Review: FROM BEYOND – ALIENS DES GRAUENS – Wollüstig, bis der Schädel platzt



Fakten:
From Beyond – Aliens des Grauens (From Beyond)
USA. 1986.
Regie: Stuart Gordon. Buch: Brian Yuzna, Stuart Gordon, H.P. Lovecraft (Vorlage). mit: Jeffrey Combs, Ken Foree, Barbara Crampton, Ted Sorel, Carolyn Purdy-Gordon u.a. Länge: 85 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Bei ihren Forschungen verursachen zwei Physiker einen Riss in ein anderes Universum. Von dort dringen fremde Geschöpfe in unsere Welt ein und töten einen der Forscher. Für die Polizei sieht alles nach einen Mord aus: doch bei den Untersuchungen, wiederholen sie das Experiment und bringen somit die gesamte Menschheit in Gefahr.





Meinung:
„Long live the New Flesh!“, heißt es in David Cronenbergs gallig-verstörender Medien-Satire „Videodrome“. Und wenn wir Haut, Knochen, Blut und andere Körpersäfte in Relation mit dem kanadischen Meisterregisseur David Cronenberg bringen, dann sind wir nur noch wenige Schritte davon entfernt, die schnodderigen Tiefen des Body-Horrors zu taumeln. Ob „Rabid“, „Die Fliege“ oder „eXistenZ“: Sie alle beschäftigten sich auf ihre Weise mit den möglichen Deformationen des menschlichen Körpers. Das Besondere am Body Horror, ist, dass jene Modifikationen nicht NUR dem reinen Selbstzweck unterliegen, sondern in ihrer Widerwärtigkeit den Dialog mit dem Zuschauer suchen, der die Veränderungen bis zu einem gewissen Grat am eigenen Leibe erfährt. David Cronenberg ist ein Genie darin, die Perzeption seines Publikums fortwährend anzuregen. Es gibt aber gewiss noch andere Vertreter dieser Fasson, die mit der inhärenten Intelligenz des Sujet nicht so viel anfangen können und sich lieber auf anatomische Verformungen konzentrieren: Der Ekel soll regieren.


Viel Platz ist das A und O für einen Riss in eine fremde Dimension
Ein Repräsentant dieser schleimigen Gattung ist der im Jahre 1986 entstandene Horrorfilm „From Beyond – Aliens des Grauens“, der in Genre-Kreisen längst Kultstatus genießt. Nach einer Vorlage von H.P. Lovecraft, haben sich, wie schon im wunderbaren „Re-Animator“, Regisseur Stuart Gordon, Produzent Brian Yuzna ("Society") und die Schauspieler Jeffrey Combs und Barbara Crampton zusammengetan. Dass „From Beyond – Aliens des Grauens“ die Jahre nicht ganz so gut überstanden hat, wie es der schwarzhumorige Splatter-Kracher „Re-Animator“ tat, ist nicht von der Hand zu weisen und lässt sich schnell auf das von Brian Yuzna und Stuart Gordon ("Castle Freak") verfasste Drehbuch zurückzuführen, das zuweilen keine geschmeidige Progression vorzuweisen haben. „From Beyond – Aliens des Grauens“ hängt nie wirklich den Seilen, doch die konzeptionelle Marschroute hangelt sich gerne mal mit Ach und Krach zur nächsten schnoddrigen Klimax. Inmitten der mal gewollt, mal unfreiwillig komischen Sequenzen, gibt sich der sympathische Jeffrey Combs sichtlich Mühe, die physische wie psychische Verwandlung des Crawford Tillinghaft entsprechend zu formulieren.


I'm sexy and I know it!
Ein Wiedersehen mit Barbara Crampton wird die Fans des inzwischen schon zum Musical konstruierten „Re-Animator“ sicher erfreuen, nicht zuletzt deswegen, weil man die Blondine im tranceartigen Rausch auch mal in Lack- und Lederkluft begutachten kann. Noch mehr Freude macht allerdings Ken Foree, der „Zombie – Dawn of the Dead“-Veteran, der als Buford „Bubba“ Brownlee einige komödiantische Haken schlägt und das differente Trio im Zentrum des Films herrlich abrundet. Dass Ted Sorel als Dr. Edward Pretorius als verrückte Professor, dem es nach mehr dürstet, die Personifikation eines der ältesten Genre-Motive gibt, lässt nicht nur der Name 'Pretorius' verlauten („Franksteins Braut“ lässt schön grüßen). Schauspielerisch ist das absolut solide, und wenn sich die werten Herrschaften langsam den Wünschen ihrer Zirbeldrüse geschlagen geben müssen, bläst „From Beyond – Aliens des Grauens“ erst mal so richtig ins Horn und lässt die lumineszierenden Quallen bedrohlich durch die Lüfte schweben.


„From Beyond – Aliens des Grauens“ ist herrlich nostalgisches und immer noch durchweg charmantes Genre-Kino. Wenn sich die Körper spalten und die Zirbeldrüse wie ein erigierter Penis (Phallische Symbole wohin man nur schaut!) aus der Stirn schält, dann setzt der sexualisierte Body Horror in „From Beyond – Aliens des Grauens“ zum endgültigen Höhenflug an: Es wird schleimig, klebrig, schmierig und glitschig. Dass der skurrile Terror, der durch all diese verfremdete Körperkunst einen visualisierten Ausdruck unserer innersten, permanent arretierten Teufel darstellt, hinsichtlich des psychologischen Aspektes unterfüttert bleibt, versteht sich von selbst. „From Beyond – Aliens des“ soll Spaß machen, in dem er durch seine herrlich handgemachte Effekte den als Genre-Chic kontextualisierten Ekel bis zum Zerbersten frönt. Und am Ende? Am Ende dürfen wir uns so richtig grässlich ins Gesicht lachen lassen. Ein echter Schmutzfink von Film!


6 von 10 phallischen Mutationen


von souli

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