Review: SINISTER - Das Böse dreht mit Super8



Fakten: 

Sinister
USA. 2012. Regie: Scott Derrickson. Buch: Scott Derrickson, C. Robert Cargill. Mit: Ethan Hawke, Clare Foley, Michael Hall D’Addario, James Ransome, Juliet Rylance, Vincent D’Onofrio, Fred Dalton Thompson, Nicholas King, Danielle Kotch, Victoria Leigh u.a. Länge: 110 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Wegen Geldproblemen muss Autor Ellison mit seiner Familie in ein kleineres Haus ziehen. Dort hofft der ehemalige Bestseller-Autor einen neuen Hit zu schreiben. Auf dem Dachboden findet er eine Kiste mit alten Super8-Aufnahmen. Zunächst schenkt er diesen wenig Beachtung doch letztlich siegt seine Neugier. Was Ellison zu sehen bekommt sind aber keine normalen Aufnahmen, sondern verstörende Bilder von einer ermordeten Familie. Ellison beginnt zu recherchieren, in der Hoffnung somit ein neues Buch auf die Beine zu stellen. Dabei kommt er aber etwas Bösem gefährlich nahe.




Meinung:
Found Footage war nach der von „Hostel“ und Saw“ ausgelösten Torture Porn-Welle, ein neuer Trend am Firmament des Horrorhimmels. Ausgelöst vom Überraschungserfolg „Paranormal Activity“ und von zig Epigonen und Sequels am Leben erhalten, geistern die angeblich wahren Bewegtbilder seit einigen Jahren vermehrt durch die Kinos und Videotheken. „Sinister“ von Scott Derrickson nutzt ebenfalls die Ästhetik verramschter und wackeliger Aufnahmen, jedoch nicht als prägendes Stilmittel, sondern als große Facette eines Plots rund um mysteriöse Morde und einen unheimlichen Maskenmann im Hintergrund.


Wer beobachtet hier wen?
Bereits J.J. Abrams nutzte in seinem nostalgischen Blockbuster „Super 8“ das Medium Amateurfilm als eine Art Plotstarter. Doch während es bei Abrams noch ein Zugunglück und Kinder brauchte um eine Geschichte zu genieren, hält Derrickson den storytechnischen Ball äußerst flach. Dachboden, Autor, gruselige Mordfilmchen. Mehr braucht es bei „Sinister“ nicht um den Horrorfilm den Ruck zu geben, mit seiner Schauergeschichte zu beginnen. Es gibt zwar durchaus noch mehr Expositionen zu begutachten, diese Anhängsel sind aber genauso wenig störend wie brauchbar, bzw. einnehmend und halten den Film nicht sonderlich auf. Insgesamt legt Derrickson ein gutes Tempo vor. „Sinister“ als Speed-Horror zu bezeichnen wäre zwar diffus und bis die ersten unheimlichen Schatten im Hintergrund vorbeihuschen braucht es auch eine gewisse Zeit, doch der Aufbau, die unheimlichen Super8-Filme sowie deren Mythen- und Legendenbildung ist nett konstruiert und sorgt für angenehmes gruseln, auch wenn „Sinister“ mit Ausnahme des atmosphärischen Soundtracks und makaberer Todesarten nicht mehr tut und erzählt, als viele andere Horrorfilme zuvor.


„Sinister“ ist massentauglicher, strikt solider Grusel von der Stange. Er variiert aber Elemente von Besessenheits-, Found Footage- und Okkult-Horror auf durchaus ansprechende Weise und erzeugt eine standhaltige Gänsehaut. Das hat allerdings den Preis, dass man nicht länger über die Geschichte nachdenken sollte, denn dann offenbart sich mit wie vielen kruden oder vor allem arg repetitiven formalen Punkten Scott Derrickson bei seinem ersten Film nach dem kapitalen Remake-Flop „Der Tag, an dem die Erde still stand“ von 2008, hantiert. „Sinister“ reizt sich selbst aus. Nach der gefühlt vierten oder fünften spukvollen Nacht, die nach und nach zur inszenatorischen Routine für Derrickson wird sowie für den Zuschauer zur gewohnten Schreckensschau verkommt, verliert der Horrorfilm viel von seinen zuvor geernteten Lorbeeren und endet schließlich zwar mit starken Bildern, aber mit dem Gefühl dann doch keinen Horror erlebt, sondern lediglich gesehen zu haben. Zumindest aber keinen richtig schlechten.


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