Fakten:
Macho Man
BRD, 1985. Regie & Buch:
Alexander Titus Benda. Mit: René Weller, Peter Althof, Bea Fiedler, Jacqueline
Elber, Michael Messing, Horst Schreiber, Thomas Wening, Hans Vogel, Horst
Ulrich, Jürgen Dietrich, Günther Althof u.a. Länge: 82 Minuten. FSK:
Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.
Story:
Box-Weltmeister Dany Wagner und
Karate-Ass Andreas Arnold verhindern gemeinsam einen Banküberfall und halten
nun zusammen wie Pech und Schwefel. Etwas Stress gibt es wegen dem gemeinsamen
Buhlen um die fesche Sandra, doch am Ende des Tages gilt es die pure
Muskelmasse sinnvoll zu nutzen: Die skrupellosen Drogendealer aus dem schönen
Nürnberg rauskloppen.
Meinung:
„Wen wir an der Nadel haben, der
gehört uns!“
Über dem malerischen Nürnberg
liegen dunkle Schatten. Gewissenlose Heroin-Dealer verticken ihren Schmutz an
die hilflose Bevölkerung. Wer ihnen in die Quere kommt, wie die dralle Sandra,
wird - wie Drogendealer das in der Regel
so machen – mit der aufgezogenen Fixe bedroht, um sie selbst zum Junkie zu
spritzen. Wie gemein. Aber fürchtet auch nicht, denn die pure Männlichkeit in
Gestalt von der damaligen Box-Ikone und heutigem Promi-Dinner-Held René Weller
und dem damaligen Kickbox-Champ und heutigem Promi-Bodyguard Peter Althof sorgt
mit harten Fäusten für Gerechtigkeit.
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Harte Fäuste hotten hart ab. |
Da sage nochmal einer, wir
Deutschen können kein Genre. Gut, „können“ wäre echt übertrieben, „haben es
trotzdem gemacht“ trifft es eher. Regisseur und Autor (beides fühlt sich so
merkwürdig an zu schreiben) Alexander Titus Benda zollt seiner Heimatstadt ein äußerst merkwürdiges
Tribut, das seinerzeit angeblich über 9000 Menschen in deutsche
Lichtspielhäuser lockte, kaum zu glauben. Weil Karatekämpfer in den 80er sowas
von cool und übermenschlich waren wie das gesamte Marvel-Universum von heute,
was lag da näher als durch einheimische Kampfstudios zu tingeln und mit der
Idee eines grandiosen Actionfilms sowie der Aussicht auf Ruhm und Ehre alles
zusammenzutrommeln, was dafür nicht zu klug und erstaunlich-befremdlich
selbstbewusst genug war? Tolles Vorhaben, das Ergebnis ist sagenhaft. Der „schöne
René“ (wie auch immer er zu diesem Spitznamen gekommen ist, selbst in den
80ern) ist zwar Boxer, aber hey, doesn´t matter, wie man in Hollywood oder im
Ländle sagt. Boxen, auch steil, wie es auf die Fresse gibt, spielt doch keine
Rolle. Drehbücher auch nicht, wenn eins da war. Eher nicht oder es wäre mal
interessant zu lesen. Um überhaupt auf epische 80 Minuten zu kommen, wird
unentwegt die „Geschichte“ mit sinnlosen Szenen gestreckt, wie Heroin mit
Backpulver. Mal wird minutenlang das ultra-geile Karate-Training gezeigt, wo natürlich Betonplatten und was sonst so im Dōjō rumliegt durchgetreten wird, weil…es einfach sooo mega ist! Mal wird schön durch Nürnberg gegondelt,
damit jeder Geldgeber sein Haus oder Geschäft kurz im Bild hat, oder der
flotte René darf seine Künste zur Schau stellen, was eigentlich nix mit der dürftigen
Handlung zu tun hat. Naja, warum auch.
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Viel cooler kann man einen Film kaum enden lassen. |
Schade eigentlich, denn wenn „Macho
Man“ mal wirklich einen auf Actionfilm macht, ist das sogar recht lustig. Ob
gewollt oder (wahrscheinlich) nicht. René, der schmucke Feger, trägt nicht nur
ein sensationelles Outfit auf, da ist von geschmeidiger Ballon-Seide, lausigem
Fuchs-Fell-Imitat oder so knüppeleng gestrafften Jeans alles dabei, wie Robert
De Niro in „Casino“, nur in assi. Nein, er rettet auch die Mops-Maus Sandra vor
dem Gesindel, verteidigt mit dem Franken-Van-Damme Althof selbstlos eine
Sparkasse vor dem (versicherten, aber egal) Verlust des Hab und Guts und am
Ende gibt es aufs Maul für die lumpigen Pusher. Dann ist dieses urige Vehikel
sogar ganz drollig, weil selbst das alles so unverschämt scheiße rüberkommt,
aber mit sichtlicher Euphorie umgesetzt wurde. Als wenn erwachsene Menschen mit
Bauklötzen einen Turm bauen und sich dann abfeiern, weil er nicht umfällt. Ganz
komisch. Doof, das dazwischen so rein gar nichts passiert und man sich
notgedrungen an der Mode, den Frisuren (herausragend: Der Minipli-Ninja Michael
Messing) und einer phänomenalen Tanzeinlage von Universaltalent René Weller
erfreuen muss. Das kostet dem Film Punkte, die er ohnehin nicht verdient, aber
sich fast ertrasht hätte.
Zudem ärgerlich: Der Film wurde
synchronisiert! Somit kommt der gespannte Zuschauer nicht mal in den Genuss von
René Weller’s wunderbaren Stimme, nein, hier wurde „professionell“
nachgebessert. Verständlich, trotzdem traurig. Immerhin, so darf Ekkehardt
Belle nicht nur Steven Seagal, sondern auch das Weller mit seiner Stimme
zieren. Muss der Stolz sein. Wie alle Beteiligten. Ein unglaublich beschissener
Film, der sogar wirklich unterhaltsam sein könnte, wenn er denn nicht so
unsinnig mit Füllmaterial vollgestopft wäre.
„Da sieht man mal, wie praktisch es
ist, wenn man Karate kann.“
3 von 10 Uhrenvergleichen (ohne
tatsächlich zu vergleichen)
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