Review: FLUCHTPUNKT SAN FRANCISCO - Mit Vollgas in die Freiheit

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Fakten:
Fluchtpunkt San Francisco (Vanishing Point)
USA, 1971. Regie: Richard C. Sarafian. Buch: Guillermo Cain, Malcolm Hart. Mit: Barry Newman, Cleavon Little, Dean Jagger, Victoria Medlin, Paul Loslo, Robert Donner, Timothy Scott, Gilda Texter u.a. Länge: 95 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Ex-Rennfahrer Kowalski soll einen getunten Dodge Challenger von Denver nach San Francisco überführen. Mit seinem Speed-Dealer schließt er eine halsbrecherische Wette ab: Die Strecke innerhalb von 15 Stunden zu bewältigen. Kowalski gibt richtig Gas und folgerichtig hat er bald die volle Aufmerksamkeit der Gesetzeshüter. Doch niemand scheint Kowalski aufhalten zu können. Während die vorgeführten Cops immer verbissener zu Werke gehen, sorgt Radiomoderator Super Soul für ein kleines Medienspektakel und feiert Kowalski als einen der letzten amerikanischen Helden.



                                                                                  

Meinung:
So rudimentär und simpel die Handlung von "Fluchtpunkt San Francisco" erscheinen mag, so viel Gefühl, Hintergrund und Zeitgeist steckt eigentlich in ihr. Perfekt zeigt Richard C. Sarafians Werk die Stimmung eines Landes, das sich 1971 quasi in einer Grauzone bewegt, mitten im Umbruch vom Umbruch, in dem viele verschiedene Weltanschauungen und Lebensstile parallel existierten, die USA am Scheideweg zwischen dem Anfang vom Ende der Hippie-Kultur, dem Beginn des Vietnamtraumas und der Ungewissheit, in welche Richtung sich die Gesellschaft entwickeln würde.


Kowalski gibt Gummi
Was als eher einfach gestricktes Action-Road-Movie beginnt, liefert mit fortschreitender Laufzeit immer mehr Einblick in diese Zeit. Kowalski begegnet auf seiner rasanten Reise Menschen, die stellvertretend für die verschiedenen Schichten und Standpunkte eines Volkes stehen. Da gibt es das Blumenkind, den Biker, den alten Mann, der als Selbstversorger in der Wüste lebt, den schwarzen, rebellischen Radiomoderator und natürlich die Polizei, die staatliche Gewalt, als Sinnbild für die Regierung und den konservativen Teil der Bevölkerung. Diese Welten prallen mehr oder weniger aufeinander, verschiedene Themen werden, wenn auch immer nur nuanciert und angedeutet, aufgegriffen. Ein Querschnitt wie Spiegelbild eines teilweise gespaltenen Landes, ideologisch gesehen.             

                                                                                                                                                               
Super Soul ist die Stimme des Volkes
Die Figur des Kowalski steht für ein Lebensgefühl, dessen Vergangenheit und Hintergründe dem Zuschauer durch immer wieder eingestreute Rückblenden Stück für Stück näher gebracht werden. Sein Werdegang vom Kriegshelden und Staatsdiener, bis hin zum rebellischen Freiheitsjäger wird durch nur wenige Momente nachvollziehbar geschildert. Es bedarf überhaupt keiner direkten, ausformulierten Erklärung für sein Handeln, es erschließt sich einfach. Sein Drang, sich nicht mehr in eine gutbürgerliche Form pressen zu lassen, seine Freiheit mit aller Macht zu erleben, ist greifbar. Das ist die große Stärke von "Fluchtpunkt San Francisco": Er spricht die Sprache der Emotionen, dem unbendigem Streben nach dem puren Leben, dem amerikanische Traum ohne Haus und Vorgarten. Diese Gefühl vermittelt der Film wie nur wenige andere. Am Ende steht Kowalskis Lächeln, wenn sein Dodge die letzten Meter seiner Reise hinlegt...das spricht mehr als tausend Worte.

8 von 10 Speed-Racern.

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