Fakten:
Suicide Kings
USA, 1997. Regie: Peter O'Fallon.
Buch: Josh McKinney, Gina Goldman, Wayne Allan Rice, Don Stanford (Vorlage).
Mit: Christopher Walken, Denis Leary, Jay Mohr, Richard Thomas, Sean Patrick
Flanery, Johnnie Galecki, Jeremy Sisto, Brad Garrett u.a. Länge: 102 Minuten.
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.
Story:
Avery, Max, Brett und T.K.,
allesamt Berufssöhne aus gutem Hause, entführen den gefürchteten Capo Carlo
Bartolucci. Jedoch nicht aus Habgier. Elise, die Schwester von Avery und
heimliche Geliebte von Max, ist gekidnappt worden. Die Entführer fordern 2
Millionen Dollar und haben bereits einen abgeschnittenen Finger als Beweis für
ihre Skrupellosigkeit verschickt. Die Jungs wollen die Kontakte des Gangsters
nutzen, um Elise möglichst schnell frei zu bekommen. Ein unüberlegter Plan,
denn selbst sediert und an einen Stuhl gefesselt frisst der abgebrühte Mafioso
die grünen Jungs noch zum Frühstück. Zudem ist seine rechte Hand Lono schon längst
auf der Suche nach seinem Boss.
Meinung:
„So, dein Plan…das werde ich mir
merken!“
Wär hätte da keine Angst? Selbst
wenn es Fünf gegen einen heißt und letzterer ein älterer Herr mit
eingeschränktem Bewegungsspielraum, wenn es sich um Christopher Walken handelt.
Der atmet gewohnt lässig durch den Mund und seine halbstarken Kidnapper
bekommen im Gegenzug Schnappatmung.
Private Krankenversicherung, 2:1 Betreuung ist Standard. |
„Suicide Kings“ ist eines dieser
kleinen, feinen B-Movies aus den späten 90ern, die es nie so richtig geschafft
haben, obwohl sie es verdient hätten. Seinerzeit ohne deutschen Kinostart direkt
in die Videothek verschoben konnte er damals doch in gewissen Kreisen seine
Fans finden, heute ist er trotzdem nicht mehr als ein unbekannter Geheimtipp.
Großes Kino ist die garstige Thriller-Groteske von Peter O’Fallon keinesfalls
und zündet speziell in der ersten Hälfte nicht immer hundertprozentig, doch
allein der erneut famose Christopher Walken, eine interessante Grundprämisse
und einige hervorragend umgesetzte Situationen bleiben definitiv hängen, selbst
mit vielen Jahren Abstand. Ohne den Mann mit dem Plan - hier nicht aufgrund
einer Querschnittslähmung an einen Stuhl gefesselt - würde das wohl nicht
partiell so exzellent funktionieren, doch wie Abel Ferrara einst sinngemäß
sagte, der Mann hat mehr Talent im kleinen Finger als manche Darsteller
überhaupt. Passt hier extrem genau, ohne zu viel verraten zu wollen. Mit
welcher Abgebrühtheit, Ausstrahlung und fast gruseliger Dominanz er hier seine
Kontrahenten an die Wand drückt, ist schon schwer beeindruckend.
Freunde oder Feinde, kaum noch zu trennen. |
Ihm, aber auch Denis Leary als
seinen nicht gerade zimperlichen Handlanger Lono, gehört eindeutig die Show.
Während Walken nur mit gezielten, verbalen Messerstichen die lappigen Wannabes
analysiert, seziert und Zwietracht säht, erkennt Lono die Vorzüge von Stahl
gegenüber Grafit in der rauen Praxis, versaut sich wiederholt die schicken
Fisch-Treter und zweckentfremdet Toaster für die gute Sache. Die
offensichtlichen Bad Guys werden schnell zu den eigentlichen Sympathiefiguren,
da sie neben ihren illegalen Machenschaften und radikalen Methoden
tatsächlichen „sozialen“ Anstand erkenne lassen. Nicht unbedingt eine oft
grenzwertige Gangsterglorifizierung, mehr eine Gespür dafür, wen sie am Ende
des Tages noch mit einem blauen Auge davon kommen lassen. Wer nur dumm, naiv
aber loyal und im Herzen ehrlich ist, hat eine Chance. Gesindel und Verräter
verdienen keine Gnade. „Suicide Kings“ ist nicht schon wieder so ein auf lässig
und smart getrimmtes Gaunerstück, hat zwar diverse dieser Anleihen und nicht
unerhebliche Logikschnitzer, punktet dafür mit viel Charme, tatsächlicher statt
künstlich heraufbeschworener, nie übertriebener Coolness und geschickt
instruierten Spannungsmomenten, die dann effektiv inszeniert werden. Humor ist
ein wesentlicher Bestandteil. Manchmal etwas zu affektiert, meist jedoch nicht
übertrieben und dank der liebevoll, grundsätzlich vernünftig und
nachvollziehbar charakterisierten Figuren im Gesamtbild rund („Ira, du bist
mein Mann.“).
Der übergroße Christopher Walken
ist der Platzhirsch, Denis Leary der selten so gute Kronprinz, da stinken die
jungen Wilden Jay Mohr (zu der Zeit kurz vorm Durchbruch, wer kennt den heute
noch?), Sean Patrick Flannery (auf seinem Grabstein wird wohl auch stehen: „Der
eine Typ aus DER BLUTIGE PFAD GOTTES“), Henry Thomas („E.T.“ war gestern), Jeremy
Sisto ("Wrong Turn", sonst...Google hängt) und Johnny Galecki (Glück gehabt, sonst auch nur
einer von denen) natürlich gegen ab, doch insgesamt ein harmonisches, gut
gewähltes Ensemble. Trotz Abstrichen, so sieht grundsätzlich gutes, kleines
B-Kino aus, bei dem sich Mühe gegeben wurde und selbst bei wiederholter
Sichtung immer noch Spaß macht. Wer ihn immer noch nicht kennt, der Blick lohnt
sich. Und wenn es nur wegen Walken ist.
„Wie wäre es, wenn ich eure kleinen
Ärsche packe und zu Hackfleisch verarbeiten lasse?“
7 von 10 Fingern on the rocks
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