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MÄNNERTAG - Alte Freunde und ein Bier-Bike

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Fakten:
Männertag
BRD. 2016. Regie: Holger Haase, Buch: Philip Voges, Ilja Haller. Mit: Milan Peschel, Tom Beck, Axel Stein, Oliver Wnuk, Lavinia Wilson, Chris Tall, Hannes Jaenicke, Carolin Kebekus, Kida Khodr Ramadan, Jeremy Mockridge, Birte Hanusrichter, Sebastian Schindler, Albert Bozesan u.a. Länge: 91 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab dem 24. Februar 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Es ist Vatertag. Den frisch erworbenen Schulabschluss in der Tasche beschließen die fünf Freunde Stevie, Chris, Peter, Klaus-Maria und Dieter voller Ideale, sich nun jedes Jahr am Männertag zu treffen. Doch zwanzig Jahre später haben sie sich aus den Augen verloren. Erst Dieters Tod führt sie ausgerechnet am Vatertag wieder zusammen. Vereint in der bayerischen Heimat schlittern Stevie, Chris, Klaus-Maria und Peter von einer Katastrophe in die nächste, treffen auf ihren früheren Erzfeind Andi Mauz und die Zeit scheint zurückgedreht. Und das alles nur, um ihrem verstorbenen Freund Dieter den letzten Wunsch zu erfüllen. Sie entdecken ganz neue Seiten aneinander und ihre langjährige Freundschaft wird auf die Probe gestellt...





Meinung:
Bevor letztes Jahr die Bad Moms in Erscheinung traten, war das Refugium von alkoholhaltigen Komödien reine Männersache. Vielleicht lag es ja wirklich ein wenig daran, dass die bösen Mütter sich in diesem non-nüchternen Biotop breit machten, dass Männertag an der Kinokasse unterging wie Schnaps- im Bierglas. Wirklich verdient hat der Film dieses Missachtung aber nicht. Wirklich viel Neues ist den Autoren Voges und Haaller mit ihrem Script zwar nicht eingefallen, aber zum einen inszenierte Holger Haase (Da geht noch was!) den Bier-Bike-Roadtrip temporeich und die Chemie zwischen den einzelnen Figuren stimmt meist auch.


Dabei fällt vor allem auf, dass Männertag, trotz seines eher traditionellen Geschichte, in der wie so oft Nostalgie mit Wehmütigkeit gleichgestellt wird, sich durchaus traut auch auch moderne Thematiken anzusprechen. Zwar wird die Transsexualität einer der Charaktere eher plump vermittelt, dennoch: zumindest rudimentär versucht man dies auch außerhalb von Gags und dummen Sprüchen zu behandeln. Das Ergebnis mag eher ernüchtern sein, aber für einen Film der den patriarchischen und erzreaktionären Vatertag huldigt, ist das schon mehr, als man erhoffen konnte. Des Weiteren wird dies alles ohne großen Story-Ballast durchexerziert. In seinen besten Momenten erinnert der Film sogar an Edgar Wrights missachtetes Meisterwerk The World's End. Dort wurden die Entwicklungen der Hauptfiguren aber wesentlich ehrlicher und dramaturgisch reifer behandelt als in Männertag und auch die immer wieder eingestreute Ernsthaftigkeit wurde besser mit dem Komödiantischen gekoppelt. Dennoch ist Männertag keines dieser sturen Sauf-Abenteuer geworden. Zwar wird die Männerfreundschaft und die Kraft des Gerstensafts immer noch übertrieben glorifiziert dargestellt, in Gänze wirkt der Film aber erfrischend bodenständig und gefasst. Außer wenn mit Haller und Voges scheinbar der Schabernack durchgeht. Dann müht sich auch Männertag durch elendig abgestandene und wenig ergiebige Humor-Szenen, Kotze und Koks inklusive.


Schade ist es auch, dass die einzelnen Figuren leider nie über den Status eines Klischees hinwegkommen: Dagegen können die gut aufgelegten Darsteller auch nur bedingt etwas ausrichten und so kommt es letztlich eben dazu, dass Männertag trotz einigen Stärken wirkt wie eine Komödie, die am Reißbrett entstanden ist. Etwas mehr Feintuning, Polierung und ernsthafte Auseinandersetzung wäre ganz schön gewesen und hätte den Film wahrlich eine Qualität eingebracht, die man heutzutage bei großen, deutschen Lustspielen nur selten findet.

5 von 10 Kokslinien mit salzigem Nachgeschmack

Review: NICHT MEIN TAG - Peter Thorwarth sucht sich selbst

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Fakten:
Nicht mein Tag
BRD, 2013. Regie: Peter Thorwarth. Buch: Stefan Holtz, Peter Thorwarth, Ralf Husmann (Vorlage). Mit: Moritz Bleibtreu, Axel Stein, Jasmin Gerat, Anna Maria Mühe, Nele Kiper, Ben Ruediger, Kasem Hoxha, Bekim Guri, Tobias Nied, Emilian Markgraf, Ralf Richter, Maxwell Richter, Milan Peschel, Christian Kahrmann, Til Schweiger u.a. Länge: 110 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Till Reiners war mal ein wilder Hund, nun ist er Bankkaufmann mit Frau und Kind, Hypothek, einer Ehe ohne Sex Torschlusspanik, dass der aktuelle Spießertrott nun die Endstation ist. Als Kleinganove Nappo seine Bank überfällt und sich dessen Fluchtwagenfahrer verkrümelt, wird Till als unfreiwilliger Chauffeur gekidnappt. Was als Zwangsmaßnahme unter Todesangst beginnt, entwickelt sich zum aufregenden Road-Trip. Zwischen dem auftauenden Till und dem gar nicht so skrupellosen Nappo entwickelt sich eine Freundschaft. Als Till dann auch noch die Treue seiner Ehefrau anzweifelt, eskaliert die Lage komplett und nimmt ungeahnte Formen an.






Meinung:
Genau 15 Jahre ist es her, als ein junger, unbekümmerter Nobody aus dem Pott mit seinem Debütfilm das traditionell muffige Komödien-Kino aus heimischen Gefilden ordentlich aufmischte. Unter dem im ersten Momente affig klingenden Titel „Bang Boom Bang – Ein todsicheres Ding“ versteckte sich eine zitatträchtige Perle des deutschen Kinos, wild, ambitioniert, leicht primitiv, aber so herrlich detailliert und sympathisch-komisch, da galt Peter Thorwarth als der Hoffnungsträger des unverbrauchten, deutschen Films. Mit seiner holprigen, eigenen Kurzfilmadaption „Was nicht passt, wird passend gemacht“ blieb er sich zwar treu, offenbarte gleichzeitig aber auch deutliche Schwächen. Mit dem dritten Teil seiner Unna-Trilogie „Goldene Zeiten“ konnte er wieder halbwegs in die Spur zurückfinden. Überfrachtet, nicht ausgereift, aber mit dieser grundsätzlichen Idee und teilweise schön-skurrilen, naiven und dadurch so witzigen Einfällen, die Lust auf sein nächstes Werk stieg wieder deutlich an. Das ließ lange auf sich warten.


Bitte nicht mit dem Fahrer sprechen.
„Nicht mein Tag“ enttäuscht leider im Gesamteindruck, obwohl die Bedingungen so verheißungsvoll sind. Niemand anderes als „Stromberg“-Autor Ralf Husmann liefert die Vorlage zum Skript, Thorwarth hat immer noch dieses Gespür für urige Situationskomik, ein goldenes Besetzungshändchen und weiß all dies zunächst auch auszuspielen. Dazu muss gesagt werden: Dies ist sicher sein konventionellster Film bisher. Dem enthusiastischen Chaos seiner ersten Filme – was gerade deren Reiz ausmachte – muss nun einer in der Form schon häufiger vorgetragene Geschichte weichen. Im Alltag gefangener und eingeschlafener Nun-leider-doch-Spießer wird als Geisel genommen, freundet sich (holterdiepolter) mit seinem anarchistischen Entführer an und nutzt den Wink des Schicksals als Flucht aus der mausgrauen, schleichenden 9-17Uhr-Todesstrafe. Trotz bekannter Muster, eindeutiger Anleihen (bis zu Plagiaten) aus etlichen Werken zuvor und der objektiv nicht so drastisch-schlüssigen Verbrüderung mit dem Geiselnehmer, lange funktioniert der Film zweifellos. Allein das präzise Timing, die pointierten Dialoge und vor allem die beiden hervorragenden Hauptdarsteller täuschen über Skriptmängel locker hinweg.


Ein hartes Duell: Wer kann blöder gucken?
Von Moritz Bleibtreu ist man nichts anderes gewohnt, erneut untermauert er sein Talent für kantige Figuren, gerne mit leichtem Assi-Touch. Er versteift sich selten in Rollen, gibt ihnen immer seine eigene Note, die sie oft besser erscheinen lassen, als sie ursprünglich wohl skizziert waren. DIE Überraschung ist mit Sicherheit Axel Stein, der sich jahrelang als dicker Proll-Dödel vom Dienst durch so manchen Schund hocharbeiten durfte und nun tatsächlich unter Beweis stellt, was er (jetzt erst?) leisten kann. Allein die Chemie zwischen Bleibtreu und Stein ist pures Gold und vermag den Film über manche dramaturgische Schlaglöcher hinweg zu tragen. Angereichert mit netten Cameos und Anspielungen (in erster Linie auf Thorwarth’s Prunkstück „Bang Boom Bang“) macht der Film Laune und hat diese Grundstimmung, für die Til Schweiger (hier nicht ganz unbeteiligt, als Produzent sowie mit seinem besten, weil selbstironischsten und wirklich mal nicht eitlem Auftritt seit einer Ewigkeit) und sein Adoptivsohn Matthias Schweighöfer nicht mal töten müssen (aber sollten), weil ihr Schrott ja trotzdem läuft. „Nicht mein Tag“ ist in der ersten Hälfte zwar nie super oder außergewöhnlich, dennoch nett und schmissig, geht gut rein und schafft eine harmonische Stimmung aus Road-Movie, Komödie und Eskapismus, ganz einfach und effektiv.


Dann kippt die Chose leider ganz gewaltig, auch weil Thorwarth irgendwann extrem planlos wirkt, einfach nicht den richtigen Punkt findet und ihm das unglückliche Kunststück gelingt, die gesamte Stimmung schwungvoll an die Wand zu fahren. Mit 110 Minuten ist der Film nicht nur viel zu lang (für die Geschichte), er verrennt sich auch noch komplett in einem unausgegorenen Plot, der augenscheinlich zu viel will. Es wechselt und mischen sich Elemente aus Thriller, Beziehungsdrama, Komödie, Buddy-Movie und sogar Actionfilm so überstürzt, das erscheint bald hilflos. Warum die nicht unbedingt originelle, aber zumindest klare und funktionale Basis so sinnlos geopfert wird, es bleibt ein Rätsel. Nichts gegen Stimmungs- und Genrewechsel bzw. Verquickungen, nur das muss man dann eben beherrschen. Thorwarth gelingt das nicht und übersäuert seinen bis dahin soliden Film ohne Not. Am Ende ist man sogar geneigt, dieses krude, verworrene Gemisch böse abzustrafen und muss sich erst wieder der charmanten Momente bewusst werden, um die Kirche im Dorf zu lassen.


Ohne Zweifel, Thorwarth kann was und lässt es immer mal aufblitzen, nur hier ist der Titel leider Programm. Sogar sein schwächster Film, was nicht darauf zu begründen ist, dass er sich zu sehr auf einfache Mechanismen verlässt, eher dadurch, dass er sie irgendwann aufgibt und sich nicht mehr recht orientieren kann. Bis dahin war seine unangepasste, leicht wirre Verspieltheit eine Stärke, nun wird sie zur Schwäche. In dem Fall wäre weniger mehr gewesen. Kann passieren, interessant bleibt der Mann, nur bitte nicht mehr so nach allem fischen. Es kommen hoffentlich wieder bessere Tage.

5 von 10 Stockholm Syndromen

Review: LAUF UM DEIN LEBEN - VOM JUNKIE ZUM IRONMAN - Wie Sport Leben retten kann

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Fakten:
Lauf um dein Leben – Vom Junkie zum Ironman
Deutschland. 2008. Regie: Adnan G. Köse. Buch: Adnan G. Köse, Fritjof Hohagen. Mit: Max Riemelt, Jasmin Schwiers, Uwe Ochsenknecht, Axel Stein, Robert Gwisdek, Ismail Deniz, Udo Schenk, Leslie Malton, Ingo Naujoks u.a. Länge: 102 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.


Story:
Der junge Andreas lebt in den Achtzigern irgendwo im Ruhrgebiet. Zusammen mit seinen Freunden ist er immer auf der Suche nach Drogen, nach dem nächsten Trip. Dafür lässt er sich immer mehr auch zu Gewalt und Diebstahl hinreißen. So versinkt er nach und nach Drogensumpf, steht bereits am Rande des Abgrunds und droht herunterzustürzen. Doch Liebe und Sport geben ihm einen kleinen Hoffnungsschimmer, sein Leben doch noch auf die Reihe zu kriegen.




Meinung:

Ein Film, den ich mir eigentlich nur angesehen habe, weil ich aus einer der triathlonverrücktesten Regionen Deutschlands komme und ich damals auch live dabei war, als Andreas Niedrig diesen Debütantenweltrekord (von dem im Film die Rede ist) aufgestellt hat. Quasi vor meiner Haustür. Beim Ironman Europe in Roth, der heute nur noch schlicht und einfach „Challenge Roth“ heißt, seit ewigen Jahren bereits die Weltrekordstrecke auf der Langdistanz ist und von den Teilnehmerzahlen und der Stimmung am Streckenrand der vielleicht größte und beste der ganzen Welt ist. Außerdem war Andreas Niedrig vor mittlerweile vielen Jahren schon höchstpersönlich in unserer Schule und hat einen Vortrag über, naja, über sein Leben gehalten. Das ging einem dann als damals 15- oder 16-jährigen schon ziemlich nahe.


Der Film selbst hat mich überrascht. Zwar sieht Max Riemelt völlig anders aus als der reale Triathlet, aber er spielt gut und schafft es, sowohl den Junkie als auch den Triathleten glaubwürdig zu verkörpern. Von den vielen bekannten Gesichtern, unter anderem Udo Schenk, Jasmin Schwiers, Uwe Ochsenknecht und Leslie Malton, blieb mir merkwürdigerweise Axel Stein sehr positiv im Gedächtnis hängen. Er zeigt in diesem Film stellenweise, dass er durchaus mehr kann als den verblödeten Proleten von nebenan zu spielen. So eine Art nicht ganz so verblödeter Prolet von nebenan, der aber auch Gefühle zeigt und Tiefgang besitzt.


Der Abstieg Niedrigs und seiner Freunde in den Drogensumpf, die zunehmende Gewalt, die Probleme mit Familie, Trainer, Mitmenschen, die bekommen viel Raum, auch wenn sich einige Aspekte manchmal wiederholen und so den Film nicht unbedingt weiterbringen. Gerade diese Phasen kommen stellenweise deswegen sehr zäh daher und ziehen sich doch recht stark. Trotzdem schafft es der Film, Emotionen beim Zuschauer zu wecken und gleichermaßen Symoathie wie Antipathie für Andreas Niedrig aufzubauen.


Der falsche und der echte (rechts) Andreas Niedrig
Leider wird mir der Triathlonaspekt in der Geschichte zu wenig und zu kurz dargestellt. Die Frage, warum denn ausgerechnet Triathlon als „Ersatz“ oder Kompensation für die Drogensucht herhalten muss, wird zwar kurz und durch manchmal sehr versteckte Anspielungen angedeutet, aber eben nicht mehr. Darauf hätte man sicher noch mehr eingehen können, ja vielleicht sogar müssen. Auch Niedrigs Trainer, der laut seinen persönlichen Erzählungen einen enormen Anteil am Ausstieg aus dem Drogensumpf hatte, wird meiner Meinung nach einfach zu wenig in den Film eingebunden. Die Leistung, einen Triathlon durchzustehen, die Qualen, die damit verbunden sind, die Anstrengungen, das alles wird einfach am Ende zu schnell, zu hastig, zu reibungslos abgearbeitet. Da hätten dem Film durchaus 15 bis 20 Minuten mehr nicht geschadet. Oder man hätte die Zeit bei der ein oder anderen Länge im ersten Teil nehmen sollen.


Insgesamt bleibt aber doch ein Film stehen, der die Drogen-Thematik und das Leben von Andreas Niedrig vielleicht etwas zu sehr im Schwarz-Weiß-Schema, aber doch glaubwürdig und gut darstellt und der somit, besonders bei Sympathien für den Triathlonsport und Gefallen an Storys mit gefallenen Menschen, die sich wieder aufrappeln können, durchaus sehenswert ist.


6,5 von 10 unmenschliche Ausdauerleistungen

Review: SCHUTZENGEL - Til Schweiger ballert sich durch

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Fakten:
Schutzengel
Deutschland. 2012. Regie: Til Schweiger. Buch: Til Schweiger, Stephen Butchard, Paul Maurice. Mit: Til Schweiger, Luna Schweiger, Moritz Bleibtreu, Heiner Lauterbach, Karoline Schuch, Axel Stein, Herbert Knaup, Trystan Prütter, Jana Reinermann, Kostja Ullman, Katharina Schüttler, Anna-Katharina Samsel, Nina Eichinger, Oliver Korittke, Tim Wilde, Fahri Yardim, Rainer Bock, Jacob Mantschez, Ralph Herforth, Mickey Hardt, Mathias Döpfner, Aleksanar Jovanovic u.a. Länge: 133 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Nina ist 15 und Vollwaise. Das Leben hat ihr nur Hürden in den Weg gelegt. Doch die größte liegt noch vor ihr. Sie wird Zeuge wie der Geschäftsmann Becker ihren Freund, einen Hotelpagen, erschießt. Nina kommt ins Zeugenschutzprogramm, unter die Obhut des Ex-KSK-Soldaten Max Fischer und dessen Team. Doch bei der Staatsanwaltschaft gibt es einen Maulwurf. Das Versteck fliegt auf und Max versucht Nina vor Beckers brutalen Schergen in Sicherheit zu bringen.




Meinung:
„Keinohrhasen“ war gestern. Jetzt versucht sich Tausendsassa Til Schweiger am Actionfilm, diesmal nicht im Gewand des „Tatort“, sondern  als eigenständiger Kinofilm. „Schutzengel“ zeigt sich dabei als optisch knackiger, inszenatorisch eher unspektakulärer und handlungstechnisch durch und durch misslungener Versuch den Beweis anzutreten, dass der deutsche Film auch gute Actioner hervorbringen kann. Das Grundgerüst von „Schutzengel“ erweist sich als bieder und wenig innovativ. Super-Cop beschützt junge Kronzeugin. Diese Einfachheit kann man dem Film vorwerfen, allerdings muss ein guter Actionfilm nicht unbedingt große Handlungsgeschütze auffahren um zu überzeugen. Dass Schweigers erster härterer Genre-Beitrag ziemlich misslungen ist, liegt also nicht einzig und alleine an der Story. Viel mehr leidet „Schutzengel“ darunter, wie diese Story vermittelt, Action präsentiert und die Figuren dargestellt werden. 



"Psst Til, die bösen Kritiker kommen nicht in deine Träume."
Große Kritik und Gezeter gab es vorab, als bekannt wurde, dass Schweigers Tochter Luna hier die weibliche Hauptrolle spielt. Dies erweist sich durchaus ein Makel des Films, denn Luna Schweiger kann als verfolgte Waise Nina nicht überzeugen. Im andauernden Flüsterton, ohne eine Art von überzeugender Ausstrahlung und ausgestattet mit einem einzigen Gesichtsausdruck schleust sie ihr Vater durch den Film. Ihrer Rolle enthält er dazu keine echte Wandlung. Nina ist und bleibt ein Opfer. Eines welches vom kargen Script so dermaßen in diese einfältige Figurenform gequetscht wird, dass sie zu einem Dasein im Bereich des Gleichgültigen verdammt ist. Ein Mitfiebern, ob sie von ihren Häschern erwischt wird, ist so quasi unmöglich. Auch ihr Beschützer Max, der Ex-Soldat, ist wenig interessant. So stoisch wie Schweiger mit Kritikern umgeht, so stoisch spielt er hier seine Rolle, die in einigen Phasen ihrer Charakterisierung sogar unfreiwillige Komik bereithält. So erweist sich Schweiger Intention, den deutschen Soldaten, die im Ausland ihr Leben riskieren, zu ehren, als überaus alberne und zutiefst kitschige Backgroundstory, der es an wirklicher, wahrhaftiger Ehrfurcht fehlt. Denn diese seine Rolle, dieser Max Fischer entspricht einfach einem Klischee. Einem, welches so verbraucht, abgewetzt und leer ist, dass Schweigers Verneigung, vor den Männern und Frauen der Bundeswehr, einen ungewollten komischen – fast schon überspitzen – Ton trifft. Ganz ehrlich, wenn Schweiger und Nebendarsteller Moritz Bleibtreu von ihren Einsätzen am Kundus sprechen und dabei alles an Schicksalsschlägen auspacken, was die Thematik zu bieten hat, löste dies bei mir ein Gefühl des Fremdschämens aus. Vor allem wenn ich bedenke, das Schweiger seinen Film groß damit bewarb, ihn für die Soldaten gemacht zu haben. Nach der Sichtung von „Schutzengel“ kommt mir dies endgültig wie geschmacklose PR vor. 


Ob Schweiger sich hier vorstellte auf Kritiker zu zielen?
Geschmacklos sind die Actionszenen, die bei einem Film, der damit hausieren geht, dass er dem Action-Genre angehört, nicht. Wirklich gelungen sind sie aber leider auch nicht. Bei über zwei Stunden Film gibt es relativ selten fliegende Projektile zu bestaunen – andere Formen von adrenalinhaltigen Aktionen gibt es hier nicht. Wenn es dann aber knallt, fahren Schweiger und sein Team durchaus große Actionmomente auf. Doch diese zünden einfach nicht. „Schutzengel“ ist, egal ob mit seiner Story, seinen Figuren oder eben seiner Action, höchst undynamisch. Die Kugeln schwirren durch die Luft, zerbersten Mauerwerk, durchlöchern die Guten wie die Bösen. Mitreißend? Nein. Die Schusswechsel wirken zu statisch und weil der Held, wie auch sein Anhang, letztlich auch nicht mehr ist, wie ein Objekt in Menschengestalt, stellt sich auch keine Spannung ein. Dazu kommt, dass Schweiger als Regisseur gefühlt jede zweite Nachladesequenz bei Pistolen mit verlangsamter Geschwindigkeit zeigt und auch bei Feuergefechten nicht auf seinen Hang zu einengenden Close Ups verzichtet. Dass die Nebenfiguren, von der treuen Staatsanwältin, über den bösen Waffenhändler bis hin zum verkrüppelten Soldatenfreund allesamt auf festen Bahnen agieren, die keinerlei Spielraum für fesselnde Entwicklungen bereitstellen, wuchtet den wenig dynamischen Eindruck der Actionsequenzen auch in die ruhigeren Momente des Films herüber.


„Schutzengel“ ist, wie von seinem Regisseur gewohnt, ein sehr amerikanisiertes Werk. Die Credits sind mal wieder in englischer Sprache, die Optik macht aus Berlin die US-Westküste, der pseudo-melancholische Pop-Score suppt durch die Szenen, die Uckermark wird zum Western-Outback und gegessen wird in einem American Diner. Dieser Hang zum Amerikanischen wirkte schon bei „Zweiohrküken“ oder „Kokowääh“ zu aufgesetzt und nimmt „Schutzengel“ jede Form der Authentizität. Dafür fallen die teilweise wirklich gravierenden Logiklöcher, will sagen Plotholes, nicht weiter auf. Nur bei den teilweise wirklich haarsträubenden Dialogen, einhergehend mit der Psychologie der Figuren auf Hausfrauen-Niveau, kann selbst die klebrigste Patina aus amerikanischer Optik, nichts verschleiern.


Til Schweigers „Schutzengel“, der für den erfolgsverwöhnten Star des deutschen Kinos nicht zu dem finanziellen Erfolg wurde wie gedacht (und erhofft), ist es auch nicht gelungen einen Actionfilm zu inszenieren, der beweist, dass unsere Nation mit mehr aufwarten kann, innerhalb des Genres, als „Alarm für Cobra 11“. Schweigers Film krankt an seinen Ambitionen und deren Ausführung. Actiontechnisch nicht sonderlich eindrucksvoll, dramaturgisch viel zu platt und somit ausdruckslos sowie als Gesamtpaket nicht mehr als ein verzichtbarer Funke, der die Tiraden der Schweiger-Hasser nur noch weiter anfeuert. Meine ganz persönliche Tirade zu „Schutzengel“: Der Film ist Murks!

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