Review: KÖNIG DER FISCHER - Seelenfrieden und Vergangenheitsbewältigung

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Fakten:
König der Fischer (The Fisher King)
USA, 1991. Regie: Terry Gilliam. Buch: Richard LaGravense. Mit: Jeff Bridges, Robin Williams, Mercedes Ruehl, Amanda Plummer, Michael Jeter, Chris Howell, David Hyde Pierce, Carlos Carrasco u.a. Länge: 133 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Radio-Moderator Jack ist ein Star seiner Brange, sein Ego überlebensgroß. Gerade als seine Karriere den nächsten Schritt machen soll, geschieht eine Katastrophe, die er mitzuverantworten hat. Drei Jahre später ist Jack ein Wrack. Seinen Job hat er aufgegeben, hilft in der Videothek seiner Lebensgefährtin Anne aus, ist depressiv und dem Alkohol verfallen. Eines Nachts gerät er im Suff in einer lebensbedrohliche Situation. Der Obdachlose Perry rettet ihm das Leben. Jack sieht sich nun dazu berufen, Perry unter die Arme zu greifen. Dieser scheint nicht mehr ganz frisch im Oberstübchen, erzählt er Jack doch, er wäre auf der Suche nach dem heiligen Gral. Mindestens genauso sehnt sich Perry jedoch nach seiner heimlichen Liebe Lydia, die er seit Ewigkeiten beobachtet. Jack und Anne unterstützen Perry bei der Eroberung von Lydia, reissen damit aber alte Wunden auf, die etwas mit Jacks Vergangenheit zu tun haben.



                                                                                     


Meinung:
Ex-Monty-Python Terry Gilliam wagte sich 1991 mit "König der Fischer" mal an einen Stoff, der sich in erster Linie nicht durch Humor oder Fantasy definiert. Eine Reifeprüfung, die er mit Bravour meistert. Gilliams Handschrift ist durchgehend zu erkennen und ganz verzichtet der Film auch nicht auf diese erprobten Elemente. Humor hat sein Film absolut, wobei in der Form einer Tragie-Komödie, dessen ernste Anteile deutlich überwiegen. Auch Fantasy ist vorhanden, allerdings nur als visuelle Darbietung eines gestörten Geistes stattfindend. Doch im Kern ist es ein Film, der wie für Gilliam geschaffen scheint. Wie viele seiner Werke ist "König der Fischer" ein modernes Märchen, eine herzerwärmende, menschliche, melancholisch-rührende Großstadtballade um zwei Menschen, die der Zufall zusammenführt, deren Dämonen der Vergangenheit und ihr Seelenheil dabei vom Schicksal gelenkt scheinen und aufeinander aufbauen.


Perry macht Jack echt fertig
Jeff Bridges wird in den ersten Minuten als narzistisches, selbstgerechtes Ego-Schwein eingeführt, ein typischer Vertreter seiner Zeit, der auf der Erfolgswelle ohne Bodenhaftung reitet, bis sie urplötzlich bricht. Seinen tiefen Fall erleben wir nicht im Detail, wir sehen das Resultat. Am Boden, Karriere wie Leben, voller Schuldgefühle und ohne Antrieb im Leben. Seine Begegnung mit dem herzensguten, dabei offensichtlich unzurechnungsfähigen Perry ändert alles. Zunächst aus Dankbarkeit, später aus dem Bedürfniss der Wiedergutmachung, kümmert er sich um ihn, versucht dessen Leben wieder in die Spur zu bringen. Dadurch entsteht eine tiefe Freundschaft, bei der jedoch keiner der Beiden ahnt, wie sehr ihr Leid miteinander verknüpft ist. Als Perry ist Robin Williams voll in seinem Element, was nicht immer gutes bedeutet. Ein absolut fähiger Darsteller, der durch sein oft extrem ausuferndes, ungebremstes Spiel teilweise gehörig nerven kann, speziell bei seiner in den 90ern manchmal enorm unglücklichen Rollenauswahl. Bei "König der Fischer" passt sein Neigung zum Klassenkasper perfekt, da Williams genug Raum geboten wird, seine Figur nicht nur als überdrehten Hampelmann, sondern erstrangig als trauriges, ernstzunehmendes und berührendes Individuum zu präsentieren. Diese Gratwanderung gelingt ihm erstklassig, wie auch Gilliam, der manchmal an der Kante der Kitschmauer tanzt, aber niemals runterfällt.

Ziemlich beste Freunde...oder so
Neben den bärenstarken Schauspielern (Mercedes Ruehl und die entzückende Amanda Plummer nochmal schnell erwähnt) überzeugt der Film genau dadurch. Manchmal droht das zu kippen, doch die Geschichte schafft es jederzeit, ehrlich zu berühren, seine Figuren nicht im Sülze-Sumpf versinken zu lassen, den Wechsel zwischen Humor, Pathos und Dramatik gekonnt zu vollziehen. Gilliam erzählt eine eigentlich tief-traurige Geschichte, die sich nicht vor charmante Schmunzlern und einem versöhnlichen Happy-End scheut, selbst die größten Stolpersteine elegant überspringt und am Ende den Zuschauer versöhnlich, aber bewegt zurücklässt. Das ist ein Paradebeispiel, wie so was funktionieren kann, ohne auf die Nerven zu gehen, glaubwürdig und märchenhaft zugleich sein kann. Ein wunderschöner, ungewöhnlicher Film, der unbedingt selbst erlebt werden sollte.


8 von 10 roten Rittern

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