Fakten:
Borsalino
FR, IT, 1970. Regie: Jacques Deray.
Buch: Jean-Claude Carrière, Jean Cau, Jacques Deray, Claude Sautet, Eugène
Saccomano (Vorlage). Mit: Jean-Paul Belmondo, Alain Delon, Catherine Rouvel, Laura Adani, Julien Guiomar, Corinne Marchand, Christian De Tilliere, Mario David, Arnoldo Foà, Michel Bouquet, Nicole Calfan, Lionel Vitrant, André Bollet u.a. Länge: 126 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18
Jahren. Auf DVD (Import) erhältlich.
Story:
Beim Streit um eine Frau lernen
sich im Marseille des Jahres 1930 die beiden Kleinganoven François
Capella und Roch Siffredi kennen und schätzen. Sie werden Partner, mit einem
klaren Ziel: Die Karriereleiter möglichst steil hinauf steigen. Verschobene Pferderennen
und Boxkämpfe sind nur der Anfang. Bald schon legen sie sich mit den
mächtigsten Männern der Unterwelt an, um ihrem Anspruch auf den Thron Ausdruck
zu verleihen. Zunächst unterschätzen sie die Gefahr, sind dann allerdings
bereit, mit voller Feuerkraft zurück zuschlagen.
Meinung:
Jacques Darey’s Gangsterfilm „Borsalino“
ist hierzulande stark in Vergessenheit geraten (damals unter dem schrecklichen und irreführenden Titel "Die Losleger" veröffentlicht), hat bis heute nicht einmal eine
Auswertung auf DVD erhalten. Auch wenn der Film nüchtern betrachtet sicher
nicht zur aller ersten Garnitur seines Genres zählt, allein wegen seiner beiden
Zugpferde Jean-Paul Belmondo und Alain Delon verwundert dieser Fakt schon
etwas. Ein Release für den heimischen Markt hätte er verdient, vielleicht wird
das in nächster Zeit mal was. Dann würde sicher auch die alte 18er-Freigabe der
Vergangenheit angehören, denn trotz einiger Schusswechsel und von Kugeln
perforierte Körper, inzwischen ist das nichts mehr nur für Erwachsene (aber wer
versteht schon das Würfelspiel der FSK?).
Ladys, tackert eure Schlüpfer fest, die Jungs sind auf der Pirsch. |
Darey verlässt sich bei seiner
Romanverfilmung auf einen ganz klassischen Handlungsverlauf, die reizvolle
Kulisse seiner Küstenmetropole mit ihrem ganz eigenen Flair und natürlich auf
seine Alphamännchen, Prinz Cool und den eiskalten Engel. Beide bedienen genau
ihr typisches Image: Ober-Gockel Belmondo läuft sein Mojo bald aus den Ohren,
Delon ist cooler als jeder Eiswürfel. Eine interessante, öfter erprobte
Kombination, dieser Präsenz lässt sich kaum entziehen. Neue Wege werden hier
somit niemals beschritten, „Borsalino“ ist exakt das, was sich vermuten lässt.
Der rasante Aufstieg zweier Machos der alten Schule von kleinen, ambitionierten
Gaunern zu den Platzhirschen der Mittelmeerküste. Mit allem Drum und Dran: Manipulierte Wettkämpfe, Auftragssabotagen,
Spielautomaten, irgendwann wird scharf geschossen. Anfangs gestaltet sich das
noch sehr leichtfüßig, leicht humorvoll, vielleicht sogar etwas zu beschwingt-locker,
bis der Film in der zweiten Hälfte eine deutlich härtere Gangart fährt. Wer
ganz nach oben kommen will, muss sich irgendwann mit den ganz rücksichtslosen
Jungs anlegen, dann gehören die holde Weiblichkeit anbaggern und entspanntes
Planschen im Badesee der Vergangenheit an. Mit dem „Barbecue“ im Fleischlager
(hervorragend inszeniert, vielleicht die beste Szene im Film, rein optisch)
wird es ernst, was dem Werk eindeutig gut tut, der entspannte Grundton schien
langsam unpassend.
Bei Bébel und Delon immer wichtig: Wer hat das größere Ding? |
Der Lack ist leicht abgeblättert
und im Vergleich zu den zeitlosen Klassikern des Genres ist „Borsalino“
eigentlich nur zweite Wahl. Trotzdem noch ein unterhaltsamer, gut
ausgestatteter und vor allem enorm charismatisch gespielter Streifen, der es
wert ist ausgegraben zu werden.
6,5 von 10 Doppel-Kopf-Münzen
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