Fakten:
Northmen – A Viking Saga
CH, BRD, SA, 2014. Regie: Claudio
Fäh. Buch: Bastian Zach, Matthias Bauer. Mit: Tom Hopper, Ryan Kwanten, Ken
Duken, Charlie Murphy, Ed Skrein, Anatole Taubman, Johan Hegg, Leo Gregory,
Darrell D’Silva, James Norton, Nic Rasenti, Joe Vaz, Richard Lothian, Daniel
Janks u.a. Länge: 98 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Ab dem 3.3. auf
DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
873 nach Christus: Vom eigenen
König verbannt, nimmt eine Horde furchtloser Wikinger Kurs auf Britannien. Ihr
Ziel: Das Kloster Lindisfarne mit seinen Goldschätzen, die sie plündern wollen.
Von einem schweren Sturm überrascht, zerschellt ihr Drachenboot jedoch an den
Felsen der schottischen Küste. Gestrandet auf feindlichem Gebiet, ist ihre
einzige Chance, sich in eine entfernt gelegene Wikingersiedlung zu retten. Ein
gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt – eine Jagd auf Leben und Tod.
Meinung:
Frohlocket, ihr geplagten
Heimkinojunkies da draußen, der böse Fluch ist besiegt. Ein Film von ASCOT
ELITE, bei dem man NICHT mit dem Trailer zu diesem Wikinger-Krams belästigt
wird, der sich nicht vorskippen lässt. Monate ging das, gefühlt 100 Mal
gesehen, doch auf dieser Scheibe ist er nicht. Zumindest nicht vorweg.
Einsicht, Erbarmen von Seiten des Verleihs? Natürlich nicht, das hier ist
dieser Film, der penetrant und unermüdlich angepriesen wurde wie Sauerbier.
Eins haben die damit geschafft, neben der Erleichterung: Jetzt will man
wirklich wissen, was kann dieser europäische Co-Produktion mit seinem Angriff
auf das internationale Blockbusterkino (ja, der lief Einigerorts wirklich im
Kino) denn nun?
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"Geht's hier nach Wacken?" |
Lobend sollte erwähnt werden: Der
Trailer war keine Mogelpackung. Man bekommt genau das serviert, was schon
angekündigt war. Grölende Mannsbilder laufen durch karge Landschaften und hauen
sich auf die Omme. Nun über 98 statt 3 Minuten. Mehr ist es auch nicht. Mag
unter gewissen Bedingungen und in der entsprechenden Umsetzung auch mal für
einen kurzweiligen Filmabend reichen, viel Story, ein differenziert
ausgearbeitetes Skript oder oscarreife Darstellungen braucht so ein Film in der
Regel nun wirklich nicht. Das soll aber doch kein Freifahrtschein sein, um sich
auf möglichst wenig zu beschränken und das dann noch nicht mal unterhaltsam
runter zu nudeln. Die geballte Fachkompetenz ist schon beeindruckend: Regisseur
Claudio Fäh (verantwortlich u.a. für einige Folgen „Ghost Whisperer“ und dem
Knaller „Hollow Man 2“) wird die internationale B-Movie-, Serien- und
TV-Film-Nebendarsteller-Starpower zur Seite gestellt, die alle mal irgendwo in
irgendwas mitgespielt haben, deren Gesichter trotzdem niemand kennt. Außer für
uns Deutsche natürlich Ken Duken (auch schon in „Inglourious Basterds“, aber
wer hat da nicht mitgespielt?), wenn man ihn denn unter der Zottelpracht
erkennt. Damit qualifiziert er sich immerhin für ein Engagement bei einem
Mittelaltermarkt, ob das jetzt der große Durchbruch außerhalb der Landesgrenzen
wird, kann bezweifelt werden.
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Nützliche Tipps vom Halb-Medium, nur er ist einfach zu blöd. |
Was passiert hier denn genau? Eine
Gruppe ungewaschener, schlecht frisierter Neandertaler…sorry, Wikinger…grunzt
und kloppt sich „vor der großartigen Kulisse“ und der „unberührten“ Natur
(Zitat des Verleihs) Südafrikas (dort wurde gedreht) mit nicht minder
barbarisch-ungehobelten, dafür minimal gepflegter auftretenden Schotten um die
Königstochter mit dem Shining, deren außergewöhnliche Fähigkeiten ihren
Beschützern und neuen Freunden mit der Met-Fahne allerdings keine große Hilfe
sind. Aussagen wie „dieser Ort ist nicht sicher“ sind dann doch etwas unpräzise
und nicht ernsthaft überraschend. Die großartige, unberührte Naturkulisse hätte
man mit wenigen Ausnahmen so übrigens auch im Harz oder fast jedem wenig
besiedelten Gebiet in Osteuropa finden können, Steine und vereinzelte Bäume
soll es da auch geben. Für irgendwas muss man das Budget ja ausgeben. Das ist
mindestens so monoton und glanzlos wie der gesamte Film, dessen uninteressante
Dramaturgie (Laufen, Brüllen, Kämpfen, Ende) nicht im Geringsten durch die
mäßigen Kampfszenen aufgewertet wird, die im heutigen Zeitalter so auch
niemanden mehr groß beeindrucken. Von „kompetent angerichteter Schlachplatten“,
wie es die Hamburger Morgenpost nennt, ist das hier noch ein gutes Stück
entfernt, eher eine kalte Platte vom Discounter statt vom Schlachter.
Wenn das einfach wieder nur so
heimlich, still und leise in die Verkaufs- und Videothekenregalen geschummeltes
Trockenfutter wäre, wahrscheinlich einfach nur egal und würde vielleicht
minimal positiver wahrgenommen werden als die üblichen DTV-Gurken aus dem
Genre, da stellt man sich von vornherein auf gar nichts ein. Warum hier so ein
Tamtam gemacht und der belanglose Schinken zum Kinoevent aufgeblasen wurde,
wissen wohl auch nur die Produzenten selber. Unter den Konkurrenzbedingungen
kann der doch nur abstinken. Manchmal lieber ganz kleine Brötchen backen, dann
ist man mit weniger zufrieden oder in dem Fall eher gnädiger.
3 von 10 Tickets nach Walhalla
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