Review: KÖNIGIN DER WIKINGER - Raus mit den Römern!

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Fakten:
Königin der Wikinger (The Viking Queen)
GB, 1967. Regie: Don Chaffey. Buch: Clarke Reynolds, John Temple-Smith. Mit: Don Murray, Carita, Donald Houston, Andrew Keir, Adrienne Corri, Niall MacGinnis, Wilfrid Lawson, Percy Herbert, Nicola Pagett, Patrick Troughton u.a. Länge: 87 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD (UK Import) erhältlich.
Story:
Britannien ist von den Römern besetzt. Auf seinem Sterbebett ernennt der König des keltischen Stammes der Iceni nicht nur seine Tochter Salina zu seine Nachfolgerin, er unterzeichnet gleichzeitig die Unterwerfung seines Volkes vor den Besatzern. Salina und der römische Befehlshaber Justinian sind nicht nur um ein friedliches Miteinander bemüht, sie verlieben sich sogar. In Beiden Lagern gibt es jedoch Leute, die dies gar nicht gerne sehen. Bei den Kelten die Druiden, die die Vertreibung der Römer fordern, sowie wohlhabende Händler, denen die hohen Steuern ein Dorn im Auge sind. Auf römischer Seite ist Kommandant Octavian gegen den Kuschelkurs seines Vorgesetzten. Eine Intrige wird geschmiedet: Während Justinian weit entfernt gegen Rebellen kämpft, greift Octavian hart durch und richtet ein Blutbad an. Wutentbrannt greift Salina zum Schwert, um die Römer aus ihrem Reich zu vertreiben.


                                                                      

Meinung:
Angelehnt an historische Fakten, allerdings nicht getreu, warfen die Hammer-Studios 1967 einen Abenteuerfilm um die römische Besatzung Britanniens im ersten Jahrhundert ins Rennen. Positiv fällt dabei eindeutig die vernünftige Ausstattung auf, unter dem Aspekt, dass die Mittel natürlich begrenzt waren. Mit den großen Historien-Filmen seiner Zeit kann es dieses Werk natürlich nicht aufnehmen, aber es wurde sich doch recht anständig aus der Affaire gezogen.


Das gibt Ärger...
Der Film hat schon einen gewissen Flair, startet nur leider etwas behäbig und bewegt sich dramaturgisch selten über dem Durchschnitt. Im letzten Drittel, sobald die blutige Revolte der Besetzten startet, nimmt es deutlich Fahrt auf und kann durchaus gefallen. Für Hammer-Verhältnisse wird es sogar relativ zünftig, aus heutiger Sicht ist das natürlich meistens eher harmlos. In der Hauptrolle der Königin Salina ist das finnische Model Carita (Järvinen) zu sehen, auf deren Nachnamen in den Credits einfach verzichtet wurde, für das internationale Publikum wohl zu kompliziert. Die sieht hübsch aus und spricht mit einem süßen Akzent, die gebohrene Schauspielerin ist sie nicht gerade. Unter Berücksichtigung, dass dies nicht ihr Hauptberuf war, ist das aber noch vertretbar. Etwas mehr Kampftraining hätte vielleicht nicht geschadet, dass die vorher (wahrscheinlich) noch nie ein Schwert in der Hand hatte, ist leider doch zu sehen. Der restlich Cast ist ganz in Ordnung, leicht amüsant ist der Ober-Druide, total überzogener Auftritt mit extrem theatralischem Gehabe. Fand ich aber eher lustig als nervig.


Die gruselig-spannenden Hammer-Filme sind dem hier klar vorzuziehen, da liegt die wahre Stärke des Studios. Der hier ist ganz ok, aber nicht mehr.

5,5 von 10 finnisch-britischen Wikinger-Damen

Review: SERAPHIM FALLS - Liam jagd Pierce

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Fakten:
Seraphim Falls
USA, 2006. Regie: David Von Ancken. Buch: David Von Ancken, Abby Everett Jaques. Mit: Liam Neeson, Pierce Brosnan, Michael Wincott, Xander Berkeley, Ed Lautner, Tom Noonan, Kevin J. O'Connor, John Robinson, Anjelica Huston, Wes Studi, Angie Harmon, Robert Baker u.a. Länge: 107 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.


Story:
1868: Gideon wird gejagt. Carver und seine vier angeheuerten Männer verfolgen ihn durch verschneite Wälder bis in die staubtrockene Wüste. Gideon ist angeschossen, doch mit allen Wasser gewaschen und nicht bereit, sich kampflos zu ergeben. Warum ihm überhaupt die Männer auf den Fersen sind, wird erst später deutlich.
                                                                          


Meinung:
Ohne Prolog mitten rein ins Geschehen: David Von Ancken verzichtet bei seinem Neo-Western "Seraphim Falls" auf jegliches Vorgeplänkel und startet sofort mit der Menschenjagd. Gideon wird durch eine Kugel verwundet und ist fortan auf der Flucht vor Carver und seinen Söldnern. Wer Jäger und Gejagter sind und warum überhaupt die Männer Gideon ans Leder wollen, erfährt der Zuschauer zunächst nicht. Die Motive werden erst im letzten Drittel enthüllt, doch eins vorweg: Das ist jetzt nicht so überraschend (und soll es auch gar nicht sein), die übliche Story um Rache und Vergeltung. Interessant ist eher, dass ohne anfängliche Erklärungen gar nicht mal unbedingt klar ist, wer denn hier gut und böse ist. Ist Gideon ein Verbrecher oder sind es seine Jäger? Ihr Handeln ist nicht so eindeutig, dass die Rollenverteilung offensichtlich ist.


Bond am Stiel
Durch den zügigen Einstieg in die Handlung mag es so klingen, als wenn "Seraphim Falls" dem Gaul richtig die Sporen geben würde. Von Ancken ist auch sichtlich bemüht, keine Längen einschleichen zu lassen, doch zwischendurch wird es schon etwas monoton. Eine 106 minütige Verfolgungsjagd mit maximal einem PS ist nunmal nicht so rasant, dass sich dies komplett vermeiden ließe. Das ist sicherlich der Hauptkritikpunkt von "Seraphim Falls", dem Ganzen hätte durchaus der ein oder andere Einfall nicht geschadet. Was es ihm manchmal an diesem fehlt, gelingt ihm aber fast gänzlich durch seine Vorzüge auszugleichen. An erster Stelle seien die tollen Bilder vor, speziell am Anfang, imposanter Naturkulisse genannt. Die verschneiten Wälder und Berge der ersten Minuten erinnern leicht an Sergio Corbuccis Genre-Meisterwerk "Leichen pflastern seinen Weg". Von der Stimmung her kommt er zwar nicht ansatzweise da mit, aber das ist auch überhaupt nicht die Intention, viel zu unterschiedlich sind die Werke in ihrer Auslegung. Die spätere Wüstenlandschaft ist, Überraschung, deutlich karger, die Arbeit von Kameramann John Toll bleibt dafür klasse. Der Cast ist durchzogen von bekannten Gesichtern wie Michael Wincott, Xander Berkeley oder Tom Noonan, inklusive zwei Stars, die gegen Ende eine entscheidende Rolle spielen. Dazu gleich mehr.


"Hab dich!"
Das Hauptaugenmerk liegt selbstredend auf den Hauptdarstellern Liam Neeson und Pierce Brosnan. Letzterer ist ja nach seinem James-Bond-Ausstieg sehr darum bemüht, sich von seinem eingebrannten Image zu lösen und hat seitdem bewusst Rollen angenommen, die nicht viel mit dem britschen Gentlemanetikett zu tun haben. Hier gelingt ihm das ganz hervorragend. Der in der Vergangenheit manchmal etwas steif und kaum wandelbar wirkende Brosnan lässt seine Kritiker verstummen. Seine Besetzung klingt für einen US-Western zunächst leicht gewöhnungsbedürftig, doch das erweißt sich als reines Vorurteil. Eine wirklich starke Leistung, mit der er sogar Liam Neeson, trotz guter Vorstellung seinerseits, leicht in den Schatten stellt.


Was "Seraphim Falls" dann endgültig von der Masse des Genres abhebt, sind seine letzten Minuten. Völlig unvorbereitet bekommt der eigentlich sehr geradlinige Western auf einmal einen leicht surrealen Einschlag. In kleinen Rollen tauchen nun der ewige Indianer-Darsteller Wes Studi und die Grand Dame Anjelica Houston auf, über deren Parts nicht so viel verraten werden sollte. Nur so viel: Ihre Rollen und Bedeutungen für die Geschichte sind absolut genreuntypisch und auch etwas gewagt. Das könnte einige Zuschauer leicht irritieren, wenn nicht sogar verärgern. Es bietet ungeahnten Spielraum für Interpretationen. Meine habe ich gefunden, nur wäre es unfair, diese jetzt zu erleutern. Das sollte jeder Zuschauer für sich entscheiden.


Handwerklich und darstellerisch ausgezeichneter Western-Happen mit Überraschungen im Finale, die nur vorher leider vermisst werden.

7 von 10 ausgehöhlten Gäulen

Review: AUF DER ANDEREN SEITE - Endstation Istanbul

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Fakten:
Auf der anderen Seite
BRD, TR, 2007. Regie & Buch: Fatih Akin. Mit: Baki Davrak, Nurgül Yesilcay, Hanna Schygulla, Patrycia Ziolkowska, Tuncel Kurtiz, Nursel Koese, Erkan Can, Turgay Tanülkü, Elcim Eroglu, u.a. Länge: 116 Minuten. FSK: ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.


Story:
Bremen: Der verwitwerte Rentner Ali lernt die Prostituierte Yeter kennen. Der einsame Mann bietet ihr ein Geschäft an: Er zahlt ihr monatliches Einkommen, dafür zieht sie zu ihm und geht nur noch mit ihm ins Bett. Yeter nimmt an. Als es zum Streit zwischen dem betrunkenen Ali und ihr kommt, geschieht ein Unglück. Yeter ist tot, Ali kommt ins Gefängnis. Sein Sohn Nejat, Germanistikprofessor aus Hamburg, reißt nach Istanbul, um dort Yetes Tochter ausfindig zu machen. Er weiß nur, dass sie dort studieren soll. Er will die Schuld seines Vaters begleichen und sie finanziell unterstützen.
Istanbul: Ayten, Yeters Tochter, ist Mitglied einer radikalen Gruppierung, die sich gegen die Ungerechtigkeit in ihrem Land auflehnt. Von der Polizei in die Enge getrieben flüchtet sie mit falschen Papieren nach Deutschland. Dort landet sie auf der Straße. Zufällig begegnet sie der Studentin Charlotte, die sie bei sich aufnimmt. Bei einer Polizeikontrolle fliegt Ayten jedoch auf und wird in die Türkei abgeschoben, wo das Gefängnis auf sie wartet. Charlotte reißt ihr hinterher, um für ihre Freilassung zu kämpfen. Wieder geschieht ein Unglück...


 
                                                                                   


Meinung:

- "Woher wussten sie eigentlich, dass ich es bin?"
- "Sie sind der traurigste Mensch hier."


Fatih Akin ist ein deutscher Film gelungen, wie es sie leider in der Flut von romantischen 08/15 Komödien, Blödelcomedy und Kinderbuchverfilmungen viel zu selten gibt. Unaufgeregt, gut beobachtend und jederzeit sehr menschlich erzählt, ohne dabei in Kitsch, übertriebene (da immer angemessene) Sentimentalität oder manipulative Tränendrüsensülze abzurutschen. Der Deutsch-Türke schildert das Leben in diesen beiden Ländern, geht (speziell auf türkischer Seite) auf aktuelle Zustände ein, ohne dabei wirklich zu werten. Da wird nichts dämonisiert oder verharmlost, was bei einem aussenstehenden Regisseur schnell passieren kann, selbst wenn es nur unbewusst geschieht.


 
Völkerverständigung im Asylantenheim
Die Geschichte, getragen von einem starken Ensemble, bewegt und ist jederzeit einfühlsam-ehrlich. Jede der Hauptfiguren ist glaubhaft charakterisiert, besitzt Tiefe und wird nicht in eine fertige Schablone gepresst. Akin erlaubt es ihnen, sich im Verlauf der Geschichte zu wandeln, lässt die Ereignisse auf sie wirken und sie daran reifen. Da hat sich wirklich jemand Gedanken gemacht, was in jedem Moment zu spüren ist. Selbst der Einsatz von Gevatter Zufall kann nicht als negativ ausgelegt werden. Das spielt alles in einem Rahmen, der im normalen Leben auch stattfindet. Zufälle gehören zum Alltag wie zum Schicksal, "Auf der anderen Seite" überstrapaziert diesen Faktor nicht, klammert ihn aber auch nicht gänzlich aus.


Ein schöner, warmherziger wie melancholischer Film, der mich zwar nicht umgehauen, aber sehr angenehm unterhalten und befriedigt zurückgelassen hat. Bitte mehr solche deutschen Kinofilme, wenn es denn schon nicht mit dem Genrekino klappt.

7,5 von 10 One-Way-Tickets

Review: MENSCHENFEIND - Ich und die Anderen

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Fakten:
Menschenfeind (Seul contre tous)
FR, 1998. Regie & Buch: Gaspar Noé. Mit: Philippe Nahon, Blandine Lenoir, Frankie Pain, Martine Audrain, Jean-Francois Rauger, Guillaume Nicloux, Olivier Doran, Aissa Djabri u.a. Länge: 89 Minuten. FSK: ab 18 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.


Story:
Der Schlachter hat eine sehr bewegte Vergangenheit: Der Vater im KZ gestorben, er als Kind missbraucht, seine erste Frau hat ihn verlassen, er nach dem Totschlag des vermeidlichen Vergewaltigers seiner Tochter inhaftiert. Nach der Entlassung hat er keinen Kontakt mehr zu seinem Kind, ist neu verheiratet, seine "Dicke" wieder schwanger, er von ihr abhängig. Das kotzt ihn so an, dass er einestages eine "Sturzgeburt" einleitet, sich von Lyon zurück nach Paris verkrümelt, um dort endgültig seinem Wahn zu verfallen.





                                                  

Meinung:
Gaspar Noé ist schon ein merkwürdiger Zeitgenosse. Seine Filme sind Bauchschmerzgaranten, da macht sein Kindodebüt "Menschenfeind" auch keine Ausnahme. Im Gegenteil, seine kontroverse Karriere hatte hier seinen ersten Höhepunkt. Wie auch seine späteren Kinofilme "Irreversibel" und "Enter the Void" ist "Menschenfeind" ein schwer verdaubarer Brocken, dem Kritiker und Befürwortern reichlich Nährboden geboten wird. Noé liefert einen merkwürdig-ekelhaften Seelenstriptease hin, der nichts auslässt. Schonungslos wird der Zuschauer in die nihilistische, verstörende, grauenvolle Gedankenwelt des Protagonisten befördert. Eine Identifikation findet (Gott sei Dank) nicht direkt statt, aber es liefert einen Einblick, ohne Kompromisse. 

 


Igitt, Menschen...
An vielen Stellen führen Off-Kommentare des "Schlachters" durch die Geschichte, die so zynisch-vernichtend sind, dass zwischen  Lächeln und ekelerregender Gänsepelle nur Wimpernschläge liegen. Diese Grenzgänger sind wohl ausschlaggebend für die gesamte Wahrnehmung eines Films, der bewusst polarisiert. Noé erzählt weniger einer Geschichte, er seziert einen Geisteszustand, der vielleicht, sogar sehr sicher, überkonstruiert wirkt, aber eben einen Grenzbereich auslotet, wie jeder seiner Filme. Und dieses Tiefseetauchen in den Verstand eines buchstäblichen Menschenfeinds ist so grenzwertig, erschreckend "logisch" (wenn sich denn darauf eingelassen wird) und zerstörend, dass die pure Befremdlichkeit einen gefangen macht.





Noé provoziert direkt, macht dieses aber auch in einer so geschickten Umsetzung, handwerklich wie narrativ, dass dieses zwar bewusst, aber halt als sehr gekonnt angesehen werden sollte. Das ist ja gerade sein Zaubertrick: So widerwärtig alles erscheint, so goutierbar (obwohl niemals verschönend) raspelt er uns den Hass-Käse über das Essen, und wir sind (eventuell) bereit, es zu fressen. Eventuell, denn da liegen wohl Welten zwischen essen und kotzen. Aber unter dem gesamten Elend und Schmerz schimmert ein ganz kurzer Lichtblick... der dann wieder mit einer Wucht an die Wand geworfen wird, das überlebt kein Froschkönig.

 
Dafür kann Noé, der mal wieder ein sehr merkwürdiges Bild von Sexualität und der Frauenfigur an den Tag legt, geliebt oder gehasst werden. Von Liebe würde ich jetzt auch nicht sprechen, aber grundsätzliches Interesse und der Ehrfurcht vor so viel handwerklichem Talent habe ich schon. Eine Diskussion mit Noé und einer erlesenen Gruppe von Feministinnen würde ich gerne beiwohnen.

8 von 10 Schlägen in den Magen

Review: HÜGEL DER BLUTIGEN AUGEN - Ruby, get back to the hills.

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Fakten:
Hügel der blutigen Augen (The Hills Have Eyes)
USA, 1977. Regie & Buch:  Wes Craven. Mit: John Steadman, Janus Blythe, Peter Locke, Russ Grieve, Virginia Vincent, Dee Wallace, Suze Lanier-Bramlett, Michael Berryman, Robert Houston, Brenda Marinoff u.a. Länge: 86 Minuten. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Die Familie Carter ist mit ihrem Wohnmobil auf dem Weg in den Sommerurlaub, mitten in der Wüste haben sie nur leider eine Panne. Noch ungünstiger: Das Arial war mal Testgebiet für nukleare Versuche, und einige der handerlesenen Einwohner haben das überstanden. Folge: Sie haben Lust auf Frischfleisch, da kommen die Carters gerade recht.

 Meinung:
Der Zahn der Zeit hat nicht nur an den modischen Entgleisungen der Figuren genagt (Hotpants bei Männern sind echt out), dennoch ist Wes Cravens "The Hills Have Eyes" heute noch ein effizientes Stück Terrorkino. Low-Budget unübersehbar, dafür atmosphärisch von Anfang an dicht und es nimmt immer mehr zu. Schon nach wenigen Minuten deutet sich ein unausweichliches Fiasko an, das nicht nur so eintritt, sondern auch einen erst ungeahnten Höhepunkt findet. Im letzten Drittel ist "The Hills Have Eyes" großartig. Brutal, temporeich, Survival-Terror auf seinem Höhepunkt. Der Film ist ein Meilenstein seines Genres, hat aber durchaus Schwächen.


Amerikas hässliches Gesicht...

Cravens Inszenierung ist, gemessen an seinen Mitteln, toll, aber die Mittel sind schon zu sehen. Es wirkt gelegentlich schon trashig, es gibt Anschlussfehler, manchmal schmunzelt man, wo es nicht so gewollt war. Das darf man aber durchaus als Budget- und lehrnbedingte Makel anrechnen, für seinen Entstehungszeitraum und die Rahmenbedingungen ist "The Hills Have Eyes" schon verdammt gut. Cravens Film ist böse, hundsgemein, sehr spannend und letztendlich sogar gesellschaftskritisch. Die Konstellation der Carters, auf der einen Seite das erzkonservative Oberhaupt Bob, auf der anderen Seite der eher liberal eingestellte Schwiegersohn, sorgen für dezenten Sprengstoff, der für den Film oberflächlich nur nebensächlich erscheint, im Gesamtkontext aber durchaus Wucht besitzt. Da nutzt Craven seinen B-Terror-Film als grundsätzliche Kritik bzw. als Konfrontation der Wertesysteme, der konträren Lebenseinstellungen. Das hebt "The Hills Have Eyes" deutlich vom "billigem Genrekino" ab, wovon der Film ohnehin weit entfernt ist, aber es gibt ihm einen zeitlich wichtigen, cleveren Subtext, den kaum eine Kamerad (außer "The Texas Chainsaw Massacre" und mit - wenn auch nicht qualitativen - Abstrichen "The Last House on the Left", ebenfalls von Craven, und insgesamt sogar der bessere Film) vorweisen kann.


...trifft auf die Durchschnittsfamilie.
Dieser Punkt führt unweigerlich zu der absurden deutschen Synchro, die bis vor kurzem die einzige Alternative zum Originalton war. Wer die kennt, dürfte zu gut wissen, wie eine Änderung des akustischen Sachverhaltes einen ganzen Film entscheidend beeinflussen kann. Das hat aus diesem Film eine reine Trashparade gemacht, nur durch den Text. Geht nicht? Doch, und wie. Die aktuelle BR-Version enthält noch die ursprüngliche Synchro, aber auch endlich eine sinngemäße deutsche Tonspur, die leider dafür etwas lieblos dahingerotzt wirkt. Schön wäre die alte Synchro mit dem Text der neuen Fassung. Perfekt wird der Film wohl immer nur noch im Originalton, aber immerhin hat man als Synchroschauer jetzt noch eine Alternative zum kompletten Schwachsinn (einfach mal zwischen den deutschen Tonspuren an gewissen Stellen - z.B. dem Dialog von dem Tankwart und Papa Carter in der Tanke - hin und her schalten, das zeigt schon alles).


So oder so (nur nicht in der alten deutschen Fassung) ist "The Hills Have Eyes" perfides, böses Terror-Kino mit super Stimmung und rasantem Endspurt.  Nicht fehlerfrei, aber insgesamt schon ziemlich gut. Sollte man gesehen haben. 

7,5 von 10 verstralten Pseudo-Aliens.

Review: CARRIERS - Keimfrei steht an erster Stelle

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Fakten:
Carriers
USA, 2009. Regie & Buch: David Pastor, Àlex Pastor. Mit: Lou Taylor Pucci, Chris Pine, Piper Perabo, Emily VanCamp, Christopher Meloni, Kiernan Shipka, Ron McClary, Mark Moses, Josh Berry, Tim Janis, Dale Malley, Dylan Kenin, LeAnne Lynch u.a. Länge: 82 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray freigegeben.


Story:
Die Brüder Danny und Brian sind mit ihren Freundinen Bobby und Kate auf dem Weg zum Meer. Doch das soll kein entspannter Partyurlaub werden. Sie sind auf der Flucht. Ein mutiertes Virus rafft die Menschheit in Windeseile dahin. Ein Impfstoff oder Gegenmittel existiert nicht, die Ansteckungsgefahr ist hoch, die Folgen in kurzer Zeit der Tod. Auf ihrem Weg kreuzen nur wenige Überlebende ihren Weg über endlose Straßen und verwaiste Geisterstädte, jeder von ihnen ist eine potenzielle Bedrohung: Virusträger oder Konkurrent um wichtige Ressourcen, wie Benzin oder Lebensmittel. In dieser Situation sind sie gezwungen, extreme Entscheidungen zu treffen.





                                                         
Meinung:
Hier ist die Luft niemals wirklich rein
Der Film des spanischen Brüderpaares David und Àlex Pastor bietet grundsätzlich nichts neues, wobei das ja nun nicht immer das Maß aller Dinge sein kann. Das fast postapokalyptische Szenario, herbeigeführt durch einen hochansteckenden Killer-Virus, hat definitiv seinen Reiz und den Pastors gelingen einige eindringliche Momente. Am stärksten präsentiert sich "Carriers" immer dann, wenn Moral und Menschlichkeit im krassen Gegensatz zu Überlebenstrieb und, so ist es nunmal in einer derartigen Situation, rationaler Vernunft stehen. Die selbstdiktierten Regeln der Gruppe, die an und für sich nur logisch sind, werden mit dem Zwiespalt konfrontiert, wenn deren Umsetzung das erfordert, was sich normalerweise gegen das Wertesystem eines menschlichen Individuums richtet.


Der ADAC empfiehlt: Zwischendurch mal Pause machen
Das ist in diesen Momenten recht effektiv, nur eben leider auch schon öfter gesehen. "Carriers" erinnert an einen Zwitter aus George A. Romeros Seuchen-Thriller "The Crazies" (der sich im Gegensatz zum Remake nicht als typischer Horrorfilm präsentierte), "28 Days Later" und diversen anderen Endzeitszenarien, die allesamt sehr ähnliche, wenn nicht sogar identische Situation parat hielten. Problematisch wird es besonders dadurch, da die Charaktere relativ grob und trivial gezeichnet sind. Deren Schicksale und Entwicklungen sind nicht sehr bewegend, zumal die Besetzung auch kein Highlight darstellt. Speziell Chris Pine geht dem Zuschauer nicht nur durch seine, natürlich von vornherein bewusst auf unsympathisch getrimmte, Figur auf den Senkel, sein jetziges Karrierehoch scheint aufgrund dieser Darbietung etwas überraschend.


Die allgemeine Idee und einige stimmige Momentaufnahmen können "Carriers" klar als positiv angerechnet werden, nur so richtig zündet das Gesamtprodukt nicht. Wäre er weit weniger berechenbar, besser gespielt, ausgearbeitet und einfallsreicher, sicher ein guter Vertreter seines Genres. So grob überdurchschnittlich und als einmaliger Snack geniessbar, ohne großen Eindruck zu hinterlassen.


5,5 von 10 leeren Benzinkanistern.

Review: FLUCHTPUNKT SAN FRANCISCO - Mit Vollgas in die Freiheit

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Fakten:
Fluchtpunkt San Francisco (Vanishing Point)
USA, 1971. Regie: Richard C. Sarafian. Buch: Guillermo Cain, Malcolm Hart. Mit: Barry Newman, Cleavon Little, Dean Jagger, Victoria Medlin, Paul Loslo, Robert Donner, Timothy Scott, Gilda Texter u.a. Länge: 95 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Ex-Rennfahrer Kowalski soll einen getunten Dodge Challenger von Denver nach San Francisco überführen. Mit seinem Speed-Dealer schließt er eine halsbrecherische Wette ab: Die Strecke innerhalb von 15 Stunden zu bewältigen. Kowalski gibt richtig Gas und folgerichtig hat er bald die volle Aufmerksamkeit der Gesetzeshüter. Doch niemand scheint Kowalski aufhalten zu können. Während die vorgeführten Cops immer verbissener zu Werke gehen, sorgt Radiomoderator Super Soul für ein kleines Medienspektakel und feiert Kowalski als einen der letzten amerikanischen Helden.



                                                                                  

Meinung:
So rudimentär und simpel die Handlung von "Fluchtpunkt San Francisco" erscheinen mag, so viel Gefühl, Hintergrund und Zeitgeist steckt eigentlich in ihr. Perfekt zeigt Richard C. Sarafians Werk die Stimmung eines Landes, das sich 1971 quasi in einer Grauzone bewegt, mitten im Umbruch vom Umbruch, in dem viele verschiedene Weltanschauungen und Lebensstile parallel existierten, die USA am Scheideweg zwischen dem Anfang vom Ende der Hippie-Kultur, dem Beginn des Vietnamtraumas und der Ungewissheit, in welche Richtung sich die Gesellschaft entwickeln würde.


Kowalski gibt Gummi
Was als eher einfach gestricktes Action-Road-Movie beginnt, liefert mit fortschreitender Laufzeit immer mehr Einblick in diese Zeit. Kowalski begegnet auf seiner rasanten Reise Menschen, die stellvertretend für die verschiedenen Schichten und Standpunkte eines Volkes stehen. Da gibt es das Blumenkind, den Biker, den alten Mann, der als Selbstversorger in der Wüste lebt, den schwarzen, rebellischen Radiomoderator und natürlich die Polizei, die staatliche Gewalt, als Sinnbild für die Regierung und den konservativen Teil der Bevölkerung. Diese Welten prallen mehr oder weniger aufeinander, verschiedene Themen werden, wenn auch immer nur nuanciert und angedeutet, aufgegriffen. Ein Querschnitt wie Spiegelbild eines teilweise gespaltenen Landes, ideologisch gesehen.             

                                                                                                                                                               
Super Soul ist die Stimme des Volkes
Die Figur des Kowalski steht für ein Lebensgefühl, dessen Vergangenheit und Hintergründe dem Zuschauer durch immer wieder eingestreute Rückblenden Stück für Stück näher gebracht werden. Sein Werdegang vom Kriegshelden und Staatsdiener, bis hin zum rebellischen Freiheitsjäger wird durch nur wenige Momente nachvollziehbar geschildert. Es bedarf überhaupt keiner direkten, ausformulierten Erklärung für sein Handeln, es erschließt sich einfach. Sein Drang, sich nicht mehr in eine gutbürgerliche Form pressen zu lassen, seine Freiheit mit aller Macht zu erleben, ist greifbar. Das ist die große Stärke von "Fluchtpunkt San Francisco": Er spricht die Sprache der Emotionen, dem unbendigem Streben nach dem puren Leben, dem amerikanische Traum ohne Haus und Vorgarten. Diese Gefühl vermittelt der Film wie nur wenige andere. Am Ende steht Kowalskis Lächeln, wenn sein Dodge die letzten Meter seiner Reise hinlegt...das spricht mehr als tausend Worte.

8 von 10 Speed-Racern.

Review: BAD BOYS - Sean Penn hinter Gittern

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Fakten:
Bad Boys
USA. 1983. Regie: Rick Rosenthal. Buch: Richard Di Lello. Mit: Sean Penn, Esai Morales, Ally Sheedy, Clancy Brown, Alan Ruck, Reni Santoni, Jim Moody, Robert Lee Rush, Eric Gurry, John Zenda, Tony Mockus u.a. Länge: 123 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Der 16-jährige Mick ist auf den Straßen von Chicago einer der härtesten Jungs, der weiß wie man sich durchsetzen muss. Bekanntschaft mit dem Gesetz hat er auch schon oft genug gemacht. Nun, nachdem er bei einer Verfolgungsjagd ein Kind versehentlich tötete, muss Mick aber wegen Totschlags ins Gefängnis. Eigentlich soll er dort lernen der Gewalt abzuschwören, doch der Knast erweist sich als noch gefährlicherer Ort als die Straßen der Großstadt.




Meinung:
„Bad Boys“ ist mit Sicherheit kein progressives oder ausschlaggebendes Stück Filmgeschichte, dafür fehlt ihm zuerst schlicht das innovative Herzstück, das dem Zuschauer unmissverständlich vermittelt, hier wirklich etwas Neuartiges geboten zu bekommen. Genau wie der thematisierte Mikrokosmos eines Lebens in einem der härtesten Jugendgefängnisse der Vereinigten Staaten eindeutig für die dramaturgische Überhöhung herhalten muss, denn die Intention des Drehbuches ist nicht von dokumentarischer Natur, sondern zielt vollkommen darauf ab, den Zuschauer durch Schilderungen des Daseins der Jugendlichen im Gefängnis zu berühren. Knastklischees sind ein weiterer Punkt, die der Eine oder Andere dem Drehbuch negativ ankreiden möchte. Nur stellt sich da die Frage, woher diese Klischees nun in Wahrheit entsprungen sind? Natürlich der Realität. Und selbst wenn einige Szenen überspitzt dargestellt sein mögen, die Säule der Umsetzung bleibt im greifbaren Bereich und erweckt nie den Eindruck, ein vollkommen unglaubwürdiges Bild der Mechanismen innerhalb eines Gefängnisses einzufangen.



"Häng meinem Namen noch einmal ein -is an und es knallt."
Und das ist doch ein enorm wichtiger Punkt für die Perzeption des Zuschauers: Fühlt er sich für dumm verkauft, sinkt das Interesse, bleibt die Inszenierung jedoch immer in einem gewissen Rahmen und ermöglicht dem Betrachter so, das Geschehen immer mit dem angeforderten Ernst durchgehend zu verfolgen, ist die halbe Miete bereits eingefahren. Von einer hintergründigen Grauzonenvielfalt innerhalb der rauen Charakterzeichnung kann allerdings auch nicht die Rede sein, denn als Zuschauer weiß man genau, an welche Figuren man sich wenden muss. Autor Richard Di Lello und Regisseur Rick Rosenthal begehen aber glücklicherweise nicht den amateurhaften Fauxpas und versuchen die markanten Beteiligten durch den Fleischwolf der Charakterentwicklung zu pressen, um sie gegen Ende in die hohle Holzkiste für pathetische Gutmenschen fallen zu lassen. Eigentlich möchte sich hier niemand verändern und auch wenn es immer wieder Momente gibt, in denen eine Figur den nötigen positiven Rückenwind geschenkt bekommt, wird keine falsche Moral an den Tag gelegt, die den authentischen Grundtonus ad absurdum führt.



Gefängniskomfort
Man muss sich einen Haufen Kids vorstellen, deren Eltern sich Zeit ihres Leben einen Dreck um pädagogische Richtlinien oder Strenge geschert haben. Sie kommen aus der sozialen Unterschicht und sind nicht mit der Zeit zu dem Menschen geworden, der den Gefängnisaufenthalt mehr als nur verdient hat, sie sind in diesen Schlamm hineingeboren worden und mussten schon im Kindesalter um ihren Platz auf der Straße kämpfen, denn nur der zählt in dieser Welt. Der familiäre Kreis besitzt keinen Wert und Probleme werden hier nicht sachlich durchdacht, sondern mit dem Butterflymesser in der versifften Nebengasse geklärt. Wie soll man solchen Menschen zu verstehen geben, dass es noch ein anderes Leben außerhalb dieses urbanen Molochs gibt, wenn sie es nicht anders kennen und im Anschluss direkt in einem Gefängnis gelandet sind? Vielmehr werden die Insassen während ihres Aufenthaltes noch viel schlimmer und müssen sich dem Gesetz des Dschungels gnadenlos unterordnen.


„Bad Boys“ ist ab der ersten Minute grobes und gewissenhaft inszeniertes Jugend-Kino, in dem nicht auf geleckte Hochglanzaufnahmen geachtet wird. Das Bild ist dreckig und rau, genau wie der Ton des Filmes von den Jugendlichen mit den größten Schnauzen dirigiert wird, nur ist an dieser Stelle der ausgelutschte Spruch „Hunde, die bellen, beißen nicht“ unangebracht. Man hat es hier mit hoffnungslosen Verlierern zu tun, die ihr Leben schon vor dem 21. Lebensjahr vollkommen verbockt haben und keine Rücksicht auf irgendjemanden mehr nehmen müssen, Schläge haben sie in ihrem Leben schließlich schon genug eingesteckt. Darüber hinaus geht es um Eingliederung, Freundschaft und Gewalt. Gewalt die alles bestimmt, die unausweichlich erscheint und auch keinen Halt vor der Person macht, die bereits gekrümmt auf dem Boden liegt und Blut kotzt. Ein sehr guter Film, durchgehend ehrlich mit sich selbst, und mit dem blutjungen Sean Penn in der Hauptrolle natürlich perfekt besetzt.


7 von 10 schwedischen Gardinen

von souli

Review: EINE MILLION JAHRE VOR UNSERER ZEIT - Raquel, Ray und Uga-Uga

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Fakten:

Eine Million Jahre vor unserer Zeit (One Million Years B.C.)
GB, 1966. Regie: Don Chaffey. Buch: Michael Carreras. Mit: Raquel Welch, John Richardson, Pery Herbert, Robert Brown, Martine Beswick, Jean Wladon, Lisa Thomas, Malya Nappi, Richard James, William Lyon Brown u.a. Länge: 97 Minuten. FSK: ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.


Story:
Rauhe Zeiten in der Steinzeit: Tumak, der Sohn des Anführers einer ziemlich wüsten Gruppe von Höhlenmenschen, wird nach dem Kampf mit seinem Vater verstoßen. Sein beschwerlicher Weg durch das raue Land, bevölkert mit zahlreichen gefährlichen Viechern, kostet ihn die letzte Kraft. Völlig erschöpft wird er von Loana gefunden und erhält Zuflucht bei ihrem, weitaus zivilisierteren Stamm. Nach einer Auseinandersetzung muss Tumak auch den verlassen, doch Loana begleitet ihn.





Meinung:
Die 100. Produktion der Hammer-Studios war ein riesiger Erfolg. Aussschlaggebend dafür waren wohl besonders zwei Dinge: Die bildhübsche Raquel Welch in einem, natürlich absolut authentischen, Fell-Bikini, sowie die Effekte von Stop-Motion-König Ray Harryhausen. Das sind auch echte Hingucker, die eigentliche Story kann wohl niemanden vom Hocker hauen.


Die Schöne und der Zottel
Es ist schon sehr drollig, was diese Hammer-Produktion alles in einen Topf wirft. Da stimmt (prä)historisch natürlich gar nichts. Fachleute dürften die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und auch jeder Laie, der mal ein Museum besucht, in der Schule nicht nur geschlafen oder mal das entsprechende WAS IST WAS-Buch gelesen hat, bemerkt sofort, das hat nicht den Hauch von Realismus. Manche Dinge lassen sich ignorieren, manche sind ziemlich lustig. Wie hübsch doch die Frauen in der Zeit waren, gut frisiert und sogar geschminkt, gar nicht mal so hässlich und maskulin, wie es uns diese gelehrten Spielverderber immer weiß machen wollen. 


Der T-Rex wurde wohl zu heiß gewaschen
Die Schauspieler mussten nicht viel Text lernen, eigentlich gar keinen. Bis auf einige einleitenden Kommentare aus dem Off zu Beginn, wird kein wirklich artikuliertes Wort gesprochen. Ist ja auch richtig so, Höhlenmenschen, die sich auf Englisch unterhalten wäre schon etwas komisch. Da wird mal gegrunzt oder irgendwas gebrüllt, das ist es dann auch. Braucht es auch gar nicht, der einfachen Story ist auch so mühelos zu folgen. Da läuft der Held Tumak viel rum, prügelt sich und kämpft immer wieder gegen irgendein schreckliches Urzeittier. Nicht so richtig aufregend oder spannend, aber die animalischen Gegner haben schon was. Teilweise...

Battle of the Fattest
Ulkig wird es, wenn einfach das Terrarium der Zoohandlung geplündert wird, Echsen und Spinnen schlicht übermenschlich groß in den Hintergrund projiziert werden. Was es damals nicht alles gab. Geil wird es, wenn Ray Harryhausen ins Spiel kommt. Seine herrlich liebevollen, aufwendigen Saurier (und eine Riesenschildkröte!) lassen das Herz des Liebhabers altmodischer Stop-Motion Spektakel höher schlagen. Absoluter Höhepunkt ist das Duell zweier Dinos in der Mitte des Films. Ehrlich, das wurde erst durch "Jurrasic Park" übertroffen. So genau nimmt es da aber auch keiner mit den Fakten. Ein (offensichtlicher) T-Rex ist gerade mal ein bis zwei Köpfe größer als ein Mensch, kann daher auch mühelos aufgespießt werden, nun gut.


"Eine Million Jahre vor unserer Zeit" hat eindeutig nostalgischen Charme, ist gleichzeitig aber auch wahnsinnig angestaubt und nie so wirklich mitreißend. Stellenweise ganz amüsant, mit (meistens) tollen Effekten (immer dann, wenn Harryhausen am Ball ist), aber auch ganz viel Blödsinn. Für die damalige Zeit schon fast ein erotisches Erlebnis, wenn sich hübsche Damen in knappen Fell-Outfits zeigen. Schade, dass es auch da nicht faktengetreu ist, glaube nicht, dass die damals schon unbedingt ihre Brüste verhüllt haben.

5 von 10 prähistorischen Baywatch-Nixen