Fakten:
Wer – Das Biest in dir (Wer)
USA, 2013. Regie: William Brent
Bell. Buch: William Brent Bell, Matthew Peterman. Mit: A.J. Cook, Sebastian
Roché, Vik Sahay, Stephanie Lemelin, Brian Scott O’Connor, Oaklee Pendergast,
Simon Quaterman, Brian Johnson, Camelia Maxim u.a. Länge: 93 Minuten. FSK:
Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Ein grausamer Mord erschüttert eine
kleine französische Gemeinde. Beim Campen wurde eine Familie bestialisch
ermordet und nur die Mutter überlebte das grausame Massaker an ihrem Mann und
Sohn. Die Opfer wurden mehrfach gebissen und bestialisch zerfleischt. Der vermeintliche
Täter: Ein riesiger, stark behaarter Mann, der scheinbar geistig
zurückgeblieben ist. Seine Anwältin will nicht an die Schuld ihres Mandanten
glauben…
Meinung:
Neben dem Vampir ist der Werwolf
wohl die bekannteste und interessanteste Figur aus dem Bereich des Horrorgenres,
der im Vergleich zu seinen bleichen und gerne romantisierten Kollegen leider sehr
stiefmütterlich behandelt wird. Ihm fehlt sicher dieses merkwürdige Sexappeal,
dass den Blutsaugern speziell zur heutigen Zeit gerne angedichtet wird. Zu
wenig Mensch, zu viel Tier, gerade das macht diesen Mythos doch so interessant
und aus unerfindlichen Gründen kaum als zugkräftig seitens der Filmindustrie
erachtet. Anfang der 80er gab es mit „The Howling“, „American Werwolf“ und „Wolfen“
gleich drei fast zeitgleich und qualitativ sehr dicht beieinander liegende
Exemplare dieser seltenen Gattung, davor und danach wurde sie unter Artenschutz
gestellt. Es erfreut immens, wenn sich mal wieder ein Filmemacher auf dieses
Brachland besinnt und vor allem, wenn ihm etwas frischer Wind eingehaucht
werden soll.
Mensch, Monster oder tut es auch eine Rasur? |
William Brent Bell – Regisseur des
auch bei uns in den Kinos gestarteten „Devil Inside“ – nimmt sich dieser
Thematik an, was nicht unbedingt für Euphorie sorgen sollte. Ganz stilecht und
zunächst wenig erfreulich scheint das aktuelle Werk auch wieder auf dem
ausgetrampelten Found-Footage-Pfad daher zu kommen, was allerdings eher eine
Randerscheinung bleibt und dann sogar halbwegs brauchbar genutzt wird. Nicht,
dass es sein müsste, wird allein dadurch deutlich, dass sich gegen Ende kaum
noch darauf verlassen wird, aber immerhin setzt der Film nicht ausschließlich
auf diese Karte und überreizt sie niemals. Das darauf getrimmte Material
verfolgt grob einen gewissen Sinn und wirkt nicht überstrapaziert, ist nicht
der reinen Hilflosigkeit geschuldet, weil der Rest sonst nicht an den Mann zu
bringen wäre. Was sich Bell vorwerfen lassen muss, und daran droht sich „Wer“
unnötigerweise lange Zeit selbst einen Strick zu drehen, ist ein ausgiebiges,
fast unentschlossenes Pendeln zwischen
den Genres. Interessant ist das Vorhaben, die Umsetzung eher unglücklich. Wie
gleichzeitig als Found-Footage als auch als klassischer Filmbeitrag will sich „Wer“
(zu lange) als eine Art Chimäre aus vermeidlichem Horrorfilm und
Ermittlungs-schwangeren Folge einer modernen Krimiserie verkaufen, was ihm
wahrlich nicht gut tut, zumindest in dieser Ausführlichkeit. Genre-Crossover
ist grundsätzlich reizvoll, aber hier werden ausgiebig und zu klar erkennbare
falsche Fährten gelegt, die dem Paket eher als Bremsklötze vor die Pfoten
geworfen werden, als es zweckdienlich zu füttern.
Also so wird man das schlechte Image bestimmt nicht los... |
„Wer“ hat mehr Potenzial, als er
schlussendlich ausschöpft, keine Frage. Er droht sich in seinen Möglichkeiten
zu verlaufen und tut das sogar zeitweise, rettet sich dafür bemerkenswert durch
sein Finale und erzeugt am Ende das Gefühl, seine Zeit solide investiert zu
haben. Mehr war kaum zu erwarten und angesichts seiner Schlaglöcher ist das
mehr als beachtlich. Mit mehr Feinschliff vielleicht ein wirklich toller Film,
so gar nicht schlecht. Knappe Bronzemedaille, was in dem Bereich schon voll
okay geht.
6 von 10 Reizüberflutungen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen