Review: SCHÜLER-REPORT - Was Kritiker nicht für nötig halten!



Fakten:
Schüler-Report
BRD. 1971. Regie: Eberhard Schröder. Buch: Manfred Purzer. Mit: Sascha Hehn, Elisabeth Volkmann, Astrid Kilian, Maria Raber, Hans Bergmann, Josef Moosholzer, Edgar Wenzel, Jo Fröhlich, Uli Steigberg, Astrid Boner u.a. Länge: 81 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Menschen wissen es schon längst: Es sind nicht die Jungen, die beim Liebesspiel das Zepter in die Hand nehmen. Im “Schüler-Report” macht eine gesamte Gebirgsjägertruppe diese Erfahrung und lernt außerdem, dass Zurückhaltung zu Impotenz führen kann.  

Und wir mussten lernen, das YouTube keinen Trailer zum Film zu bieten hat. Deswegen gibt's 'ne Alternative:






Meinung:
Im Grunde die übliche Report-Formel in Aktion, nur eben wie gehabt mit einzelnen Knaller-Momenten und der gewohnten Überschwänglichkeit blutjunger, praller Busen in petto. Dabei fängt er ganz interessant an, mit einem Rückblick auf einzelne Stationen der deutschen Geschichte anhand eines typischen Paares im Wandel der Zeit, das versucht, seinen amourösen Trieb im Angesicht wirtschaftlicher Engpässe und Kriegsgeschehnisse zu verwirklichen - schon ziemlich ambitioniert für jene Genre-Verhältnisse, mit Uniformen, Stock-Footage, etc. Schließlich kommen wir sodann in den aufklärerisch-geprägten 70er Jahren an, in denen sich unsere deutschen Jungs mit ihren Hormonen und sexuell weit offensiveren Mädels sowie einem ziemlich honkigen Schlager-Titelsong auseinandersetzen müssen. Mit dem rahmenbildenden Aufhänger der Illustration und Bewältigung dieser heißen Problematiken werden sodann 7 sexy freche Episoden der schwierigen Anfängerlust dargelegt, verbunden mit einigen urigen Zeichentricksequenzen im Stile eines mickrigen Monty-Python-Plagiats und mäßig-offenbarenden Statistik-Fakten zur Lage der Jugend zwischendurch.


Sascha Hehn: Der große Verführer der "Report"-Filme
Dabei geht man in den einzelnen Abschnitten nur sehr frei mit dem erzieherischen Ausgangspunkt um, eher werden frivole Sketche inszeniert, die den Zuschauer mental auf die Akzeptanz der Sexualität von Teens und Minderjährigen einstellen sollen. In der ersten Episode um Bundeswehrsoldat Schorsch hat dieser z.B. überhaupt kein Problem mit Frauen, stattdessen trifft er sich bei einer Bergkletterübung mit seiner Mieze (Alexandra Bogojevic), die von ihrem Schulklassenausflug abgehauen ist, wobei sich jene Mädels ebenso an einem See entkleiden und somit die restliche Truppe ins kühle Nass locken. Ich glaube, diese Episode will vorallem das freimütige Lebensgefühl dieser Jugend ausdrücken, ansonsten ist sie abgesehen von einigen tollen Naturkulissen und Naturkörpern höchst austauschbar. Das zweite Segment wird mit der Theorie eingeführt, dass Brüder verstärkt Schutzkomplex-Zoff mit ihren anwachsenden Schwestern hätten. Und so versaut ein Bengel seiner Sista den Beischlaf per effektiven Bienenschwarm, woraufhin die sich damit rächt, dass sie sein Rumgebumse mit seiner Ollen per Feuerwerk im Bett verpatzt - wovon er übrigens nen kaputten Arsch bekommt. Aber immerhin haben sie ihm zum Trost den Beifahrersitz aus dem Auto montiert, so dass er bei der Fahrt stehen kann. Ruft schon mal den Leichenwagen.


Damals war der Begriff Milf noch Zukunftsmusik
Im dritten Part wird's dann so richtig pikant, weniger Witz-orientiert und dafür spekulativ Coming-of-Age-artig. Darin verliebt sich ein Bengel bei Englisch-Vokabelübungen in die Mutter seines Kumpels und beginnt mit ihr ein erotisches Verhältnis. Erwähnenswert sei hierbei, dass Elisabeth Volkmann die verführerische Mom spielt. "Milhouse, findest du meine Mom etwa cool? - Nein, die ist heiß!". Ihr Sohn hat übrigens kein Problem mit der Beziehung, wird sie doch ebenso ständig vom Vater betrogen. Doch die Herdfrisuren-Mutter unseres Loverboys gerät an die auf englisch-"chiffrierten" Liebesbriefe der Beiden und stellt entsetzt fest: "Diese Handschrift stammt von einer reifen Frau!". Entrüstet petzt sie bei Volkmanns Ehemann alles aus (weshalb sie sich scheiden lassen und voneinander wegziehen), wobei dessen Sohnemann vorwurfsvoll darüber sinniert, ob man in seinem Alter erwachsene Gefühle haben oder sich in Gleichgültigkeit üben sollte. Bis hierhin der sinnigste, wenn auch durchweg plakative Beitrag zum eigentlichen Thema des Films.


Da muss selbst die Puppe wegsehen
Teil 4 stellt dann wieder so einen kleinen subversiven Seitenhieb auf die Altherren-Doppelmoral dar, bei dem ein strenger Vater (Günther Kieslich, 'SCHULMÄDCHENPORNO'), ausgerechnet ausgelöst durch den Anblick der gereiften Brüste seiner Tochter, sich mit fescher Sonnenbrille ins Nachtleben schwingt, um ein paar flotte Teens abzuschleppen. Zuhause gibt er natürlich den gnadenlosen Patriarchen, verlangt keine Widerrede, nur Bier und verbietet seinem Filius, den bekannten Club 'BIG APPLE' zu betreten - was er sich natürlich selber gerne genehmigt und an ein paar Girls gerät, die ohne großes Gelaber zur Sache kommen wollen (Zeitbezug!), aber ausgerechnet auch Kumpels mit seinen Kids sind. Die stellen ihm natürlich in flagranti eine Falle, erpressen ihn verschmitzt damit, ihrer Mutter seine Eskapaden zu verraten, um komplette Narrenfreiheit zu erhalten. Um den familiären Haussegen kümmert sich wohl niemand - tut mir die Mutter Leid!


Wenn "Leck mich am Arsch" eine Einladung ist
Darauf folgt nochmals ein Generationenkonflikt im deutschen Reihenhaus, bei dem ein zorniger Ewiggestriger schier ausrastet, als er von seiner abgeklärten, aber nicht minder provinziell-ausschauenden Gattin (laut meiner Theorie aus Rache) erfährt, dass seine 14-jährige Tochter keine Jungfrau mehr sei und es derzeitig mit dem etwas älteren Nachbarsjungen, für den Vater schlicht ein "Kinderficker", treibt - natürlich nur mit der Pille, soweit hat Mutti noch aufgepasst. Die Tochter gibt das sogar zu, auch wenn das gar nicht mal der Wahrheit entspricht, wie der Verdächtige beteuert - freches Biest. Bevor sein Vater ihn aber aufs Internat schickt, lädt sie ihn wenigstens doch noch mal zum echten Bums ein, macht aber kurzfristig nochmal einen Rückzieher, um ihrem Vater beim Gynäkologen zu beweisen, dass sie doch noch Jungfrau ist. Der Arzt versichert dem verständlicherweise verwirrten Vater, dass es an den Wunschträumen junger Mädchen liegt, dass solche Geschichten zustande kommen. Na, das ist ja gerade nochmal gut gegangen - die sich vorher arg gegenseitig beschuldigten Familien feiern daher Versöhnung und auch die Kids üben das auf ihre ganz eigene Art aus. Ich schätze, die Moral von der Geschichte ist: lasst sie einfach machen, solange ihr ihnen noch die Pille bereitstellt.


Ach ja, die Romantik alter Fabrikhallen
Apropos Verhütungsmittel: in der nachfolgenden Episode hat ein junger Koch-Assistent Querelen mit seinen Arbeitgebern (u.a. Rosl Mayr) und verliert daher seine Pariser und wenn er nicht aufpasst, seinen Job. Nun sucht er Rat bei seinem Kollegen, wie er an sein weibliches Date am Abend rangehen soll und erhält den Top-Tip, sie einfach die ganze Arbeit machen zu lassen, da sie es ja natürlich ganz dringend will. Es kommt anders als erhofft, heißt ER selbst muss alles machen, auspacken und fummeln, bis er zwar endlich zum Stich kommt, aber nur einige Sekunden durchhält. Den Tag darauf beschwert er sich bei seinem Kollegen, dass der wohl keine Ahnung von Frauen hätte. Wer jetzt auf eine Pointe hofft, kann lange warten. Diese Geschichte endet genauso inkonsequent und nur im geringstem Sinne erzieherisch wie der letzte Akt des Films, in welchem ein junger Sascha Hehn eine Opernsängerin beglücken muss, damit sie auf der Bühne besser singen möge, aber irgendwann nicht mehr stehen kann, da er in seiner katholischen Familie mit sieben Schwestern einen Überdruss an Weiblichkeit erfährt. Gut, dass ein bulliger Bühnenarbeiter (mit Wolfgang-Hess-Stimme) dazwischen gehen und sie innerhalb von einer Minute befriedigen kann. So kann Hehn sich seine Manneskraft für seine echte Freundin aufheben...und schon endet der Film abrupt, ohne Schlusswort, ohne alles.


Eine konfrontierende Provokation, die uns zwingt, den vorangegangen, erzieherischen Inhalt schlagartig selbst zu reflektieren und zu erkennen: was ein doller Bullshit. Aber immerhin eine durchschnittlich kurzweilige und semi-anarchische Nackedei-Belanglosigkeit unter dem Deckmantel der sozialen Aufklärung, wenn auch ziemlich bedenklich-schamlos in der exploitativen Sexualisierung von immer jüngerem Frischfleisch (die Darsteller/innen waren aber sicherlich alle über 18, hoffentlich). Schlimmer wirkt aber die kaum fokussierte Themenverfolgung (nicht einmal sieht man eine Schule) sowie einige echt lumpige Schnellschuss-Gestaltungen, wer mit dem Genre aber vertraut ist, weiß: es geht noch weit schlimmer...und dann auch meist noch ohne Zeichentrick-Wirrheiten. Geht also noch ganz okay.


5,5 von 10 Morgenständern


vom Witte

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