Fakten:
Killer – Tagebuch eines
Serienmörders (Killer: A Journal of Murder)
USA, 1996. Regie: Tim Metcalfe.
Buch: Tim Metcalfe, Thomas E. Gaddis & James Long (Vorlage). Mit: James
Woods, Robert Sean Leonard, Ellen Greene, Cara Buono, Robert John Burke, Richard
Riehle, Harold Gould, John Bedford Lloyd, Jeffrey DeMunn, Conrad McLaren, Steve
Forrest, Lili Taylor u.a. Länge: 88 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf
DVD erhältlich (keine aktuelle Auflage).
Story:
1930 tritt Henry Lesser seinen
Dienst als Schließer in der Haftanstalt von Leavenworth an. Die unmenschlichen
Methoden seiner Kollegen gegenüber den Häftlingen stoßen ihm bitter auf.
Zwischen ihm und dem wegen Diebstahl inhaftierten Carl Panzram, der durch die
Wachen brutal misshandelt wird, entsteht so etwas wie eine Freundschaft. Carl
schreibt seine Lebensgeschichte nieder und bietet sie Henry zu freien Verfügung
an. Dort offenbart sich Penzram nicht nur als kleiner Dieb, sondern als
notorischer Killer, der bereits 21 Menschen auf dem Gewissen hat.
Meinung:
„Sie haben mich erschaffen und
jetzt töten sie mich.“
Beruhend auf einer wahren
Geschichte versucht die Buchverfilmung „Killer – Tagebuch eines Serienmörders“
das marode und über die Jahrzehnte kaum effektivere Justiz- und Haftsystem der
USA an den Pranger zu stellen, was ihm sicher zum Teil auch gelingt, nur kann
der Film von Tim Metcalfe selten richtig mitreißen und wirkt über weite
Strecken sehr uninspiriert, beliebig und schlicht zweckdienlich inszeniert.
Die schönsten Geschichten schreibt das Leben. |
Vom Grundsatz eine höchst
interessante Geschichte um die fast als Freundschaft zu bezeichnende Beziehung
zwischen dem gutherzigen, für den harten Gefängnisalltag anno 1930 bald
ungeeignet-menschlichen Wärter Henry Lesser und dem Soziopath Carl Panzram, die
sich in mehrere Richtungen und Genres entwickeln könnte, unterm Strich jedoch
nichts zur vollsten Zufriedenheit bedient. Anfänglich wie ein typisches
Knastdrama aufgebaut, könnte sich eine eindringliche Charakterstudie
entwickeln, doch dafür erreicht Tim Metcalfe niemals die benötigte Tiefe und
Empathie, kratzt lediglich an der Oberfläche und schildert mehr einen hastigen
Spurt durch das Leben eines schwer bis gar nicht therapierbaren Monsters, das
zwar über keinerlei ehrliches Gewissen verfügt, jedoch über genug
Sachverstand und Realitätsbewusstsein als das es nicht erkennen würde, dass für
Leute wie ihn ohnehin keine Chance besteht. Penzram – explosiv, gewohnt
ausdrucksstark und weit über der allgemeinen Klasse des Films verkörpert durch
James Woods – mag teilweise ein Produkt seiner Lebensumstände sein, insgesamt
ist er schlicht ein skrupelloser Mensch, ein wildes Tier, der sich dessen klar
bewusst ist. Er kann sich nicht ändern, sieht dabei auch keine Chance in einem
auf Isolation und nicht auf Rehabilitation getrimmten System, dass er die
dringend benötigte Hilfestellung bekommt.
Mein Freund, der Killer. |
Dieser Grundgedanke des von Oliver
Stone produzierten Films ist so richtig wie aufzeigend, drückte sie allerdings
sehr direkt, nicht unbedingt geschickt und gegen Ende etwas zu sentimental dem
Zuschauer aufs Auge, wo mit etwas Fingerspitzengefühl deutlich mehr möglich
gewesen wäre. An dem erstklassigen Woods liegt dies sicher nicht, mehr kann der
kaum machen. Sein bemühter, gleichzeitig wahnsinnig blasser Gegenpart Robert
Sean Leonard sieht dagegen keinen Stich, ähnlich wie die schmale Inszenierung
von Metcalfe, die eher an eine TV-Produktion erinnert. Für die Voraussetzungen
ist das mehr als bedauerlich, aus dem Stoff ließe sich spielend ein packender,
sogar wichtiger Film machen. Mehr als ein nur partiell reizvolles, durch sein
dröges Äußeres und seine mitunter plumpe Umsetzung letztlich mittelprächtiges
Werk springt dabei nicht heraus. Ohne Woods und die immer noch durchaus
aktuelle (vielleicht sogar zeitlose?) Thematik schnell wieder vergessen, so
bleiben doch noch einige Dinge vielleicht mittelfristig im Gedächtnis hängen.
Fakt am Rande: Der Film ist Sam
Peckinpah gewidmet, da Tim Metcalfe durch dessen Western-Klassiker „The Wild
Bunch“ seinen Berufswunsch als Regisseur verfolgte. Nette Anekdote und schön,
dem wilden Sam seinen Film deshalb zu widmen, macht das Produkt aber leider
nicht besser.
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