Fakten:
Zelle R 17 (Brute Force)
USA,
1947. Regie: Jules Dassin. Buch: Richard Brooks. Mit: Burt Lancaster,
Hume Cronyn, Charles Bickford, Yvonne De Carlo, Sam Levene, Howar Duff, Art Smith, Jeff Corey, John Hoyt,
Jack Overman, Roman Bohnen, Vince Barnett, Ann Blyth, Ella Raines, Anita Colby u.a. Länge: 95 Minuten. FSK:
ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Im
Westgate Gefängnis kommt es immer wieder zu Aufständen, was nicht
zuletzt mit dem sadistischen Wärter Munsey zusammenhängt. Der gutmütige
Direktor wird von seinen Vorgesetzten unter Druck gesetzt: Sollten die
Gefangenen sich nicht fügen, wird er seinen Posten abgeben müssen.
Gleichzeitig plant Häftling Joe Collins einen Ausbruch. Seine Frau ist
schwer an Krebs erkrankt. Er bittet den einflussreichen Mithäftling
Gallagher um Hilfe, dieser steht jedoch kurz vor der vorzeitigen
Entlassung und lehnt daher ab. Nach dem Selbstmord eines Insassen werden
dann die Haftbedingungen verschärft, Gallaghers Begnadigung auf Eis
gelegt. Nun hat er nichts mehr zu verlieren, der Plan nimmt Formen an.
Doch Munsey hat inzwischen viel mehr Macht und bekommt Wind von dem
Fluchtversuch.
Meinung:
Joe und die Jungs haben wenig Platz |
Trostlos und düster
startet "Zelle R 17", mit dunklen Bildern und heftigem Regen, gewährt
einen Einblick in ein hoffnungslos überfülltes Gefängnis, in dem sich
ein halbes Dutzend Männer eine winzige Zelle teilen müssen. Diese
Stimmung zieht sich durch den ganzen Film und macht viel aus. Nach über
65 Jahren hat das Werk von Jules Dassin zwar mit nicht zu verhindernden
Abnutzungserscheinungen zu kämpfen, aber atmosphärisch ist das erste
Wahl. Wir lernen einen Haufen Häftlinge kennen, die alle viel zu
sympathisch wirken, als das man glauben mag, dass es sich hier um
Kriminelle handelt. Dagegen steht der boshaft-berechnende Captain
Munsey, der mit sichtlicher Freude und sadistischer Note seine Macht
ausspielt. Klingt im ersten Moment nach etwas verquerer
Schwarz-Weiß-Malerei. Gute Knackis, böse Wärter, was ist denn da los?
Munsey teilt gerne aus |
Ganz
so ist es dann doch nicht. In Rückblenden erfahren wir zumindest bei
einigen der Insassen, warum sie im Drecksloch Westgate gelandet sind.
Und woran liegt es? Richtig, an den Frauen. Aus Liebe,
Beschützterinstinkt oder einfach wieder auf das falsche Weibchen
reingefallen. Ja, so ist das, wenn die holde Weiblichkeit nicht so
durchtrieben und liebenswert wäre. Da trägt "Zelle R 17" sicher etwas
dick auf, entspricht aber auch dem damaligen Zeitgeist und irgendwie
müssen die eigentlich bösen Jungs ja nun mal zu Sympathieträgern gemacht
werden. Ist letztendlich voll in Ordnung. In den wesentlichen Punkten
funktioniert die Mischung aus Knastthriller und Film Noir absolut.
Kompakt, spannend vorgetragen und sehr gut besetzt. Besonders Burt
Lancaster, Charles Bickford und Hume Cronyn als Riesenarschloch mit
Schlagstock geben eine richtig gute Vorstellung ab, auch der restlich
Cast kann durch Charisma und Talent überzeugen. Manche Figuren sind halt
etwas schlicht und naiv gezeichnet (der offensichtlich leicht
weichgekloppte Ex-Boxer, wie ein Riesenbaby mit Hirnschaden), das sind
allerdings nur Randnotizen. Für seine Zeit wird sogar ungewohnt deutlich
Kritik am damaligen Justiz- und Haftsystem geäussert, ein Plädoyer für
mehr Menschlichkeit im Strafvollzug und sinnvolle Resozialisierung
gegeben. Machtmissbrauch, brutale Willkür und Ungerechtigkeit stehen an
der Tagesordnung. Da ist "Zelle R 17" tatsächlich recht kritisch und
entfernt sich deutlich von der braven Hollywood-Unterhaltungskirmes aus
der guten, biederen Zeit.
Im Gegenteil, der Film ist recht hart, finster und besonders im Finale sehr drastisch. Gerade das verwundert, der brodelnde Vulkan bricht dort richtig aus, da werden im wahrsten Sinne des Wortes keine Gefangenen gemacht, sie werden abgeknallt, dafür "fackeln" die auch nicht lange. "Zelle R 17" mag sicherlich einige Stereotypen sehr deutlich bedienen und bietet hier und da manch angestaubte Elemente, ist dafür enorm atmosphärisch, zum Teil recht gewagt und einfach ein packendes Stück Filmgeschichte, das auch heute noch prächtig unterhält. Klare Empfehlung.
7,5 von 10 Knackis in einer Zelle
Im Gegenteil, der Film ist recht hart, finster und besonders im Finale sehr drastisch. Gerade das verwundert, der brodelnde Vulkan bricht dort richtig aus, da werden im wahrsten Sinne des Wortes keine Gefangenen gemacht, sie werden abgeknallt, dafür "fackeln" die auch nicht lange. "Zelle R 17" mag sicherlich einige Stereotypen sehr deutlich bedienen und bietet hier und da manch angestaubte Elemente, ist dafür enorm atmosphärisch, zum Teil recht gewagt und einfach ein packendes Stück Filmgeschichte, das auch heute noch prächtig unterhält. Klare Empfehlung.
7,5 von 10 Knackis in einer Zelle
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