Review: DARK HOUSE - Die Affen hampeln durch den Wald...

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Fakten:
Dark House (Haunted)
USA, 2014. Regie: Victor Salva. Buch: Charles Agron, Victor Salva. Mit: Luke Kleintank, Alex McKenna, Anthony Rey, Zack Ward, Lacey Anzelc, Ethan S. Smith, Tobin Bell, Lesley-Ann Down, Charles Agron, Daniel Ross Owens u.a. Länge: 102 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Ab dem 24.3.2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Bevor Nick von seiner geisteskranken Mutter die Wahrheit über seinen Vater und seine mysteriöse Gabe erfahren kann, stirbt die Mutter bei einem rätselhaften Brand in der Irrenanstalt. Sie vererbt ihrem Sohn ein großes Anwesen bei Rivers End. Ein Haus, das Nick seit seiner Kindheit wie besessen zeichnet – ohne es je gesehen zu haben. Nick und seine Freunde machen sich auf die Suche nach dem Haus. Doch was ihn dort erwartet ist viel größer, als alles wonach er gesucht hat…






Meinung:
„Ich könnte schwören, dass ich nicht im Kreis gefahren bin. Aber wenn uns das Haus nicht gefolgt ist, war es wohl doch so.“


Warum die Selbstzweifel? Kann doch sein. So ein Haus, dem ist auch langweilig wenn es immer an der gleichen, eintönig Stelle rumstehen muss, etwas Bewegung schadet nicht. Oder es ist einfach einsam und hat euch so furchtbar lieb. Wie ein Hündchen, das einem hinterher gelaufen ist.


- "Da, Schwachsinn!" - "Zu spät, wir halten drauf!"
Nein, natürlich ist die Bude mächtig böse oder auch das, was in oder auch um sie herum lauert. Unheimlich-besessene Butzen gehören im Genre ja zum guten Ton, doch Regisseur und Co-Autor Victor Salva will hier selbstverständlich nicht den üblichen Haunted-House-Schmu machen, wo der Geist von Tante Erna oder Opa Willi seine Runden dreht. Innovativ, kreativ und tierisch twisty soll sein neues Schmuckstück sein…zumindest scheint das die Intention zu sein und wird von einigen anderen Stellen (auf Namen wird verzichtet, sind die üblichen Alles-Möger in dem Bereich) auch dementsprechend gelobt. Beneidenswert, wie man an solchen Filmen konstant so einen Spaß haben kann, da wird der Gang in die Videothek und der blinde Griff ins DTV-Horror-Regal fast automatisch zum Happening. Zum „interessanten“ Lebenslauf vom Schöpfer dieser Perle, Victor Salva, sollten an der Stelle mal ein paar Worte verloren werden, nur so am Rande. Bei den Dreharbeiten zu seinem Debütfilm „Clownhouse“ im Jahr 1989 verging er sich mehrfach oral an seinem zwölfjährigen (!) Hauptdarsteller und zeichnete seine Taten sogar auf Video auf. Fünfzehn Monate musste er dafür brummen (eigentlich zu drei Jahren verurteilt, wegen guter Führung vorzeitig entlassen), dennoch war das für den Mann nicht das endgültige Karriereaus. Mit „Jeepers Creepers 1 & 2“ gelangen im Jahre später sogar kommerzielle Achtungserfolge. Nur um das klarzustellen: Hier geht es nicht um den Charakter dieses Menschen, nur um seine Arbeit. Bei Roman Polanski wird auch nicht (mehr) dauernd darauf hingewiesen, warum der sich seinen Oscar damals nicht persönlich abgeholt hat. Nur der macht grandiose Filme. Und Victor Salva macht Filme wie „Dark House“.


"Kleingeld?"
Marketingtechnisch bedingt prahlt das Cover der deutschen DVD/BD mit Tobin „Jigsaw“ Bell als Star des Films, der tatsächlich der aktuell prominenteste Name im Cast sein dürfte (knapp dahinter: Zack Ward, TV-Söldner und Hauptdarsteller aus der „bissigen Satire“(*hust*) „Postal“ von Meister Uwe Boll), da die Karriere von Lesley Ann-Down („Fackeln im Sturm“) heute so dufte läuft, dass sie als Dachschaden-Knallerbse hier schon in den ersten Minuten – im wahrsten Sinne des Wortes – „verheizt“ wird.  Bell kann als einziger einen Hauch von Präsenz versprühen, auch wenn er sich in den paar Minütchen Screentime nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ganz und gar nicht sogar. Als gammeliger Waldschrat darf er mit rauer Stimme mysteriöses Zeug murmeln und am Ende noch die Überraschung aus dem filzigen Haar schütteln, aber so bleibt man im Geschäft, der macht das für seinen Stellenwert schon ganz clever. Hat definitiv mehr Wiedererkennungswert als die restlichen Nachtschattengewächse, wie Hauptdarsteller Luke Kleintank, dessen uninteressante Visage man sofort wieder vergessen hätte, wenn er nicht dauern im Bild wäre. Er gibt den verstörten Sohnemann von Knallerbse Down, der als Kind merkwürdige Bilder malte und nun so was wie die langweilige Version von Christopher Walken in „Dead Zone“ ist. Per Berührung kann er bei anderen Menschen sehen, wann und wie sie sterben. Außerdem kann er riechen, wenn jemand Sex hatte, tolle Kombo übrigens.



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Weglaufen zwecklos, der Twist lauert schon.
Sobald er, seine neue Trulla, sein bester Buddy und zwei Typen von der Vermessungsbehörde bei seiner geerbten Wanderimmobilie aufschlagen und sie von Tobin Bell vollgegrummelt werden, beginnt die Geisterbahnfahrt mit immerhin einigem an Ich-schmeiß-mich-weg-Potenzial, leider nicht genügend, um irgendwie in die richtige – wenn sicher auch nicht gewollte – Richtung zu stolpern. Plötzlich tauchen Axt-schwingende Butzemänner auf und starten eine wilde Verfolgungsjagd, spätestens jetzt ist der Film schon völlig durch (das vorher schon mit albernen Stimmen aus dem Lüftungsschacht diskutiert wurde – nicht zum letzten Mal – winken wir mal einfach so durch). Planet der Axt-Affen, die lächerlich-gebückt durch den angeblichen Mindfuck-Horror-Wald hoppeln. Soll wohl creepy sein, hat eher was von Karikatur. Gut, kann vielleicht noch passieren, funktioniert halt nicht wie geplant, aber da kommt ja sicher noch was. Damit hält der Film auch keine Sekunde hinter dem Berg, macht immer auf „Abwarten, wir haben da noch was im Ärmel“ und da wir ja positiv gestimmt sind, lassen wir den Quatsch mal durchgehen. Fällt schwer, aber bekanntlich scheißt die Ente hinten und der Hucken wird bestimmt AWESOME. Muss ja. Naja…


Denn wenn „Dark House“ – nach seinen vielen Peinlichkeiten, den zwar offensichtlich geplanten, dabei total versemmelten Höhepunkten, den furchtbaren Darstellerleistungen und dem konsequent verpassten Stimmungsaufbau – dann mit seiner Knaller-Pointe um die Ecke kommt, fällt einem dazu auch nicht mehr viel ein. Theoretisch, also wirklich rein theoretisch, wäre damit sogar etwas machbar gewesen, aber bestimmt nicht so und in Anbetracht der vorherigen Präsentation schließt sich hier eigentlich nur nahtlos der Kreis. „Dark House“ hat was vor, findet sich clever und schaurig und merkt dabei gar nicht, wie unglaublich doof, öde und lachhaft er durchgehend rüberkommt. Da geht nicht mal in der Trash-Ecke was, dafür einfach nicht unterhaltsam genug und eher peinlich als lustig. Ganz großes Auweia. 

2,5 von 10 weggeschwemmten Häusern

Review: MIRANDA (Staffel 2) - Marathon aus Fettnäpfchen

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Fakten:
Miranda – Staffel 2
UK. 2010. Regie: Juliet May. Buch: Tony Roche, Georgia Pritchett, Miranda Hart u.a.. Mit: Miranda Hart, Tom Ellis, Sarah Hadland, Patricia Hodge, John Holmes, Sally Phillips, Tom Conti u.a. Länge: 6 Episoden á ca. 30 Minuten. FSK: freigegeben ab 6 Jahren. Ab 27. Februar auf DVD erhältlich.


Story:
Die Zeit betrübt zu sein, weil ihr Schwarm Gary jetzt in Asien arbeitet, muss beendet werden, denkt sich Miranda und will ihre Fühler nach neuen Kandidaten für ein gemeinsames Leben auswerfen. Als Gary dann doch wieder in ihr Leben tritt beginnt damit erneut das Chaos zwischen den Beiden von vorne. Dass dabei weder Mirandas beste Freundin Stevie, noch ihre herrische Mutter eine Hilfe ist, macht es auch nicht gerade einfacher





Meinung:
Das ist sie wieder, „Miranda“. Das Alter Ego der britischen Erfolgskomikerin Miranda Hart zählt, bzw. zählte zu den erfolgreichsten Comedyserien in Groß Britannien der jüngeren Vergangenheit. Nachdem die erste Staffel vor einiger Zeit in Deutschland auf DVD und im Fernsehen (auf dem Disney Channel) zu sehen war, findet nun auch Staffel 2 den Weg in unsere heimischen Abspielgeräte. Diesmal, im Unterschied zu Staffel eins, sogar mit deutschen Untertitel und kleinen aber höchst liebenswerten Special Features.


Miranda hat immer noch ihren ganz eigenen Stil
Staffel 2 von „Miranda“ macht da weiter, wo der Vorgänger aufhörte. Als Zuschauer werden wir also erneut Zeuge, wie die 1m85 große Miranda tollpatschig durch ihr nicht gerade alltägliches Leben schreitet und versucht bei Gary, dem attraktiven Koch ihres Stammlokals, zu landen. Ganz dem Schemata einer Comedyserie folgend, löst dieser Prozess Unmengen von radikalen chaotischen Momenten aus, die von den Autoren der Serie (darunter auch Miranda Hart selbst) stetig, von Szene zu Szene, gesteigert wird. Das ist, wie bereits in Staffel eins, wirklich sehr vergnüglich, hat hier aber mit den ersten Ermüdungserscheinungen zu kämpfen. In Episode 5, wenn Miranda und ihre Mutter, die letztlich nur eine Art Running Gag auf zwei Beinen ist, zum Psychologen müssen, kennt die Serie keinerlei Halten mehr und pfeift auf komödiantische Progression. In gut 30 Minuten werden so viele charakterliche Eigenheiten der Figuren zur Schau gestellt und teils bis zur Unmäßigkeit durchexerziert, dass die Serie, die während der erste Staffel noch so charmant und unaufgeregt war, hier fast schon ein Opfer ihrer eigenen Maßlosigkeit wird. Trotzdem sollte nicht verschwiegen werden, dass diese Staffel immer noch hinreißende Momente besitzt.


Endlich ein Mann für Miranda
Natürlich leidet „Miranda“ jetzt daran, dass man sie und die Nebenfiguren mit all ihren Spleens und Facetten bereits zur Gänze kennt (außer man startet direkt mit Staffel 2, ob dieser Schubs ins kalte Wasser aber hilfreich ist, ist stark zu bezweifeln). Vielleicht konzentriert sich die Serie deswegen jetzt noch etwas mehr auf Miranda und ihre Beziehung zu Gary. Dabei wird sich zwar schon ordentlich im Kreis gedreht, es reicht aber aus, um damit  Bühne zu generieren, auf der Miranda Hart erneut beweist, dass sie, bzw. ihr Alter Ego mit Wonne von einem Fettnäpfchen ins nächste springt – oft und gerne auch mit ausreichend Anlauf. Vielleicht wirkt Episode 5 auch deswegen so übersättigend, weil es dort zu einem regelrechten Fettnapf-Marathon kommt. Aber keine Sorge, abgesehen vom Overkill der fünften Episode, bleibt auch Staffel 2 von „Miranda“ ein so sympathisches wie amüsantes Vergnügen voller Kurzweil. Ein wenig Schade ist es schon, dass die Figuren rund um Miranda noch weniger geformt und wirklich innerhalb der Handlung beteiligt werden, aber dieses Manko macht die Serie mit einem so simplen wie effetiven Trick wieder wett. Denn nach nur sechs Episoden ist auch diese Staffel schon wieder vorbei. Gerade wenn man sich z.B. fragt welche Funktion eigentlich Restaurantbesitzer Clive innerhalb dieser Staffel/Serie hat, endete diese auch schon.


Diese Staffel von „Miranda“ kann das Niveau, mit der die Serie startete leider nicht ganz halten. Es fehlen dann doch die wirklich guten Ideen und herausragenden Momente. Doch auch wenn das Gefühl zurück bleibt, dass „Miranda“ nicht mehr die Qualität der Vorgängerstaffel erreicht, bleibt ein positiver Gesamteindruck zurück, inklusiver Vorfreude auf die nächste Staffel, die (leider) wohl auch die letzte sein wird. Wobei es vielleicht ja genau der richtige Zeitpunkt war, um die Serie zu beenden? Wir werden sehen.


7,5 von 10 Nickerchen auf dem Fußboden des Umkleideraums

Review: SEVENTH SON – Rooster Cogburn jagt jetzt Hexen und Drachen

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Fakten:
Seventh Son
USA. 2015. Regie: Sergei Bodrov. Buch: Steven Knight, Charles Leavitt, Matt Greenberg, Joseph Delaney (Vorlage). Mit: Jeff Bridges, Ben Barnes, Julianne Moore, Alicia Vikander, Antje Traue, Kit Harington, Djimon Hounsou, Olivia Williams, Gerald Plunkett, Jason Scott Lee, Jim Shield, Carmel Amit, Thai-Hoa Le u.a. Länge: 104 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 16. Juli 2015 auf DVD, Blu-ray und Blu-ray 3D erhältlich.


Story:
Sir Gregory ist ein Spook, ein erfahrener Kämpfer gegen dunkle Mächte wie Hexen oder Gestaltwandler. Als seine alte Widersacherin Malkin sich aus ihrem Verließ befreien kann, in der sie Gregory einst sperrte, muss er handeln, denn alle 100 Jahre , wenn der Blutmond sein volles Antlitz am Nachthimmel zeigt, kann Malkin die Welt mit Finsternis überziehen. Um das zu verhindern wählt Gregory den Bauernjungen Tom zu seinem Lehrling aus, denn dieser ist der siebte Sohn eines siebten Sohnes und erfüllt somit eine alte Prophezeiung. Gemeinsam machen sie auf den strapaziösen Weg zu Malkins Verstecks.





Meinung:
Nach dem Erfolg von „Harry Potter“ und „Der Herr der Ringe – gemeint sind in diesem Falle die erfolgreichen Verfilmungen aus dem Hause Warner Bros. – galt das Fantasy-Genre zunächst als Erfolgsgarant, vor allem wenn ein bekanntes wie erfolgreiches Werk dahintersteht. Doch rasch musste die amerikanische Filmindustrie einsehen, dass nicht jeder Bestseller-Roman der in den Bücherläden und Bibliotheken unter „Phantastisches“ geführt wird, automatisch für zufriedene Zuschauer und volle Kassen sorgt. „Eragon“, „Der goldene Kompass“ oder „City of Ember“ gerieten zu kapitalen Misserfolgen, was dem Genre an sich den Ruf einbrachte, nur dann wirklich inhaltlich wie kommerziell zu funktionieren, wenn es sich um die zu Anfangs erwähnte Vorzeige-Franchises handelt. Mittlerweile findet Fantasy entweder im Fernsehen statt, wo „Game of Thrones“ sich allerdings trotz Dämonen, Magier und Drachen eher daran versucht eine Art Realistik des Phantastischen abzubilden, oder J.R.R. Tolkien bzw. J.K. Rowling müssen ihre anderen Geschichten hergeben. Bei letzterer wird es wohl noch ein, zwei Jahre dauern bis das Potter-Spin-Off „Fantastic Beasts And Where To Find Them“ über die Leinwände flimmert.


Die böse Malkin will Rache und eine Nagelpfeile
„Seventh Son“ ist Fantasy pur und beruht ebenfalls aus einem Roman. Der Autor ist ein gewisser Joseph Delaney und dieser hat mit seiner Vorlage im Prinzip das Gleiche getan, wie Miss Rowling: die typischen Muster, Modelle und Maße des Fantasy-Genres genommen, wild durchgemixt und somit seine eigene Welt kreiert. Dabei kam sehr konventionelles, phantastisches Flickwerk heraus. Welches der russische Regisseur Sergei Bodrov hier ebenso konventionell wie kurzweilig für die große Leinwand adaptiert. Das Ergebnis ist weit davon entfernt in irgendeiner Hinsicht neue Maßstäbe zu setzen. Man sollte sich aber nun auch endlich einmal davon verabschieden, dass jeder Fantasyfilm automatisch mindestens gleichziehen muss, mit den Größen des Genres. „Seventh Son“ ist nicht mehr als gute Hausmannskost. Einhergehend damit sind auch Schwachpunkte, wie z.B. die generische Geschichte, die sich vor allem dann im dreckigen Sumpf des Bekannten windet, wenn Held Tom und die junge Hexe Alice sich zu romantischen Tête-à-têtes treffen. Aber „Seventh Son“ streckt diese und andere misslungene Szenen und Phasen nicht all zu heftig in die Länge.


Sir Gregory bekommt es auch mit Großmäulern zu tun
Allgemein ist „Seventh Son“ ein Werk, welches kein Gramm narratives Fett zu viel auf den Rippen hat. Anfang, Mittelteil, Ende. Exposition, wo Exposition hingehört und nach dem Showdown gibt es gewiss noch viel Spielraum für etwaige Sequels, aber dennoch fühlt sich der Film beendet an. Er hat einen klaren Schlusspunkt und versucht nicht diesen oder andere markante Momente so lang es geht hinauszuzögern. Das wirkt im Genre des Fantasyfilms fast schon altmodisch. Herrlich altmodisch wohlgemerkt. Altmodisch ist dann auch das perfekte Stichwort um auf Jeff Bridges zu kommen, der als alter, versoffener wie ranziger Hexenjäger Sir Gregory zwischen all den pompösen Kreaturen der Finsternis, bzw. des CGIs, der klare Fixpunkt des Filmes ist. Doch es ist gerade Bridges, der irgendwie nicht so recht hier hinein passen will. Im Grunde spielt er in „Seventh Son“ nur noch einmal die Rolle des Marshalls Rooster Cogburn aus „True Grit“. Nur dass er es hier nicht mit einem penetranten Mädchen und einer gefährlichen Outlaw-Gang zu tun hat, sondern mit einem Novizen sowie einer bösen Hexe, die, ganze genrekonform, die Welt mit Finsternis überziehen will. Dass zwischen dieser Hexe und Sir Gregory eine Jahrzehnte alte, schwellende Feindschaft besteht unterstreicht die konservative Fantasy-Stilistik von „Seventh Son“ noch einmal etwas mehr.


Der Lehrling und sein Meister
„Seventh Son“ ist im Prinzip ein Groschenroman im Fantasy-Setting. Jeff Brdiges darf als alter Grantler und Schnapsliebhaber gegen Drachen, Monster und Julianne Moore als herrlich übertrieben ausgereizte Oberhexe kämpfen, wobei seine Figur innerhalb der Actionsegmente immer wieder die hinreißend dämliche Metamorphose vom alten Miesepeter hin zum gelenkigen Actionkasper macht, während sein Lehrling Tom (Ben Barnes, der bereits in den „Narnia“-Filmen als Prinz Kaspian Fantasy-Erfahrung gesammelt hat) die obligatorische Wandlung durchmacht und der Zunft der Hexenjäger versucht eine neue, liberal Note zu verleihen, denn vielleicht sind ja nicht alle Hexen automatisch böse. Ja, das ist alles so bekannt wie abgestanden, ebenso wie die zig Anspielungen auf fremde Kulturen, bzw. Religionen, aber „Seventh Son“ versucht erst gar nicht seine Rezeptur als neuartig zu verkaufen. Regisseur Bordov liefert gut gemachte Standardware von der Stange, die nie versucht mehr zu sein als sie ist. Das macht den Film hin und wieder sogar etwas sympathisch. In Zeiten, in denen selbst das marginalste Stück Unterhaltung zum großen, vielschichtigen Event aufgebauscht wird, fühlt sich „Seventh Son“ wahrlich angenehm an, auch wenn der Film dann doch zu viele Fehler und Mängel mit sich schleppt, um wirklich einen akkuraten, positiven Gesamteindruck zu hinterlassen. Warum der Film z.B. ganzzeitlich in einer verwaschenen Optik erstrahlt will nicht so recht einleuchten. Warum die Romanze zwischen Junghexe Alice und Lehrling Tom hingegen nicht funktioniert ist da schon wesentlich klarer: fehlende Chemie zwischen den Darstellern und ein doch sehr strapazierte Befolgung, verstaubter Klischees.


„Seventh Son“ als gut zu bezeichnen wäre doch zu viel verlangt. Aber Sergei Bodrov entfacht mit seinem Hollywood-Debüt ein konventionelles Fantasy-Spektakel, das sich großzügig bei bekannten Genre-Vorbildern bedient und dabei einen (angenehm) altmodischen Eindruck hinterlässt. Wer auf der Suche nach dem legitimen Nachfolger von „Der Herr der Ringe“ oder „Harry Potter“ ist, ist hier falsch. „Seventh Son“ ist nicht mehr als eine nette Kleckerei mit den allgemeinen Erwartungen und Formungen des Genres. Das Ergebnis ist nicht gut genug um den Film wirklich weiterzuempfehlen, aber auch nicht so schlecht, um ihn auf Teufel und Verderb zu zerfleddern und wenn man bedenkt wie sehr sich das Fantasy-Genre auf den Konventionen des Epischen ausruht, ist „Seventh Son“ dann doch eine willkommene Abwechslung. Denn zwar beinhaltet er auch die großen Bilder, es scheint ihm aber irgendwie bewusst zu sein, dass deren Gigantomanie eigentlich nur noch Erinnerungen sind, an Zeiten, als Fantasy noch die Schönheit des Neuen, bzw. des Wiederentdeckten besaß.


5 von 10 unkaputtbaren, monströsen Sidekicks

Review: TÖDLICHE UMARMUNG - Ein Hitchcock ohne Hitch

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Fakten:
Tödliche Umarmung (Last Embrace)
USA, 1979. Regie: Jonathan Demme. Buch: David Shaber, Murray Teigh Bloom (Vorlage). Mit: Roy Scheider, Janet Margolin, John Glover, Sam Levene, Charles Napier, Christopher Walken, Jacqueline Brookes, David Margulies, Andrew Duncan, Marcia Rodd u.a. Länge: 102 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Geheimagent Harry Hannan verliert bei einem Anschlag seine Frau Dorothy. Durch den schweren Verlust erleidet er einen Nervenzusammenbruch und begibt sich in ein Sanatorium. Doch direkt nach seiner Entlassung folgt ein weiterer Anschlag, denn jemand versucht, ihn vor einen Zug zu stoßen. Und zuhause wartet bereits eine in Hebräisch verfasste Morddrohung auf ihn. Gemeinsam mit der Studentin Ellie, die während Harrys Abwesenheit in seine Wohnung einzog, nimmt er auf eigene Faust Ermittlungen auf. Was steckt hinter den Vorfällen?





Meinung:
Mit seinem vierten Spielfilm legte Jonathan Demme („Das Schweigen der Lämmer“, „Philadelphia“) seine endgültige Reifeprüfung ab und nahm im Prinzip das vorweg, was sein Kollege Brian De Palma in den Folgejahren mehrfach praktizieren sollte: Er zollt dem wenige Jahre zuvor in den Ruhestand gegangenen Meisterregisseur Alfred Hitchcock seinen Tribut, inszeniert mit „Tödliche Umarmung“ einen paranoiden Verschwörungsthriller, an dem der Meister selbst wahrscheinlich seine helle Freude gehabt und in vielen Punkten sicher kaum anders umgesetzt hätte. Unverkennbar zitiert Demme viele große Klassiker seines Vorbildes, hält sich auch handwerklich dicht an dessen Vorlagen und erschafft somit ein sehr spannendes Verwirrspiel mit exzellenten Einzelmomenten, das selbst für 1979 fast etwas altmodisch wirkt, im positiven Sinne.


Don´t fuck Dirty Harry!
Das beginnt schon mit der Musik, die eher an ein Werk der 50er oder 60er Jahre erinnert, weniger an das Kino der späten 70er. Mit einem Hang zur Theatralik, was der Stimmung des Films nur zu Gute kommt. „Tödliche Umarmung“ verplempert von Beginn an keine Sekunde und schubst den Zuschauer ähnlich schnell in seine Handlung wie Protagonist Harry (Roy Scheider) beinah vor einen einfahrenden Zug, doch da hat der bereits einen Anschlag auf sein Leben hinter sich. Schon bei diesem, im Opener gezeigten Attentat, zeigt sich die formelle Klasse, die sich wie ein roter Faden durch den kompletten Film zieht. Die Kamera verbreitet durch hektische Bewegungen die angestrebte Unruhe, ist dabei jedoch höchst präzise und keinesfalls willkürlich, ein optischer Genuss. Generell ist es die Arbeit von Kameramann Tak Fujimoto, die „Tödliche Umarmung“ zu einem stellenweise atemberaubenden Erlebnis macht. Durchgehend elegant, mit einem Auge für Dynamik und Bewegung, wundervollen Plansequenzen sowie fast schon träumerischen, stillen Momenten (die untergehende Sonne auf dem Friedhof, ein Gemälde). Auch das kannte man von den großen Filmen Hitchcocks, den Vergleich mit ihnen zieht Jonathan Demme deutlich und bewusst heran, nicht nur technisch. Einen inszenatorischen Höhepunkt findet der Film in der Mitte, bei einer sagenhaft gefilmten Verfolgungsjagd in einem Glockenturm, „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“ lässt grüßen, ebenso beim Finale an den Niagarafällen, das neben dem bereits erwähnten Werk auch leicht „Der unsichtbare Dritte“ und dessen Höhepunkt am Mount Rushmore erinnert.


Ihre letzte Umarmung?
Roy Scheider trägt den Film spielend und stellt einmal mehr unter Beweis, dass er in den 70ern einer der ganz großen Charakterköpfe im Geschäft war. In der fachlichen Umsetzung ist „Tödliche Umarmung“ somit nahezu unantastbar, kann nur inhaltlich nicht mit dem auf der anderen Ebene dargebotenen Niveau gleichziehen. Hier fehlt es an Plot-Finesse- und Entwicklung, die Hitchcocks beste Filme – die eben ausgiebig zitiert werden - zu Meisterwerken machte. Die Geschichte wird zwar geschickt erzählt, entwickelt zu keiner Zeit Längen und heizt das Interesse an der Auflösung wie den Hintergründen des lange undurchsichtigen Geschehens ergiebig an, wenn die sich dann offenbaren, hat das aber ehrlich gesagt was von einem Groschenroman. Schon etwas pulpig. Eine überlegtere, cleverere Pointe würde „Tödliche Umarmung“ deutlich besser stehen, der inszenatorischen Klasse eher gerecht werden. Der durchgehenden Spannung, dem kribbeligen Suspense tut das auf den letzten Meter natürlich keinen Abbruch mehr, man kann letztlich problemlos damit leben, die durchaus geschürten Erwartungen an die Qualität kann die Story nur eben nicht gänzlich erfüllen. Leichte Lücken und Ungereimtheiten inbegriffen, da rumpelt es gelegentlich deutlich, was nicht auf die Dauer durch die schöne Präsentation versteckt werden kann.


Das sind dann eben die kleinen, feinen Unterschiede, die den Schüler vom Lehrer trennen. Jonathan Demme hat dennoch ohne Frage einen Film geschaffen, der seinem und unser aller Meister sicher auch sehr gefallen hätte. Nicht nur, weil ihm hier offensichtlich der üppige Bauch gepinselt wird. In der Qualität (sogar besser) hat das nur der bereits erwähnte Brian De Palma geschafft, hinter dem in seiner Hochphase knapp unterlegen zu sein ist dabei alles andere als eine Schande. Ein spannendes, mitreißendes Stück Film, dem heute selten der gebührende Respekt gegenüber gebracht wird. Das wäre hiermit erledigt. Angucken!

7 von 10 hebräischen Todesdrohungen