Fakten:
Schmetterling und Taucherglocke (Le scaphandre et le papillon)
Schmetterling und Taucherglocke (Le scaphandre et le papillon)
Frankreich,
USA. 2007. Regie: Julian Schnabel. Buch: Ronald
Harwood. Mit: Mathieu Almaric, Emmanuelle Seigner, Marie-Josée Croze, Anne
Consigny, Patrick Chesnays, Niels Arestrup, Olatz Lopez Garmendia, Jean-Pierre
Cassel, Max von Sydow, Isaach De Bankolé u.a. Länge: 112 Minuten. FSK: ab 12
Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.
Story:
Jean-Dominique Bauby, Chefredakteur der Modezeitschrift “Elle”, wacht nach einem Schlaganfall im Krankenhaus auf. Zwar bekommt er alle mit, was um ihn herum geschieht, er hört alles und kann durch sein linkes Auge auch sehen. Aber er kann seinen Körper nicht bewegen. Lähmung, Locked-in-Syndrom. Das bedeutet auch, dass er mit seiner Umwelt nicht kommunizieren kann. Anfangs will Jean-Do einfach nur noch sterben, doch mit Hilfe seiner Therapeutinnen fasst er neuen Lebensmut und durch Fantasie und Erinnerung merkt er, worauf es wirklich ankommt im Leben. Und dass er trotz seiner Lähmung frei ist, so frei wie vielleicht nie zuvor.
Meinung:
Zuerst ist das Aufwachen. Alles ist dunkel, dann verschwommen, dumpf und ungewöhnlich. Stimmen und Bilder werden aber langsam klarer. Ich fange an, mich zurechtzufinden. Aber es sieht immer noch merkwürdig aus. Ich rede, aber keiner hört mich. Aber ich kann die anderen hören. Und da merke ich: Ich bin gefangen. Gefangen von diesem Film, der einen ab da auch nicht mehr gehen lassen will. Aber vor allem gefangen im Körper der Hauptperson. Ich bin gefangen, so wie es auch Jean-Dominique Bauby ist. Gefangen in seinem nutzlosen, lahmen, schweren Klotz, was einst sein Körper war. Jetzt ist keine Bewegung mehr möglich. Nicht den Kopf kann er rühren, nicht die Arme, nicht die Beine. Sein, mein, unser Körper ist schlaff, kein Gefühl mehr. Nur aus einem Auge, das andere wurde mir zugenäht, kann ich noch kucken. Eine ganz neue Form von Klaustrophobie. Gefangen in der engsten aller möglichen Einengungen. Gefangen im eigenen Körper. Und es gibt keine Flucht.
Zuerst ist das Aufwachen. Alles ist dunkel, dann verschwommen, dumpf und ungewöhnlich. Stimmen und Bilder werden aber langsam klarer. Ich fange an, mich zurechtzufinden. Aber es sieht immer noch merkwürdig aus. Ich rede, aber keiner hört mich. Aber ich kann die anderen hören. Und da merke ich: Ich bin gefangen. Gefangen von diesem Film, der einen ab da auch nicht mehr gehen lassen will. Aber vor allem gefangen im Körper der Hauptperson. Ich bin gefangen, so wie es auch Jean-Dominique Bauby ist. Gefangen in seinem nutzlosen, lahmen, schweren Klotz, was einst sein Körper war. Jetzt ist keine Bewegung mehr möglich. Nicht den Kopf kann er rühren, nicht die Arme, nicht die Beine. Sein, mein, unser Körper ist schlaff, kein Gefühl mehr. Nur aus einem Auge, das andere wurde mir zugenäht, kann ich noch kucken. Eine ganz neue Form von Klaustrophobie. Gefangen in der engsten aller möglichen Einengungen. Gefangen im eigenen Körper. Und es gibt keine Flucht.
Nein, Moment, es ist ja nicht mein Körper. Es ist Jean-Dos. Aber als Zuschauer bekomme ich diesen Eindruck, da große Teile des Films aus der Position von Jean-Do, dem (ehemaligen) Chefredakteur der Zeitschrift „Elle“ und eigentlich strahlenden Lebemann, heraus gefilmt werden. Nach einem Schlaganfall leidet er am „Locked-in-Syndrom“. Er bekommt zwar alles mit, sein Gehirn funktioniert einwandfrei, aber er kann weder reden, noch sich selbst bewegen – bis auf sein linkes Auge.
Ohne Hilfe kann Jean-Do sicher nicht telefonieren |
„Mir ist gerade aufgefallen, dass, abgesehen von meinem Auge, zwei Dinge nicht gelähmt sind.
Meine Fantasie und meine Erinnerung.“
Die Assistentin zeigt Jean-Do die fertige Biographie |
Aber
sein Gehirn und damit eben Fantasie und Erinnerung, die funktionieren. Und sie
geben ihm Hoffnung. Hoffnung, dass er das Beste aus seiner Situation machen
kann. Dass er doch noch nützlich sein kann, und wenn es nur ein bisschen ist.
Durch Blinzeln und genauso geduldige wie hübsche Therapeutinnen schafft er es
sogar, mit der Welt außerhalb seines Körpers zu kommunizieren. Und er diktiert
seine Biographie. Er erinnert sich dabei an manche schönen Momente aus seinem
Leben zurück, sehnt sich nach manch schönen Stunden, erkennt, was seine wahren
Schätze waren, seine wahren Schätze sind. Familie, Freunde, Liebe, Fantasie, Erinnerung
und Leben. Das wahre, echte Leben.
Der Film lässt einen, lässt mich nicht mehr los mit seinem wunderbaren Soundtrack, mit seiner tollen und ungewöhnlichen Kameraarbeit von Janusz Kaminski, der herausragenden (und auch Oscar-nominierten) Regie von Julian Schnabel, den sympathischen Darstellern, die so natürlich wirken. Und vor allem mit der Geschichte, die den Fall des echten Jean-Dominique Bauby erzählt, der im Dezember 1995 eben diesen Schlaganfall erlitt. Dargestellt wird er von Mathieu Almaric, der als Jean-Do mal zynisch und ironisch, dann tieftraurig, ehrlich und dann wieder hoffnungsvoll das Geschehen kommentiert. Eine Stimme, die nur Jean-Do hören kann. Und ich. Und darum ist es wohl nicht zu weit gegriffen, wenn der gelähmte Jean-Do auch an uns appelliert, wir sollen uns nicht selbst unter unserer eigenen Taucherglocke einengen, uns selbst gefangen nehmen. Wo wir doch jederzeit frei sein können wie ein Schmetterling. So wie es uns Jean-Do vormacht.
9,5 von 10 Mal Zwinkern mit dem linken Auge
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