nachdem ihr Mann spurlos verschwunden ist, ruft Familienoberhaupt Violet ihre Familie zusammen. Ihre Töchter Barbara und Karen, die seit langem nicht mehr ihr Elternhaus besuchten, treffen so wieder auf ihre Schwester Ivy, die bei ihrer Mutter geblieben ist, um dieser im Haus zu helfen. Nicht nur dies hat Konfliktpotenzial, sondern auch Violets provokative, zynische Art, die ihre Töchter und den Rest der geladenen Familie immer wieder ungefiltert zu spüren bekommt. Doch somit werden auch alte Geheimnisse und Konflikte angesprochen.
Meinung:
Wenn man zu lesen bekommt, dass ein Film auf einem Theaterstück von Tracy Letts basiert, dann darf man sich relativ sicher sein, dass darin nicht gerade zimperlich zu Werke geschritten, besitzt die US-Amerikanerin doch eine (sozial-)kritische Durchschlagskraft, die an die pointierten Sittengemälde der Yasmina Reza („Der Gott des Gemetzels") erinnern. Die 2011 veröffentliche White-Trash-Abrechnung „Killer Joe“ von Altmeister William Friedkin („Der Exorzist“) stellte dies mit einem unnachahmlichen Zynismus unter Beweis, in dem Matthew McConaughey („Mud – Kein Ausweg“) dem Trailerpark-Gesocks (darunter Emile Hirsch, Thomas Haden Church und Gina Gershon) den eigenen Fraß bis tief in den Rachen schob – Ein Meisterwerk der jüngeren Filmgeschichte, das es selbstredend nicht zur offiziellen Kinoauswertung geschafft hat. Ganz im Gegenteil zum Familien-Drama „Im August in Osage County“, eine mit Stars gespickte Adaption des gleichnamigen Bühnenstücks, für das Tracy Letts 2008 mit dem Pulizer Preis honoriert wurde.
Wenn man zu lesen bekommt, dass ein Film auf einem Theaterstück von Tracy Letts basiert, dann darf man sich relativ sicher sein, dass darin nicht gerade zimperlich zu Werke geschritten, besitzt die US-Amerikanerin doch eine (sozial-)kritische Durchschlagskraft, die an die pointierten Sittengemälde der Yasmina Reza („Der Gott des Gemetzels") erinnern. Die 2011 veröffentliche White-Trash-Abrechnung „Killer Joe“ von Altmeister William Friedkin („Der Exorzist“) stellte dies mit einem unnachahmlichen Zynismus unter Beweis, in dem Matthew McConaughey („Mud – Kein Ausweg“) dem Trailerpark-Gesocks (darunter Emile Hirsch, Thomas Haden Church und Gina Gershon) den eigenen Fraß bis tief in den Rachen schob – Ein Meisterwerk der jüngeren Filmgeschichte, das es selbstredend nicht zur offiziellen Kinoauswertung geschafft hat. Ganz im Gegenteil zum Familien-Drama „Im August in Osage County“, eine mit Stars gespickte Adaption des gleichnamigen Bühnenstücks, für das Tracy Letts 2008 mit dem Pulizer Preis honoriert wurde.
We are Family |
Mutter Violet wird gleich wieder Zynismus speien |
Später wird es noch eine ähnlich hervorragend vorgetragene Szene geben, in der Charlie (Chris Cooper) seiner Frau Mattie (Margo Martindale) über ihr grässliches Verhalten gegenüber Sohnemann Little Charles (Benedict Cumberbatch) zurechtweist. Der Anstoß, um endgültig innerfamiliäre Abgründe freizuschaufeln und übersetzt all die Werte, die innerhalb einer Familie gegeben sein sollten (von Vertrauen, Rücksicht und Solidarität) in pure Trauer, Entrüstung und Raserei. Violet, das archaisch-matriarchische Familienoberhaupt, torkelt blass, zermürbt, ohne Perücke durch das einsame Anwesen und sucht Zuflucht bei genau der Person, der sie sonst nur herabwürdigend begegnen konnte. Ein bitterer, von ungemein intensiven Szenen geprägter Film setzt sich die Krone auf.
7 von 10 Zwergwelse zum Mittag
von souli
Review: DAS GRAUEN KOMMT UM ZEHN - Traumjob Babysitter
Eingestellt von
JackoXL
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Fakten:
Das Grauen kommt um Zehn (When A
Stranger Calls)
USA, 1979. Regie: Fred Walton.
Buch: Steve Feke, Fred Walton. Mit: Charles Durning, Carol Kane, Colleen
Dewhurst, Tony Beckley, Rutanya Alda, Carmen Argenziano, Ron O’Neal, Rachel
Roberts u.a. Länge: 98 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und
Blu-ray erhältlich.
Story:
Diese Nacht als Babysitter wird
Jill lange verfolgen. Kurz nachdem das Ehepaar Mandrekis das Haus verlassen
hat, klingelt das Telefon. Der unbekannte Anrufer stellt eine Frage: „Haben sie
nach den Kindern gesehen?“ Der Auftakt zu einer grauenvollen Nacht, die mit
einem Blutbad endet. Sieben Jahre später ist der Täter aus seiner Heilanstalt
entflohen und Privatdetektiv Clifford, einst Ermittler in dem Fall, wird auf
den Flüchtigen angesetzt. Er soll ihn nicht nur finden, er soll ihn zur Strecke
bringen. Doch am Ende wird sich der Kreis schließen…
Meinung:
„Haben Sie nach den Kindern
gesehen?“
Was für ein Auftakt. Die ersten
zwanzig Minuten von „Das Grauen kommt um Zehn“ sind nicht umsonst legendär und
haben Genregeschichte geschrieben. Wenn man selbst von Otto Waalkes parodiert wird,
hat man es wohl geschafft.
Und das für die paar Piepen... |
Ein John Carpenter zu seinen besten
Zeiten (also genau damals) hätte es kaum besser machen können. Babysitterin
Jill wird innerhalb weniger Minuten in einen verstörenden Albtraum involviert,
das immer wieder klingelnde Telefon zerrt an den Nerven, das räumlich
eigentlich großzügige Haus wird zum beengten Verlies, das Ticken der Wanduhr
erscheint wie das Pendel des Todes, das lodernde Kaminfeuer wirft unheilvolle
Schatten und immer wieder… dieses verdammte Telefon…! Klaustrophobische Panik
greift um sich, in wunderbar schattierten Bildern und beklemmend vertont. Ohnehin
ist der Score von Dana Kaproff ein unaufdringliches, zeitgleich enorm
prägnantes Zuckerstück der kalten Angst. Was Fred Walton hier zu Beginn entfacht, ist Suspense-, Terror- und Home-Invasion-Kino, ganz simpel und
wahnsinnig effektiv runtergebrochen, komprimiert auf schlappe 20 Minuten,
inklusive Vorspann. Hammerhartes Teil, atmosphärisch und von seiner schlichten
Idee wie der erstklassigen Umsetzung kaum zu toppen. Wenn das jetzt das
generelle Niveau von „Das Grauen kommt um Zehn“ wäre, mein lieber Herr
Gesangsverein, das gibt Fingernägelsalat, zugenagelte Kinderzimmer und aus dem
Fenster fliegende Telefone. Allein dieses Szenario wäre spielend in der Lage,
einen ganzen Film zu tragen. Natürlich nur in dieser Form. Wie es nicht geht,
bewies das stumpfe Remake „Unbekannter Anrufer“ von 2006, der sich darauf
begrenzte, dafür an seinen wesentlichen Dingen gnadenlos scheiterte.
„Ich will mich mit ihrem Blut
beschmieren!“
"Darf ich mal telefonieren, dauert auch nicht lange?!" |
Das Original scheitert – mehr oder
weniger – an dem nun folgenden Szenenwechsel, wenn der Plot einen
siebenjährigen Zeitsprung hinlegt, Jill (vorerst) von der Bildfläche
verschwindet und das anonyme Grauen ein Gesicht bekommt. Im Mittelpart hängt „Das
Grauen kommt um Zehn“ - absolut unnötig – heftig durch, die Spannungskurve
knickt erheblich ein. Zwar kann die Inszenierung gewisser Schlüsselmomente
durchaus gefallen und rudimentär an die Qualität des ersten Drittels anknüpfen,
nur kann die Dramaturgie keinesfalls mithalten. Stalking, ein heute sehr
relevantes Thema, tritt eher in den Vordergrund, wie die Jagd eines verbissenen
Ermittler (gut wie immer: Charles Durning) nach der gestörten Bestie. Deren
Terror wird allerdings arg an die Kette gelegt, die einschnürende Stimmung
verliert sich in einem behäbigen Tempo und eigentlich einem fast kompletten
Bruch der Handlung, der in dieser Form schon überrascht. Killer-Darsteller Tony
Beckley hält sich angenehm zurück, agiert nicht als überzogener
Psycho-Hampelmann, wirkt dennoch lange nicht so erschreckend wie als
bedrohliche Stimme am anderen Ende der Leitung oder als Silhouette an der Wand.
Ambitioniert, aber unglücklich, so könnte man das nun Gezeigte bezeichnen. Das
vorher so grandios aufgebaute droht zu kippen und den Film in reinen
Durchschnittgefilden kentern zu lassen.
Macht Sinn: Taschenlampe trotz ausreichender Beleuchtung. |
Kurios, dass nun ausgerechnet
wieder (knapp) zwanzig Minuten dies verhindern. Im ausgedehnten Finale gelingt
es „Das Grauen kommt um Zehn“ beinah, an den furiosen Start anzuknüpfen. In
Gänze selbstverständlich nicht, doch es fühlt sich ähnlich an. An der
Inszenierung krankte es eh nie, eher am Skript, an der Grundspannung, der
Bedrohung. Genau da knüpft das letzte Drittel an und schlägt die doch noch die
Brücke zum Anfang, die lange wackelte und bröckelte. Jetzt ist alles wieder da:
Das Telefon, die schaurige Stimme, die Panik, die Angst, die eigenen vier
Wände, die sich praktisch auf einen zu bewegen. Es lauert wieder, nachdem es
Auslauf genossen hat. Betrachtet man Start und Finish, man müsste sich
verwundert am Kopf kratzen, warum dieser Film nicht uneingeschränkt zu den
absoluten Perlen des Genres zählt. Der Schlusspunkt kommt zwar etwas abrupt und
wirkt vielleicht aus heutiger Sicht unspektakulär, allerdings war das zu dieser
Zeit nicht unüblich, daher kein Problem. Sein Potenzial – ach was, seine klaren
Fähigkeiten – lässt dieser Film klar in der Mitte auf der Strecke, wofür man
jeden Beteiligten ohrfeigen müssten. Sonst gäbe es hier nicht viel zu
kritisieren und diskutieren.
Seinen Status als kleiner Klassiker
hat „Das Grauen kommt um Zehn“ ja inne und sicherlich verdient. Viel zu gut und
unvergessen ist er auf seinen Höhepunkten, gleichzeitig bald banal dazwischen.
Krasse Mischung, schade.
„Warum haben Sie nicht nach den
Kindern gesehen?“
6,5 von 10 unbekannten Anrufern
Review: TAXI DRIVER – Einsam und verloren im Großstadtdschungel
Eingestellt von
stu
Keine Kommentare:
Fakten:
Taxi Driver
USA. 1976. Regie: Martin Scorsese. Buch: Paul Schrader. Mit: Robert DeNiro, Jodie Foster, Cybill Shepard, Harvey Keitel, Peter Boyle, Albert Brooks, Martin Scorsese, Leonard Harris u.a. Länge: 114 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Taxi Driver
USA. 1976. Regie: Martin Scorsese. Buch: Paul Schrader. Mit: Robert DeNiro, Jodie Foster, Cybill Shepard, Harvey Keitel, Peter Boyle, Albert Brooks, Martin Scorsese, Leonard Harris u.a. Länge: 114 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Vietnamveteran Travis Bickle kann nicht schlafen. Die Nacht nutzt er deshalb dafür als Taxifahrer Geld zu verdienen. Auf seinen Touren bekommt er es mit der ganzen menschlichen Bandbreite New Yorks zu tun. Als er sich in die Wahlkampfhelferin Betsy verliebt, scheint Travis Leben wieder so etwas wie einen Sinn zu bekommen.
Meinung:
Martin Scorsese („Departed – Unter Feinden“) entführt uns in die besudelten Straßen des 1970er Jahre New York City. Belebt und simultan zerstört vom asozialen Abschaum, der noch nicht im elendigen Sumpf der Metropole untergegangen ist. Die Kamera streift elegisch durch den schwarzen, verqualmten Strudel und saugt uns ein. Lässt uns zusammen mit Travis Bickle (Robert De Niro, „Wie ein wilder Stier“) auf einen kräftigen Regen warten, so stark, dass er das Gesindel und das Pack in seiner Erbärmlichkeit von den Straßen spült, um sie endlich zu reinzuwaschen. Der widerliche Gestank, der in der Luft steht, muss von einem unaufhaltsamen und gnadenlos fauchenden Orkan weggeblasen werden, damit auch wir uns in einer besseren Welt wiederfinden dürfen: Travis könnte dieser Orkan sein, ein in beharrlicher Massivität prustende Sturm.
Martin Scorsese („Departed – Unter Feinden“) entführt uns in die besudelten Straßen des 1970er Jahre New York City. Belebt und simultan zerstört vom asozialen Abschaum, der noch nicht im elendigen Sumpf der Metropole untergegangen ist. Die Kamera streift elegisch durch den schwarzen, verqualmten Strudel und saugt uns ein. Lässt uns zusammen mit Travis Bickle (Robert De Niro, „Wie ein wilder Stier“) auf einen kräftigen Regen warten, so stark, dass er das Gesindel und das Pack in seiner Erbärmlichkeit von den Straßen spült, um sie endlich zu reinzuwaschen. Der widerliche Gestank, der in der Luft steht, muss von einem unaufhaltsamen und gnadenlos fauchenden Orkan weggeblasen werden, damit auch wir uns in einer besseren Welt wiederfinden dürfen: Travis könnte dieser Orkan sein, ein in beharrlicher Massivität prustende Sturm.
Wären Handys im Saal würde Travis die echte Wumme auspacken |
Harten Tag gehabt: Travis hängt ab |
Travis und Betsy - hat diese Beziehung eine Zukunft? |
Travis, und auch darin bewahrt sich „Taxi Driver“ eine packende Zwiespältigkeit, die unbedingt zum Austausch miteinander einlädt, ist kein Held, nicht im Ansatz. Hat er in der Zeit, in der wie ihn verfolgten, überhaupt etwas richtig gemacht? Ja, denn er hat gehandelt. Ob richtig oder falsch steht nicht zur Debatte. Erst einmal nicht. Er tat das, was viele Personen in höheren und einflussreicheren Positionen längst hätten tun sollen: Ein Zeichen setzen. Das mag sich reaktionär und weltfremd anhören, ist aber gewiss nicht die Tonalität, in der sich „Taxi Driver“ wohlfühlt. Die Themen sind zu brisant, um sie auf den kleinstmöglichen Nenner zu reduzieren, die Ausführungen des gesamten Filmes liegen zu schwer im Magen, als dass man sie in derartiger Undifferenziertheit munden lassen könnte. Wenn die letzten Minuten einen tiefen Krater in unser Inneres gerissen haben, lässt „Taxi Diver“ Raum zur freien Interpretation: Realität oder doch die ausgebaute Utopie des Travis Bickle? Eine Entscheidung, die dem Zuschauer selbst überlassen ist. Fakt ist allerdings: „Taxi Driver“ ist Kino in größtmöglicher Brillanz. Unvergleichlich und unerreichbar.
10 von 10 Gesprächen mit dem Spiegelbild
von souli
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