Würde jeder Mensch eine individuelle Enzyklopädie besitzen,
bei der sich neben jeder wahllosen Erläuterung ein Bild von einer bestimmten
Person befinden würde, mit der man ein willkürliches Adjektiv verbindet, dann
würde in meinem imaginären Lexikon neben dem Wort »Sympathisch« unweigerlich
eine Illustration von John Cusack zu sehen sein. Mir stellt sich in Bezug auf
Cusack dann immer wieder die Frage, wie es möglich sein kann, diesen Mann nicht
zu mögen und ob es wirklich einen Menschen auf der Welt gibt, der bei einem
seiner Auftritte nicht schlagartig ein Lächeln auf die Lippen gezaubert
bekommt, und das nur aus dem schlichten Grund, weil er die Bildfläche betreten
hat. Natürlich ist so ein leibeigener Sympathiebonus, der bei mir wohl im
vollen Ausmaß zugeschlagen hat, kein Qualitätsmerkmal und sagt letztlich auch
nichts über die schauspielerischen Fähigkeiten dieses Mannes aus. Und genau da
kommen wir auch zur Kehrseite der hinreißenden Medaille, denn im Gegensatz zu
seiner symptomatischen Liebenswürdigkeit, gleicht sein bisheriges Schaffen doch
eher einer oszillierenden Berg- und Talfahrt.
Diese qualitative Differenzierung lässt
sich allerdings nicht auf die verschiedenen Performances von John Cusack
zurückführen, sondern größtenteils auf die mangelhaften Drehbuchvorlagen, oder
die inkompetenten Inszenierungen, denen Cusack wiederholt zum Opfer gefallen
ist. Was man dennoch ohne Wenn und Aber sagen muss, ist, dass Cusack in
schlechten Filmen meist der letzte Anhaltspunkt, der ein Werk noch gerade so in
den Bereich der Erträglichkeit drückt und den Zuschauer dann doch vor dem
erbarmungslosen Abschalten bewahrt. Seine Darbietungen sind natürlich nicht
immer auf dem gleichen Niveau, auch er schlägt hin und wieder über die Stränge
und zeigt sich eher desinteressiert, anstatt mit ambitionierter Motivation zu
glänzen, aber selbst in diesen Fällen kann man noch irgendwie Gefallen an ihm
finden, denn seinen bodenständigen Charme kann er einfach nicht abschütteln.
»I was a teen star. That's disgusting enough.«
John Cusack
John Cusack
Das Problem seiner Vita ist dann wohl – um alles auf einen kausalen Nenner zu bringen – die durchwachsene Rollenwahl (natürlich auch verknüpft mit der diskutablen Führung bestimmter Personen, die sich viel zu gerne als Regisseure bezeichnen), die den fraglos talentierten Schauspieler in ihm unwürdigen Filmen verschenkt. Diese sich wiederholende Prostitution für manchmal drittklassige Stangenware sollte für einen Künstler seines Kalibers eigentlich gänzlich reizlos sein, denn von einer Kontoebbe kann wohl kaum die Rede sein, auch wenn er seinen Beliebtheitsstatus der 1980er Jahre als verträumtes Teenie-Idol mit dem angenehm-unaufdringlichen Grinsen nicht mehr erreichen konnte.
Böse kann ich dem Akteur aus Illinois
trotzdem nicht sein, egal in welchem Ramsch er mitgewirkt hat oder noch
mitwirken wird, irgendwie sind er und sein jugendlicher Esprit mir über die
Jahre viel zu sehr ans Herz gewachsen und die Verschwendung seiner Person in
sämtlichen Direct-to-DVD-Klatsch wird höchstens mit einem zurückhaltenden »Das
muss doch nicht sein« etikettiert, ohne jeden Groll in der Stimme, versteht
sich. Cusack genießt bei mir wohl Narrenfreiheit, denn für mich ist ein blöder
Streifen mit Cusack immer noch besser als gar kein Film mit Cusack, auch wenn
er seiner Karriere damit keinen förderlichen Dienst erweist und ihr im Allgemeinen
wahrscheinlich mehr schadet, als es mir und ihm lieb sein wird. Was soll's, für
die Darstellungen von Rob Gordon und Marty Blank, hat der Gute bei mir eh einen
unzerstörbaren Stein im Brett, da kann kommen was will.
Empfehlenswerte Filme mit John Cusack:
High Fidelity
Bullets over Broadway
Ein Mann – Ein Mord
Sixteen Candles - Das darf man nur als Erwachsener
Grace is gone
von souli
von souli
Ah, du sprichst mir aus der Seele! Warum auch immer, gehört Cusack zu meinen Lieblingsschauspielern. Er macht mir einfach gute Laune!
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