Review: DIE BRÜCKE – Ein echter Anti-Kriegsfilm



Fakten:
Die Brücke
Deutschland. 1959. Regie: Bernhard Wicki. Buch: Bernhard Wicki, Michael Mansfeld, Karl-Wilhelm Vivier. Mit: Volker Bohnet, Fritz Wepper, Michael Hinz, Frank Glaubrecht, Karl Michael Balzer, Volker Lechtenbrink, Günther Hoffmann, Cordula Trantow, Günter Pfitzmann u.a. Länge: 98 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
April 1945, kurz vor Kriegsende: In einem kleinen Ort in Oberbayern leben sieben Jungs und bekommen vom Krieg nur indirekt etwas mit. Stattdessen haben sie sich mit den Sorgen der Pubertät herumzuschlagen. Obwohl eine Niederlage Deutschlands im zweiten Weltkrieg nur noch eine Frage der Zeit ist, erhalten die sieben Schüler den völlig sinnlosen Einberufungsbefehl. Die Jungs sind aber dennoch Feuer und Flamme und machen sich begeistert auf in die Kaserne. Nach nur einem Tag Ausbildung werden sie bereits zum Einsatz geschickt – sie erhalten den Auftrag, eine bedeutungslose Brücke zu bewachen – ein Auftrag, dem die Jungs einfach nicht gewachsen sein können.




Meinung:
„Im Frieden begraben die Söhne ihre Väter, im Kriege aber der Vater die Söhne.“
(Herodot, griechischer Geschichtsschreiber und Philosoph, 5. Jh. v. Chr.)


Es gibt viele hervorragende Anti-Kriegsfilme. "Apocalypse Now", "Platoon", „Full Metal Jacket“ und wie sie sonst noch alle heißen. Aber es gibt einen Film, der übertrifft sie alle und das ist Bernhard Wickis „Die Brücke“ aus dem Jahr 1959. Ein deutscher Anti-Kriegsfilm. Der beste Anti-Kriegsfilm, den ich bisher gesehen habe. Es gibt keinen einzigen Film, der mir den Schrecken des Krieges authentischer, realistischer, brutaler und vor allem auch zeitloser nähergebracht hat als Wickis Film.


Die Jungs noch ohne Uniform - und glücklich.
Nie habe ich Krieg in einem Film so heftig miterlebt wie hier. Wahrscheinlich, weil ich in den sieben Jungs, um die sich gegen Ende des zweiten Weltkriegs die Handlung des Films dreht, auch einen Teil von mir sehen kann. Sie sind ganz normale Jungs, mitten in der Pubertät. Sie verlieben sich, mal glücklich und mal unglücklich. Sie blödeln herum, haben Streit mit ihren Eltern, unterstützen sie aber auch. Sie sind wie du und ich. Umso brutaler trifft es mich, als ich merke, welch große Kriegsbegeisterung in ihnen steckt. Sie wollen ihren Vorbildern, also ihren mutigen, tapferen Vätern, nacheifern. Sie wollen in das Abenteuer Krieg und, ganz nach der Linie ihres Führers, treu fürs Vaterland kämpfen. Von Propaganda und dem Gefasel von Stolz und Ehre angespornt ist es für sie selbstverständlich, in den Krieg zu ziehen. Diese Jugendlichen, die noch nicht mal einen englischen Satz ohne Probleme übersetzen können, die Krieg für eine Art großes Spiel halten und die auch noch nie wirkliches Leid erlebt haben, die sollen und wollen nun in den Krieg. Ein paar Halbstarke wollen in einen Krieg, der selbst die stärksten Männer überfordert. Ein Krieg, der alles und jeden auslöscht, was sich ihm in den Weg stellt. Der tagtäglich nur Leid, Zerstörung und Tod gebracht hat. Ein Krieg, der lebensfrohe Menschen in gebrochene Schatten verwandelt.


In Uniform sollte sich das schon bald ändern.
Dennoch gehen sie mit ihrer jugendlichen Optimismus und einer unglaublich großen Portion Naivität ihre Aufgabe an. Sie sollen eine Brücke, die kurz vor der Sprengung steht und keinerlei Bedeutung für den Krieg hat, beschützen. Doch mit ihrer Verblendung muss dieses Unternehmen in der Katastrophe enden. Das Scheitern der sieben Jungs, hier wird sicherlich keiner überrascht sein, ist dabei vorprogrammiert. Ihnen fehlt auch einfach Weitblick und Erfahrung, gepaart mit ihrer blinden Euphorie. Sie sind von der Nazi-Ideologie, von schlechten Vorbildern und falschem Ehrgeiz so sehr vereinnahmt, dass sie wie so viele nicht in der Lage sind, das Grauen und die Sinnlosigkeit von Krieg zu erkennen. Sie können Zeichen nicht deuten, verstehen Warnungen nicht und bleiben treu auf ihrem Posten, bis es letztlich zu spät ist und sie als sinnlose Opfer in einem Krieg, in dem es keine Sieger geben kann, verheizt werden.


„Die Brücke“ deckt dies schonungslos auf und benötigt dafür nicht einmal große Effekte. Natürlich gibt es Gewalt, es gibt Leichen, abgerissene Gliedmaßen und Bomben, aber das alles ist eigentlich nur Beiwerk und für das authentische Bild der zweiten Krieges notwendig. Für die Vermittlung der Botschaft ist das aber überhaupt nicht nötig, denn die wahre, die um ein vielfaches brutalere Gewalt spielt sich in den Gesichtern und vor allem in den Augen der sieben Jungs ab. In ihren Augen erkennt man, wie etwas in ihnen stirbt und stattdessen Angst, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit geboren wird. In ihren Augen sieht man, wie sie plötzlich erkennen, wie der Krieg wirklich ist. Es sind ihre Augen, die im Krieg ihr Leuchten verlieren. Wir erleben den Wandel von unbeschwerten Buben hin zu verzweifelten, gebrochenen und unglaublich alten Seelen hautnah mit. Und dieser Wandel in den Augen ist wohl die eindrucksvollste Weise, ein Statement gegen den Krieg abzugeben. Ich zumindest werde diese Augen nie wieder vergessen.


10 von 10 Gewehre gegen Panzer

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