Review: DÉJÀ VU - WETTLAUF GEGEN DIE ZEIT - Die Vergangenheit ist noch nicht vorbei



Fakten: 
Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit (Déjà Vu)
USA, 2006. Regie: Tony Scott. Buch: Bill Marsilii, Terry Rossio. Mit: Denzel Washington, Val Kilmer, Paula Patton, Jim Caviezel, Adam Goldberg, Bruce Greenwood, Elden Henson, Erika Alexander, Matt Craven, Rich Hutchman u.a. Länge: 126 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
In New Orleans explodiert eine Fähre kurz nach dem Ablegen, über 500 Menschen sterben. Der zum Unglücksort gerufene ATF-Agent Doug Carlin findet schnell heraus, dass es sich um ein Attentat handelt. Die angespülte Leiche einer jungen Frau wird zur heißen Spur: Von ihren Verletzungen scheint sie ein Opfer der Explosion zu sein, wurde aber schon wenige Minuten vor dem Unglück gefunden. Agent Pryzwarra weiht ihn daraufhin in ein geheimes Projekt ein, dass einen Einblick in die Vergangenheit ermöglicht, mit vier Tagen Zeitversetzung. Als Carlin erfährt, dass man theoretisch sogar direkt in die Vergangenheit eingreifen kann, ist er besessen davon, die Ereignisse ungeschehen zu machen. Mit hohem Risiko.






Meinung:
Der Titel verrät schon viel zu viel. Sollte man tatsächlich ohne Vorkenntnis an diesen Film herangehen. Zu Beginn macht SlowMo-Tony seinem Ruf zwar alle Ehre und zwirbelt einen Videoclip-Ästhetik-Overkill der schlimmsten Sorte hin, aber Wumms hat das Ding. Einen ziemlich eindrucksvollen Wumms. Der kracht und ist gleichzeitig Ausgangslage für ein durchaus reizvolles Terrorismus-Paranoia-Szenario, spätestens mit dem Auftauchen einer viel zu früh verkohlten Leiche. Nun gut, dann wird es…gewagt.


Das Fernsehprogramm wird auch nicht besser, nur Wiederholungen.
Aber der Reihe nach: Tony Scott und Denzel Washington, irgendwann hätten sie geheiratet. Ganz sicher. Da hatten sich zwei gesucht und gefunden. Tony mochte seine porentiefreine, auf Nichtigkeiten konzentrierte Optik, der Denzel musste da nie viel machen und war gleichzeitig die Sau schlechthin. Einfach, weil er sein Sieben-Tage-Regenwetter-Gesicht aufsetzen konnte, ab und zu eine Washington-Wutrede halten durfte und mit wenig viel verdient hat. So auch hier, wenn sich aus einem interessanten Suspense-Plot ein mit der heißen Nadel löchriger gestrickter Sci-Fi-Blödsinn entwickelt. Zeitreisemumpitz mit der üblichen Krümmung des Raums-Erklärung,  die man fast haargenau so auch in „Event Horizon – Am Rande des Universums“ und „Interstellar“ zu sehen bekommt, scheint wohl die gängige Methode zu sein, um Laien das verständlich zu machen. Haben wohl alle das selbe, schlaue Buch gelesen. Logisch sind solche Filme natürlich niemals, müssen sie auch nicht zwingend, wenn sie denn zumindest versuchen, einer eigenen, inneren Logik zu folgen. Darauf wird im weiteren Verlauf allerdings geflissentlich gepfiffen. Manches lässt sich trotz größter Bemühungen scheinbar nicht ändern, scheint schicksalhaft vorherbestimmt, anderes dann wieder schon, so wie es gerade passt. Das Herumspielen mit der Vergangenheit ändert die Gegenwart offensichtlich nicht sonderlich, obwohl man so eigentlich gar nicht mehr zu dem Punkt kommen könnte, der unseren Helden erst in diese Position bringt. Klingt kompliziert? Eben, deshalb macht man sich hier wohl keine große Mühe und ignoriert dieses Plot-Problemchen irgendwann gänzlich.


Ganz schön eng, das Solarium.
Man kann „Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit“ sicher eine Menge vorwerfen, von den gewaltigen Story-Fehlern, dem Hauptdarsteller im Standbymodus, der seine Rolle fließbandartig wegspielt und sich auch gar nicht mehr Mühe geben muss, dem ewigen gleichen Score, den man schon gefühlt tausendmal in anderen Filmen dieser Machart gehört hat, den Hochglanzbildern von Tony Scott, die so unwirklich und fast schon grässlich hochstilisiert wirken, aber zumindest ist der Quatsch nicht langweilig. Man will schon wissen, ob und wie der wackere Protagonist die Sache noch gerade biegen kann. Zusätzlich werden ein paar nette Aha-Momente eingebaut, wenn sich mal wieder ein kleines Puzzleteil ins große Ganze einfügt. Außerdem gab es vorher wohl noch nie eine Autoverfolgungsjagd auf zwei Zeitebenen, das hat echt was. Auch wenn sich da die Frage stellt, warum die eine mobile Einheit ihres Raumkrümmungsdingens haben und das scheinbar locker mit einem Akku betrieben werden kann, während der große Kasten jedes Mal für einen Blackout im halben Bundesstaat sorgt. Sei es wie es sei, einen gewissen Unterhaltungswert hat dieser hochauflösende Edel-Trash allemal und könnte einem mit einem besseren Finale vielleicht sogar ganz gut gefallen.


Als man sich nämlich gerade halbwegs mit dem Film und seinen ganzen Unzulänglichkeiten angefreundet hat, verbockt er es hinten raus dann nochmal deftig. Hier wird deutlich, wie inkonsequent mit der eigenen Geschichte und diversen Ansätzen umgegangen wird, die an sich ganz reizvoll sind. So bleibt am Ende zwar noch verträgliches Film-Fast-Food übrig, dass allerdings keinerlei Nährwert besitzt und ganz schnell wieder ausgeschieden wird. 

5 von 10 Zetteln aus der Zukunft

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