Review: BACK IN THE GAME - Eastwood-Routine


Fakten:
Back in the Game (Trouble with the Curve)
USA. 2012. Regie und Buch: Robert Lorenz. Mit: Clint Eastwood, Amy Adams, Justin Timberlake, John Goodman, Joe Massingill, Matthew Lillard, Bob Gunton, Robert Patrick, Ed Lauter, Scott Eastwood, Chelcie Ross, Raymond Anthony, George Wynter, James Patrick Freetly, Jay Galloway u.a. Länge: 111 Minuten. FSK: freigegeben ab 6 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Baseball-Scout Gus Lobel versteht seinen Job, aber auch ein Profi wie er kann den Fortschritt sowie das Älterwerden nicht aufhalten. Fast blind und von seinem jüngeren Konkurrenten beinah aus seiner beruflichen Position verdrängt, bekommt er unerwartet Unterstützung von seiner Tochter Mickey. Gemeinsam fahren sie durchs Land und schauen sich junge Baseball-Talente an. Dabei kommen sich Vater und Tochter näher und können alte Wunden aufarbeiten.





Meinung:
Mittlerweile ist es schon eine Seltenheit, wenn Clint Eastwood sich aufs darstellen konzentriert und sich weder als Regisseur, noch als Autor oder Produzent in einen Film mit einbringt. Dabei ist „Back in the Game“ von seiner Synopsis und seinem narrativen Ton ein klarer Eastwood. Ohne große Hektik, fokussiert auf die Tücken und Hürden des Alters und dazu mit einem unterschwelligen, dramatischen Duktus versehen, der sich im Laufe des ruhigen Films nach und nach offenbart. Eine Rezeptur, noch älter sein treubefolgender Verfechter. Doch hier lässt es sich nicht verbergen, dass sie mehr als nur ein wenig Staub angesetzt hat. „Back in the Game“ ist ohne Zweifel einer der schwächeren Eastwood-Vehikel. Woran das liegt?


Tochter Mickey versteht ihren Vater nicht
Viele ähnlich funktionierende Filme, z.B. Eastwoods oscarprämiertes Drama „Million Dollar Baby“ hatten den Vorteil, dass sie sich über kurz oder lang vom recht einseitigen, dramaturgischen Konzept befreit haben. Regie-Debütant Robert Lorenz, der seit Mitte der 1990 Jahre Eastwoods als Assistent und später auch als Produzent begleitete, tut es nicht. Verbissen hält er an einfachen wie totgelaufenen Gebräuchen fest. Sei es die allmähliche Annäherung zwischen Tochter und Vater, eine aufkeimende junge Liebe oder dunkle Schatten der Vergangenheit. Dies alles verläuft fast wie auf Bahnen. Es wirkt wie ein automatischer Prozess und Eastwoods Figur kommt mit seiner patentierten Griesgrämigkeit nicht dagegen an, sie wird eher davon eingenommen und wird so ebenfalls zur puren, seichten Routine. Lorenz gelingt es nie einen Ruck zu erschaffen, ganz im Gegenteil. Viel mehr vertieft er die Grube der Belanglosigkeit, in der der Film dümpelt, mit aufgezwungenen picture perfect-Elementen und klischeebeladenen Entwicklungen bei der Handlung sowie den Charakteren. Auch die immense sich bietende Chance das Sport-Business unter die Lupe zu nehmen (wie es bereits „Moneyball“ getan hatte) und dabei etwas genauer aufzuzeigen, wie die Modernität das Persönliche und Kreative des Sports zerstört, wird nur zweitrangig und wenig überzeugend genutzt.


Wäre „Back in the Game“ einer dieser Eastwood-Filme, bei dem das Urgestein Hollywoods nicht nur als Darsteller, sondern auch hinter der Kamera aktiv gewesen wäre, es wäre schon erschreckend, was der Mann, der im hohen Alter mehr als nur ein beachtliches Werk inszenierte, hier abgeliefert hätte. Es bleibt zu hoffen, dass er hier nur wegen seiner Freundschaft zu Regisseur Robert Lorenz mitwirkte. Ansonsten käme durchaus der Gedanke auf, dass Eastwood vielleicht sein Feuer abhanden gekommen sei. Aber vielleicht wollte er einfach nur mit Amy Adams zusammenarbeiten (wer könnte es ihm verübeln) und bei seinen Kinder und Enkeln damit angeben, dass er Justin Timberlake die Hand gechüttelt hat.


3,5
von 10 Strikes


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