Review: SMALL APARTMENTS - Eingeengt im Kuriositäten-Korsett


Fakten:
Small Apartments
USA. 2012. Regie: Jonas Akerlund. Buch: Chris Millis (Vorlage). Mit: Matt Lucas, Billy Crystal, Johnny Knoxville, James Caan, Peter Stormare, Juno Temple, James Marsden, Dolph Lundgren, DJ Qualls, Rebel Wilson, David Koechner, Ned Bellamy, Rosie Perez, Saffron Burrows, Angela Lindvall, David Warshofky u.a. Länge: 92 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich (Blu-ray nur als Import).

Story:
Glatzkopf und Hosenverweigerer Franklin Franklin lebt in einer großen Wohnanlage, im Apartment 240, bekommt jeden Tag Post aus der Psychiatrie von seinem verrückten Bruder Bernard, hat eine kleine Sammlung von Perücken, eine Vorliebe für Moxie-Limonade sowie die Schweiz und sein Vermieter Mr. Olivetti liegt tot in seiner Küche. Es ist also schon ein seltsamer Ort, dieses Apartment 240, doch auch die Nachbarn sind nicht gerade das, was man gewöhnlich nennt.





Meinung:
Kennen sie Jonas Akerlund und Matt Lucas? Oder anders gefragt: kennen sie den Regisseur von „Spun“ sowie den kleinen, dicken Glatzkopf von „Little Britain“? Fangen wie der Reihe nach an. Akerlund, eigentlich Regisseur von Musikvideos, entfachte 2002 einen Wirbelsturm von Film. Das Drogen-Drama „Spun“ war ein ruhelos, hektischer Reigen aus wirren Perspektiven, schrägen Typen und wahnwitzigen Einfällen. Ein Rausch in Filmform, der sogar „Fear and Loathing in Las Vegas“ alt aussehen ließ. Danach galt Akerlund als Regie-Hoffnung. Eine Hoffnung die lange nichts von sich hören ließ, bis er sieben Jahre später, 2009, mit dem uninspirierten wie ziemlich müden Thriller „Horsemen“ wieder von sich reden machte, wenn auch nicht im guten Sinne. Danach war das Thema Akerlund gegessen. Wieder ein Wunderkind weniger. Daran ändert auch sein dritter Spielfilm „Small Apartments“ nichts. Dazu später mehr. Der zweite Name im Bunde ist Matt Lucas, hierzulande wohl nur denen bekannt, die ein Herz für gute Comedy aus England haben. dort ist Lucas nämlich seit langem ein Star,  gehört er doch zum genialen wie legendären „Little Britain“-Duo, dem wohl witzigen was das britische TV seit Monty Python hervorbrachte. Mittlerweile hat auch Hollywood den Glatzkopf entdeckt. So sah man Lucas bereits in Nebenrollen von äußerst Erfolgreichen Blockbuster wie Tim Burtons „Alice im Wunderland“ oder Paul Feigs „Brautalarm“. Trotzdem, der richtig große Durchbruch ist Lucas in den USA noch nicht gelungen. Ob er dies überhaupt vor hat? Sein Mitwirken in „Small Apartments“ wird seine Prominenz aber gewiss nicht steigern. Dafür ist Akerlunds Verfilmung von Chris Millis gleichnamigen Roman zu speziell und zu gegensätzlich zum hoch budgetierten, sauberen Output der Traumfabrik inszeniert.


Jeder braucht ein Hobby
„Small Apartments“ ist ein Film, der sich seiner abseitigen Geschichte, bizarren Situationen und freakigen Figuren absolut bewusst ist. Jonas Akerlund versucht den Mief der präsentierten Welt aber zu so inszenieren, dass alles unmittelbar erscheinen soll. Ein Unterfangen welches gehörig misslingt. Dadurch, dass es hier scheinbar keinerlei Grenzen gibt, was die Skurrilität angeht, wirkt die ganze hier aufgebaute Welt nicht nur arg artifiziell, sondern auch arg durchschaubar. Die Dosierung kennt hier nur eine Regel: es gibt keine Grenzen.  Das ist anfänglich spaßig und triumphiert dank vieler Details, erchlafft aber auch schnell und statt diese Masche auszuwechseln, wird sie immer wieder verwendet. Das Resultat ist Stillstand. Ein Stillstand der im Gegensatz zu all den Absonderheiten wirklich befremdlich wirkt, weil „Small Apartments“ furios beginnt, nur um dann abzubremsen und per Schneckengeschwindigkeit weiter versucht so zu tun, als ob er noch Feuer im Tank hätte. Dem ungeachtet bleibt der Film vereinzelt irgendwie anziehend- wenn man sich für solch eine Art von Kuriositätenkabinett zu begeistern vermag. Zum einen wegen des fulminanten Cast, zum anderen weil Fragen aufgeworfen werden, deren Beantwortung bis zum Ende ausstehen und auch der recht spezielle Humor verhindert, dass „Small Apartments“ komplett an Boden verliert.


Hinter seiner überbrodelnden Fassade aus Schmutz, Abartigkeiten und speziellen, charakterlichen Eigenheiten steckt letztlich ein simples Konstrukt aus Kriminalkomödie und Selbstfindungsdrama. Eine Architektur, die nur in den wenigen Momenten vollkommen überzeugt. Dann, wenn es fast schon exzessiv klamaukig oder nahezu zärtlich und bittersüß wird. Zwischen diesen Pluspolen erstarrt „Small Apartments“ dann aber zu selbstgefällig in seinem Kuriositäten-Korsett. Regisseur Akerlund tischt hier einfach nur ein Potpourri des Wahnsinns auf. Eine Art des Wahnsinns, der überraschen und unberechenbar sein möchte, letztlich aber immer so wirkt als wäre er am Zeichenbrett mit Zirkel, Maßband und Taschenrechner entstanden. Daraus genieren sich durchaus reizvolle und herrlich diffuse Handlungs-Staffagen (z.B. Dolph Lundgren als Psychologe), welche dann jedoch recht schnell verpuffen. Das was bleibt ist ein Pummel ohne Haare, der nur in Unterhose bekleidet in seinem Apartment steht, von der Schweiz träumt und in ein Alpenhorn bläst. Als Segment durchaus belustigend, als Zentrum einer Inszenierung dann doch zu aufdringlich und mühevoll – selbst als Fan von Matt Lucas.

4 von 10 Zehennägel

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