Review: LAUF JUNGE LAUF - Ein ermüdendes Gesamtprodukt



Fakten:
Lauf Junge Lauf
BRD, Frankreich, Polen. 2013. Regie: Pepe Danquart. Buch: Heinrich Hadding, Pepe Danquart, Uri Orlev (Vorlage). Mit: Kamil Tkacz, Andy Tkcaz, Elisabeth Dunda, Rainer Bock, Itay Tiran, Jeanette Hain, Adrian Topol, Sebastian Hülk u.a. Länge: 103 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Srulik, neun Jahre alt, kann während des Zweiten Weltkriegs dem Warschauer Ghetto entfliehen und beschließt in den Wäldern abzuwarten, bis der Krieg vorüber ist. Doch der Plan scheitert. Srulik ist der Kälte, dem Hunger und der Einsamkeit nicht gewachsen. Er sucht nach einem Unterschlupf, doch wem kann er in diesen finsteren Zeiten trauen?





Meinung:
Wiedermal dient die Geschichte für eine filmische Reflektion alter Gräueltaten. Das dacht sich auch Pepe Danquart, der mit „Lauf Junge Lauf“ ein klassisch historisches Szenario bietet. Der arme Jude muss vor den Nazis fliehen und begibt sich auf eine Reise, die für ihn nicht nur eine Herausforderung darstellt, sondern auch nur sein Leben verschlechtert.


Auf der Suche nach Nahrung und Sicherheit: Srulik
Schnell fällt auf, dass der Regisseur hier wieder Mals den Deckmantel der Geschichte benutzt, um zu zeigen, dass ein kleiner jüdischer Junge den Trubel des Lebens nur aufgrund der deutschen Meinung seiner Religion durchleben muss und fortan auf seiner Reise nichts weiter als einen Leidensweg durchlebt. Immer wieder gibt es besondere Lichtblicke auf der unschönen Reise des Jungen, allerdings dienen diese nur um den Zuschauer manipulativ darauf vorzubereiten, dass wenige Augenblicke später die Traurigkeit und Gemeinheit Überhand ergreift. Man zerstört die schönen Passagen mit einem Anblick feinster Gräueltaten, die schnell ihren Zweck verfehlen. Die Übernahme der Tragik tut dem Film ganz und gar nich gut, denn auch wenn jeder der Geschichte mächtig ist (und gleichzeitig über den Leidensweg der Juden informiert ist) wirkt „Lauf Junge Lauf“ mit zunehmender Laufzeit ermüdend. Auch die Inszenierung wirkt langatmig und anstrengend und so wirken die 103 Minuten deutlich länger, was auch an der Tatsache liegt, dass der Film ohne Höhepunkte erzählt wird. „Lauf Junge Lauf“ ist ein geschichtliches Dokument mit klarer Kategorisierung der Fraktionen. Der böse Deutsche, der das Leben des Jungen zu einer wahren Tortur macht und der arme Junge, der trotz trauriger Umstände immer tiefer  in den Sumpf der Qualen abrutscht und einen Schicksalsschlag nach dem anderen durchleben muss (Höhepunkt dabei ist sogar der Verlust einer Hand).


Der Film hat weder Raffinesse noch Abwechslung, da er sich einem klaren Muster vollzieht und zwar einem roten Faden folgt, der jedoch nur darauf abzielt, dass sich der deutsche Zuschauer nochmals erinnert fühlt an seine Vergangenheit. Zwar ist es beachtlich, welche Leistung der Jungschaupieler Andrzej Tkacz zeigt, dennoch kann auch er nichts am Drehbuch ändern, das nur vorhat einprägende Bilder zu schaffen, die den Zuschauer die klare Beendigung des Leidensweg vom Jungen Jarek erhoffen lassen. Aus „Lauf Junge Lauf“ ist ein ermüdendes Gesamtprodukt geworden, dass zwar mit Potenzial daherkommt, aber dieses mit Leichtigkeit versenkt. Die leidensfixierte Inszenierung funktioniert schon nach kurzer Zeit nicht mehr und dass man trotz dessen ein gutes Ende bietet, setzt dem ganzen Geschehen noch das Krönchen auf. Ein ganz furchtbarer Film.


2 von 10 leidende Fluchtpunkte


Hueftgold

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