Fakten:
Crime Is King (3000 Miles to Graceland)
USA, 2001. Regie: Demian
Lichtenstein. Buch: Richard Recco, Demian Lichtenstein. Mit: Kurt Russell,
Kevin Costner, Courteney Cox, David Kaye, Christian Slater, David Arquette, Bokeem
Woodbine, Kevin Pollak, Thomas Haden Church, Jon Lovitz, Louis Lombardi, Ice-T
u.a. Länge: 120 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray
erhältlich.
Story:
Michael Zane ist gerade frisch aus
dem Knast entlassen, steht jedoch schon direkt vor seinem nächsten Coup.
Zusammen mit seinem skrupellosen Mithäftling Murphy und drei weiteren Kollegen
will er während eines Elvis-Imitatoren-Wettbewerb ein Casino in Las Vegas
ausrauben. Selbst allesamt King verkleidet betritt das Quintett das Casino,
räumt den Tresor leer und flüchtet nach einer blutigen Schießerei mit der
Kohle. Als es ums Aufteilen geht, zeigt Murphy wie viel er von Teamwork hält
und entledigt sich seiner Partner. Nur Michael kommt davon, schnappt sich die
Beute und flieht – unfreiwillig – mit der gerissenen Betrügerin Cybil sowie
deren Sohn Jesse. Murphy versteht da keinen Spaß, macht sich auf die Suche nach
„seinem“ Geld und natürlich sind auch die Cops ihnen schon auf der Spur.
Meinung:
Regisseur und Co-Autor Demian
Lichtenstein versucht mit aller Macht, einen coolen und ruppigen Gangsterfilm
im Fahrwasser von Quentin Tarantino hochzuziehen, gelingen will ihm das dabei
nicht ansatzweise. Maximal die Ausgangslage um als Elvis-Imitatoren getarnte
Gauner, die während eines Wettbewerbs in Las Vegas ein Casino erleichtern, hat
ein gewisses Potenzial, beansprucht jedoch lediglich die Anfangsminuten des
(insgesamt viel zu langen) Films, der sonst nur durch aufgesetzte
Pseudo-Coolness, schrecklich geschrieben Figuren, ein lausiges Skript, dürftig
inszenierte Actionsequenzen und einen zwar erstaunlich prominenten, dafür
unfassbar verschenkten Cast auffällt.
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Täuschend echt, besonders der Herr ganz rechts. |
Tatsächlich tummelt sich in dieser
holprigen Räuberpistole fast ein Dutzend bekannter Gesichter, von denen ein
Großteil allerdings nur auf eine sehr begrenzte Screentime kommt. Lediglich
Kurt Russell, Kevin Costner und Courteney Cox mussten scheinbar mehrere Tage am Set
verbringen, wohl kein Problem, da sie sich zu der Zeit ohnehin alle im
Karrieretief befanden und nicht gerade mit großen Rollenangeboten überschüttet
wurden. Russell wirkt auch dementsprechend lustlos, Costner lässt sich
zumindest in der ungewohnten Bad Ass Rolle etwas Spielfreude ansehen, was kaum
davon ablenkt, dass er immer noch fehlbesetzt wirkt. Würde wahrscheinlich eh jeder
in diesem klassischen Fall von gewollt und nicht gekonnt. Eins schafft
Liechtenstein unbestreitbar: Immer mindestens eine Figur zu haben, die man am
liebsten in der Wüste aussetzen würde. In der ersten Minuten übernimmt diesen
Job der dafür prädestinierte David Arquette. Sobald der das Maul aufmacht,
wandert die Hand unweigerlich zur Fernbedienung. Das Thema hat sich bald
erledigt, doch keine Angst, es gibt ja immer noch diesen altklugen und ach so
aufgeweckten Dreikäsehoch, was für ein ätzendes Kack-Kind. Schade eigentlich,
dass sich beinah jeder Regisseur an das ungeschriebene Gesetz hält, dass Kids
selbst in solchen Bodcount-Streifen unantastbar sind, die eine Kugel mehr oder
weniger…
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Machen sogar synchron zum Hampelmann: Costner & Russell. |
Geballert wird in „Crime Is King“
schon recht ordentlich, gut umgesetzt wird das weniger. Das üblichen, sinnlosen
Zeitlupen-Geschrote, weil das in irgendeinem Film mal irgendwann ganz cool
ausgesehen hat. Wenn alle paar Minuten mal wer mit Blei vollgepumpt wird, merkt
vielleicht niemand, wie lahm und unnötig plattgewalzt die eigentliche Handlung
doch ist. Aus dem anfänglichen Heist- wird ein Roadmovie, voll mit
Logikschlaglöchern, und nicht einer Idee, die als wirklich gut oder besonders
kreativ bezeichnet werden könnte. Von dieser schwachsinnigen Beziehung zwischen Russell/Cox und der kleinen Arschkrampe ganz zu schweigen. Auf Teufel komm raus, fast schon verzweifelt,
will dieser Film geil sein, nur hat Liechtenstein offensichtlich überhaupt
keinen Plan davon, wie das bei seinen großen Vorbildern eigentlich funktioniert.
Er versucht wirklich alles: Blut, lässige Sprüche, ein rücksichtloser
Bad-Guy-Psychopath, krampfhafte Humoreinlagen, nichts davon zündet. Stattdessen
zieht sich der Film immer mehr in die Länge, obwohl das die Geschichte
überhaupt nicht hergibt. Seine Herkunft als Musikvideo-Regisseur ist
überdeutlich, da muss man sich mit so was ja auch nicht beschäftigen. Deutlich
kürzer, nicht so gezwungen und eventuell im Wesentlichen nur auf den eigentlichen
Überfall konzentriert, dann hätte „Crime Is King“ vielleicht sogar eine Chance.
Mehr Raum für die Nebenfiguren, bessere Actionszenen, sagen wir mal so, einfach
alles nur halbwegs vernünftig machen, das hätte ein ganz unterhaltsamer B-Film
sein können.
Hätte, hätte, Damentoilette. Schade
um die Idee mit der Elvis-Gang, schade um einen bemühten, aber unglücklichen
Costner und um Russell sowieso. Nur um Lichtenstein ist es nicht schade. Was macht
der heute nochmal gleich? Dann hat er wohl seine Berufung gefunden.
3,5 von 10 registrierten Scheinen
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