Fakten:
Und dann der Regen (También la
lluvia)
ES, MX, FR, 2010. Regie: Icíar
Bollaín. Buch: Paul Laverty. Mit: Luis Tosar, Gael García Bernal, Juan Carlos Aduviri, Karra Elejalde, Raúl Arévalo, Carlos Santos, Cassandra Ciangherotti,
Milena Soliz, Leónidas Chiri, Ezequiel Díaz u.a. Länge: 104 Minuten. FSK:
Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD erhältlich.
Story:
Bolivien, im Jahr 2000: Eine
spanische Filmcrew reißt in die Stadt Cochabamba, um ein historisch möglichst korrektes
Epos über Christopher Kolumbus und den wenig rühmlichen Umgang mit den
südamerikanischen Ureinwohner zu drehen. Regisseur Sébastian kämpft ehrgeizig
für die Realisierung seines Herzensprojekts, Produzent Costa geschickt für die
Minimierung der Kosten. Während der Dreharbeiten kommt es zu Unruhen, da die
Regierung die Wasserversorgung privatisiert, was sich die arme Bevölkerung
nicht leisten kann. Für die Crew stellen sich bald Gewissensfragen, das Thema
ihres Films holt sie ein.
Meinung:
Dem international hochgelobten Film
„Und dann der Regen“ von Icíar Bollaín gelingt eine intelligente und geschickt
konstruierte Gegenüberstellung historischer und aktueller Grausamkeiten, zeigt
sehr deutlich, wie wenig sich im Lauf der Jahrhunderte doch geändert hat und
verknüpft dies mit dem ohnehin immer interessanten Film-im-Film-Konzept. Gleichzeitig
zwingt er seine Figuren, sich ihrer Rolle in dem konstanten Strudel der
Ungerechtigkeit gewahr zu werden und diese zu überdenken, was über weite
Strecken hervorragend funktioniert. Lediglich – dafür dann extrem bedauerlich –
gegen Ende wird zu drastisch der moralische Umbruch erzwungen, die starke
Vorarbeit durch einen zu handelsüblichen, plötzlichen und wohl schlicht dem
dramatischen Effekt geschuldeten Saulus-zum-Paulus-Finale unterspült, was einen
leicht faden Abgang beschert.
Blick in die Ferne, aber nicht nach links und rechts. |
Späte Erkenntnis ist besser als keine. |
Ganz im Gegensatz zum bisherigen
Verlauf wird im Finale die charakterliche Entwicklung mit dem Bleifuß
betrieben, erscheint in diesem radikalen Umbruch nicht mehr geerdet, um nicht
zu sagen bald unrealistisch. Mit mehr Spielzeit und Zwischenschritten wäre das
eventuell in Ordnung, so erscheint es, als wenn man nicht den vorher gezeigten
Stärken vertrauen und lieber auf Nummer sicher gehen würde. Dieser Verfall in
stereotypische, überhaupt nicht zum zuvor so gekonnt betriebenen Erzähltonus
passende Klischees stößt ärgerlicher auf als bei standardisierten Filmen aus
der Genre-Schublade, da bezahlt man schließlich für gewisse Dinge gleich mit. „Und
dann der Regen“ erarbeitet sich alle Chancen, um dann durch so was zu
enttäuschen. Gemessen an der Gesamtqualität ist das kein Genickbruch, nicht
einmal ein Beinbruch, aber eine unschöne Prellung, die nicht hätte sein müssen.
So oder so, das Ansehen lohnt sich absolut, ohne jede Frage, nur Filme mit höherer Qualität und
selbstauferlegten Ansprüchen müssen sich auch härterer Kritik stellen. Fühlt sich hart an, ist letztlich aber gerecht. Meckern auf hohem Niveau.
7 von 10 verschlossenen Brunnen
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