Fakten:
Mauern der Gewalt (Starred Up)
GB, 2013. Regie: David Mackenzie. Buch: Jonathan Asser. Mit:
Jack O’Connell, Ben Mendelsohn, Rupert Friend, Gilly Gilchrist, Frederick Schmidt,
David Ajala, Anthony Welsh, Darren Hart, Edna Caskey, Raphael Sowole, Duncan
Airlie James u.a. Länge: 106 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Ab dem
28.10. auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Als der 19jährige Eric wegen seiner Aggressivität vorzeitig
vom Jugendknast in den Strafvollzug für Erwachsene verlegt wird, erwartet ihn
ein ganz besonderer Mithäftling – sein Vater Neville. Oder besser: Sein
Erzeuger, denn einen Vater hat Eric kam gehabt. Auch jetzt haben die beiden
erstmal wenig Interesse aneinander. Doch der Junge ist ein wandelndes
Minenfeld, das bei der kleinsten Berührung explodiert. Seine Aggression trägt
ihm mächtige Feinde ein. Neville kann kaum anders, als sich das erste Mal um
seinen Sohn zu kümmern…
Meinung:
Zwei Jahre nach seinem grandiosen Sci-Fi-Melodram „Perfect
Sense“, der zwar auch keine große Produktion war, sich jedoch mit namenhaften
Stars wie Ewan McGregor („Trainspotting“) und Eva Green („Sin City: A Dame toKill For“) schmücken und somit leicht diesen Anschein erwecken konnte, kehrt
David Mackenzie („Young Adam“) komplett in die Independent-Sparte zurück. Sein
Knastdrama mit dem reißerischen deutschen Titel „Mauern der Gewalt“ („Starred
Up“), was so nach einem x-beliebigen Prügelfilmchen klingt, erfindet das Genre
selbstverständlich überhaupt nicht neu. Wenn man ihm böse sein und platt
verallgemeinern wollte: Kennste einen, kennste alle. So ganz falsch ist das in
dem Fall nicht, doch schlecht gemacht ist der Streifen deshalb noch lange
nicht.
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Familientreffen mit Wasser und Brot. |
Im Mittelpunkt der Handlung steht der 19jährige Eric
(wuchtig: Jack O’Connell, „300: Rise of an Empire“), der wegen seiner
unkontrollierbaren Gewaltausbrüche vom Jugendgefängnis vorzeitig zu den ganz
schweren Jungs verlegt wird. Dort lässt sich der wütende Heißsporn nicht etwa
die Butter vom Brot nehmen, macht da weiter, wo er aufgehört hat. Dadurch zieht
er nicht nur den Zorn der Wärter auf sich, sondern auch den einiger
einflussreicher Häftlinge, die ihre krummen Geschäfte nicht durch so einen
Unruhestifter gefährdet sehen wollen. Wie passend, dass ein
Erziehungsberechtigter gleich vor Ort ist: Eric’s Vater Neville (Ben
Mendelsohn, „The Place Beyond the Pines“) sitzt ebenfalls wegen brutaler
Gewaltverbrechen ein und ihm wird dringlich nahegelegt, den Sohnemann im Zaum
zu halten. Deren Verhältnis ist allerdings nicht gerade sehr innig, um es mal
höflich zu formulieren. Eine kleine Gruppe für Aggressionsbewältigung innerhalb
der Mauern soll Eric dabei helfen, seine Wut zu kontrollieren. Was zunächst
nicht besonders erfolgsversprechend scheint, trägt tatsächlich langsam Früchte,
nur im groben Knastalltag lassen sich die Konfrontationen kaum umgehen. Besonders,
wenn das Wörtchen „Resozialisierung“ hier nicht mehr als eine Floskel ist,
besonders in Bezug auf so unliebsame Störenfriede wie Eric.
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"Finger weg, ich habe reserviert." |
Mackenzie gelingt ein relativ authentisches, ungeschmücktes
Portrait des rauen Gefängnislebens darzustellen, auch wenn er leider nicht
gänzlich auf Klischees verzichten kann oder darf. Seine Inszenierung ist dafür
komplett stimmig, kommt ohne jeden Klimbim aus, selbst auf Musik verzichtet der
Regisseur völlig. Er benötigt so was tatsächlich nicht, den nötigen Stallgeruch
vermittelt der Film auch so mühelos. Großen Anteil daran haben die treffend
besetzten und engagierten Darsteller, in erster Linie natürlich das (im Film) wenig
harmonische Vater/Sohn-Gespann um Jack O’Connor und Ben Mendelsohn. Speziell O’Connor
hat scheinbar mächtig trainiert und beeindruckt mit einer enormen physischen
Präsenz, verkörpert den zornigen Hans-Dampf mit explosiver Durchschlagskraft. Mendelsohn
kann da als vielleicht nicht mehr ganz so agiler, dafür nicht minder
dynamischer Gegenpart hervorragend mithalten. Dank ihnen und der dezenten,
dabei auf das Wesentliche fokussierten Herangehensweise von Mackenzie weiß „Mauern
der Gewalt“ trotz einem eigentlich wenig originellen Skript durchgehend
mitzunehmen. Der ganz große Hit ist es keinesfalls geworden, doch als bemühter
Beitrag seines Genres ist er durchaus als relativ gelungen einzustufen.
Stellenweise sehr druckvolles Knastdrama mit kleinen
Mitteln, dafür sichtlicher Mühe produziert. Bringt wenig bis gar keine neuen
Ansätze mit, hantiert mit den gängigen Motiven des Sujets dafür abgeklärt. Gar
nicht mal so verkehrt.
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