Review: BAD BOYS - Sean Penn hinter Gittern



Fakten:
Bad Boys
USA. 1983. Regie: Rick Rosenthal. Buch: Richard Di Lello. Mit: Sean Penn, Esai Morales, Ally Sheedy, Clancy Brown, Alan Ruck, Reni Santoni, Jim Moody, Robert Lee Rush, Eric Gurry, John Zenda, Tony Mockus u.a. Länge: 123 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Der 16-jährige Mick ist auf den Straßen von Chicago einer der härtesten Jungs, der weiß wie man sich durchsetzen muss. Bekanntschaft mit dem Gesetz hat er auch schon oft genug gemacht. Nun, nachdem er bei einer Verfolgungsjagd ein Kind versehentlich tötete, muss Mick aber wegen Totschlags ins Gefängnis. Eigentlich soll er dort lernen der Gewalt abzuschwören, doch der Knast erweist sich als noch gefährlicherer Ort als die Straßen der Großstadt.




Meinung:
„Bad Boys“ ist mit Sicherheit kein progressives oder ausschlaggebendes Stück Filmgeschichte, dafür fehlt ihm zuerst schlicht das innovative Herzstück, das dem Zuschauer unmissverständlich vermittelt, hier wirklich etwas Neuartiges geboten zu bekommen. Genau wie der thematisierte Mikrokosmos eines Lebens in einem der härtesten Jugendgefängnisse der Vereinigten Staaten eindeutig für die dramaturgische Überhöhung herhalten muss, denn die Intention des Drehbuches ist nicht von dokumentarischer Natur, sondern zielt vollkommen darauf ab, den Zuschauer durch Schilderungen des Daseins der Jugendlichen im Gefängnis zu berühren. Knastklischees sind ein weiterer Punkt, die der Eine oder Andere dem Drehbuch negativ ankreiden möchte. Nur stellt sich da die Frage, woher diese Klischees nun in Wahrheit entsprungen sind? Natürlich der Realität. Und selbst wenn einige Szenen überspitzt dargestellt sein mögen, die Säule der Umsetzung bleibt im greifbaren Bereich und erweckt nie den Eindruck, ein vollkommen unglaubwürdiges Bild der Mechanismen innerhalb eines Gefängnisses einzufangen.



"Häng meinem Namen noch einmal ein -is an und es knallt."
Und das ist doch ein enorm wichtiger Punkt für die Perzeption des Zuschauers: Fühlt er sich für dumm verkauft, sinkt das Interesse, bleibt die Inszenierung jedoch immer in einem gewissen Rahmen und ermöglicht dem Betrachter so, das Geschehen immer mit dem angeforderten Ernst durchgehend zu verfolgen, ist die halbe Miete bereits eingefahren. Von einer hintergründigen Grauzonenvielfalt innerhalb der rauen Charakterzeichnung kann allerdings auch nicht die Rede sein, denn als Zuschauer weiß man genau, an welche Figuren man sich wenden muss. Autor Richard Di Lello und Regisseur Rick Rosenthal begehen aber glücklicherweise nicht den amateurhaften Fauxpas und versuchen die markanten Beteiligten durch den Fleischwolf der Charakterentwicklung zu pressen, um sie gegen Ende in die hohle Holzkiste für pathetische Gutmenschen fallen zu lassen. Eigentlich möchte sich hier niemand verändern und auch wenn es immer wieder Momente gibt, in denen eine Figur den nötigen positiven Rückenwind geschenkt bekommt, wird keine falsche Moral an den Tag gelegt, die den authentischen Grundtonus ad absurdum führt.



Gefängniskomfort
Man muss sich einen Haufen Kids vorstellen, deren Eltern sich Zeit ihres Leben einen Dreck um pädagogische Richtlinien oder Strenge geschert haben. Sie kommen aus der sozialen Unterschicht und sind nicht mit der Zeit zu dem Menschen geworden, der den Gefängnisaufenthalt mehr als nur verdient hat, sie sind in diesen Schlamm hineingeboren worden und mussten schon im Kindesalter um ihren Platz auf der Straße kämpfen, denn nur der zählt in dieser Welt. Der familiäre Kreis besitzt keinen Wert und Probleme werden hier nicht sachlich durchdacht, sondern mit dem Butterflymesser in der versifften Nebengasse geklärt. Wie soll man solchen Menschen zu verstehen geben, dass es noch ein anderes Leben außerhalb dieses urbanen Molochs gibt, wenn sie es nicht anders kennen und im Anschluss direkt in einem Gefängnis gelandet sind? Vielmehr werden die Insassen während ihres Aufenthaltes noch viel schlimmer und müssen sich dem Gesetz des Dschungels gnadenlos unterordnen.


„Bad Boys“ ist ab der ersten Minute grobes und gewissenhaft inszeniertes Jugend-Kino, in dem nicht auf geleckte Hochglanzaufnahmen geachtet wird. Das Bild ist dreckig und rau, genau wie der Ton des Filmes von den Jugendlichen mit den größten Schnauzen dirigiert wird, nur ist an dieser Stelle der ausgelutschte Spruch „Hunde, die bellen, beißen nicht“ unangebracht. Man hat es hier mit hoffnungslosen Verlierern zu tun, die ihr Leben schon vor dem 21. Lebensjahr vollkommen verbockt haben und keine Rücksicht auf irgendjemanden mehr nehmen müssen, Schläge haben sie in ihrem Leben schließlich schon genug eingesteckt. Darüber hinaus geht es um Eingliederung, Freundschaft und Gewalt. Gewalt die alles bestimmt, die unausweichlich erscheint und auch keinen Halt vor der Person macht, die bereits gekrümmt auf dem Boden liegt und Blut kotzt. Ein sehr guter Film, durchgehend ehrlich mit sich selbst, und mit dem blutjungen Sean Penn in der Hauptrolle natürlich perfekt besetzt.


7 von 10 schwedischen Gardinen

von souli

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