Fakten: Milius
USA. 2013. Regie: Zak Knutson, Joey Figueroa. Mit: John Milius, Steven
Spielberg, Martin Scorsese, Bryan Singer, Kurt Sutter, Harrison Ford, Oliver
Stone, Sam Elliot, Paul Schrader, George Lucas, Sylvester Stallone, Walter
Murch u.a. Länge: 101 Minuten. FSK: keine Freigabe. Auf DVD (Import)
erhältlich.
Story:
Dokumentation über Autor und Regisseur John Milius, der in den 1970ern beteiligt
an einigen Filmklassikern war und noch heute als eine besondere Persönlichkeit
Hollywoods zählt.
Meinung: John Milius prägte wie kein anderer die Rezeption des Mannes im
Hollywoodfilm der 70er und 80er, sei es als Drehbuchautor mit Filmen wie “Dirty
Harry“ (‘Do I feel lucky? Well, do ya,
punk?’) oder “Apocalypse Now“ (‘I
love the smell of napalm in the morning.’) oder zusätzlich als Regisseur von Conan
der Barbar oder Die rote Flut. Das Publikum, das er bei seinen
Arbeiten vor Augen hatte, war offensichtlich, wie Sam Elliot es auf den Punkt
bringt:‘He doesn’t write for pussies and
he doesn’t write for women. he writes for men, because he’s a man.‘
Hat Rambo in der Hand, aber nicht inszeniert: John Milius
John Milius studierte mit einem wegweisenden Filmemacher wie George
Lucas an der University of Southern California und wurde in einem Zug mit
den anderen Größen des New Hollywood genannt, wie Paul
Schrader, Francis Ford Coppola oder Martin Scorsese. In
zahlreichen Interviews kommen diese Filmemacher in Milius zu Wort, aber auch
andere Wegbegleiter, wie Arnold Schwarzenegger oder Harrison
Ford, aber auch jüngere Regisseure, die Milius beeinflusst hat, wie Bryan
Singer. Ausgespart in der Doku wird aber auch nicht die Kritik an dem
Waffennarr, der aufgrund seiner mitunter radikalen Ansichten lange Zeit in
Hollywood eine persona non grata war. Ich kann da nur für mich sprechen, aber:
man will doch so gerne mal ein echtes, saftiges Portrait über den
selbsternannten 'Zen-Anarchisten' John Milius sehen, nicht bloß ein
Standard-Doku-Feature voller berühmter Talking-Heads, die ihm attestieren,
wieviel er für seine Generation und Nachfahren an Filmemachern geleistet hat,
nich wahr? Auf so eine Legendenbildung für sich selbst legt er ja trotz seiner
Faszination für eben jene historischen Happenings keinen Wert. Ich versteh's
schon: die ganzen verrückten und affengeilen Anekdoten über seine Person, die
hier über mehrere Industry Players hinweg zusammengesammelt werden, beherbergen
eine im wahrsten Sinne sagenhafte Qualität, als Geschichten, die man
ehrfürchtig am Lagerfeuer vorm Eintritt ins Gefecht des Filmemachens erzählt.
Waffennarr Milius schießt gerne scharf
Letztendlich ist das aber auch nur meist schwelgerisch-eierkraulender
Mythos-Chic per Oral-History und sicherlich unvermeidlich, wenn man sich mit so
einer Larger-than-Life Persönlichkeit befasst, die schamlos und vom Herzen aus
den (auch ab und an mal selbstkritischen) furchtlosen Badass-Warrior-Spirit im
neuen Hollywood etablierte und lebte - ein Hunter S. Thompson des Zelluloids.
Aber es würde schon reichen, wenn er sich schlicht selbst erklärt, denn in
jenen Segmenten davon, die man in diesem Film aufgearbeitet hat, erfährt man
alles, was man wissen muss. Als interessierter Zuschauer sollte man es schon
hinkriegen, die Selbstdarstellung Milius' angemessen reflektieren und
entschlüsseln zu können, erst recht, da er sich entgegen allgemeiner Meinung
sogar echt bescheiden ausdrückt - zwar immer mit ner dicken Zigarre in petto,
aber damit kann man schon umgehen. Die Coolness, die er ausstrahlt, ist ihm
nämlich schon einigermaßen angeboren. Aber nee, immer mehr Legenden aus zweiter
bis dritter Hand drauf türmen, so wird's gemacht. Das an sich wäre gar nicht
mal so sehr das Problem - ein grandioses, übermenschliches Monument für diesen
kompromisslosen und kontroversen Filmemacher? Immer her damit, wir möchten
weiterhin von ihm begeistert und inspiriert werden!
Milius unterweist Schwarzenegger beim Dreh zu "Conan - Der Barbar"
Doch die Regisseure Joey Figueroa und Zak Knutson betten das alles in so einen
konventionellen Narrativ im gängigsten Doku-Stil ein, dass man zwar eine
kohärente, impressionistische Chronologie vom Leben und Wirken des Milius
erfährt, aber nur bedingt die wahren Innereien hinter all den Philosophien
seiner Werke und seiner Person, am ehesten immerhin einen enthusiastischen
Eindruck dafür, denn tolle Stories, prickelnde Making-Of-Fetzen, genügend
gleichgesinnt-offene Interviewpartner mit Eiern jenseits der politischen
Korrektheit (besonders erwähnenswert: Powers Boothe, Sam Elliott, Clint
Eastwood und sogar ein bisschen Ed O'Neill) und die Filme als Parallelen dazu
gibt's ja genug - nur der 100-Minuten-Rahmen muss eingehalten werden und zum
Schluss müssen wir noch sehen, wie tapfer er seinen Schlaganfall übersteht,
inkl. Tearjerker-Selbstverständlichkeiten und Epilog-Texttafeln für den
hoffnungsvollen Abgang (bezeichnenderweise holt dann auch Meister Spielberg im
Interview die emotional strings raus). Warum so formelhaft, Herrgott nochmal?
Milius' Figuren, so hart sie auch alle sind, haben selbstverständlich ebenfalls
Schwächen, das gibt er auch für sich selbst offen zu, aber deshalb brauchen sie
inszenatorisch gesehen noch lange keine warme Decke und gutmeinend-sentimentale
Motivationssprüche oben drauf - die bleiben nicht in ihrer Tristesse stecken,
sondern gehen unbeirrt weiter, da ist er ja selber der beste Beweis dafür, mit
Zigarre in der Hand und breitem Grinsen im Gesicht.
Da spricht aber nur der Idealist in mir, so wie der Film 'MILIUS' in seiner
Fassung ist, ist er zwar sicheres, aber gut abgeglichenes Entertainment mit
einer äußerst illustren Persönlichkeit im Fokus. Er könnte aber noch stärker
sein - die Stärke eines John Milius könnte er aber so oder so wahrscheinlich
nie erreichen, die Crux ist mir bewusst.
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