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Review: PALO ALTO - Wie viele Coppolas gibt es eigentlich!?

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Fakten:
Palo Alto
USA. 2013. Buch: Gia Coppola. Buch: Gia Coppola, James Franco (Vorlage) Mit: Emma Roberts, James Franco, Jack Kilmer, Val Kilmer, Nat Wolff, Zoe Levin, Chris Messina, Keegan Allen, Margaret Qualley u.a. Länge: 99 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab dem 26. Juni auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
April (Emma Roberts) ist in ihren Sportlehrer (Franco) verliebt und der scheint auch nicht abgeneigt zu sein. Teddy (Jack Kilmer) versucht dagegen herauszufinden, wie man ein Erwachsener wird, was eigentlich einen Wert hat und wie man erfolgreich Fahrerflucht begeht.





Meinung:
James Franco ist nicht nur ein Mann, der an unfassbar vielen Filmen mitwirkt, sondern auch ein Herr, der nebenbei, als hätte ein Tag bei ihm mehr als 24 Stunden, malt, zeichnet, als Dozent tätig ist und Kurzgeschichten schreibt. Ein paar seiner Kurzgeschichten hat er in einem Buch namens „Palo Alto: Stories“ veröffentlicht - benannt nach seinem Geburtsort an der Pazifikküste in Kalifornien. Gia Coppola, die Enkelin von Francis Ford, die Nichte von Sofia und Roman und die Cousine von Nicolas Cage und Jason Schwartzman, hat sich dieses Buch genommen und ihr Filmdebüt auf die Beine gestellt. Dass sie Talent hat, ist offensichtlich und so langsam macht es den Anschein als würde man in der Familie enterbt werden, wenn man nicht ins Filmgeschäft geht. Aber was soll’s, solange der Filmliebhaber dabei mit tollen Streifen beglückt wird.


So einsam, aber immerhin mit Gespür für Stilistik: April
Die Regisseurin/ Drehbuchautorin ist aber nicht die einzige, die an dieser Produktion teilnahm und verwandt mit Stars ist. Da wären noch Jack Kilmer, Sohn von Val (in dessen Haus viele Szenen gedreht wurden) und natürlich auch Emma Roberts, die Nichte von Julia Roberts. Und dann hält James Franco ja auch manchmal noch sein Gesicht in die Linse. Von all den vielen bekannten Namen muss man jedoch einzig und allein Miss Roberts hervorheben. Die ist nämlich ein Glückstreffer und spielt ihren Charakter April liebenswert. Jedoch nicht auf eine extrovertierte Art wie zum Beispiel Ellen Page in „Juno“, sondern in sich gekehrt, still, beobachtend, behutsam und dennoch nicht minder komplex. Das ist ganz groß, was die junge Dame hier hinbekommt und das rettet nicht nur einige Szenen, es erhebt sie zum Highlight des Films. Eine solche Natürlichkeit ist genau das, was diese Thematik braucht. Es unterstützt den Film und nimmt Coppola einiges an Arbeit ab, was diese sonst hätte kompensieren müssen. Die restlichen Darsteller sind leider weniger erwähnenswert: Jack Kilmer ist relativ uninteressant, Nat Wolff ist der Buhmann und James Franco ist eben James Franco. Keiner erreicht in dem, was sie da anstellen auch nur zu einem Punkt die Klasse, die Emma Roberts den ganzen Film über durchzieht.


"Okay Jungs, nach dem Spiel drehen wir 'Interior. Leatherbar 2'"
Gia Coppolas Vorbild ist natürlich, das ist zu keiner Zeit zu verleugnen, ihre eigene Tante Sofia, die mit „Lost in Translation“ und „Somewhere“ sehr intime und gefühlvolle, stille Filme abgeliefert hat, mit „The Bling Ring“ und „The Virgin Suicides“ sogar Filme, die sich ebenfalls mit Jugendlichen auseinandersetzen, wenn auch auf eine andere Art und Weise. Und Gia Coppola zeigt durchaus, dass sie es versteht, diese bestimmte Atmosphäre, die so manchen Indie-Film einfach sehenswert macht, einzufangen. Es ist ruhig, es knistert aber gleichzeitig ist es seltsam bedrohlich. Als würde man auf den Abgrund zusteuern, was auch viele Jugendliche denken mögen, obwohl sich der Abgrund dann letztendlich als das Erwachsenenleben herausstellt. Viele Vertreter des Indie-Kinos bemühen sich, offensichtliche Vorbilder abzukupfern. Frei nach dem Motto: Was einmal funktioniert, funktioniert auch zweimal. Dabei geht jedoch die lockere Freiheit und der sympathische Humor oft flöten, weil es auf Teufel-komm-raus zu krampfhaft erzwungen werden soll. Dies geschieht hier jedoch nicht, Gia Coppola behält die Ruhe und nimmt den Zuschauer an die Hand, führt ihn durch die Häuser von Jugendlichen, heraus in den Garten und runter vom Grundstück. Mit der Zeit fällt allerdings immer stärker auf, wie sehr sich einige Szenen wiederholen; der Film scheint sich festzufahren.


"Lonely. I'm so lonely. I have nobody..."
Und das ist mit Abstand das größte Problem bei Coppolas Debüt. Sie traut sich nicht, den Rahmen zu sprengen. Links und rechts zu gucken, Dinge zu hinterfragen. Stattdessen bedient sie sich stets der einfachsten Strecke, sucht den kürzesten Weg zum Ziel. Das ist schade und lässt so manche Szene nicht nur redundant, sondern auch fast schon gebetsmühlenartig heruntergekurbelt erscheinen. Das bedeutet nicht, dass der Film auf der inszenatorischen Ebene nicht funktionieren würde, das tut er nämlich. Aber es reißt eben nicht aus dem Hocker und es drückt einen auch nicht in den Sitz. Es lässt größtenteils kalt. Es sind schablonenhafte Abziehbilder, die hier aneinandergereiht werden. Absoluter Durchschnitt. Auf dramaturgischer Ebene sieht es nicht wirklich viel besser aus. Die Geschichte verliert sich im Mittelteil immer mehr, sodass sich Wiederholungen häufen und sogar Handlungsstränge komplett redundant erscheinen. Das ist sehr schade und total unnötig. Vor allem, weil es sich um relativ altbekannte Geschichten handelt. Man entdeckt sich selbst, man zerstört sich selbst, man wird zerstört, man hat Freunde, die einem aufhelfen,… Neu ist das alles nicht. Und dann wird zu allem Überfluss auch noch über so manchen Punkten derart herumgeritten, als ginge es darum, die 90 Minuten mit wenig Material zu füllen.


Mit „Palo Alto“ erfindet Gia Coppola das Rad nicht neu. Zu gebetsmühlenartig werden hier einige Montagen abgerattert, zu bekannt sind die einzelnen Geschichten. Jedoch muss man ihr auch zu Gute halten, dass sie die Regeln des Indie-Kinos durchaus kennt und die imaginäre Regie-Check-Liste auch brav abarbeitet. Laute Musik, verwirrte Jugendliche, Drama, tragische Blicke aus dem Autofenster. Nur überraschen, das tut sie uns zu keiner Zeit. Trotz allem ist dieser Film jedoch nicht als schlecht zu bezeichnen. Dass Gia Coppola neu im Regiefach ist, hilft ihr ganz deutlich dahingehend, dem Film ein Gefühl zu verpassen, das in einigen Szenen liebevolle Frische, zu anderen Momenten sanfte Melancholie ausdrückt. Andererseits wird bei ihren ersten Versuchen, ein Film auf die Beine zu stellen auch überaus deutlich, wie schwierig es sein kann, eine Geschichte bis zum Ende zu erzählen. Im Mittelteil verlaufen die Handlungsstränge oft und bleiben für einige Zeit im Treibsand stecken, bevor sie sich am Ende notgedrungen wieder befreien. Wackelig, uninspiriert und vor allem altbacken sind da so einige Momente. Allerdings hat die Gia auch das Glück, mit Emma Roberts eine Schauspielerin in ihren Reihen zu haben, die eine unglaublich starke Natürlichkeit ausstrahlt und so jeder Szene, in der sie zu sehen ist, die nötige Glaubwürdigkeit und dazu noch eine ordentliche Portion Charme zufügt. Man wünscht sich nur, dass die Geschichte besser gewesen wäre. Ein nettes Debüt.


5,5 von 10 Sandwichs


von Smooli

Review: HEAT - Es brodelt in L.A.

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Fakten:
Heat
USA, 1995. Regie & Buch: Michael Mann. Mit: Al Pacino, Robert De Niro, Val Kilmer, Tom Sizemore, Diane Venora, Amy Brenneman, Ashley Judd, Jon Voight, Wes Studi, Ted Levine, Natalie Portman, Mykelti Williamson, Dennis Haysbert, William Fichtner, Tom Noonan, Kevin Gage, Hank Azaria, Danny Trejo, Henry Rollins, Jeremy Piven, Miguel Ferrer u.a. Länge: 164 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Neil McCauly ist wohl der perfekte Kriminelle. Seit Jahren ordnet er alles seinem „Beruf“ unter. Emotionen sind nur sachlicher Natur, nur der nächste Coup hat Priorität, deshalb ist er nicht zu fassen. Jeder Überfall ist bis ins Detail geplant. Eine spontane Abweichung führt zu einem Schnitzer, der Lt. Vincent Hanna auf den Plan ruft. Wie McCauly ein Besessener, der vielleicht nicht bereit ist alles für seinen Job zu opfern, es aber dennoch triebgesteuert tut. Er kann nicht anders. Die Fährte wird aufgenommen, es wird sich beschnuppert, es kommt zum Kontakt. Beiden ist klar: Niemals wird einer aufgeben. Es wird keinen zweiten Sieger geben, nur Gewinner und Verlierer, mit allen Konsequenzen. 




Meinung:
„Ich tue das, was ich am besten kann, ich dreh´ Dinger. Sie tun das, was Sie am besten können, Leute wie mich davon abhalten.“

Vielleicht das gedrehte Ding der 90er. Die Konkurrenz ist nicht von schlechten Eltern. Scorsese knallte gleich zwei große Mafia-Epen raus, Paul Thomas Anderson ließ den Riesenpimmel von Dirk Diggler durchs Bild baumeln, Léon war der Profi, Tarantino schuf Sternstunden, es gab nur eine Regel im Fight Club, Danny Boyle sagte Ja und gleichzeitig Nein zu einer riesigen Liste, von den übermächtigen Coens ganz zu schweigen. Das will und muss man gar nicht gegeneinander in ein Ranking stellen, aber wenn…weit vorne.


Auf Puck und Bullen bestens vorbereitet.
Niemals, niemals wieder erreichte Michael Mann diesen Level, sein Opus Magnum, wobei er lange auf hohem Niveau agierte. „Heat“ – das Remake seines eigenen TV-Films „Showdown in L.A.“ -  ist der Hexenkessel Los Angeles in seiner massivsten Form, von kühl bis explosiv, jede Nuance ist vorhanden und bis ins Extrem ausgereizt. Welten prallen aufeinander, die eher Paralleluniversen sind. Die zwei Seiten der Medaille verschmelzen zu einer Münze, deren Wurf dennoch ein klares Ergebnis fordert. Kopf oder Zahl, Patt unmöglich. Der Jäger und der Gejagte, auf dem Papier. Wer jagt hier wen, jagen sie sich überhaupt gegenseitig oder doch nur sich selbst und sind sie sich bewusst, dass sie nur ihren Gegenüber theoretisch fangen können, aber nie sich und ihren Frieden? Die Hatz wird immer weiter gehen, bis zum letzten Atemzug. Dafür sind sie geboren, dafür sind sie bereit zu sterben und wenn sie den Sieg erreicht haben lauert da draußen nur die nächste Herausforderung, an der sie unweigerlich irgendwann scheitern werden oder sich selbst zugrunde richten. Raubtiere fressen Beutetiere, doch was wenn zwei Raubtiere sich plötzlich ein Revier teilen müssen? Einer muss zur Beute werden, auf dem Niveau nicht möglich. Dabei zerfleischen sie sich eh schon selbst, bieten gleichzeitig dem Angreifer keinen wunden Punkt. Bis kurz vor Schluss, und das wird der eine, der fatale Fehler sein, wenn der Mensch kurz die Maschine dominiert.


30 Sekunden...eine echte Prüfung.
Sie leben nicht, sie funktionieren. Ausgerichtet auf ihre Bestimmung, mit allen Konsequenzen. Neil McCauly (Robert De Niro, „Häng dich an nichts, was du nicht nach 30 Sekunden wieder vergessen kannst, wenn dir der Boden zu heiß wird“) und Frank Hanna (Al Pacino, „Du lebst nicht mit mir. Du lebst mit deinen Toten und all den Mördern“), die ihr Privatleben schon lange vorher aufgegeben haben. Vielleicht nicht einmal freiwillig, absichtlich, es ist einfach passiert und aus der Spirale werden sie sich nie wieder befreien können. McCauly könnte alles haben, lebt stattdessen immer auf Abruf, in einem nicht möblierten Luxusapartment, das er tatsächlich nach 30 Sekunden problemlos verlassen könnte, packen müsste er nicht. Hanna hat theoretisch alles, schon zum dritten Mal, denn Familie ist bei ihm ein gewolltes, aber nicht integriertes Anhängsel, das ihm immer wieder aus den Händen gleitet, ganz natürlich, verständlich, trotzdem kann er daran nichts ändern. Sie sind Gefangene. Absolute Profis, deren Wege sich nur kreuzen, weil sich in die eine akribische Arbeit das Minimum der Unberechenbarkeit eingeschlichen hat, das den anderen auf den Plan ruft. Schicksal, denn sie mussten in ihrem Gegenüber irgendwann sich selbst begegnen. Die Folgen sind unvermeidlich, der Weg bis dahin lang und von einem Perfektionismus geprägt, das dem seiner Figuren gerecht wird. Details – und die sind zahlreich – sind nicht banal, sie sind Bausteine zum großen Gesamtbild. Selbst wenn (sogar ausführlich) behandelte Einzelschicksale das Ganze nur marginal verändern würden, sie tragen alle einen Wert, besitzen Substanz und ihre Zugehörigkeit. Ohne sie wäre das sicher auch wahnsinnig super, mit ihnen ist das perfekt. Destruktive Charaktere prallen nicht nur aufeinander, wie es in ihren Genen liegt, verzehren sie sich ohnehin schon selbst und schleichend, nun beginnt das große Fressen auf Wettbewerbsbedingungen.


Loyal für echte Freunde.
Ein irrsinnig brillantes Epos, in dem Michael Mann alles auffährt. Das Skript wurde über Jahre entwickelt und immer wieder bearbeitet, das Endergebnis ist kaum zu übertreffen. „Heat“ ist ein urbaner Sprengsatz, dessen Detonation nicht am Stück, sondern schleichend aufgebaut und durch partielle Entladungen daherkommt, die locker für sich einen einzelnen Film stemmen könnten. Der Auftakt ist schon eine Nummer, der Bankraub im Herzen der Stadt und des Plots der pure Wahnsinn. So einen knallenden, massiven Kugelhagel – ohne völlig absurde Explosionen oder andere Just-Another-Action-Movie-Momente – hat man selten erlebt. Mann entfesselt in den ausgewählten Situationen eine Dynamik, eine Druckwelle, die ihres Gleichen sucht und kaum finden wird. Doch auch dazwischen brodelt es, konstant und jederzeit mit dem Streichholz am Pulverfass. Die große Kunst von „Heat“ ist es, sich diese Stimmung über 2 ½ Stunden zu bewahren, nicht in reaktionären Mechanismen zu verfallen, sondern sehr bewusst auf deutliche Höhepunkte zuzuarbeiten, gleichzeitig aber „stille“ Highlights zu setzen, die die brachiale Wirkung der anderen noch locker überbieten


Besser spät als nie: Das Gipfeltreffen.
Einer der bedeutendsten Szenen ist natürlich das Zusammentreffen der Ikonen, auf das man gut 25 Jahre warten musste. Robert De Niro und Al Pacino begannen ihre Filmkarrieren Ende der 60er, schafften ihren Durchbruch Anfang der 70er, beide sogar sehr schnell mit prägenden Rollen in einem Film: „Der Pate 2“. Ihnen war aber nicht eine gemeinsame Szene gegönnt, den unterschiedlichen Zeitebenen geschuldet. Es sollte 21 Jahre (und 1 ½ Stunden) dauern, bis sie sich endlich Angesicht zu Angesicht gegenübersitzen durften. Nur für wenige Minuten, aber allein wie das eingeläutet wird. Nachdem sich die Alphamännchen schon aus dem Dunkel beschnuppert haben, kommt es zur legendären Tafelrunde, die die meisten Showdowns in die Tasche steckt. Zu einem treibendem Score verfolgt Pacino sein Alter Ego durch den nächtlichen Großstadtjungel, stellt ihn relativ unspektakulär und lädt auf einen Kaffee ein. Hier werden sich alle ungeschönten Tatsachen direkt ins Gesicht gesagt und anstatt sich selbst auf erschreckende Art gespiegelt zu sehen, vertreten sie nur ihre unerschütterlichen Standpunkte, jedoch mit Respekt vor dem Schaffen des Gegenüber vorgetragen. – „Wenn ich mich entscheiden muss zwischen Ihnen und irgend so einer armen Sau, dessen Frau Sie zur Witwe machen wollen…Bruder, dann hast du keine Chance!“ – „…denn egal was passiert, Du stellst dich mir nicht in den Weg!“


Und so verharren sie in ihren Drohgebärden, gehen auf menschlicher Ebene durchaus aufeinander zu, aber sobald das Geschäft auf den Tisch kommt, sind sie sich einig: Du oder ich, koste es, was es wolle. Das Interessante daran, dass die Karten trotzdem leicht neu gemischt werden. Einer hat schon lange alles für sich als Kredo beschlossen, hadert im letzten Moment kurz damit. Der Andere konnte oder wollte sich seine destruktive, aufzehrende Passion nie direkt eingestehen, zieht sie dennoch konsequent durch und am Ende entscheiden dennoch nur Fragmente. Bei der Konfrontation zweier Idealisten kommt es auf die kleinsten Abweichungen an, die werden das Urteil fällen. Erlösung und Befriedigung liegen nah beieinander, nur am Ende ist wohl keiner richtig glücklich. Denn dann ist es vorbei. Was nun? Einer hat es geschafft, der andere nicht. Aber was hat er damit gewonnen? Nur eine Etappe, nicht das Ziel, das ist eh nur noch eine weit entfernte Utopie. Realistisch waren beide schon lange angekommen, sie konnten es nur nicht genießen. Und werden es niemals können. Sie hinterlassen nur verbrannte Erde um sich herum, ein Dunstkreis der Zerstörung, obwohl sie beide sozial kompetent sein können, nur nicht auf sich selbst gemünzt und für die, die sie vorgeben zu lieben...und es "leider" wahrscheinlich sogar tun. Traurig für alle Seiten.


Ein Tsunami von einem Film, der einen in seiner Komplexität, Wucht und emotionalen Dichte radikal überrollt, vernichtet und zerstört wie gleichzeitig unendlich befriedigt zurücklässt. Bis zur nächsten Sichtung…und wieder, und wieder. Ein Hamsterrad, wie für seine Figuren, denn wir werden daran nicht zerbrechen, sie schon. 
 
10 von 10 Spiegelbildern eines Besessenen

Review: DÉJÀ VU - WETTLAUF GEGEN DIE ZEIT - Die Vergangenheit ist noch nicht vorbei

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Fakten: 
Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit (Déjà Vu)
USA, 2006. Regie: Tony Scott. Buch: Bill Marsilii, Terry Rossio. Mit: Denzel Washington, Val Kilmer, Paula Patton, Jim Caviezel, Adam Goldberg, Bruce Greenwood, Elden Henson, Erika Alexander, Matt Craven, Rich Hutchman u.a. Länge: 126 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
In New Orleans explodiert eine Fähre kurz nach dem Ablegen, über 500 Menschen sterben. Der zum Unglücksort gerufene ATF-Agent Doug Carlin findet schnell heraus, dass es sich um ein Attentat handelt. Die angespülte Leiche einer jungen Frau wird zur heißen Spur: Von ihren Verletzungen scheint sie ein Opfer der Explosion zu sein, wurde aber schon wenige Minuten vor dem Unglück gefunden. Agent Pryzwarra weiht ihn daraufhin in ein geheimes Projekt ein, dass einen Einblick in die Vergangenheit ermöglicht, mit vier Tagen Zeitversetzung. Als Carlin erfährt, dass man theoretisch sogar direkt in die Vergangenheit eingreifen kann, ist er besessen davon, die Ereignisse ungeschehen zu machen. Mit hohem Risiko.






Meinung:
Der Titel verrät schon viel zu viel. Sollte man tatsächlich ohne Vorkenntnis an diesen Film herangehen. Zu Beginn macht SlowMo-Tony seinem Ruf zwar alle Ehre und zwirbelt einen Videoclip-Ästhetik-Overkill der schlimmsten Sorte hin, aber Wumms hat das Ding. Einen ziemlich eindrucksvollen Wumms. Der kracht und ist gleichzeitig Ausgangslage für ein durchaus reizvolles Terrorismus-Paranoia-Szenario, spätestens mit dem Auftauchen einer viel zu früh verkohlten Leiche. Nun gut, dann wird es…gewagt.


Das Fernsehprogramm wird auch nicht besser, nur Wiederholungen.
Aber der Reihe nach: Tony Scott und Denzel Washington, irgendwann hätten sie geheiratet. Ganz sicher. Da hatten sich zwei gesucht und gefunden. Tony mochte seine porentiefreine, auf Nichtigkeiten konzentrierte Optik, der Denzel musste da nie viel machen und war gleichzeitig die Sau schlechthin. Einfach, weil er sein Sieben-Tage-Regenwetter-Gesicht aufsetzen konnte, ab und zu eine Washington-Wutrede halten durfte und mit wenig viel verdient hat. So auch hier, wenn sich aus einem interessanten Suspense-Plot ein mit der heißen Nadel löchriger gestrickter Sci-Fi-Blödsinn entwickelt. Zeitreisemumpitz mit der üblichen Krümmung des Raums-Erklärung,  die man fast haargenau so auch in „Event Horizon – Am Rande des Universums“ und „Interstellar“ zu sehen bekommt, scheint wohl die gängige Methode zu sein, um Laien das verständlich zu machen. Haben wohl alle das selbe, schlaue Buch gelesen. Logisch sind solche Filme natürlich niemals, müssen sie auch nicht zwingend, wenn sie denn zumindest versuchen, einer eigenen, inneren Logik zu folgen. Darauf wird im weiteren Verlauf allerdings geflissentlich gepfiffen. Manches lässt sich trotz größter Bemühungen scheinbar nicht ändern, scheint schicksalhaft vorherbestimmt, anderes dann wieder schon, so wie es gerade passt. Das Herumspielen mit der Vergangenheit ändert die Gegenwart offensichtlich nicht sonderlich, obwohl man so eigentlich gar nicht mehr zu dem Punkt kommen könnte, der unseren Helden erst in diese Position bringt. Klingt kompliziert? Eben, deshalb macht man sich hier wohl keine große Mühe und ignoriert dieses Plot-Problemchen irgendwann gänzlich.


Ganz schön eng, das Solarium.
Man kann „Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit“ sicher eine Menge vorwerfen, von den gewaltigen Story-Fehlern, dem Hauptdarsteller im Standbymodus, der seine Rolle fließbandartig wegspielt und sich auch gar nicht mehr Mühe geben muss, dem ewigen gleichen Score, den man schon gefühlt tausendmal in anderen Filmen dieser Machart gehört hat, den Hochglanzbildern von Tony Scott, die so unwirklich und fast schon grässlich hochstilisiert wirken, aber zumindest ist der Quatsch nicht langweilig. Man will schon wissen, ob und wie der wackere Protagonist die Sache noch gerade biegen kann. Zusätzlich werden ein paar nette Aha-Momente eingebaut, wenn sich mal wieder ein kleines Puzzleteil ins große Ganze einfügt. Außerdem gab es vorher wohl noch nie eine Autoverfolgungsjagd auf zwei Zeitebenen, das hat echt was. Auch wenn sich da die Frage stellt, warum die eine mobile Einheit ihres Raumkrümmungsdingens haben und das scheinbar locker mit einem Akku betrieben werden kann, während der große Kasten jedes Mal für einen Blackout im halben Bundesstaat sorgt. Sei es wie es sei, einen gewissen Unterhaltungswert hat dieser hochauflösende Edel-Trash allemal und könnte einem mit einem besseren Finale vielleicht sogar ganz gut gefallen.


Als man sich nämlich gerade halbwegs mit dem Film und seinen ganzen Unzulänglichkeiten angefreundet hat, verbockt er es hinten raus dann nochmal deftig. Hier wird deutlich, wie inkonsequent mit der eigenen Geschichte und diversen Ansätzen umgegangen wird, die an sich ganz reizvoll sind. So bleibt am Ende zwar noch verträgliches Film-Fast-Food übrig, dass allerdings keinerlei Nährwert besitzt und ganz schnell wieder ausgeschieden wird. 

5 von 10 Zetteln aus der Zukunft