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Review: THOR: TAG DER ENTSCHEIDUNG - Als Komödie recht gelungen

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Fakten:
Thor: Tag der Entscheidung (Thor: Ragnarok)
USA, NZ. 2017. Regie: Taika Waititi. Buch. Larry Lieber, Christopher Yost, Craig Kyle. Mit: Chris Hemsworth, Tom Hiddleston, Mark Ruffalo, Cate Blanchett, Tessa Thompson, Jeff Goldblum, Idris Elba, Anthony Hopkins, Karl Urban, Benedict Cumberbatch, Sam Neill, Taika Waititi, Jaime Alexander, Ray Stevenson, Clancy Brown u.a. Länge: 130 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab dem 31. Oktober 2017 im Kino.

Story:
Hammer weg, Haare ab - manchmal kommt selbst für einen Superhelden alles anders als gedacht: Während Asgard und seiner Bevölkerung durch die Tyrannei der skrupellosen Hela der Untergang droht, wird Thor am anderen Ende des Universums ohne seine mächtige Waffe gefangen gehalten. In einem atemlosen Wettlauf gegen die Zeit versucht der Göttersohn seinen Weg zurück in die Heimat zu finden, um 'Ragnarök', die gefürchtete Götterdämmerung, aufzuhalten. Doch vorher muss er sich in einem tödlichen Gladiatorenkampf keinem Geringeren als einem alten Verbündeten und Mitglied der Avengers stellen: dem unglaublichen Hulk!



Kritik:
Dem Donnergott Thor aus dem Marvel Cinematic Universe war es bisher vergönnt, eine konstante Stilistik in seinen Solo-Abenteuern zu haben. Unter Regisseur Kenneth Branagh erlebte der Sohn von Odin ein theatralische, fast schon shakespeareske Ereignisse, während ihn der Terminator: Genisys-Macher Alan Taylor ihn in ein High-Concept Fantasyabenteuer steckte. Die Ergebnisse waren nie verkehrt, aber immer ein gutes Stück davon entfernt ganz oben beim internen Wettkampf der Marvel-Superhelden mitzuspielen. Mit Thor: Ragnarok, der hierzulande leider den arg schematischen Titel Thor: Tag der Entscheidung verpasst bekam, soll sich dies nun ändern.

Unter der Regie des Neuseeländers Taika Waititi, der zuvor kleine Perlen wie Eagle vs. Shark oder den grandios-witzigen 5 Zimmer Küche Sarg inszenierte, erwarten die meisten wohl ein komödiantisch schwergewichtiges Abenteuer rund um Thor. Keine Sorge, diese Erwartungen werden erfüllt. Die Komik steht klar im Fokus. Zwar gibt es die altbekannten Actionszenen mit viel Pomp, CGI—Bombast und zusammenfallenden Objekten immer noch, diese Momente haben aber keinerlei wirkliche Inbrunst. Sie existieren, um die Handlung voran zu bringen,im Gedächtnis festsetzten tun sie sich nicht.

Gleiches gilt allerdings auch für die Geschichte. Die bietet mit einigen Überraschungen im Bereich der Besetzung zwar durchaus ihre Aha-Momente, wirklich Akzente werden aber nicht gesetzt. Mehr noch: Die Geschichte wirkt zu großen Teil arg beliebig und sehr zusammengewürfelt. Zwar wird hier erneut am Marvel Cinematic Universe herum gearbeitet und am Ende hat sich innerhalb des Universums wieder etwas getan, bzw. verändert, wirkungsvoll transportiert wird das aber nicht. Dazu kommt, dass einst wichtige Figuren mit kurzen Szenen oder gar mit einem kurzen Satz abgehakt werden, ohne dass es wirklich einen spürbaren Einfluss auf die Entwicklung nimmt.

Konzentriert man sich allerdings auf die humoristische Stärke des Films, stören diese Makel nur noch bedingt – was nicht bedeutet, sie wären abwesend. Als reinrassige Komödie, vor polychromer Kulisse und unterstützt mit einem 80s Soundtrack von Devo-Frontmann Marks Motherbaughs, macht Thor: Tag der Entscheidung ordentlich Spaß. Ein Spaß, der allerdings immer wieder fahrige Momente aufweist und niemals kaschieren kann, dass auch der dritte Solofilm des hammerschwingenden Donnergottes letztlich nur eine Vorbereitung ist auf das nächste Werk des Marvel Studios und dies obwohl der Titelheld hier doch mit den wohl größten Aufgaben seiner Laufbahn konfrontiert wird.

6,5 von 10 zynischen Sprüchen

Review: mother! - Ein Film, der sich in die Synapsen frisst

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Fakten:
mother!
USA. 2017. Regie und Buch: Darren Aronofsky. Mit: Jennifer Lawrence, Javier Bardem, Ed Harris, Michelle Pfeiffer, Domhnall Gleeson, Kirsten Wiig, Jack Gleeson, Stephen McHattie u.a. Länge: 115 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab 14. September im Kino.

Story:
Ein Dichter und seine junge Ehefrau leben allein in einem großen viktorianischen Haus auf dem Land. Eines Tages steht ein fremder Mann  und kurz darauf dessen Gattin vor der Tür, die der Dichter beide begeistert einlädt, bei ihnen zu wohnen. Als überraschend auch noch die Söhne des Ehepaars auftauchen, eskalieren die Spannungen im Haus...




Meinung:
Jedes Wort zu mother! wäre eines zu viel. Der neue Film von Darren Aronofsky ist ein Werk, welches definitiv das Publikum spalten, ja vermutlich sogar auseinanderreißen wird. In Zeiten von ewigem Konsens in den Multiplexen hat solch ein filmischer Faustschlag durchaus etwas belebendes. Aber damit es funktioniert, ist es wohl wirklich zwingend notwendig ohne Vorwissen sich die Leinwand zu setzen und hinab zu tauchen, in die Vision von Aronofsky, der nach seinem Noah... nein, wir schweigen.

Was gesagt werden kann von unserer Seite ist aber, dass mother! mehr Ereignis als wirklich Film ist. Anhänger von Kohärenz, klar definierter Logik und einem deutlich erkennbaren Storystrang werden hier wohl nur mit hängenden Schultern, schüttelnden Köpfen und enttäuschten Blicken den Saal verlassen. Aronofsky ist die vordergründige Geschichte erst mal ziemlich egal. Es geht um das, was dahinter steckt und vor allem um die Gefühle, die es auslöst. Wer sich darauf einlassen kann und will, könnte vielleicht ein unvergesslichen Trip im Kino erleben. Denn mother! ist wüst, löst zunehmend Unbehagen aus, konfrontiert sein Publikum mit der eigenen Machtlosigkeit und versilbert dies alles dazu mit einer großen Portion Orientierungsverlust. Ein Werk welches stetig und wankend umherspringt: Sanft und aggressiv, leise und laut, Lachen und Weinen, Singen und Schreien, energetisch und katatonisch, lebendig und tot. Ein Drahtseilakt, bei dem jeder Absturz zum Konzept gehört und einem Schlag in den eigenen Körper gleichkommt. Verstörender war Kino eines großen US-Studios seit Jahren nicht mehr.

Zu mother! kann und sollte wohl nur ein Rat erteilt werden: Hingehen und ansehen. Am besten im Kino, wo sich das superbe Sound Design und die fokussierten Bilder richtig in die Synapsen brennen und hineinfressen können. Ob einem das gefällt steht auf einem anderen Blatt Papier. Aber alleine die Erfahrung sollte es wert sein. In diesem Sinne: Willkommen in der Apokalypse.

8 von 10 unerwarteten Besuchen

Review: LOGAN LUCKY - Ocean's Eleven mit Rednecks

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Fakten:
Logan Lucky
USA. 2017. Regie: Steven Soderbergh. Buch: Rebecca Blunt (Jules Asner). Mit: Channing Tatum, Adam Driver, Riley Keough, Daniel Craig, Seth MacFarlane, Sebastian Stan, Katie Holmes, Dwight Yoakam, Jim O'Heir, Rebecca Koon, Boden Johnston, Sutton Johnston, David Denman, Charles Halford, Alex Ross, Tom Archdeacon, Eric Perez, William Mark McCullough u.a. Länge: 119 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 14. September 2017 im Kino.

Story:
Die Brüder Jimmy und Clyde Logan werden vom Pech verfolgt. Während der impulsive Jimmy einen Job nach dem nächsten verliert, wird Barkeeper Clyde, der nur einen Arm hat, regelmäßig schikaniert. Und dann wären da noch die Geldsorgen. Aber Jimmy hat eine brillante Idee, die den beiden aus der misslichen Lage helfen soll: Ein Raubüberfall im großen Stil! Das prestigeträchtigste und legendärste NASCAR-Rennen der Welt, der Coca-Cola Cup 600, bietet scheinbar die perfekten Voraussetzungen für einen cleveren, unterirdischen Raubzug! Unterstützung erhoffen sich die Brüder vom berüchtigtsten platinblonden Safeknacker des Landes: Joe Bang - der sitzt allerdings noch im Gefängnis fest. Während der Planung des großen Coups tauchen immer neue Hindernisse auf, doch gemeinsam mit ihrer Schwester Mellie setzen die beiden Brüder alles daran, ihre lebenslange Pechsträhne endlich zu beenden...




Meinung:
Mit Kino sei er fertig, sagte Steven Soderbergh einst. Dann drehte er noch ein paar Filme und kümmerte sich dann um die Serie The Knick. Doch nun, nach vier Jahren Pause kehrt der Oscar-Preisträger wieder zur Leinwand zurück. Mit Logan Lucky (nicht Lucky Logan!) liefert er eine Gaunerkomödie ab, die sich am besten und effektivsten mit folgenden Worten beschreiben lässt: Ocean's Eleven mit Rednecks. Dies bedeutet dass die Eleganz, die Grandezza und der Style der Ocean's-Trilogie fehlt, aber die gesamte Taktung der Geschichte lässt sie wie einen vierten Teil erscheinen.

Mit Adam Driver und Channing Tatum als Hauptdarsteller hat Soderbergh zwei Asse im Ärmel und Daniel Craig als blondierter Joe Bang fungiert als Herzbube. Immer wenn er vor der Kameralinse steht, gehört ihm die Szenerie. Mut zur Hässlichkeit, zur Übertreibung und der Dekonstruktion seines 007-Image sind der Grund dafür. Das macht alles Freude, besitzt einen guten Flow und das Herz am rechten Fleck. Problem: Logan Lucky lässt sich Zeit, viel Zeit. Mit seinen knapp zwei Stunden Laufzeit ist die Komödie mindestens 20 Minuten zu lang. Schuld daran sind Figuren, die der Film immer wieder einführt und manchmal sogar regelrecht zelebriert, die letztlich aber den Stellenwert und die Bedeutung einer Randnotiz haben. Sie sind Füllmaterial, die der Film letztlich gar nicht nötig gehabt hätte. Ein weiteres Manko ist das, welches auch die Ocean's-Filme hatten (zumindest Teil 2 und 3): So clever und durchdacht sind die dargebotenen Überfall-Pläne nicht. Am Ende wird ein Twist aus dem Hut gezaubert, der irgendwie recht faul und undurchdacht wirkt. Ohne ihn wäre Logan Lucky zum einen kürzer, zum anderen wäre der Gesamteindruck des Werks wesentlich geerdeter und somit wahrscheinlich auch kompakter. So bleibt ein zerfaserter Nachgeschmack zurück.

Freunde von Gaunerkomödien und den teilnehmenden Schauspielern machen mit einem Kinobesuch aber sicherlich nichts verkehrt. Der große Wurf ist Logan Lucky sicher nicht. Mehr ist es wohl eine Aufwärmübung von Soderbergh, eine Art Wiedererweckungsritual. Neue Stärken hat Soderbergh in seiner Kinopause scheinbar nicht hervorgerufen und seine bekannte Schwäche der Geschwätzigkeit (narrativ wie szenisch) hat sich auch nicht verringert. Aber wie sangen einst Tocotronic in „Let there be Rock“ so schön: „Und alles was wir hassen / Seit dem ersten Tag / Wird uns niemals verlassen / Weil man es eigentlich ja mag“.

6 von 10 hartgekochte Eier aus dem Automaten

Review: THE CIRCLE - Schöne, neue Welt

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Fakten:
The Circle
USA. 2017. Regie: James Ponsoldt. Buch: James Ponsoldt, Dave Eggers (Vorlage). Mit: Emma Watson, Tom Hanks, Karen Gillan, Ellar Coltrane, Glenne Headly, Bill Paxton, John Boyega, Patton Oswalt, Judy Reyes, Nate Corddry, Mamoudou Athie, Roger Joseph Manning Jr., Joey Waronker, Michael Shuman, Nick Valensi, Beck, Regina Saldivar, Katie Costick u.a. Länge: ca. 110 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab dem 7. September 2017 im Kino.

Story:
Die 24-jährige Mae Holland ist überglücklich. Sie hat einen Job in der angesagtesten Firma der Welt ergattert: beim "Circle", einem Internetkonzern, der alle Kunden mit einer einzigen Internetidentität ausstattet, über die alles abgewickelt werden kann. Mae stürzt sich voller Begeisterung in die schöne neue Welt mit ihren lichtdurchfluteten Büros und High-Class-Restaurants, Gratis-Konzerten und coolen Partys. Während sie innerhalb der Firma immer weiter aufsteigt, wird sie vom charismatischen Firmengründer Eamon Bailey ermutigt, an einem für den "Circle" bahnbrechenden Experiment teilzunehmen. Die Teilnahme an dem Experiment und ihre Entscheidungen zugunsten des "Circles" beeinflussen zunehmend das Leben und die Zukunft ihrer Freunde und Familie. Und dann ist da auch noch ihr mysteriöser Kollege Kalden, zu dem sie sich auf unerklärliche Weise hingezogen fühlt...




Meinung:
Mit The Circle gelang Romanautor Dave Eggers ein echter Bestseller. Die Geschichte eines gigantischen Unternehmens, eine Art fiktiver Zusammenschluss von Apple, Facebook und Microsoft, dass die Privatsphäre für antiquiert erklärt, wirkte zwar schon bei Buchveröffentlichung wenig visionär, an der kräftigen Aussage des Romans ändert dies aber nichts. Nun hat sich Hollywood dran gemacht, den Stoff zu verfilmen. Unter der Regie von James Ponsoldt, der zuletzt mit The End of the Tour bereits gelungen eine Romanverfilmung durchführte, protzt The Circle nun mit einer Besetzung, die für alle Generationen etwas bietet. Das hilft dem Film aber auch nicht weiter.


Im Grunde lässt sich The Circle zunächst nur wenig vorwerfen. Die Inszenierung ist gut und gefällig, die Darsteller geben sich keine Blöße und Ponsoldt versucht so gut es geht die damals noch dystopischen Entwürfe des Romans so zu übernehmen, dass sie für das Publikum gleichermaßen bekannt wie befremdlich wirken. Was er aber nicht tut, ist sein Publikum zu fordern. The Circle läuft auf exakten Bahnen ab, versucht sich ab dem zweiten Akt mehr schlecht als recht als Thriller und generiert Charakterentwicklungen und moralische Schockmomente die zu vorhersehbar und konstruiert wirken. Dazu kommt, dass er das ganze Konstrukt am Ende mit breiter Hüfte wieder einreißt. The Circle ist ein Film, der belehren, der aufklären will, der sich aber dabei niemals traut wirklich durchzugreifen. Er verklärt die Gefahr vom Verlust der Privatsphäre zum letztlich simpel lösenden Problem. Es ist diese Ambivalenz zwischen Aufklärung und Angst vor Überforderung, die den Film letztlich scheitern lassen.


Ist The Circle also eine Katastrophe von Film? Nein, bei weitem nicht. Was Ponsoldt nämlich ganz hervorragend gelingt ist, dass einem das alles irgendwie bekannt vor kommt. Tom Hanks als Firmenchef ist .B. die fleischgewordene Manifestierung eines Trugbildes. So wie ihn der Film zeigt, so wirken die Jobs, Zuckerbergs und Gates auf uns. Ein Rattenfänger, dem wir blind folgen. Inszenatorisch weiß The Circle also, wie er Assoziationen heraufbeschwören muss. Nur wie er diese wieder einreißt und offenlegt, damit hat die Romanverfilmung ihre klaren Defizite.

4 von 10 Energy Drinks

VALERIAN - DIE STADT DER TAUSEND PLANETEN - Luc Besson entführt uns wieder ins Weltall

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Fakten:
Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten (Valerian and the City of Thousand Planets)
Frankreich, USA, China, BRD. 2017. Regie und Buch: Luc Besson. Mit: Cara Delevingne, Dane DeHaan, Elizabeth Debicki, John Goodman, Ethan Hawke, Clive Owen, Rihanna, Rutger Hauer, Mathieu Kassovitz, Kris Wu, Aymeline Valade, Sam Spruell, Emilie Livingston, Diva Cam, Alexandre Willaume, Gavin Drea u.a. Länge: 132 Minuten. FSK: freigegeben ab12 Jahren. Ab 20. Juli 2017 im Kino.


Story:
Valerian und Laureline sind Spezialagenten der Regierung und mit der Aufrechterhaltung der Ordnung im gesamten Universum beauftragt. Während der verwegene Frauenheld Valerian es auf mehr als nur eine berufliche Beziehung mit seiner schönen Partnerin abgesehen hat, zeigt ihm die selbstbewusste Laureline jedoch die kalte Schulter. Auf Anordnung ihres Kommandanten begeben sich Valerian und Laureline auf eine Sondermission in die atemberaubende, intergalaktische Stadt Alpha: einer Mega-Metropole, die Tausende verschiedener Spezies aus den entlegensten Winkeln des Universums beheimatet. Die siebzehn Millionen Einwohner von Alpha haben sich über die Zeiten einander angenähert und ihre Talente, Technologien und Ressourcen zum Vorteil aller vereint. Doch nicht jeder auf Alpha verfolgt dieselben Ziele - tatsächlich sind im Verborgenen Kräfte am Werk, die alle Bewohner der Galaxie in große Gefahr stürzen könnten...




Meinung:
Der Legende nach entwarf Luc Besson sein Sci-Fi-Werk Das Fünfte Element, als er noch ein Kind war. Eben in jener Zeit, als man noch offen für Überschwänglichkeiten und Absurditäten war und etwas auch dann cool war, wenn es von der Masse ignoriert wurde. Irgendwie hat sich Besson diese Eigenschaft immer behalten, auch wenn er und seine Film-Manufraktur Europa Corp. Für einige wirklich schreckliche Genre-Filme der letzten Zeit vernatowrtlich war. Besson war und ist ein hochprofessioneller Filmemacher, der sich die Liebe zur Naivität nie wegnehmen lassen hat. Das war nicht immer von Vorteil, aber mit Valerian – Die Stadt der tausend Planeten gelang dem Franzosen endlich wieder ein Film, der zu begeistern weiß, auch wenn er haufenweise Makel aufweist.


Zu denen zählen u.a. ein Schurke ohne Profil oder eine Szene, in der uns Besson Popstar Rihanna, die hier ein Alien spielt, ohne Wenn und Aber als Ausnahmekünstlerin verkaufen möchte. Sei's drum. Valerian punktet dafür mit anderen Stärken. Das Sci-Fi-Märchen kombiniert keck und ohne Raffinesse – dafür aber mit Elan und Kraft – Spionage-Action, Ethno-Märchen und Sci-Fi-Gigantismus. Ein Cocktail, dessen unterschiedliche Geschmackssorten ungewohnt wirkt. Genau das ist aber so wunderbar daran. Der Film ist klar eine Spektakel, aber eines mit dem Herz am rechten Fleck. Die ganzen herrlich bescheuerten Ideen und Detaisl, die Besson hier walten lässt, bringen nicht nur eine funktionelle Faszination mit, sondern auch einem wunderbaren Esprit.


Klare Sache: Valerian ist Trash! Trash mit moderner Optik und Techniken, aber die Geschichte und dargestellte Welt ist in alten Sci-Fi-Zeiten beheimatet, als Perry Rhodan noch neu war und Flash Gordon ein bekannter Held. So erlaubt sich Valerian zum Teil Ideen, die so herrlich bizarr wirken, dass Freude aufkommt. Da fischen Aliens nach Menschen, werden Riesenquallen als Hüte getragen und bläulicher Schleim dient dazu Feinde dingfest zu machen. Kurios, albern, schräg. Ein buntes, poppiges und durch und durch naives Filmerlebnis, dass sich nicht darum schert cool oder trendy zu wirken. Das wird gewiss auch dazu führen, dass Valerian am Box Office untergehen wird. Das ist schade, aber der Film dürfte von seiner Handschrift her dann doch zu speziell, eigenartig und nonkonform sein, um die breite Masse zu unterhalten.


Wer sich für Bessons Valerian öffnen kann, der erlebt einen Film mit Seele, Detailliebe und vor allem mit Charme. Etwas was diese Produktionen von anderen, ähnlichen Werken wie etwa John Carter oder Jupiter Ascending klar und deutlich unterscheidet. Valerian ist ein verfilmter Groschenroman des Genres: trivial, direkt und voller Begeisterung für die Möglichkeiten der Phantasie.

7,5 von 10 virtuellen Märkten

DIE MUMIE - Totgeburt

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Fakten:
Die Mumie (The Mummy)
USA, UK. 2017. Regie: Alex Kurtzman. Buch: David Koepp, Alex Kurtzman, xxx. Mit: Tom Cruise, Annabelle Wallis, Sophie Boutella, Russell Crowe, Jake Johnson, Courtney B. Vance u.a. Länge: 110 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.


Story:
Eine einst mächtige Königin wird in unserer heutigen Zeit zu neuem Leben erweckt. Vor Jahrhunderten von Jahren wurde sie in einer Gruft tief unter der Wüste begraben. Damals wurde sie zu Unrecht ihrer Bestimmung beraubt – und nun übersteigen ihre unermesslich gewachsene Bosheit und zerstörerische Wut jede menschliche Vorstellungskraft…




Meinung:
Bereits mit I, Frankenstein sowie Dracula Untold wurde versucht die klassischen Universal Monster neu zu definieren und ein neues, eigenes cineastisches Universum zu beginnen. Beide Filme erlitten nicht nur bei der Kritik Schiffbruch. Nun soll es Die Mumie richten, die bereits Ende der 1990er in einem Reboot für volle Kassen sorgte. Statt Brendan Fraser und Rachel Weisz legen sich nun Tom Cruise und Annabelle Wallis mit ägyptischen Untoten an und wie in den 0ern bei Regisseur Stephen Sommers ist auch die aktuelle Neuauflage recht weit entfernt vom Originalfilm mit Boris Karloff, denn Horror sucht man in Die Mumie von Regisseur und Autor Alex Kurtzman mit der Lupe.


Nun gut, es gibt viele Szenen in denen Untote den Lebenden nachstellen, doch dank es Schnitts und der allgemeinen Fokussierung darauf Spektakel zu erschaffen, erweisen sich die finstere Angriffe höchstens als kleine Intermezzos, die zwar durchaus zum stärksten gehören, was der Film zu bieten hat, gleichsam stehen sie auf verlorenen Posten. Die Mumie ist so wenig daran interessiert Schauer tu evozieren, dass der Vorwurf berechtigt erscheint, dass die Macher wenig bis gar nichts mit der eigentlichen Vorlage anzufangen wussten. Viel mehr ist Kurtzmans Film ein algorithmischer Blockbuster, der mit dem Taschenrechner aber nicht mit dem Verstand und dem Herz entstanden ist: Hier nun etwas Action, dann kommt die Romantik gefolgt von etwas Witz und dann bleibt noch Zeit für den einen oder anderen halbherzigen Gruselmoment. So generisch, so vergessenswert – auch weil keiner dieser Teilaspekte wirklich befriedigend umgesetzt wird.


Die Romanze zwischen Cruise und Wallis ist z.B. so dermaßen seelenlos und verzichtbar, dass recht schnell die Frage aufkommt, ob es dem Film nicht gut getan hätte, wenn man diese ausgelassen hätte. Zwar dauert Die Mumie nicht einmal zwei Stunden, was für heutige Blockbuster durchaus ungewöhnlich ist, dadurch dass sich das Meiste aber nicht rund anfühlt zieht er sich in manchen Sektionen aber dennoch deutlich. Dafür zeigt die Produktion in den ersten zehn Minuten, wie ein Uncharted-Film aussehen könnte und auch ein komödiantischen Part aus John Landis American Werwolf leiht sich das Drehbuch, um Witz zu erzeugen. Allerdings werden diese Dinge plötzlich und wortlos fallen fallen gelassen und sorgen mit dafür, dass der Franchise-Start eine Totgeburt ist.

3 von 10 Spinnen im Ohr

Review: PIRATES OF THE CARIBBEAN: SALAZARS RACHE – Das beste Sequel der Reihe

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Fakten:
Pirates of the Caribbean: Salazars Rache (Pirates of the Caribbean: Dead Men Tell No Tales)
USA. 2017. Regie:
Joachim Rønning, Espen Sandberg. Buch: Jeff Nathenson. Mit: Johnny Depp, Javier Bardem, Geoffrey Rush, Brenton Thwaites, Kaya Scodelario, Kevin McNally, Golshifteh Farahani, David Wenham, Stephen Graham, Angus Barnett, Martin Klebba, Adam Brown, Giles New, Orlando Bloom, Keira Knightley, Paul McCartney u.a. Länge: ca. 129 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 25. Mai 2017 im Kino.


Story:Ein vom Pech verfolgter Captain Jack Sparrow findet sich in einem völlig neuen Abenteuer wieder: Tödliche Geister-Piraten, angeführt von seinem alten Erzfeind, dem furchteinflößenden Captain Salazar, entkommen aus dem "Teufels-Dreieck" und sollen jeden Piraten auf See töten - einschließlich Jack Sparrow. Seine einzige Überlebenschance besteht darin, den legendären "Dreizack des Poseidon" zu finden, ein mächtiges Artefakt, das seinem Besitzer völlige Kontrolle über die Meere verleiht.






Kritik:Da ist er wieder. Johnny Depp als Kajal-Pirat Jack Sparrow. Vor allem er und seine aktuell festgefahrene Karriere brauchen dieses Comeback. Walt Disney hat mit Marvel, Star Wars und anderen Projekten genügend Moneymaker im Kader, aber für Depp heißt eine Rückkehr zum alten Seebeuter-Franchise auch eine große Chance wieder einen profitablen Hit zu landen. Die Chancen stehen gut. Zwar sind die drei Sequels des immer noch unerreichten Erstlings für viele Fans nicht mehr als eine unschöne Erinnerung, dennoch dürften sich wohl viele für den nun mehr fünften Teil interessieren.


Pirates of the Caribbean: Salazars Rache versucht, im Gegensatz zu vierten Teil, Fremde Gezeiten, nicht etwas komplett Neues in der Welt der Piraten und Geister zu etablieren. Stattdessen nutzt das Drehbuch von Jeff Natheson alte Storyseile und hängt sich an diese heran. Es wird versucht Vergangenheit und Zukunft des Franchise miteinander zu verknüpfen und das gelingt zu Beginn auch wirklich ganz gut. Als besonders aufwendig oder gewitzt erweist sich das Script dabei nicht. Genügsam beschreibt es wohl am besten, wenn hier die einzelnen Handlungsstränge und Figuren miteinander verbunden werden. Das ist durchaus effektiv und stellt dazu keine Stolpersteine her, die die Hauptattraktionen des Films, Depp und das Spektakel, aufhalten oder sogar gefährden. Pirates of the Caribbean: Salazars Rache ist im Großen und Ganzen grundsolide durchgeplant und so konstruiert, dass die Fans genau das bekommen, wofür sie ins Kinos gekommen sind.


Wer sich allerdings einen Dosis Frischwind erhofft hat, wird enttäuscht. Auch wenn Charakter eingeführt werden, die dem Franchise in Zukunft erhalten bleiben könnten (sollte Teil 5 ein Erfolg werden), so bringen diese nichts von Belang mit. Es bleibt ein Soloshow für Depp, der seine Revue auf Autopilot abspielt. Wer genau das will, erhält mit Pirates of the Caribbean: Salazars Rache wahrscheinlich den Sommer-Blockbuster schlechthin und wird sich wohl auch nicht daran stören, dass die Handlung des Films arg uninspiriert ist und im Laufe der Geschichte eine Enthüllung parat hält, die weder sonderlich gut vorbereitet noch umgesetzt wird, ganz zu schweigen von einem großen dramaturgischen Wendepunkt gen Ende, der nicht wirklich mitreißend ist. Zum einen weil das Franchise schon oft bewies, dass nichts wirklich endlich ist in der Welt von Jack Sparrow, zum anderen weil dieser, als Höhepunkt verkaufte Plotpoint, keine zufriedenstellende Vorbereitung genossen hat.


Wie bereits gesagt, wer Johnny Depp noch einmal in seiner Paraderolle erleben will, kommt um Pirates of the Caribbean: Salazars Rache nicht vorbei. Das Hollywood-Debüt der beiden skandinavischen Regisseure Joachim Rønning und Espen Sandberg ist insgesamt sauber inszeniert, besitzt ein gutes Tempo und die Besetzung scheint mit Spaß an der Sache dabei gewesen zu sein. Nur Schurke Javier Bardem bleibt unschön blass, was dem Script geschuldet ist, welches es niemals wirklich schafft aus ihm mehr zu machen als ein weiteres Anhängsel für die Vita des Kajal-Piraten. Beim sechsten Teil wäre ein Widersacher mit mehr Verve und Kraft in den Segeln wünschenswert. Nach dem Abspann von Pirates of the Caribbean: Salazars Rache gibt es dazu übrigens einen ersten Hinweis.


6 von 10 Schläfchen im Tresor

TABOO (Staffel 1) - Willkommen im Dreck

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Fakten:
Taboo – Staffel 1
UK, USA. 2017. Regie: Anders Engström, Kristoffer Nyholm. Buch: Steven Knight, Ben Hervey, Emily Balou, Tom Hardy, Chips Hardy. Mit: Tom Hardy, David Hayman, Jonathan Pryce, Oona Chaplin, Richard Dixon, Leo Bill, Edward Hogg, Ruby-May Martinwood, Jessie Buckley, Stephen Graham, Franka Potente, James Greaves, Michael Kelly, Louis Ashbourne Serkis, Jefferson Hall, Jason Watkins u.a. Länge: 8 Episoden á ca. 60 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Seit dem 13. April 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
London 1814: Der Einzelgänger James Keziah Delaney kehrt in seine Heimat London zurück. Nach zehn Jahren in Afrika wurde er für tot erklärt. Aber nun plant er, endlich das Erbe seines Vaters anzutreten und sich so eine neue Existenz aufzubauen. Dieses Erbe erweist sich aber als höchst schwierig – es lauern Feinde mit tödlicher Agenda an jeder Ecke. James muss sich seinen Weg durch die komplexe, ihm feindlich gesinnte Londoner Gesellschaft bahnen, legt sich gar mit der Krone an und ist letztlich gezwungen, seinen eigenen Kopf zu retten. Umgeben von Verschwörungen, Mord und Betrug entfaltet sich obendrein ein düsteres Familiengeheimnis – eine brandgefährliche Geschichte von Liebe und Verrat …




Meinung:
Die Straßen sind voller Müll, überall Pfützen, in deren undefinierbarer, brauner Brühe sich das wolkengetränkte, schale Licht spiegelt. Menschen wirren umher. Ihre Kleidung ist zerlumpt, ihre Häuser aus Holz und Lehm ergeben das Panorama einer hoffnungslosen Welt. Tiere und Kinder preschen durch den Dreck und hinter bulligen Kutschen ziehen Pferde ihre Spuren durch den Morast. Willkommen in London des Jahres 1814. Bereits in den ersten Minuten gibt Taboo eine Welt wider, in der man eigentlich nicht lange verweilen möchte: Verfall wo man nur hin sieht. Ein trübes, tristes und brutales Panoptikum einer Stadt, die mehr an eine Kloake erinnert, als einen Ort zum leben. Alleine der Beginn, der Ersteindruck macht klar, dass die Serie vor allem eines ist: ein atmosphärisches Brett.


In diese Welt dringt Tom Hardys Figur, James Keziah Delaney , ein. Sie perfekt dorthin. Ein grober Mann, der schnauft, schreit, grunzt und selten wirklich ein echtes Wort spricht. Mad Max: Fury Road goes bad old britain. Doch der Ersteindruck täuscht. James ist eigentlich ein Fremdkörper. Früher war dies seine Heimat,mittlerweile befindet sich dieser aber in der mystischen Welt des afrikanischen Kontinents, wo seine Charakter geformt und sein Wille definiert wurde. Er ist ein Mann mit Prinzipien und Durchsetzungsvermögen und genau das ist es, was seinen Feinden, aber auch James selbst, zum Verhängnis wird. Denn er ist nicht aus Nostalgie zurück nach London gekommen, sondern um das Erbe seines Vaters anzutreten und dies tut er ohne Kompromisse, auch wenn er damit eine Kettenreaktion in Gang setzt, die mit vergossenen Blut enden wird.


Was jetzt klingt wie eine standardisierte Geschichte in einem außergewöhnlichen Setting erweist sich als Serie, die leider nicht aus ihrem visuellen Kokon herauskommt. Mit viel Sinn für bewunderungswürdige Optik und einem Hang zur Esoterik genierten die Serienmacher (darunter Tom Hardy selbst sowie sein Vater Chips Hardy) einen Plot, der letztlich nicht mehr hergibt als Stagnation. Nach maximal drei Episoden dreht sich Taboo unschön im Kreis, feiert dabei seinen Star sowie die Präsenz der Bilder, findet dabei aber keine funktionierende Balance zwischen Handlung und Präsentation. Wirklich fesselnd ist die Serie, bzw. erste Staffel selten. Hat man sich erst einmal satt gesehen und sich am spürbaren Gestank des 1814er London gewöhnt, bleibt leider nicht mehr viel übrig, als ein Tom Hardy, der mit teils clownesker Übertreibung agiert. Durchgängig fesselnd ist das leider nicht.


Vielleicht gelingt Taboo ja mit der angekündigten zweiten Season der Sprung heraus aus dem Hamsterrad. Es wäre wünschenswert, denn alleine die authentische Darstellung des früheren Englands, verdient eine bessere Narration. Vermutlich wird sich die Serie aber wohl auf ihre Hauptstärke verlassen. Die reicht nur leider nicht dafür aus, um wirklich eine packende Geschichte zu erzählen. Aber Danke für den Versuch. Alleine die ersten Minuten der Serie wird man als Zuschauer gewiss nicht so schnell vergessen. Die Serie aber wohl schon.

4 von 10 Nachrichten aus dem Jenseits

VOLL VERKATERT - Kevin Spacey als Katze

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Fakten:
Voll Verkatert (Nine Lives)
USA, Frankreich. 2016. Regie: Barry Sonnenfeld. Buch: Matt Allen, Caleb Wilson, Gwyn Lurie, Dan Antoniazzi, Ben Shiffrin. Mit: Kevin Spacey, Jennifer Garner, Robbie Amell, Cheryl Hines, Mark Consuelos, Malina Weissman, Christopher Walken, Talitha Bateman, Teddy Sears, Jay Patterson, Jewelle Blackman, Serge Houde, Mark Camacho, Chris Wilding, Kyle Gatehouse, Ellen David u.a. Länge: 87 Minuten. FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Nach einem mysteriösen Unfall fällt Milliardär Tom Brand ins Koma und findet sich zu seinem allergrößten Entsetzen im Körper des Katers Mr. Kuschelpuschel wieder. Während sein labiler Gesundheitszustand in der Geschäftswelt zu wilden Spekulationen und unglaublichen Intrigen mit schwerwiegenden Folgen führt, kämpft Tom mit allen tierischen Mitteln um sein Leben und seine Firma. Hilfe erhofft er sich dabei von Felix Perkins, dem Besitzer einer mysteriösen Tierhandlung.  Wird Tom Brand einen Weg zurück in seinen menschlichen Körper finden? Werden seine Frau Lara und seine Tochter Rebecca die Verschwörungen durchschauen und zu ihm halten? Und wird es seinem älteren Sohn David gelingen, das drohende Unheil von der Firma abzuwenden?





Meinung:
Er gilt als einer der besten Darsteller überhaupt und dennoch wird Kevin Spacey in Voll Verkatert zu einer Katze und damit ist keine metaphorische Wandlung gemeint, sondern schlicht und ergreifend die Prämisse des Films, der sich damit quasi verkauft und um Aufmerksamkeit buhlt, denn kann es denn wirklich sein, dass der House of Cards-Frontmann plötzlich in einem Film mitspielt, in dem es darum geht, wie ein reicher Bauunternehmer sich in eine Katze, Pardon, Kater verwandelt und peu-a-peu erkennen muss, dass er mehr Zeit für seine Familie haben sollte? Ja, es kann sein. Voll Verkatert ist der traurige Beweis dafür.


Der Film von Regisseur Barry Sonnenfeld, der seiner Filmvita neben Hits wie Die Addams Family und Men in Black auch desaströse Zeitverschwender wie Wild Wild West und Die Chaoscamper stehen hat, fügt der Letzt genannten Kategorie nun eine weitere Produktion hinzu. Voll Verkatert ist wenig witzig, frei von wirklichen Besonderheiten (mal abgesehen von der Besetzung Spaceys) und so schlaff inszeniere, wie eine Katze beim Mittagsschlaf. Und dennoch fasziniert der Film. Schuld daran ist Kevin Spacey, denn tatsächlich wirkt dieser nicht wie ein Darsteller der hier nur rasch seinen Paycheck abholt. Er wirkt tatsächlich engagiert und interessiert. Das ist entweder ein Beweis für sein großartiges Talent und zeigt, dass der Oscar-Preisträger einen guten Sinn für Humor hat. Denn seine Rolle in Voll Verkatert ist so konträr zu den Figuren die er sonst spielt (gemeint ist dabei nicht alleine die Charakterisierung, sondern viel mehr wie er sie darstellt), dass der Eindruck, Spacey hat diese Rolle nur zu seinem eigenen Vergnügen angenommen, den gesamten Film durchzieht. Wirklich viel helfen tut das nicht. Voll Verkatert bleibt eine viel zu simple, wenig ergiebige und oftmals auch befremdlich unengagierte Komödie.


In der deutschen Fassung wurde dazu der Fehler gemacht, Spacey von Oliver Kalkofe synchronisieren zu lassen. Nichts gegen Kalkofe an sich, aber seine Stimme passt nicht zu Spacey. Wer sich Voll Verkatert antun will, sollte dies also unbedingt im Originalton machen. Nur dort kristallisiert sich der Eindruck so richtig heraus, dass Spacey zur eigenen Freude einmal in einem schlechten Film mitspielen wollte. Ob dem wirklich so ist? Keine Ahnung. Es beruhigt aber die Nerven, wenn man glaubt, dies sei der Grund für Spacey Mitwirken in diesem Film. Alles andere würde dann doch zu sehr verstören und irritieren – was Voll Verkatert zumindest kurzfristig auch einen gewissen Reit verleihen würde.

3 von 10 punktgenauen Fallschirmsprüngen

GHOST IN THE SHELL - Anime in real aus Hollywood

1 Kommentar:
Fakten:
Ghost in the Shell
USA, Japan. 2017. Regie: Rupert Sanders: Buch: Ehren Kruger, William Wheeler, Jamie Moss, Masamune Shirow (Vorlage). Mit: Scarlett Johansson, Pilou Asbæk, Takeshi Kitano, Juliette Binoche, Michael Pitt, Chin Han, Danusia Samal, Lasarus Ratuere, Yutaka Izumihara, Tawanda Manyimo, Peter Ferdinando, Anamaria Marinca, Daniel Henshall u.a. Länge: 124 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Ab 30. März im Kino.


Story:
Agentin Kusangi, genannt Major, ist halb Mensch, halb Androide. Sie ist auf der Jagd nach dem mysteriösen "Puppet-Master", der sich in die Gehirne ahnungsloser Menschen einhackt und deren Gedächtnis manipuliert. Als sie ihn, gemeinsam mit einem (fast gänzlich) menschlichen Mitstreiter, schon fast in den Fingern hat, entkommt er mit Hilfe eines Tarnmantels, der ihn fast unsichtbar macht. Nach einer längeren Verfolgungsjagd stellen sie den vermeintlichen Gegner doch noch, finden aber heraus, dass er gar nicht der eigentliche Feind ist, der nämlich hat auch ihren Gefangenen unter seiner Kontrolle.




Meinung:
Realverfilmungen von Animes könnten bald ein neuer Trend aus Hollywood werden und es könnte Ghost in the Shell, die Fleisch-und-Blut-Version des japanischen Trickfilm-Originals aus dem Jahre, sein, der die Tür aufstößt, denn mit dieser Produktion versucht sich die Traumfabrik auf diesem Terrain. Zwar erwartet uns demnächst von Netflix noch Adam Wingards Death Note-Adaption, mit der Budgetgröße und Promotion-Maschinerie eines Ghost in the Shell, wird es dieser aber es wohl kaum aufnehmen können.


Unter der Regie von Rupert Sanders, der mit seinem Action-Märchen Snow White and the Huntsman vor einigen Jahren sein am Box Office äußerst erfolgreiches Regiedebüt gab, nimmt die Vorlage und versucht sie so zu Dompremieren, dass vor allem ihr philosophischer Unterbau nicht zu sehr die Oberhand übernimmt, der Film zeitgleich aber nicht nur zu einem reinrassigen Sci-Fi-Actioner wird. Dabei ist es durch und durch spürbar, dass Sanders die Vorlage kennt, schätzt und respektiert. Dennoch, wenn Scarlett Johannson als Major sich mit Waffengewalt ihrer Gegner erwehrt, ist dies der eigentliche Kern der Verfilmung. Die Frage nach Menschlichkeit, die im Original teils durchaus auch esoterisch, stets aber auch intelligent, angegangen wurde, ist in der Hollywood-Version Beiwerk. Ein Beiwerk das von den Autoren zwar gerne in den Spotlight gerückt wird, dort aber nur so lange verweilt, bis Johannson wieder agil gegen ihre Widersacher agieren darf.


Das sieht in gewohnter Style-over-Substance-Manier superb aus, das wahre Highlight des Films ist allerdings seine dargestellte Welt. Die ist immer dann vollends persuasiv, wenn die Macher nicht versuchen mit aller Gewalt zu beeindrucken, sondern wenn im Hintergrund der Neo-Alltag stattfindet. Immer dann funktioniert die Immersion des Films perfekt. Anders sieht das vor allem zu Beginn aus, wenn Ghost in the Shell breitbeinig mit seinen Spezialeffekten protzt und aussieht wie die Grafikdemo eines Videospieleherstellers. Insgesamt gelingt Sanders und seinem Team aber das World Building. Dafür wirken die Figuren meist leer und eher zweckmäßig. Auch der emotionale Aspekt, der an die Frage gekoppelt ist, wann beginn Menschlichkeit, wird eher stumpf behandelt. Ganz anders wie im japanischen Original, der damit einige unvergessliche Szenen genierte.


Dieser Ghost in the Shell ist weit davon entfernt dem Original die Butter vom Brot zu nehmen. Gleichsam wird hier aber mit gutem Willen versucht mehr zu bieten als nur Eye Candy für die große Leinwand. Das Ergebnis wirkt etwas unkonzentriert und trotz einiger Bemühungen werden die wirklich wichtigen, spannenden und interessanten Facetten des Animes nur sehr grob behandelt - für die schnelle Konsumierung, die nicht weiter in den Erinnerungen haften bleibt. Das ist bedauerlich und dennoch, der Versuch sich mit der Thematik auch abseits der Blockbuster-Codierung auseinandersetzen wurde hier unternommen und dies mit gehörigem Respekt gegenüber der Vorlage. Keine Selbstverständlichkeit und ein guter, erster Schritt für die kommenden Realverfilmungen von japanischen Kulttrickfilmen.

6 von 10 Einverständniserklärungen

FREE FIRE - Schuss und Treffer

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Fakten:
Free Fire
USA, UK. 2017. Regie: Ben Wheatley. Buch: Amy Jump, Ben Wheatley. Mit: Brie Larson, Cillian Murphy, Armie Hammer, Sharlto Copley, Babou Ceesay, Noah Taylor, Jack Reynor, Enzo Cilenti, Sam Riley, Michael Smiley, Mark Monero, Patrick Bergin u.a. Länge: 90 Minuten. FSK: noch nicht bekann. Ab 6. April 2017 im Kino.


Story:
Eine verlassene Lagerhalle in Boston, 1978: Chris trifft sich dank Zwischenhändler Ord und Justine mit Waffenhändler Vernon eine große Ladung Waffen soll verkauft werden. Ein simpler Handel, der allerdings durch einen dummen Zwischenfall schnell in einen blutigen Überlebenskampf ausartet!




Meinung:
Der britische Regisseur und Autor Ben Wheatley gehört zweifellos zu den interessantesten Filmemachern dieser Zeit. Sein Œuvre zeichnet sich durch einen gute Dosis Radikalität und Varianz aus. Egal ob sein brutaler Mindfuck Kill List, der schwarzweiße A Field in England, die böse Couple-Komödie Sightseers oder seine offensive Gesellschaftskritik High-Rise. Wheatley wusste bislang immer zu überraschen und bei jedem seiner Werke war es stets erkennbar, dass sich hier ein Kreativling ordentlich ausgetobt hat. Auch Free Fire, dessen Script er erneut mit Amy Jump verfasste, ist das wieder der Fall.


Free Fire ist zum einen eine Verbeugung vorm Action- und Gangster-Kino vergangener Zeiten, zum anderen aber auch eine herrliche Dekonstruierung des Genres. Limitiert auf eine verfallene Lagerhalle als Location entfacht der Regisseur hier im Grunde ein überlanges Feuergefecht, zwischen zwei Gruppen von Kriminellen, die doch eigentlich nur einen Waffendeal abwickeln wollten. Nach einigen Diskrepanzen und persönlichen Konflikten artet der Coup doch recht schnell zu einer bleihaltigen Angelegenheit aus, in der die Projektile nicht nur den Beton des Gebäudes massiven Schaden zu fügen. Genüsslich zelebriert Wheatley die relativ schnell aufkommende Patt-Situation zwischen den Parteien, die aus einer Reihe cartoonesker Figuren besteht. Überspitzung ist hier Trumpf und dennoch verfügt Free Fire auch über eine pessimistische und vor allem zynische Grundaussage. Alle Probanden sind verdammt, es gibt keine Helden und auch der selbstsicherste und coolste Gangster robbt bald nur noch, wie ein angeschossenes Reh, verletzt und frei von jeglichen Versprechungen auf ein gutes Ende durch den Bauschutt.


Wer ein Faible für rabenschwarzen Humor, Zynismus und Darsteller hat, die mit sichtbarer Freunde an der Übertreibung zu Werke gehen, bekommt mit Free Fire einen kurzweiligen, amüsanten Snack spendiert, in dem die Schusswaffen nicht nur auf die Figuren, sondern auch auf das Genre selbst gerichtet sind. Zugegeben, das hat auch einige anstrengende und zähe Momente, in seiner Gesamtheit bietet der Film aber eine bleihaltige Komödie, die aus ihrer verdichteten Reduzierung ein gutes Stück Unterhaltung generiert.

7 von 10 läutenden Telefonen

DIE SCHÖNE UND DAS BIEST - Pompöse Kopie des Originals

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Fakten:
Die Schöne und das Biest (The Beauty and the Beast)
USA. 2017. Regie: Bill Condon. Buch: Evan Spiliotopoulos, Stephen Chbosky, Jean Cocteau (Vorlage). Mit: Emma Watson, Dan Stevens, Kevin Kline, Luke Evans, Josh Gad, Ewan McGregor, Ian McKellen, Emma Thompson, Nathan Mack, Audra McDonald, Stanley Tucci, Gugu Mbatha-Raw, Hattie Morahan, Haydn Gwynne, Gerard Horan, Ray Fearon u.a. Länge: 123 Minuten. FSK: freigegeben ab 6 Jahren. Ab dem 16. März 2016 im Kino.


Story:
Die kluge und anmutige Belle lebt mit ihrem leicht exzentrischen Vater Maurice ein beschauliches Leben, das nur durch die Avancen des Dorfschönlings Gaston gestört wird. Doch als Maurice auf einer Reise in die Fänge eines Ungeheuers gerät, bietet die mutige junge Frau ihre Freiheit im Austausch gegen das Leben ihres Vaters an. Trotz ihrer Furcht freundet sich Belle mit den verzauberten Bediensteten im verwunschenen Schloss des Biests an. Mit der Zeit lernt sie hinter dessen abscheuliche Fassade zu blicken und erkennt seine wahre Schönheit…





Kritik:
Star Wars, das Marvel Cinematic Universe und die Animationswerke aus dem eigenen Hause sowie von Pixar. Es ist zweifellos so, dass das Mickey-Mouse-Imperium sich Marken geschaffen oder erstanden hat, die dem Konzern quasi die Befugnis zum Gelddrucken ausgestellt haben. Doch es gibt noch etwas, mit dem Disney seit einiger Zeit große Erfolge an der Kinokasse feiert. Gemeint sind die Realverfilmungen von hauseigenen Trickfilmklassikern. Alice im Wunderland, Cinderella und The Jungle Book erwiesen sich als echte Geldeintreiber und auch das Spin-off Maleficent -Die dunkle Fee war ein großer Hit. Nun soll mit Die Schöne und das Biest der nächste Film dafür sorgen, dass Disneys Girokonto Purzelbäume vor Freude schlägt.


Die Chancen stehen dafür stehen gut. Der Trickfilm aus dem Jahre 1991 gilt als echtes Meisterwerk, war durch seine Nominierung in der Kategorie Bester Film mit ein Grund dafür, warum die Oscar-Academy die Rubrik Best Animated Pictures einführte und der Soundtrack gilt als echter Evergreen. Aus rein wirtschaftlicher Sicht, ist es also das ideale Projekt. Aus künstlerischer Sicht würde sich der klassische Stoff von der schönen Bell (hier gespielt von Emma Watson), die durch einen Fehler ihres Vaters (Kevin Kline) in die Fänge eines namenloses Ungeheuers gerät und in diesem nicht nur die Lebenslust, sondern auch auch Güte und Wärme weckt, sehr dafür anbieten, ihn weiterzuentwickeln. Nicht nur erzählerisch, sondern auch stilistisch. Doch diesen Wagemut sucht man hier vergebens. Regisseur Bill Condon (Twilight: Breaking Dawn) und seine Autoren erweitern zwar die Hintergrundgeschichten der beiden Hauptfiguren, dies aber so marginal und vor allem frei von wirklicher Relevanz, dass diese Zusätze nur mit dafür sorgen, dass Die Schöne und das Biest deutlich zu lang geraten ist.


Ansonsten werden die liebgewonnen Bilder von 1991 oftmals 1:1, mit großem Effektaufwand, nachgestellt. Alles versehen mit viel Schwulst, gigantischem Pomp und einer überaus ansprechenden Detailliebe, die für eine durchaus stimmige und funktionelle Immersion sorgt, die allerdings immer wieder zerstört wird, wenn das bullige Biest plötzlich wie ein federleichtes Objekt über die Dächer seines Schlosses schwingt und springt. Dennoch, die dargestellte Märchenwelt wurde mit Überzeugung und viel Dampf im Kessel aufgebaut und auf Hochglanz poliert. Das Ergebnis ist purer Edelkitsch, der hin und wieder zu sehr von sich selbst eingelullt wird, seine eigentliche Prämisse aber stets souverän erfüllt und Freunden von glanzvollen und märchenhaften Musicals wohl eine wunderbare Zeit bescheren wird. Wer sich hingegen eine wirkliche Neuinterpretation des Originals erhofft hatte, wird eher enttäuscht und könnte dennoch eine gute Zeit im Kinosaal verbringen, auch weil die Produktion der Diversität mit ihren Figuren huldigt, was in einigen Ländern der Welt ja für peinliche Skandale sorgte.


5 von 10 Schotten, die versuchen einen französischen Akzent zu imitieren

MÄNNERTAG - Alte Freunde und ein Bier-Bike

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Fakten:
Männertag
BRD. 2016. Regie: Holger Haase, Buch: Philip Voges, Ilja Haller. Mit: Milan Peschel, Tom Beck, Axel Stein, Oliver Wnuk, Lavinia Wilson, Chris Tall, Hannes Jaenicke, Carolin Kebekus, Kida Khodr Ramadan, Jeremy Mockridge, Birte Hanusrichter, Sebastian Schindler, Albert Bozesan u.a. Länge: 91 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab dem 24. Februar 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Es ist Vatertag. Den frisch erworbenen Schulabschluss in der Tasche beschließen die fünf Freunde Stevie, Chris, Peter, Klaus-Maria und Dieter voller Ideale, sich nun jedes Jahr am Männertag zu treffen. Doch zwanzig Jahre später haben sie sich aus den Augen verloren. Erst Dieters Tod führt sie ausgerechnet am Vatertag wieder zusammen. Vereint in der bayerischen Heimat schlittern Stevie, Chris, Klaus-Maria und Peter von einer Katastrophe in die nächste, treffen auf ihren früheren Erzfeind Andi Mauz und die Zeit scheint zurückgedreht. Und das alles nur, um ihrem verstorbenen Freund Dieter den letzten Wunsch zu erfüllen. Sie entdecken ganz neue Seiten aneinander und ihre langjährige Freundschaft wird auf die Probe gestellt...





Meinung:
Bevor letztes Jahr die Bad Moms in Erscheinung traten, war das Refugium von alkoholhaltigen Komödien reine Männersache. Vielleicht lag es ja wirklich ein wenig daran, dass die bösen Mütter sich in diesem non-nüchternen Biotop breit machten, dass Männertag an der Kinokasse unterging wie Schnaps- im Bierglas. Wirklich verdient hat der Film dieses Missachtung aber nicht. Wirklich viel Neues ist den Autoren Voges und Haaller mit ihrem Script zwar nicht eingefallen, aber zum einen inszenierte Holger Haase (Da geht noch was!) den Bier-Bike-Roadtrip temporeich und die Chemie zwischen den einzelnen Figuren stimmt meist auch.


Dabei fällt vor allem auf, dass Männertag, trotz seines eher traditionellen Geschichte, in der wie so oft Nostalgie mit Wehmütigkeit gleichgestellt wird, sich durchaus traut auch auch moderne Thematiken anzusprechen. Zwar wird die Transsexualität einer der Charaktere eher plump vermittelt, dennoch: zumindest rudimentär versucht man dies auch außerhalb von Gags und dummen Sprüchen zu behandeln. Das Ergebnis mag eher ernüchtern sein, aber für einen Film der den patriarchischen und erzreaktionären Vatertag huldigt, ist das schon mehr, als man erhoffen konnte. Des Weiteren wird dies alles ohne großen Story-Ballast durchexerziert. In seinen besten Momenten erinnert der Film sogar an Edgar Wrights missachtetes Meisterwerk The World's End. Dort wurden die Entwicklungen der Hauptfiguren aber wesentlich ehrlicher und dramaturgisch reifer behandelt als in Männertag und auch die immer wieder eingestreute Ernsthaftigkeit wurde besser mit dem Komödiantischen gekoppelt. Dennoch ist Männertag keines dieser sturen Sauf-Abenteuer geworden. Zwar wird die Männerfreundschaft und die Kraft des Gerstensafts immer noch übertrieben glorifiziert dargestellt, in Gänze wirkt der Film aber erfrischend bodenständig und gefasst. Außer wenn mit Haller und Voges scheinbar der Schabernack durchgeht. Dann müht sich auch Männertag durch elendig abgestandene und wenig ergiebige Humor-Szenen, Kotze und Koks inklusive.


Schade ist es auch, dass die einzelnen Figuren leider nie über den Status eines Klischees hinwegkommen: Dagegen können die gut aufgelegten Darsteller auch nur bedingt etwas ausrichten und so kommt es letztlich eben dazu, dass Männertag trotz einigen Stärken wirkt wie eine Komödie, die am Reißbrett entstanden ist. Etwas mehr Feintuning, Polierung und ernsthafte Auseinandersetzung wäre ganz schön gewesen und hätte den Film wahrlich eine Qualität eingebracht, die man heutzutage bei großen, deutschen Lustspielen nur selten findet.

5 von 10 Kokslinien mit salzigem Nachgeschmack