Review: ROAD HOUSE - Du bist zu dumm für meinen Laden




Fakten:
Road House
USA, 1989. Regie: Rowdy Harrington. Buch: David Lee Henry, Hilary Henkin. Mit: Patrick Swayze, Kelly Lynch, Ben Gazzara, Sam Elliott, Marshal Teague, Julie Michaels, Red West, Sunshine Parker, Jeff Healey, Kevin Tighe, Kathleen Wilhoite, Keith David u.a. Länge: 109 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Wenn jemand weiß, wie man eine heruntergekommene Bar wieder auf Vordermann bringt, dann Rausschmeißer Dalton. Sein neuester Job ist eine harte Herausforderung, denn im „Double Deuce“ herrschen nur Chaos und Gewalt. Mit seinen direkten, wenig zimperlichen Methoden krempelt Dalton den Laden um, lernt nebenbei eine hübsche Ärztin kennen, legt sich jedoch auch mit dem inoffiziellen Herrscher der Stadt, dem reichen und skrupellosen Brad Wesley an. Die Lage eskaliert.







Meinung:
„Ich möchte, dass ihr nett seid. So lange, bis ihr nicht mehr nett sein sollt.“

Nur eine der unzähligen Weisheiten von Dalton, Philosoph und Rausschmeißer auf dem zweiten Bildungsweg, quasi die 80er Version von „Rach, der Restauranttester“. Fachgebiet: Dreckige Spelunken mit professionellen Personalschulungen und vollem Körpereinsatz wieder salonfähig machen. Patrick Swayze ist der John Rambo der Kneipenszene, näht sich selbst ohne eine Miene zu verziehen im Hinterzimmer zusammen, trägt den Nackenspoiler voller Stolz und zieht sich die viel zu engen Jeans am liebsten ohne Buchse direkt über den Knackarsch. Auch wenn er sich damit den Peter wundscheuert, völlig egal, denn wer schon 248 Stichwunden, 97 Knochenbrüche, drei Wanderhoden und eine irreparable Mambo-Tänzerhüfte überlebt hat, der weiß aus eigener Erfahrung: „Schmerzen tun nicht weh!“


Man of Tai-Chi: Dalton.
Generell ist Schmerzfreiheit bei „Road House“ nicht von Nachteil. Wer auf eine vernünftige Geschichte, sinnvolle Dialoge, gut choreographierte Kampfszenen und geschmackvolle Frisuren Wert legt, sitzt hier am komplett falschen Tresen. Wer sich jedoch genau über solche Fließband-Entgleisungen voll mit schier unglaublichen Absurditäten amüsieren kann, ist im Proll-Action-Wunderland auf 80er-Endstufe absolut richtig. Ein Feuerwerk der markigen Oneliner („Sir zu mir zu sagen ist das gleiche wie ein Plumpsklo im Fahrstuhl einzubauen, das passt einfach nicht.“), in dem Patrick Swayze sich mit aller Macht von seinem „Dirty Dancing“-Schmuse-Image freikloppt. Ein zarter Flirt am Rande ist zwischen den Kneipenschlägereien und eingeölter Martial Arts-Gymnastik am See selbstverständlich drin. „Wärst du schockiert wenn ich sagen würde, gehen wir zu mir und bumsen?“ Nein, natürlich nicht mit dieser anständigen Dame, etwas Niveau muss schon sein. Lieber die hübsche Ärztin (Kelly Lynch), die unglaublich angeturnt wird, wenn Dalton vor der Kneipe hässliches Gelumpe durch den Staub prügelt. –„Sind sie immer besser als die anderen?“ –„Ziemlich oft!“. Zack, spätestens da ist schon das Höschen gerissen. Wen wundert es, denn Dalton hat ist auch noch Pferdeflüsterer („Die Pferde sagen mir, wenn jemand kommt.“), welche Frau fliegt nicht darauf? Könnte alles so schön sein, wenn da nicht der unvermeidliche Oberschurke wäre.


Lachen hilft hier ungemein.
Brad Wesley (Ben Gazzara), der stinkreiche Fiesling, gut zu erkennen am Helikopter und Plantagenbesitzer-Hut, sieht es überhaupt nicht gerne, wenn sich jemand an seinem Eigentum vergreift. Nicht nur die hübsche Ärztin mit den geringsten Ansprüchen auf ElitePartner, natürlich ist das ganze Nest gemeint, das unter der Fuchtel von ihm und seinen gehirnamputierten Schergen steht. Was an dem Kaff mit der Edelgastronomie, dem Eisenwarenladen, vier Häusern, zwei Pferden und dem Krankenhaus (das macht bei dem Lebensstil dort wirklich Sinn) als Prestigesymbol so erstrebenswert ist, dafür muss man wohl Bösewichtologie an der Monty-Burns-Universität studiert haben. Aber wenn Dalton schon Philosophie studiert hat, so abwegig erscheint das nicht mal. Wirtschaftlich sehr sinnvoll, auch noch gut ein Viertel der ansässigen Immobilien in die Luft zu sprengen, um seinen Anspruch als Alpha-Männchen druckvoll zu untermauern. Gut, dass Dalton nicht alleine in die Schlacht ziehen muss. Unterstützung gibt es von der grauen Eminenz der Kneipen-Schupser-Innung, Sam Elliott als Wade Garrett. Ein unschlagbares Team, mag man denken, bis der Ton merklich rauer wird und einfache Keile als Druckmittel nicht mehr ausreicht.


Mein Baby gehört zu mir...
Im letzten Drittel geht es derbe zur Sache, Todeskralle Swayze wird richtig sauer („Brad Wesley hat sich mit mir angelegt. In diesem Moment hat er bei mir verschissen!“) und was das heißt, merken Warrett’s Handlanger am eigenen Kehlkopf. Der ohnehin mit Abstand leicht homoerotisch angehauchte Flair des Films (mal ehrlich, in den 80ern mag das „Double Deuce“ noch wie ein harter Schuppen gewirkt haben, heute heißt das Szenekneipe und hat einen Darkroom) bekommt beim blutigen Balztanz von Dalton und Gegner am See reichlich unfreiwilliges Futter (-„Kerle wie dich habe ich im Gefängnis durchgebumst!“…-„Ich dachte, du wärst gut.“…“Das wirst du schon zu spüren bekommen!“…), nur ohne Happy End. Dafür ist dann alles dabei. Ein spektakulärer Autostunt mit sofort explodierender Karre, brachiale Shootouts, einem ungeschminkten Plädoyer für knüppeldicke Selbstjustiz…das haut den stärksten Eisbär um. Passt irgendwie gar nicht zu dem Rest vom Film, nur was passt schon zu so was? „Road House“, immer für eine Überraschung gut.


Genau genommen ein furchtbar bekloppter, hochgradig lächerlicher und sich dessen wohl nicht im gesamten Ausmaß bewusster Film, gerade deshalb irrwitzig unterhaltsam und in seinem selbstbewussten Auftreten fast schon ein Kunststück. Kann man doch nur abfeiern.

Mit 6 von 10 Stichen genäht

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